ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
Zwcitc Vrbnung. Maosthicre. Polypen. 255 Von dieser Sattung kennt man nur eine Art, die gro nlandische Doldeneoralle (U.groenlandica) Fig. 4063., deren Stiel gegen 6 Sug lang werden soll. Bis setzt scheinen von ihr nur zwei Eremplare, und zwar schon im Jahr 1753, aufgefunden worden zu sein, wovon das eine von einem Deutschen, Mylius, das an- dere von ElliS beschrieben ward. Neunte Familie. Armpolypcn. Korper nacft, feststtzend oder der Ortsbewegung fa- Hig, gallertartig, ohne Kalktheile, einfach und mit ab- fallenden KnoSpen, felten astig durch Entwickelung sitzen- bleibender Knospen. Polypen mit fadenfsrmigen, hoh- len Fuhleril und statt eines eigentlichen MagenS mit allgemeiner inneren Verdauungshohle. XXVI. Armpolyp. (Hydra.) Gattungscharakter: Korper schlauchformig, in einen Stiel verschmalert. Fuhler in einfacher Reihe um die Munbossnung. Unter allen Polypen zog die gegenwartige Sattung zuerst die Aufmerksamkeit eikriger Forscher auf fich. Leuwenhoek entbeckle ste im Jahr 1703 , allein sehr voll- standige Kenntnih erhielt die Welt erst durch Trembley um 1744. Was dieser als Thatsache angab, ward An- fangs von Vielen fur unvertr^glich erklart mit allen Erfahrungen uber thierisches Leben und demgemafi be- zweifelt, sand indessen nicht allein spatere Bestatigung, sondern auch Erweiterung. Armpolypen leben in lang- sam fliefienben oder auch stehenden, aber klaren Sutz- wassern, vielleicht auch im Meere, hesten sich mit dem dunnen unteren Ende an Wafferpflanzen, kbnnen stch jedoch loSmachen und sehr langsam fortkriechen, indeni ste sich der Arme und deS HinterendeS abwechselnd be- dienen. Obgleich starke Vergrotzerung keine Muskel- fibern gewahren lafit, sondern den Korper auS Koruern und durchsichtiger Sallert zusammengesetzt zeigt, so fann dieser fich doch im allerauffallendsten Srade ausdehnen und verkurzen, bald fur sich allein, bald in Gemeinschaft mit den Fuhlern. Diese sind hohl und stehen in un- mittelbarer Verbindung mit der Verdauungshohle, wer- den von dieser aus mit Wasser angefullt und Hierdurch Hervorgetrieben. Ausgedehnt miht ein Armpolyp einen Zoll, eingezogen gleicht er einem Gallertklumpchen vom Umfange eineS StecknadelkopfeS; wenn Hungerig, sendet er die Arme auS, die fedes kleine Mafferthier schon in einiger Ferne empfinden und eS geschickt umstricken. Sie find mit feinen Borsten besetzt, die ein starkeS Gift ab. sondern, denn selbst grohere, sich Heftig strLubende Mur- mer erlahmen und sterben, von ihnenberuhrt, nach weni- gen Augenblicken. Ueber die Bente stnlpt fich der Weite Mund. Die Schnelle der Verdauung erklart die ost beobachtete grohe Sefrahigkeit. Mas als nnlbslich zurfickbleibt, tritt endlich durch den Mund wieder Her- aus. Fortpflanzung geschieht durch seitlich aus dem Leibe sich entwickelnde Eier, aber auch durch KnoSpen, welche am unteren dunnen Ende Hervorkeimen und sehr schnell zu Thieren werden, die nach wenigen Tagen ab- fallen und Selbststandigkeit erlangen. Mit Sicherheit unterscheidet man in unseren Gewaffem drei Arten, un- ter welchen der graue Armpolyp (Hydra grisea) Fig. 4064. die geineinste sein durfte. Zehnte Familie. Rohrenpolypen. Thierstamm wegen fitzen bleibender Knospen nreh- rentheils 5stig verzweigt, mit einer Hornigen, sich ganz pflanzlich verhaltenden RLhre umschlossen. Polypen fitzend in Hornigen Zellen, mit verschicden gestalteten Fuhlern. XXVII. Glockenpolyp. (Campanularia.) Gattungscharakter: