Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
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Siebente Classe.
S pi lln e>kthicr e.
Einleitung.
Obgleich die Spinnenthiere oder Arachniben im Aeutze-
ren sich den Kerfen oder Jnsecten nahern und im
gemeinen Leben als solche auch angesehen Werben, so
Weichen fte von denselben dennoch durch bedeutende und
leicht kennbare Zeichen so weit ab, bap fie in eine beson-
dere Classe vereinigt werden mufsen. Zu Linno'S Zei-
ten waren sie noch sehr wenig erforscht und erhielten
daher ihren Platz in der Ordnung der sogenannten un-
gefifigelten Jnsecten, melche als eine bunte Zusamnten-
stellung vieler durchauS nicht verwandter Gliederthiere
erscheint. Ein tvesentliches Kennzeichen der Spinnen
besteht allerdings in dem Mangel der Flfigel, doch ist eS
nicht das einzige, indem eS auch ungeflugelte, wirkliche
Kerfe giebt. Entscheidend stnd hingegen die Verschmel-
zung des Kopfes und Bruststfickes zu einem Ganzen,
der Mangel an wirklichen Ffihlern und der einfacheBau
der Augen, die niemals alS zusainmengesetzte, obenher
facettirte oder gegitterte auftreten. Bei Kerfen findet
von Allem diesen daS Gegentheil statt. Grbher ist die
Verwandtschaft mit den Krustenthicren, die aber alS Be-
wohner deS WafferS durch Kiemen, in feltenen Fallen
und bei unvollkommenster Organisation durch die ganze
Oberflache athmen, wahrend Spinnenthiere, und zwar
selbst solche, die tinter dem Wasser ihrer Beute nachgehen,
nur Luft athmen, sei es durch lungenahnliche Werkzeuge
oder durch luftffihrenbe Canfile (Tracheen), welche fich
durch das Jnnere des KorperS vielfach verzweigen und in
der Hauptsache denjenigen der Kerfe gleichen. Spinnen-
thiere besttzen endlich meistens acht, felten nur sechs am
Bruststucke eingelenkte Beine. Hinstchtlich des physio-
logischen VerhaltenS ergeben sich mehrere wichtige Ver-
schiedenheiten zwischen ihnen und anderen Gliederthieren.
Keine Arachnide erfahrt die mehr oder minder vollkom-
mene, das eigentliche Jnsect umgestaltende Verwand-
lung, benn entweber ist bie Korpergestalt schon bei bem
AuStritte auS bem Eie bie im ganzen Leben bleibenbe,
ober sie erleibet nur unwefentliche Umformung mittels
vier bis sechs Hfiutuitgen. Wenn Tausenbffihe unb
Thysamiren, welche zu ben wahren Jnsecten gehoren,
ebenfallS eine Verwanblung nicht bestehen, so machen sie
eine tingentein seltene AuSnahme, bie aber ihrer Stellung
im Shsteme keinen Eintrag thut, weil fie sonst bie Cha-
raktere bes Kerfs besttzen.
