Zimmerhöhe brauchen. Die großen Blumenparterres und Rasenteppiche schrumpften zusammen zu Blumenbeeten undWaschtrockenplätzen. Die Fasanerien, Obstspaliere, Orangerien und Ökonomiegebäude nahmen dem eigentlichen Garten den nötigen Raum.
Der französische Gartenstil hat sich über die Barockzeit hinaus in die Zeit des Rokoko erhalten. Dafür ist u. a. der Schloßgarten zu Schwetzingen ein Beispiel, der um die Mitte des 18. Jahrhunderts angelegt wurde. Abb. 17 zeigt den Plan des Gartens. Das Schloß selbst ist etwas älter; die Hauptpartie des Gartens ist im französischen Stile gehalten und nur im nördlichen und westlichen Teil sind dem englischen Landschaftstil Zugeständnisse gemacht. Das Rokoko war kein eigentlicher Architekturstil, wenngleich sein Dekorationsprinzip auch
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Die Gartenkunst
Abb. 22. Rokokogitter. Aufgang zur Terrasse des neuen Schlosses in Meersburg.
die Ornamentik der Architektur beeinflußt hat (Abb. 18). In den Gärten kommt das Rokoko ebenfalls nur am Beiwerk zum Ausdruck. Die Umfassungsformen der Beete und Teppiche, sowie deren innere Ornamente weisen gelegentlich Rokokolinien auf. Das läßt sich einigermaßen aus Abb. 19 ersehen, welche den Garten des Würzburger Schlosses, eines der besten Beispiele dieser Epoche, im Grundriß darstellt. Noch auffälliger war die Stiländerung in Hinsicht auf das steinerne Grottenwerk mit seinem Zubehör (Abb. 20), auf das hölzerne „Nagelwerk“, d. h. die Bogenlauben und Portale aus Latten und das schmiedeeiserne Gitterwerk der Umfriedigung und der Tore. (Abb. 21 und 22.) Die Schmiedekunst feierte zu dieser Zeit ihre höchsten Triumphe. Im übrigen brachte das Rokoko Bildhauerarbeiten zweifelhaften Wertes, die Chinesereien und andere Dinge, die nicht hineingehören, in die Gärten: Fayencefiguren, Porzellanblumen usw. Das Ende vom Liede war Kleinlichkeit und künstlerische
Verzopfung.