Stamm fadenformig, ver- astelt, rankend. Polypen mit zahlreichen Fuhlern, in grohen , glockenformigen, auf langen , gedrehten Stielen stehenden Zellen. Rohrenpolypen haben einen inneren hohlen Stamm, in welchem Flusfigkeit circulirt, doch ohne bestandige Richtung; mit dieser Rohre haben die einzelnen Poly- pen insofern Verbindung, als sie zwar Nahrungssast da- hin abgeben, aber nichtS auS ihm aufnehmen finnen, da ihre Verdauungshohle unten durch einen SchliefimuS- kel abgesperrt wird. Die Vermehrung hat viel Merk- wurdigeS, indeni in ihrem Hergange vegetabilischeS Machsthum deS StammkorperS mit thierischer Fort- pflanzung sich rnengt. Die Hornige Rohre verlangert fich uber die Zweigspitzen Hinaus und besestigt fich ost durch Murzelfasern oder saugt sich sonst an; erst spater erhalt sie einen thierischen Kern durch Eintreten des in- neren gessthartigen Stammes, der in die noch spater ge- bildeten Hornzellen warzenformige, zu Polypen erwach- sende Korper abgiebt. An diesen erkennt man drei ver- schiedene Formen, kleine, in den am Ende der Zweige be- findlichen Zellen fitzende, andere, in grbheren Achselzellen lebende und eine dritte, in kugeligen Zellen wohnende. Die letzleren sprossen zu zweien aus dem Scheitel der Achselzellen, enlhalken Eier und find weiblich. Ausge- trelene Eier rudern sich fort durch Wimperbewegung und werden zu sehr kleinen guallenarligen Thieren, die frei Herumschwimmen, sich endlich anheflen und die Grundlage eiueS neuen Polypenstammes dilden. Ge- nerationswechsel findel also bei den Rohrenpolypen Statl, denn die langeren in den Achseln stehenden Po- lypen sind die Ammen, welche weibliche, znr Erzeugung von Eiern befahigte kugelige Polypen aus ihrem Korper hervortreiben. Vergroperung des Stammes geschieht auherdem noch durch KnoSpen, wie bei den Corallen- thieren. — Alle dieser Familie angehorende Gattungen sind klein, zierlich, von ganz pflanzenartigem Ansehen, blattlosen Reisern oder Moosstangeln ahnlich, entsprin- gen in Menge nebeir einander auS gcmeinfanun Mur- zeln, finden fich an Muscheln, Steinen, Seepflanzen und verbienen Bewunderung wegen ihrer nieist sehr eleganten Formen. Der rankende Glockenpolyp (C. volu- bilis , einen Federpolypen umrankend dargestellt unter Fig. 4065. a und vergr. bei b) beveckt ost die Siangel von Seetangen des atlantischen Oceans. XXVIII. Feberpolyp. (Plumularia.) Gattungscharakter: Stanini einfach oder viel- sach gesiedert, federartig. Polypen in einseitigen, klei- nen, gewohnlich in der Achsel eines Hornigen Sta- chels fitzenden Zellen; die fruchtbaren Zellen blasenfor- mig, verstreuet, einseitig. Von dieser an schonen und zierlichen Formen sehr reichen Gattung kommen in den europaischen Meeren viele Arten vor. Auf dem blastgen Seetang (Fucus vesiculosus) der Nordsee sindet fich der gekammte Federpolyp (P. cristata) Fig. 4066. in Menge. XXIX. Sertularia. (Sertularia.) Gattungscharakter: Stamm gefieden. Poly- penzellen in zweifeitigen Reihen, entgegengesetzt oder abwechselnd fitzend; fruchtbare Zellen urnenformig, nur an der Basis angewachsen. Diese Gattung enthalt die grofite Menge von Arten und ist daher in viele einzelne durch neuere Systematiker zerlegt worden. Die Haarformig e Sertularia (8. operculata) Fig. 4067. ist um Europa nicht felten. — In der Familie der Rohrenpolypen findet vielleicht auch ein kleiner, unter dem Nanien der vielstammi- genTibiana (T. fasciculata) Fig. 4068. Heschriebener