ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
Einleitung. Krustenthiere. 7 9'e sich Praktisch Ntitzlich erweist, keineS mit unver^nder- licher Consequenz burchfuhrbar ist, sondern ebenso ausgedehnt und hin und wieder verletzt werden muh, Wie jede gewohnliche zoologische, nur die Allgemeinhei- ten berucksichtigende Anordnung. ES giebt Krustenthiere wit menig auSgebildeten Kiemen, einige sogar, bei Welchem baS AihmuitgSgeschaft in einfachster Art durch tie ganze Korperoberfl-lche vermittelt wirb; an manchen Vermiht man die geschlossenen auf dollkommenen Blut- unilaus deutenden Gefahe, und das Herz erscheint dann nur in unbedeutenden Anfangen. Zmmerhin aber ist es nicht rathsam, diese, toenn auch abweichenden For- men von den achten und unverkennbaren zu trennen, Huldigt man anders nicht der Mode endloser Zersplitte- rung. DaS thpisch gebildete Krustenthier besitzt eine auhere weichhautige, lederartige oder auch mehr oder minder Harte Bedeckung, die, auS Hinter einander stehen- den Ringen zusammengesetzt, uberhaupt das Glieder- lhicr bezeichnet, ferner eine Doppelreihe von Gelenksu- Hen, niemals Flngel, dagegen in der Regel gegliederte, am Kopfe angebrachte Fuhler, ein Arterienherz, tin fur den Blullauf bestimmtes Gefåhsystem; es alhmet nie durch Luftgefahe, sondern durch Kiemen, ist getrennten GeschlechtS, pstanzt stch durch Eier fort, die auher- Halb des Mutterkorpers reifen, und geht, einige Gat- tungen abgerechnet, aus dem Eie in derfelben Gestalt Hervor, toelche es das ganze Leben hindurch zn behaup- ten bestimmt ist. Die auhere Hulle oder das sogenannte Hautskelett der Kruster bleibt toeich und einer Haut vergleichbar bei den niedrigst und einfachst organifirten, erlangt aber Harte bei allen vollkommeneren ; der Grad der letzte- ren ist allerdings sehr ungleich, die z. B. bei der norbi- schen Sleinkrabbe (Fig. *2648.) so weit geht, dah das Ruckenfchild einem derben Hammerschlage Widerstand leistet. Der Grad der Harte scheint zum Theil davon abzuhangen, od die AlhmungStoerkzeuge, an bestimm- ten Orten als ausgebildete liegend, des SchutzeS bedur- fen, oder ob sie fehlen oder auch auhen angebracht find. Bei genauer, am Ersten ziir Zeit der H^utung mogli- cher Unterfuchung entdeckt man, dah diese Koperbe- deckung aus drei Schichten besteht, beren oberste in den meisten Fallen mit der Zeit dick wird, mit Kalktheilen sich uberzieht, betr^chtliche Harte erlangen kann und bistoeilen Gebilde hervortreibt, die, den Haaren auher- lich ahnlich (Fig. 2645.) , von ihnen durch Bau und BildungShergang jedoch stch sehr entsernen. Mit den Knochen des WirbelthiereS hat dieseS Hautskelett Hin- fichtlich der chemischen Zusammensetzung nichtS gentein; eS enthalt auherordentlich toenig phosphorsauren Kalk, der in jenen die Hauptrolle spielt, sondern dafur koh- lensauren Kalk und eine eigenthumliche Substanz, Chi- tine gemrnnt, toelche in den Hornigen Bedeckungen der Jnsecten vortoaltet und in diesen zuerst ausgefunden toard. Nicht sekten schmucken sehr lebhaste Farben die Kruster, zumal erregt die Buntheit mancher toesentlich tropischer Gattungen, z. B. der Bartkrabben (Fig. 2591.), Vertounderung; viele sind roth, violett, schtvarzblau, grun oder braungtlb. Dah dieses Pigment nicht bei allen Arten von gleicher innerer Beschaffenheit sein konne, lehrt schon der Umstand, dah nicht alle durch Sieden hochroth toerden. Getoohnlich erscheint die untere Seite farbloser als die obere, demLichte auS- gesetzte; dah dieses betrjchtlich eintoirke, lehrt einmal die Buntheit tropischer Arten und dann die Beobach- tung, dah dieselbe Art an den Kusten deS norblichen FrankreichS viel einfarbiger ist als in den Getvassern fon Sicilien. Die Ringe oder Segmente des Hautske- letteS konnen in verschiedenen Graden nach den Utti- fangsrandern hin hart sein, also die verbindenden nrei- chen, fur die Betveglichkeit unentbehrlichen Hautfalten verschiedenen limfang haben, allein toie sie auch gestaltet sein mogen, so erscheint die Zahl 21 fur sie als Nor- malzahl