Gartentechnik Und Gartenkunst
Forfatter: Franz Sales Meyer, Friedrich Ries
År: 1911
Forlag: Carl Scholtze Verlag
Sted: Leipzig
Sider: 744
UDK: 635.2
Mit 490 Abbildungen Und Plänen Sowie 8 Tafeln In Farbendruck
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Abschnitt X
Bepflanzung, schon wegen der Verschiedenheit der Maßstäbe. Dagegen ist nicht ausgeschlossen, den Aufbau eines Alpinums so zu gestalten, daß es im gesamten oder in einzelnen Teilen an bekannte Gebirgspartien anklingt oder erinnert, ohne das Detail zu kopieren. Dafür ist die originelle Anlage im botanischen Garten der technischen Hochschule zu Karlsruhe ein Beispiel. Wir entlehnen die nachfolgende Schilderung der Festschrift der genannten Hochschule vom Jahre 1899, indem wir noch hinzufügen, daß das betreffende Alpinum 30 m lang, 20 m breit ist und einen Flächenraum von ca. 440 qm überdeckt.
„Das Alpinum, in der Nordwestecke des Gartens, von drei Seiten in voller Sonne liegend, dürfte in seiner Art ein Unikum sein. Der Rohbau desselben wurde im Winter 1896/97 nach den Plänen von Professor Klein und Obergärtner Endres unter der ständigen Leitung des letzteren von dem Gartenpersonal und den im Garten beschäftigten Tagelöhnern vollendet. Die Anlage präsentiert sich als eine reichgegliederte, bis zu 5 m ansteigende Felspartie, deren einzelne Teile nach besonders malerischen Bergen (drei Zinnen, Langkofelgruppe, Matterhorn und Vajolett-Türme) so gut es mit dem vorhandenen Material eben gehen wollte, frei gestaltet wurden. Durch möglichst wilden und steilen Aufbau der einzelnen Erhebungen, durch Verwendung von wirklichen und möglichst großen Felsblöcken an Stelle der für alpine Anlagen bisher üblichen „Steine“ und durch den Abschluß der einzelnen Gipfel mit den größten und schönsten Felsen sollte die großartige Wildheit der Hochgebirgsnatur soviel als möglich zur Anschauung gebracht und das in den meisten alpinen Felsenanlagen so störende, vielfach lächerlich wirkende Mißverhältnis zwischen der Größe der Steine und der Größe der Pflanzen vermieden werden. Zwischen den beiden, von der höchsten Spitze ausstrahlenden Felszügen liegt ein alpines Hochtal, von unten zugänglich durch drei Treppenwege und gegen den Garten abgeschlossen durch eine von den „drei Zinnen“ gekrönte Steilwand, an deren Fuß ein kleiner See liegt. Von einer systematischen Anordnung der Alpenpflanzen ist gänzlich abgesehen; natürliche ökologische Pflanzenvereine sind auf dem „Moorbeet“, der „Geröllhalde“ und der „Alpenwiese“ vereinigt, während sonst lediglich die speziellen Standorts- und Beleuchtungsverhältnisse für die Anpflanzung maßgebend waren. Das ganze Alpinum ist mit Wasserleitung und, wo nötig, mit Berieselungseinrichtungen versehen; durch Aufdrehen eines Hahnes können drei kleine Wasserfälle über die südliche Steilwand in den See geleitet werden. Die Unterlage des Alpinums bildet der ausgehobene Baugrund des neuen botanischen Institutes; das Felsenmaterial, von dem im ganzen ca. 4000 Zentner verbraucht wurden und dessen größte Blöcke ungefähr 30 Zentner wogen, stammt aus dem Gebirgswalde des benachbarten Dorfes Spessart. Es sind sämtlich verwitterte, vielfach sehr malerisch geformte, scharfkantige Findlinge eines sehr harten, grobkörnigen, roten Sandsteines. Durch ausschließliche Verwendung dieses hervorragenden, nicht zum wenigsten auch durch seine relative Billigkeit ausgezeichneten Materials bekam das ganze Alpinum einen einheitlichen Charakter und von Hause aus schon die Patina des. Alters. Geeignete und zu dem übrigen Material passende Granit- und Kalksteinfelsen hätten die Anlage ganz unverhältnismäßig verteuert; die ursprünglich be-