ForsideBøgerGartentechnik Und Gartenkunst

Gartentechnik Und Gartenkunst

Forfatter: Franz Sales Meyer, Friedrich Ries

År: 1911

Forlag: Carl Scholtze Verlag

Sted: Leipzig

Sider: 744

UDK: 635.2

Mit 490 Abbildungen Und Plänen Sowie 8 Tafeln In Farbendruck

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Side af 788 Forrige Næste
644 Abschnitt XII zücht und Schnitt bezwecken dabei eine tunlichst gleichmäßige, lückenlose, von unten an geschlossene Masse, eine Brüstungsmauer in Grün. Geduldet, wenn auch nicht anerkannt, sind dann noch vereinzelt vorhandene Zierschnittreste älterer Gärten, die sozusagen das Gnadenbrot genießen und alljährlich mit der Heckenschere geschnitten werden, bis sie eines schönen Tages am Marasmus des Alters eingegangen sind. Dies ist pietätvoll und berechtigt. Was den Altertümern anderer Künste zugebilligt wird, das muß auch recht sein für Altertümer der historischen Gartenkunst. Der Naturstil will die Natur im Garten; darnach heißt er ja. Nach seinem Prinzip soll der Gärtner der Natur verschönernd nachhelfen, ohne ihr Zwang anzutun oder sie zu unterdrücken. Darnach ist also den Gell ölzen das natürliche Wachstum zu belassen. Die gärtnerische Hand soll es fördern und vor Schädigungen wahren; sie soll nur überflüssige, unschöne, kranke und abgestorbene Teile entfernen. Nur so bleibt dem Baum oder Strauch die natürliche, Individualität gewahrt, und nur in dieser Eigenschaft wirder das Herz eineswahren Naturfreundes erfreuen. Das alles aber ist nur möglich, wenn richtig gepflanzt wird und aus diesem Grunde ist die Art des Schnittes eine notwendige Folge der gewählten Pflanzungsart. Wenn man den Schnitt der Gehölze auf das geringste notwendige Maß beschränken will, dann muß man eben in Abständen pflanzen, die den Gehölzen es ermöglichen, sich in ihrer natürlichen Form zu entwickeln. Man muß ihnen Luft und vor allem Licht lassen, das zur Bildung des Blattgrüns unumgänglich ist. Müssen die Gehölze sich das Licht erst erkämpfen, so werden die Zweige genötigt, sich übermäßig zu strecken, wobei ein unnötiger Kraft- und Saftverlust sie schwächt und ihnen die natürliche Form benimmt. Ist die Überschattung allzugroß, so „etiolieren“ die Triebe, sie vergeilen und siechen dahin. Bei weiter Pflanzung und allseitiger Belichtung behalten die Gehölze ihre natürliche, charakteristische Form und es ist wenig durch Beschneiden nachzuhelfen. Will man aber geschlossene, abgeglichene Gehölzgruppen, dann muß man enger pflanzen. Dann geht das Individuum in der Masse auf; dann sind die Einzelgehölze in der Gruppenmitte hoch aufgeschossen, am Gruppenrand nach außen überhängend und nur begrünt, soweit sie das Licht erreicht. Die Vorpflanzung deckt die im Unterteil nackt gewordenen Hintermänner. Bei einer derartigen Bepflanzung, die nicht das Einzelgehölz, sondern die Gesamtform im Auge hat, wird der Schnitt oft übertrieben; er wird im Übermaß zum „Egalisiere n“. Er gleicht unbarmherzig ab, was vorwitzig übersteht. An die Stelle der abgeschnittenen Zweige treten Neubildungen und der Nachwuchs ersetzt durch die Zahl, was ihm an Kraft abgeht. Die über den Kamm geschorenen Gehölze treiben reichliche Zweige und Blätter; die Gruppe ist als ganzes egal und tadellos begrünt; die natürliche Einzelform aber ist dahin und Blüten und Früchte wird man nicht wie sonst erwarten dürfen. Der Zweck muß in diesem Fall das Mittel entschuldigen.