Gartentechnik Und Gartenkunst

696 Abschnitt XIV Die Abb. 453 bringt die linke Hälfte eines Doppelhauses mit dem zugehörigen Garten. Der Bauplatz von 650 qm ist tunlichst ausgenutzt, sowohl was Haus als Garten betrifft. Die schwarzen Kreise sind erhalten gebliebene Waldbäume, junge Eichen, Weißbuchen und Kiefern. Die übrige Ausstattung und Bepflanzung ist der Abbildung beigedruckt. Die Abb. 454 bringt ein freistehendes Einzelhaus mit kleinem Vorgarten und damit verbundenem größeren Hintergarten. Das Grundstück hat 22 m Breite und 40 m Tiefe, demnach 880 qm Flächeninhalt. Das Haus ist Einfamilienhaus mit sieben Zimmern, Küche usw. Die Einfriedigung ist zum Teil eine Mauer von 2 m Höhe, zum Teil eisernes Geländer zwischen Steinpfosten. Der Zugang ist gepflastert. Die Wege sind gestückt und bekiest. Vor dem in Holz konstruierten Gartenhaus liegt ein kleines Zementbassin mit Springbrunnen. Den eingeschriebenen Zahlen entspricht die auf Seite 694 angegebene Bepflanzung. In den Vorgärten kann man aus verschiedenen Gründen nicht wohl Fruchtbäume und Fruchtsträucher anpflanzen. In den hinter dem Gebäude gelegenen Hausgärten dagegen läßt es sich machen und mancher Gartenbesitzer zieht das Nützliche dem Angenehmen vor oder sucht beides zu vereinigen. Regelmäßigkeit und Einfachheit empfehlen sich für kleine Hausgärten so wie so und bei Anlage einer Nutzpflanzung erst recht. Im Oktober 1910 hat der Nassauische Landes-Obst- und Gartenbauverein in Frankfurt a. M. eine Ausstellung veranstaltet und bei diesem Anlasse wurde auch ein Wettbewerb veranstaltet. Jedem Teilnehmer wurde zur Erstellung eines Hausgartens ein rechteckiges Gelände von 15 auf 21 m angewiesen. Die Abb. 455 bringt die Grundpläne von zwei aus diesem Wettbewerb hervorgegangenen Gärten. 3. Der Villengarten. Das frei im Garten gelegene vornehme Wohnhaus bezeichnet man als Villa, den betreffenden Garten als Villengarten. Es gibt kleine und große, bescheiden und reich ausgestattete Villen und ihre Gärten stehen gewöhnlich hierzu im Verhältnis. Die Villengärten halten sich nach Art und Größe zwischen weit auseinander liegenden Extremen, als die man einerseits .Gärten nach Abb. 454, andererseits die Gärten der Schlösser und Sommerresidenzen betrachten kann. Zu den Villengärten gehören u. a. die berühmten italienischen Gärten der Villa d’Este, Villa Falconieri, Villa Laote usw., die englischen Cottagen, die Landhäuser auf größerem Areal in der Umgebung von Paris, Berlin, Hamburg und anderen Großstädten. Die Villengärten stellen der Gartenkunst die interessantesten Aufgaben. Der Raum ist im allgemeinen zur Entfaltung der gärtnerischen Mittel hinreichend, zwingt aber doch zu einer gewissen Konzentrierung der Einzelheiten; er ermöglicht mit anderen Worten ein übersichtlicheres Gesamtbild als die großen Parkanlagen. Die Beziehungen des Gartens zum Hause stellen eine Reihe von Aufgaben, die sonst nicht in Betracht kommen. Andererseits sind dafür landschaftliche Bilder großen Stiles infolge der Beschränktheit des Raumes ausgeschlossen.