bei allen vollkommeneren Krustern. Am beut- lichsten erkeiint man dieselbe an einer Squilla (Fig. 2698), denn bei ben verkurzten unb abgerunbeten Krabben er- schtvert bie Verschmelzung mehrerer zum Kopsbruststucke einigermaahen bie richtige Erkenntnih. Nur bei ben sehr einfach gebaueten Kehlfuhern (Laemodipoda), tov sogar ber Hinterleib verkummert ist, unb bei ben noch niebri- ger stehenben Paraflten finbet sich sene Zahl nicht roie= ber. Von ber angegebenen Zahl von Ringen kommen 14 aus bie vorbere Korperhalfte unb zwar 7 auf ben Kops, von toelchen inbessen einige sehr unbeutlich finb unb nur von geubten Forschern aufgefunben toerben; bie 7 folgenben bilben baS grohe Ruckenschilb, unb bie letzten fieben trelen, in ber Regel beullich unterscheib- bar, am Schtoanze hervor. Bei ben Krustern ber Ho- Heren Familien verschmilzt ber gleichsam in bas Rttcken- panzer eingekeilte Kops so vollkommen, bah scheinbar ein einziger Ring bie vorbere Korperhalfte beckt; man nennl ihn baS Kopfbruststuck unb berucksichtigt seine sehr mannigsache Bilbung bei Feststellung ber GattungS- ober boch Familiencharaktere. Weit unverkennbarer als an ber oberen Seite treten an ber unteren bie Ringe gefonbert hervor (Fig. 2553. 2554.), bie vorbern vier sinb inbefsen auch ba verwachsen, nur bie Hinteren burch Furchen beutlich getrennt. Uebrigens Herrscht ini gegenfeitigen Gkohenverhaltnisse der voideren und Hin- teren Korperhalfte der grohte Wechsel, mie die normale KrebSgestalt, verglichen mit einer kurzschtoanzigen Krabbe (Fig. 2581. 2673.), betoeist. Die Glieder toechseln in der Gestalt se nach dem Orte, dem sie angehoren, und se nach ihrer Bestimmuiig, glei- chen stch aber immer in ber einen Beziehung, bah sie mittels eines Gelenkes mit bem Korper zusammenhan- gen. Sie konnen nur an ben Ringen ber Unterseite defestigt sein unb finben sich bei ber allergrohten Menge in ber Zahl von zwanzig, bei einigen sogar von sechszig, bei toenigen von vier Paaren. Nicht alle Glieber bie- nen zur Ortsbeivegung, unb baher toare ber Name Fuhe fur sie nicht anznivenben, benn achte, an ben nitteren Ringen beS Kopfbrtiststuckes befestigte Fuhe toerben gemeinlich nur zu 5, 7 ober 8 Paaren angetroffen. Von ihnen hat man bie an ber Unterseite beS Schwanzes ober Hinterleides befinvlichen, sogenannten lllfterfuhe zn unterscheiben, sotoie bie auS mehreren Gelenken zusam- mengesetzten, bie Mundoffnung umgebenben langen ober kurzen, uberhaupt vielgestaltigen Kieferfuhe, bie wei- terhin ihre Erlauterung erhalten sollen. Bei ben HH- Heren Orbnungen besteht ber zur OrtSteivegung be- stimmte Fuh aus mehreren mittels Gelenken verbunbe- nen Stucken, von toelchen bas oberste (Fig. 2544. a) bie Hilste, bas zmeite (b) Schenkeltourzel, bas britte (c) Schenkel, bas vierte (d) Schienbein, baS funfte (e) Fnhblatt, baS sechste (f) Enb- ober Klauenglieb Heiht. Die einzelnen Glieber finb vielen Mobificationen unter- toorfen, z. B. sehr verbreitert (Fig. 2649. 2650.) ; bas Endglied bes letzten FuheS ist ruberformig breit bei Schtoimmkrabben (Fig. 2565. 2666.), gleich ben ubri- gen spitzig bei Lanb - unb Laufkrabben, an einzelnen Fuhen bistoeilen sehr verlangert (Fig. 2643.), mit einem sestfitzenben Finger (Fig. 2653.) ober einem betoeg- licheii Daurnen versehen. Nicht minber mechselt auch baS gegenseitige Langenverhaltnih ber Fuhe, so bah ste auSnehmenb lang sein unb an sene ber Spinnen erinnern konnen (Fig. 2601. 2606.), ober bah baS sehr kleine Hinterste Paar iin Laufe auf bem Rucken ruhenb getrugen wirb (Fig. 2643.). Bei ben meisten Schaa- lenkrebsen, toelche als bie vollkommneren bie erste Ab- theilung ber gaiizen Classe bilben, Hat baS vorberste Fuhpaar eine abiveichenbe Gestalt, theils toirb es unge- mein lang (Fig. 2590.2633.), anbere Male ist es im Ver- haltnisse sehr kurz (Fig. 2607.) ober sehr ungleich (Fig. 2586.), unb gemeinlich ist es zum Greiffuhe ober zu ber Scheere umgestaltet. Jnbem bas Klauenglieb (Fig. 2543. a.) stch gegen bas in eine unbewegliche Spitze, ben Zeigfinger (b), vortreteube Fnhblatt seitlich betvegt, ent- steht bie Scheere, toelche auf bem Hanbgelenke (c) sich betvegt unb kurztoeg auch Hanb heiht; hingegen nennt man benfelten Theil Greiffuh (Fig. 2698.), toenn baS Enbglieb auf bem vorberen Ende des FuhblatteS eittge- lenkt ist und gegen die Jnnenfeite defselben eingefchlagen werden kann. Bei den niederen Orbnungen sinb bie Fuhe oft sehr abtveichenb gebilbet, z. B. vorn statt bes KlauengliebeS in pinfelformige Borsten getheilt. (Fig. 2738. 