Mie bei allen Glieberthieren laht auch bei Arachniben
bie Normalgrohe sich nicht festsetzen; bie Granzen burs-
ten bei gewiffen gegen funf Zoll langen Scorpionen
unb gegenuber bei manchen ganz mikroskopischen Mil-
ben geboten sein, bie inbessen auch bie unvollkommensten
Glieber bet Classe barstellen. Selbst innerhalb ber
Orbnungen wechselt bie Grohe sehr bebeutenb, benn
manche Bogelspinnen bebecken fast ben Raum einer
Manneshanb , wfihrenb viele ber gemeinsten euro-
paischen Spinnen kattm ein paar Linien messen. Eher
Herrscht noch innerhalb ber Gattungen eine gewisse
Gleichheit ber Statur. Keine Milbe wachst zu irgenb
betrachtlicher Grohe. Die Korperbebeckungen behalten
bei ben Arachniben fast immer eine Hautige Beschaffen-
Heit; sie erlangen felten bie bei Kerfen vorherrschenbe,
ost sogar Hornartige Harte. In ber Bekleibung burch
Haare, Borsten, Stacheln ober sammetartigen Flaum
unb in ber Farbung bieten Spinnenthiere manches In-
teressante, inbessen nicht ganz so viel Wechsel wie bie
Jnsecten; viele finb nachtlich in ber Lebensart, nahren
sich als einsam lauernbe Rauber unb tragen ein entspre-
chenb unscheinbareS Kleib. Bei genauer Untersuchung
erkennt man allerbings, zumal an eigentlichen Spinnen,
Zeichnungen von groher Regelmahigkeit unb ausneh-
menber Zarlheit. Sehr reine unb lebhafte Farben
kommen an wenigen unb bann meist nur auSlanbischen
vor; unter ben sonst sehr unscheinbaren Milben besttzen
wir sedoch mehrere im reinsten Scharlach ober Hochroth
glanzenbe Arten. Auch uber ben Typus ber auheren
Gestalt laht etwaS allgemein Geltenbes sich nicht sagen.
Die krebsartige Gestalt ber Scorpione wieberholt sich
auch bei ein paar Gattungen von Luftrohrenspinnen, ben
sogenannten Afterscorpionen. Bei ben Afterspinnen
finbet sich zwischen bem Brtiststficke unb bem verkfimmer-
ten Hinterleibe kaunt eine unbeutliche Furche, bei ben
Asselspinnen verschmelzen biese beiben Halften bes Rttnt-
pfeS zu eineni einzigen Stficke, unb GleicheS geschieht bei
ben nteisten Milbett, einer fiberhaupt unattsehnlicheit Fa-
ntilie. Nur bei ben Lnngenspinnen herrscht viele Ueber-
einstimmung, menn auch bie Umrisse ber Korperhfilften
nicht gleich bleiben; bie Thiere bieser grohen unb interes-
santen Orbnung schliehen burch Gestalt an bie kurz-
schwanzigen Schaalenkrebse fich an. Die meisteii Arach-
niben leben von thierischen Stoffen, inbem sie fich ent-
weber nach Ranbthiersitte einer Bente bemachtigen, ober
als Schmarotzer auf einem anbern Geschopse weilen.
Gering ist bie Zahl ber von zersetzten thierischen Stoffen
ober frischen Pfianzensaslen fich nahrenben. Im Ban
ihrer Frehwerkzenge wirb eine angemessene Abstufung
sichtbar. In ben hhheren Orbnungen finben sich an ber
Unterseite beS Kopfes ein Paar Oberkiefer, ein Paar
Nnterkiefer mit eingelenkten Tastern, enblich eine soge-
nannte Unterlippe unb bisweilen eine, Zunge genannte,
Hornige, fleischige ober Haarige Platte. Die oft ziem-
lich grohen, hornharten, fe nach ben Orbnungen zwei-,
brei- ober vierglieberigen Oberkiefer haben meist ein
krallenartiges Enbglieb, welches, auf bem vorletzten Gliebe
eingelenkt, fich einschlagen fann, unb heihen bann Klanen-
kiefer; man nennt fie Scheerenkiefer, wenn ihr vorletzteS
Glieb in eine Spitze auslauft, an beren Wurzel bie be-
wegliche Kralle ober Klatte so eingelenkt ist, bah Hier-
