Festschrift Zum 50 Jährigen Jubiläum Der Firma J. C. König & Eberhardt
År: 1895
Sted: Hannover
Sider: 60
UDK: St.f. 061.5(43)Kön
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Blätter dienen und durch besondere Ausstattung auch zur Schönheit des Buches beitragen. Gerade die unausgesetzte
Beibehaltung des alten, frommen Vorsatzwahlspruches „Mit Gott!“ bei den Geschäftsbüchern beweist, dass in der
Kaufmannschaft bei allem Selbstver-
trauen doch auch das Vertrauen auf
eine göttliche Vorsehung noch wach ist.
So ausgerüstet, wandern nun die
Bücher hinüber auf die andere Seite
des Saales, an die Stelle, wo ihnen der
grundlegende,innereHaltgegebenwird,
der ihnen im späteren harten Kampfe
der Zahlen und der Feder so noth-
wendig ist, wo sie erst aus losen ein-
zelnen Bogen zu einem festen, inneren
Kern umgewandelt werden, indem sie
einzeln an die Bünde der Wirbelsäule
des Rückens angeheftet werden, der
dann später durch ein schmuckes Ge-
wand geschützt wird, wo sie also erst
eigentlich zum dauerhaften Buche ge-
staltet werden—auf die Heftmaschine.
Lage auf Lage legen die flinken
Mädchenhände der Maschine vor und
geheftet werden, deren Zahl bei den
grössten Formaten — bei Adler — bis
auf den Wink hin wirken all die Hebel
und Hebelchen, die Rollen und Röll-
chen, die Greifer und Scheeren, die
Mäuler und Zangen, ziehen von den
blinkenden Rollen die nöthige Länge
des zähen Drahtes ab, theilen sie,
bilden die Klammern, stossen sie durch
Papier und die festen Leinenbünde und
umgeschlagen halten die Enden jedes
einzelne Blatt mit ihrer eisernen Um-
armung niet- und nagelfest fest.
II solcher Drahtheftmaschinen für
die grösseren Formate und 2 für die
kleineren Formate sind hier unausge-
setzt in Thätigkeit. Ein kleiner Theil
von ihnen heftet auf Gaze, der grösste
Theil aber auf Bünde; auf Gaze werden
nur Brochuren und dergl. geheftet,
während alle grösseren Geschäfts-
bücher hingegen auf feste Leinenbünde
zu 7 steigt.
Aucli die gute alte Heftlade — das Wahrzeichen der alten Buchbinderei — findest Du noch in Ehren gehalten.
Nach dem Heften folgt das lagenweise Auskleben, um keine Zwischenräume entstehen zu lassen, durch die
der Leim bei der sich anschliessenden Rückenleimung eindringen könnte.
Die Rückenleimung geschieht in einem besonderen Raume, der zur Erhaltung der erforderlichen Wärme-
grade durch einen eigenen Gasofen geheizt wird,
und die gut angewärmten Anreibehämmer
zu löblichem Thun.
Die gut getrockneten Bücher erfreuen
sich nicht lange der Ruhe, sie wandern
hinüber zu einer der drei Beschneid-
Maschinen, die sie unter das Messer
nimmt, die Vorderkante glatt beschneidet-
und dadurch für den ersten künstlerischen
Schmuck vorbereitet, der ihnen im Mar-
morirzimmer in Gestalt des bunten ■
Federschnittes zu Theil wird. Wer J
sieht, wie hübsch harmonisch die mit -j
Galle präparirten Farben durch ein-
faches Ausgiessen auf den Tragant-
gummispiegel vertheilt und in reizend
natürlichen Formen durch die Züng-
lein der Kämme verzogen werden,
weiss erst die Handgeschicklichkeit 1
des Marmorirers zu schätzen, wenn er
sich selbst einmal pfuschender Weise
darin versucht hat. Eingespannt in festen
Drei geübte Buchbinder schwingen in diesem Raume den Pinsel
Rahmen nehmen die Bücher eintunkender
Weise nun das farbige Spiegelconterfei an
sich auf, lassen sich dann den überflüssigen
Tragantschleim abspülen und zum Ablaufen
und Abtrocknen auf ein eisernes Gestell
.einhängen.
Jedes Buch soll später unausgesetzt
dienen, es erhält deshalb jetzt das Signum
des demüthigen Dienens in Gestalt eines
schön gerundeten Rückens, welcher
auf einer der beiden Rücken-Rund-
maschinen hervorgebracht wird.
Nun werden auch die Bücher oben
und unten beschnitten und marmorirt.
Das Beschneiden oben und unten
folgt dem Rundmachen, weil anderer-
» seits die Glätte und Sauberkeit der
Stirnflächen beim Rückenrunden
leiden würde. Nur kleine, wenig um-
fangreiche Bücher, die nicht rückenge-
rundet werden, werden auf den sog. drei-
seitigen Schneidmaschinen beschnitten, in denen jeder Stoss nur einmal für den dreifachen Randschnitt eingespannt zu
werden braucht. Bei sämmtlichen Schneidmaschinen bitte ich wiederum die zahlreichen praktischen Schutzvorrichtungen
zu beachten, welche durch Ausfüllung von gefahrdrohenden Schlitzen und durch weitere Schutzschirme gebildet sind.
Den Büchern gönnt man nun eine längere Ruhe, sie werden abgepresst, d. h. es werden zunächst vorn und
hinten im Buche zwischen Vorsatz und Liniatur — zum Auftragen und Glätten — je ein glattes Blech eingelegt, dann
die Bücher zwischen Bretter eingebettet, die aut allen Seiten überstehen, und schliesslich in hydraulischen Pressen
fest eingepresst. Am anderen Morgen werden sie allmählich mit ihrem neuen Kleide versehen, das sich aus mehreren
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