2741.) Die Hinterleitsfuhe ober Afterfuhe (Fig. 2554. B.) stehen an ber unteren Seite bes Hinier- leibes paarig, sinb, zumal bei Weibchen, enttoickelt unb bienen toeniger zur OrtSbetoegung als zur Beseitigung ber Eier. Der Theorie nach toerben auch jene geglieberten Gliebmaahen, toelche bie Munboffnung zuauherst um- geben, als Fuhe angesehen unb baher Kieferfuhe ge- nannt, inbeffen beziehen sie sich feltener auf Ortsbetoe- gung als auf bas Geschaft ber Eruahrung. Sie stehen stch paarig gegeituber, konnen burch Zufammenlegung ben Munb meist gennu verfchliehen unb sinb von sehr verschiebener Gestalt, mas toeiterhin auS ben GattungS- charakleren unb ben vielen Abbilbungen beigefugten Dar- stellungen einzelner Frehtoerkzeuge stch ergeben toirb. Gemeinlich zahlt man brei Paare von Kieferfuhen, bis- tveilen ist nur bas erste Paar vorhanben, bann verkum- mert unb zu einer Art von Unterlippe verwachsen. Normal gebildete Kieferfuhe bestehen aus mehreren auf einander eingelenkten Stucken und tragen auherdem ei- nen Taster. (Fig. 2545.1. der linfe auherste oder erste Kieferfuh : A. innerer Ast, der aus fieben Gliedern a —f besteht; B. auherer Ast oder Taster, toelcher dreigliede- rig und am Ende fadenformig ist. 2. Ztoeiter Kiefer- fuh. 3. Dritler Kieferfuh. 4. Aeuherer Oberkiefer. 5. Innerer Oberkiefer. 6. Unterkiefer. 7. Oberlippe. 8. 3unge, eine Hornige Vorragung, toelche die Stelle der Unterlippe vertritt.) Es liegen fonach ziemlich viele Theile um die Mundoffnung eineS Krusters der Hoheren Orbnungen; ihr Werth toirb erhoht burch die freie Be- weglichkeit ber sie zufammenfetzenben Glieber unb ben Apparat zahlreicher unb kraftiger auf biefe einwirkenben MuSkeln. Hattfig finb bie inneren Oberkiefer fo bick unb Hart und mit fo vielen Erhabenheiten befetzt, dah ihnen felbst feste Panzer von Strahlthieren nicht toider- stehen; bie auheren Paare ber Frehtoerkzeuge beforbern mehr bas Festhalten ober Anbrucken eines erfahten Ge- genstanbes als bie Zerkleinerung beffelben. Viel einfa- cher erscheint ber Bau jetter Orgatte in ben nieberen Orbnungen, tesonberS aber ba, too bie Eruahrung nicht burch Katten fester Stoffe, fottbern burch Auffau- gen von Fluffigkeiten gefchieht. Es verwachsen bann bie an sich weniger zahlreichen Munbtheile in eine Art von Schnabel ober Rvhre, in beten Jnnerem einige bunne, lanzettsormige, spitzige, bas Antohren vertttit- telube Anhange liegen. Gewohttlich besitzett solche fau- genbe Kruster noch einige kieferartige Gebilbe, bie, an ber Wurzel ber Saugtshre liegenb, ebenso wie bie au- heren Kieferfuhe ber Schaalenkrebse zum Festhalten ber Bente bienen. Welcher aber auch ihr Bau sein moge, so liegen bie Frehwetkzeuge immer an ber tintern Seite, nicht am vorberen Enbe bes Kopfbruststuckes ober beS KopfeS. Der ziemlich einfache Darmcanal erstreckt sich vom Munbe bis zuttt After, welcheS stetS iin Hintersten Korperringe gelegen ist. Niemals Hat bie Speiserohre eine irgenb betrachtliche Lfittge; ber Magen (Fig. 2546.a. 2547. a.) liegt baher sehr weit vortt int Brusttheile unb fast unmittelbar Hinter bem Kopfe. Fast bei alleti Ktustern nimmt er einen anfehnlichen Raum ein, ist obett gewolbt, unten platt, vorn breiter als Hinten, an ben Seiten aufgetrieben und zerfallt bei ben eigenili- chen Krebsthieren in zwei Halften, bie burch einen Knorpelring gefchieben sinb. 3tn llnifreife feiner Hin- teren Oeffnung ober bes PfortnerS stehen zwei Knorpel- leisten, bie fast einem Paare Kiefern gleichen unb Wirk- liche, aus Schmelz bestehenbe, braune Zahne tragen.