Zoophyt seinen Platz; er besteht aus einem inneren, ge- f^hartigen Stamme mit kalkig Hornigem Ueberzuge, des- sen Seiten mit rundlichen, abwechselnden, grofien Oeff- nungen durchbohrt sind. Man kennt weder Vaterland noch anatomische Beschaffenheit. Iwcitc Vrdnung. Moosthiere. Magen mit Speiserohre und Darin. After neben der Mundoffnung. I. Feverbuschpolyp. (Alcyonella.) Gattungscharakter: Polypenstock befestigt, Rinden bildend oder frei schwimmend, eine schwammar- tige auS senkrechten Rohren bestehende Mafse Herstellend. Polypen mit zahlreichen, einen hufeisenartig gebogenen Trichter bildenden Fuhlern. Der gemeine Federbuschpolyp unserer Teiche (A. slagnorum) Fig. 4069. theilt die Berfihintheit deS Armpolypen und ward gleichzeitig mit diesem zuerst durch Trembley genau beschrieben. Die Rohren find orga- nisch verbunden mit dem schwammigen Polypenstocke, aber so klein, bag gegen 1600 auf ben Raum eines Qua- dratzolles gehen; ste enben nach oben in einen etwaS auSbehnbaren Anhang, ber ben Munb unb unterhald besselben an ber Seite bas After enthalt, obenauf gegen 50 Fuhler tragt. Vom Munbe geht eine kurze Speise- rohre nach bem chlinbrischen Magen, von biesem steigt ber Darm gerabe aufwarts. Unterhald ber Verbau- ungSwerkzeuge liegen biSweilen zahlreiche Eier, die, nachdem ste ausgeleert, mittels Wimperbewegung rasch fortschwimmen. Auf welchem Wege diefelben austre- ten, ist noch nicht genau erforscht; einige Beobachter niei- nen, eS sei zu ihrer Befreiung Absterben und theilweise Auflosung des Mutterkorpers nothig. Sie entwickeln fich in wenigen Stunden zu freien Polypen, die oft fut Jnsufionsthierchen angesehen werden. II. Flustra. (Flustra.) Gattungscharakter: Polypenstock blatterig, biegsam, kalkhaltig, durchscheinend, mit regelmahigen, aufsitzenden, Halbgeschlossenen Zellen auf einer oder bei- den Seiten. Wenn die Polypenstocke der Flustra nur auf einer Seile Zellen tragen, pflegen fie mit der anderen auf Seekorper aufgewachsen zu sein und verdienen danit ben ihnen gemeinhin gegebenen Namen ber Seerinben. Im anberen Falle bilben sie laubige, aufrechte ober burch einanber gewundene, ost recht zierliche Ausbreitungen. Vermoge ber symmetrischen Lage ber Zellen haben sie ein fast netzartigeS Ansehen. Nicht felten umgeben Reihen von Stacheln ben Zellenranb ober boch bie Zellenmun- bung. Es giebt anherorbentlich viele, jeboch nicht ge- nau genug beschriebene Arten in allen Meeren. Einige sinb fo Haufig, bah fie auf keinem unter bem Seewaffer befinblichen Gegenstanbe fehlen. Die kleinen unb sehr fchwer zu unterfuchenben Thiere ubertrefsen burch zu- sammengesetzten Bau anbere Moosthiere. Bei ber sfi- cherfhrmigen Flustra (F. avicularis) Fig. 4070. stehen bie Polypenstocke oft im halben ober ganzen Kreife unb tragen 4—5 Reihen ber an ber Munbung zwei- stacheligen Zellen, bei ber b rannen Flustra (F. car- basea) Fig. 4071. stub bie Zellen unbewehrt, am Grunbe abgestutzt. Beibe Arten haben nur auf einer Seite Zel- len unb finben fich gleich ber b lattformigen Flustra (F. foliacea) Fig. 4072., bie aber auf beiben Seiten mit Zellen besetzt ist, haufig in ben europaischen Meeren. Von ben Rinben bilbenben Arten liefert bie gezZhnte Flustra (F. dentata) mit gezahnter Zellenmunbung ein Beispiel. Sie stebelt fich an auf Muscheln u. s. w. al- ler europaischer Meere. — Den Seerinben sehr nahe verwanbt finb bie wenig bekannten Gattungen Elzerina unb Pherusa, beibe mit rshrigen, runbmunbigen Zellen