Gothisches Musterbuch 1
Forfatter: G. Ungewitter, D. Statz
År: 1856
Forlag: T.O. Weigel
Sted: Leipzig
Sider: 34
UDK: 723
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Erklärung der Tafeln.
Taf. 1. AWaket.
Zeile 1 und 2. Majnskelschrift von einer Nielloplatte in
der Petrikirche in Lübeck. Die fehlenden Buchstaben W und Z sind
ergänzt nach einer ungefähr gleichzeitigen Handschrift des Heinrich
von Oranse. Das Zeichen nach dem Z heißt et. In der Schrift
stehen die zu einem Wort gehörigen Buchstaben nicht isolirt, son-
dern sind mit ihren Endigungen zusammengczogen wie videlicet,
er, es und in in Zeile F. Die Buchstaben liegen in der
Höhe der Platte, der Grund ist vertieft und mit einer schwarzen
Masse ausgefüllt.
Zeile 3. Anfangsbuchstaben ans verschiedenen Jahreszahlen
in Stein gehauen, von Ende des 14. bis zu dem des 15. Jahr-
hunderts, aus Lübeck, Erfurt und Immenhausen bei Kassel.
Zeile 4 und 5. Miuuskelschrift von verschiedenen steiner-
nen Schriftplatten, sowie von dem bronzenen Taufstein im Dom
zu Lübeck, sämmtlich aus dem 15. Jahrhundert. Tie Ausführling
ist im Wesentlichen dieselbe als bei der Nielloplatte. Der Grund
um die Buchstaben in den Zeilen rechtwinklig vertieft, die über die
Zeilen stehenden Theile entweder durch bloße vertiefte Contouren
gezeichnet, oder wie bei dem f und 1 in eine über die Zeile recht-
winklig hinaustretende Vertiefung gelegt.
Zeile 6. Minuskelschrift von einer steinernen Votivtafel aus
dein Dom zu Lübeck. Die Buchstaben sind hier, wie die Schraffi-
rung ergiebt, durch bloße einwärts gekehrte und sich in der Mitte
jeden Striches treffende Fasen bezeichnet, so daß der Grund hoch liegt.
Zeile 7. Die gewöhnlichen Zahlzeichen von einer Sonnen-
uhr am Dom zu Erfurt aus dem Jahre 1498.
Fig. 8 die geometrische Construction zu der in Holz gestoche-
nen Schrift Fig. 9. Die Bogen können nicht mit dein Cirkel ge-
schlagen werden.
Taf. 2 . Kfemenfe her Jllaasoerjicrungen.
Fig. 10 3, 5 und 6 Fenstermaaswerke von Kölnischen Werken.
Fig. 2 der Grundriß zu Fig. 1, 5 und 6. Es ist darin die
Verbindung der steinernen Wandpsosten mit einer Ziegelmauer an-
gegeben. Es versteht sich von selbst, daß die lothrechten Theile
eine Verzahnung in die Mauer hinein nach der Länge derselben
bilden, während die durch die Linie a angegebene Fuge im Bogen
herumgeht.
Fig. 3 unterscheidet sich im Wesentlichen dadurch von den üb-
rigen Figuren, daß die Nasen des Maaswerks aa zurückgesetzt sind,
wie die im Grundriß Fig. 4 einbeschriebene kleinere Figur, welche
den Durchschnitt nach bc zeigt, angiebt. An allen diesen Beispie-
len sind die Nasen spitz, gemäß der Stylgattung des 13. Zahr-
hunderts, daher auch die Conftrnctionsweise derselben von der int
14. nnd 15. Jahrhundert häufigeren abweichend. Während in letz-
terer Periode, wie Tafel 5 erweist, die oberen Nasenbögen aus
einem Mittelpunkt, der also in der Mittellinie liegen muß, geschla-
gen werden, hat hier jeder Bogen seinen besondern Mittelpunkt, so
daß also die Punkte dd und ee sich bilden. Eine bestimmte Con-
struction läßt sich, da es hierbei auf die Zuspitzung der Nasen au-
foinmt, nicht zu Grunde legen.
In den Fig. 2 und 4 bedeuten die Flächen f die Anlage bei*
Verglasung. Die hier angegebene den Rheingegenden eigenthümliche
Bildung des Schlußsteines ans Haustein weicht von der norddeut-
schen, wonach der ganze Bogen aus Ziegeln besteht, deren Fugen
radial laufen unb die dann im Schluß nach der Mittellinie ver-
hauen werden, ab.
Tnf. 3. efcnfterinaasiucrfL
Fig. 1. Fenster mit 3 Feldern.
Der Radius des Fensterbogens ist kleiner als die Spannung.
Der Mittelpunkt der einen Hälfte ist a. Die Radien der Bögen
über den kleineren Feldern sind der Breite dieser Felder gleich. Die
Grundlinie des mittleren derselben liegt um die Länge des großen
Radius unter dem Scheitel des Bogens. Dadurch ist die Con-
struction der ganzen Figur bestimmt. Wäre der Hauptbogen um
ein gleichseitiges Dreieck geschlagen, so hätte die Grundlinie dessel-
ben zugleich die des mittleren kleinen Bogens werden können. Im
vorliegenden Falle hätte dadurch der mittlere Kreis eine den bei-
den seitlichen zu nahe liegende Größe erhalten, wodurch der Cha-
rakter des Ganzen ein unbestimmter geworden wäre. Die ganze
Anordnung, wonach der Anfang des Maaswerks unter die Grimd-
linie des Bogens fallt, ist eine hierdurch bedingte und zugleich den
besseren Stplperioden eigene. Die Construction der Nasen entspricht