Gothisches Musterbuch 1

Forfatter: G. Ungewitter, D. Statz

År: 1856

Forlag: T.O. Weigel

Sted: Leipzig

Sider: 34

UDK: 723

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Einleitung ls unlängst von mir die Hoffnung ansgesprochen wurde, daß „gesunde und brauchbare Musterbücher für Architektur und ^Ornamentzeichnen den antikisirenden Vorlegeblättern gegen- übertreten möchten,"*) konnte ich nicht erwarten, daß die Verwirk- lichung dieser Hoffnung so bald eintreten werde. Um so mehr freut es mich, gegenwärtiges, den angedeuteten Zweck verfolgendes Unter- nehmen in die Oeffentlichkeit einführen zu können, zuinal da das- selbe durch die um die Förderung unserer nationalen Kunst so verdiente Verlagshandlung, welche den angeregten Gedanken sofort ergriff, in die Hand von Männern gelegt ist, deren Namen und bisheriges Wirken schon im Voraus dafür bürgen, daß nicht blos den Anforderungen der Kunsttheorie, sondern auch — worauf es vor Allem ankommt — den Bedürfnissen des Lebens und der Kunstübung dadurch entsprochen werden wird. Auf keinem ande- ren Gebiete reicht die Wissenschaftlichkeit, der Stolz der Gegen- wart, in der That weniger zu, als auf dem der Kunst; die Hand hat da mindestens eine eben so bedeutende Rolle zu spielen, als der Kopf. Nur wo das Wissen (natürlich das rechte Wissen) und das Können sich wechselseitig durchdringen, wird etwas Lebens- fähiges, Gesundes zu Tage gefördert. Und zwar gilt dies nicht blos von den höheren Regionen der Kunst) es gilt von aller Kunst, ja sogar vom unscheinbarsten Handwerke. Gesundheit ist Gleichgewicht der Organe im Verhältniß zu einander, Harmonie zwischen Seele und Körper. Unsere Kunstübung, das Wort in seinem weitesten Sinne verstanden, liegt darnieder in Folge der Störung dieses Gleichgewichtes zum Nachtheil des Könnens. Gegenwärtiges Musterbuch soll als ein kleines Gewicht für letz- teres in die Wagschale fallen. Allein warum ein gothisches Musterbuchs so höre ich Viele, namentlich aus den Leuten vom Fache, ungeduldig, viel- leicht gereizt fragen: warum kein klassisches Musterbuch, ge- nährt von den unsterblichen Hervorbringungen der Griechen und *) S. in. Fingerzeige auf dem Gebiete der kirchlichen Kunst, bes. Ausg. S. 134. Römer? Ist doch die Gothik eine völlig fertige, abgeschlossen hinter uns liegende Gestaltung, durch deren Wiederaufnahme man, im günstigsten Falle, nur zu einem geistlosen Schematisinus ohne innere Wahrheit, ohne Wärme und Leben oder, wahrscheinlicher noch, zn einem rohen Empirismus gelangen wird! Wenn man — so werden andere Stimmen uns entgegenrufen — auf Seiten der Bewunderer der mittelalterlichen Klinst so großes Gewicht auf die Tradition legt, wie kann man sich denn so beharrlich dagegen stränben, dieselbe bis zur Gegenwart fortzuführend wie kommt man dazu, am Ende des 14ten oder 15ten, jo sogar schon des 13ten Jahrhunderts einen Strich zu machen? Bildet die Renais- sance, und was darauf weiter gefolgt ist, nicht ebenfalls ein Glied der Tradition? Mit Einem Worte — in diesen Refrain stimmt immer schließlich der ganze Chorus ein — die Gothik ist tobt, wie die ganze mittelalterliche Weltanschauung, und alle Anstrengungen, sie wieder ins-Leben zu rufen, werden aus nichts weiter hinaus laufen, als auf schweren Verlust an Zeit, Mühe und Kraft und ganz am Ende auf bittere Enttäuschung. Es kann und darf mir natürlich nicht eknsallen, diese so tiefgreifende Controverse hier irgend ausführlich zu behandeln, und zwar um so weniger, als ich es anderwärts bereits gethan habe*) und das Wiederholen meiner Gründe wohl schwerlich zn viel An- derem, als zum Wiederholen der Gegengründe führen würde. Daß bis daher die, nicht blos auf das Gebiet der Kunst sich beschrän- kende Debatte zu verhältnißmäßig so geringen Ergebnissen geführt hat, erklärt sich vor Allem aus der Natur des Kampfes und der Principielt, um welche es sich im tiefsten Grnnde handelt. Die- jenigen, welche Alles, was einmal geschehen ist oder was sich vor unseren Augen zuträgt, sei es als ein Ergebniß der blinden Noth- wendigkeit, sei es als eine eonsequente Entwicklung, als eine Art von Selbstoffenbarung des s. g. Gottes in der Natur oder im Menschen betrachten, welche keinen Fall, keine Erhebung, keine *) Vgl. die schon angeführten „Fingerzeige" und „die christlich-germa- nifche Baukunst und ihr Verhältniß zur Gegenwart" 2te Aufl. Trier bei Lintz 1852.