Gartentechnik Und Gartenkunst

728 Abschnitt XIV wendende Material gewöhnlich erst in letzter Stunde, oder überzählig oder auch gar nicht eingeht. Das kann den ganzen Plan umwerfen und den Ausstellungsleiter in Verlegenheit bringen. Mißlich ist es auch, daß die Aussteller ihre eigenen Köpfe haben und sich den Anordnungen nur schwer fügen, welche im Interesse eines guten Gesamtbildes getroffen werden. Günstig ist andererseits, daß das Ausstellungsmaterial ein ausgesuchtes zu sein pflegt, und das man bezüglich der Gruppierung und Pflanzung keine Rücksicht auf die Zukunft zu nehmen braucht. Man hat weit mehr Freiheit, als bei der Bepflanzung auf die Dauer; man kann Koniferen in Abständen pflanzen, die für eine Dauerpflanzung viel zu klein wären usw. Die Abb. 477 gibt einen Blick in den im Freien gelegenen Teil der Karlsruher Gartenbauausstellung des Jahres 1902. Zur Verfügung stand der frühere Meßplatz, ein ebener, bekiester Platz mit Alleen von Roßkastanien. Der Platz erhielt eine Einfriedigung mit Drahtgeflechtspannung. Innerhalb derselben wurden abgeschnittene Fichten von der Größe großer Weihnachtsbäume ziemlich dicht gereiht. Die Wege verblieben im Niveau des Platzes. Für die Rasenbeete wurde gute Erde aufgeschüttet. In der südöstlichen Ecke stiegen Wege und Anschüttung bis zum Naturholzpavillon um 0,8 m an. Dem Pavillon gegenüber wurde eine künstliche Quelle angelegt, deren Wasser in das zementierte Becken der Fontaine lumineuse ablief. Der mitten durch den Garten führende Hauptweg war Zugang zum übrigen, jenseits der Gartenstraße in Fest- und Ausstellungshalle untergebrachten Teil der Schaustellung. Der improvisierte Garten fand allgemein Gefallen und dem Wunsche, eine bleibende Anlage an dessen Stelle zu setzen, wurde später willfahren. Die Abb. 478 bringt den Grundplan der zur deutschen Abteilung gehörigen Gartenanlagen auf der Weltausstellung zu Brüssel 1910. Die durch das Gartenbaubureau des Reichskommissars unter Leitung von Gartenarchitekt Fr. B r a h e , Mannheim, ausgeführten Arbeiten kamen, wie dies bei Weltausstellungen nicht befremdet, unter erschwerten Umständen und in Hast zu stande. Der Ausstellungsgarten lag als dreieckiger Keil zwischen der holländischen Abteilung (ihr regelmäßiger Paterregarten ist auf dem Plan ebenfalls zu ersehen) und dem südlichen Vergnügungspark der Weltausstellung. Von Bauwerken standen innerhalb des Gartens das Weinrestaurant und das Bierrestaurant. Das letztere ist auf Abb. 479 mit ersichtlich, welche eine Ansicht der Anlage gibt. Von dem künstlerischen Schmuck, den der Garten enthielt, sind im Vordergrund des Bildes die beiden Bronzepferde von Professor G. Roemer, München, zu ersehen. 12. Friedhofsgärten. Der neuzeitige Friedhof macht im allgemeinen keinen künstlerischen Eindruck, auch dann nicht, wenn unter seinen Grabmälern wirkliche Kunstwerke vorhanden sind. Die Denkmäler stehen zu dicht; es ist zu viel Dutzendware darunter; die Ausschmückung mit Koniferen und Blumen wiederholt sich ohne System und gegenseitige Rücksichtnahme; infolgedessen ist ein