burch ein ber Krebsscheere ganz ahitliches Gebilb ent-
steht. In ben niebrigeren Orbnungen bleibt bie Ein-
richtung ber Oberkiefer viel einfacher; es sehlt entweber
baS Enbglieb, ober ber ganze Kiefer besteht, wie bei ben
Milben, auS einem einzigen lancettformigen, gegen bie
Unterlippe fich zurficklegenben Stficke. Die Nnterkiefer
haben hfiufig einen so geringen Umfang, bah man fie
nur als Murzelglieb beS meist grohen Tasters angesehen,
ber balb an ihrem oberen Enbe, balb an ihrer Seite ein-
gelenkt ist unb bei Scorpionen, wo er in eine Scheere
enbet, von nicht Unterrichteten fur ein erstes Fuhpaar
gehalten wirb. Den Mangel ber Ffihler ober Antennen
ersetzen fibrigens biese Kiefertaster vollstanbig. Zum
Kanen bient beilaufig ber Oberkiefer bei ben Wenigsten
Arachniben, fonbern mehr zum Festhalten ber Nahrung,
namentlich so bet ben wahren Spinnen, bie fiberhaupt
nichtS Festes geniehen, fonbern bie mit ben Klauenglie-
bern beS Oberkiefers gepackten unb burch biefelben ver-
gifteten Jnsecten aussaugen. Solchen eine einfachere
Verdauung allein erheischenben Nahrungsstoffen ent-
spricht ber minber zusammengesetzte Bau beS fiberhaupt
kurzen Darmcanals. Unter ben Milben giebt eS von
Pslanzensfiften lebenbe ober auf Thieren parafltische
Gatlungen, mo Unterlippe unb Kiefern einen wahren
Saugruffel bilben. Die AthmungSorgane bestehen in
Hautigen Lungensacken mit gefalteten Anhangen ober in
Lustcanalen ; beibe kbnnen auch, jeboch felten, auf bentsel-
bett Jnbivibuum vereint sein. Die Oeffnungen beiberlei
Organe stehen symmetrisch an ber Unterseite beS meist
nicht in Segtnenie getheilten Hinterleibes, ber balb ge-
stielt, balb in seiner ganzen Breite an baS Bruststfick an-
geheftet ist. Ein Hoher ausgebilbeteS Geffihsystent ist
nur bei ben burch Lungen Athmenben nachgewiesen.
Von Sinnenscharfe geben bie Arachniben hsherer Orb-
nungen beutliche, oft auch fiberraschenbe Beweise, unter
ihren SinneSorganen kennt tttatt jeboch allein bie Augen,
bie, an sich einfach, zu zwei bis acht ober seltener zu
zehn ober zwolf in verschiebener, jeboch innerhalb bersel-
ben Gattung fich gleichbleibenber Art gruppirt finb.
Sie fehlen ben auf ber Nahrung selbst lebenben parafiti-
schen Milbenthieren, ben Zecken, ben Kratzmilben und
ahnlichen. Alle bieser Classe angehorenben Thiere sind
getrennten Geschlechts; die nteisten legen Eier. Systema-
tische Eintheilung beruht sfir die Ordnungen auf der
Beschaffenheit der AthmungSwerkzeuge, fur die Unter«
ordnungen auf der Form deS Hinterleibes unb feiner
Verbindung mit dem Bruststficke, auf der Zahl der Augen
unb ber Gestalt ber Frehwerkzenge. Untergeorbnete
Kennzeichen beftimmen ben Umfang ber Familien.
Erstc Vrdnung.
Luttgett -Arachniden.
Lungen-Arachniben athmen, wie schon ber Name an-
beutet, burch zwei bis acht Lungensacke, bie alle im Hin-
terleibe liegen unb burch eine gleiche Zahl von Luft-
lschern fich nach Auhen Lffnen. Wenn nur zwei biS
vier vorhanben sinb, befinben sich biese Oeffnungen un-
ten am Vorberranbe bes Hinterleibes; finb ihrer acht, so
liegen ihre Zugange an ben Seiten ber vorderen vier
Hinterleibsringe. Bei einigen Gattungen Wahrer
Spinnen gesellt sich zur Lungenathmung noch bie burch
Luftcanale. Alle zu bieser Orbnung gehorenbe Arach-
niben haben vier Fuhpaare, nie weniger als sechs, mei-
stens acht Augen unb bfirfen als bie vollkomntensten ber