Die Deutsche Ausstellung 'Das Gas'
Seine Erzeugung und seine Verwendung in der Gemeinde, im Haus und im Gewerbe
År: 1916
Forlag: R. Oldenbourg
Sted: München
Sider: 176
UDK: St.f 622.74 Gas
Mit 444 Abbildungen Im Text
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Em weites Verwendungsgebiet von Heißwasserapparaten
von größerer Leistung ist die zentrale Warmwasserver-
sorgung. Eine Reihe von Schaltungsschemen, zum Teil auch
praktisch ausgeführt, wurden auf der Ausstellung gezeigt.
In den meisten Fällen handelt es sich bei den praktisch dar-
gestellten Warmwasserversorgungen um die Speisung mehrerer
Warmwasserzapfstellen von einem Erhitzer aus (Fig. 300).
Technisch interessanter sind wohl die in Plänen vorgeführten
I4onstruktionen, bei denen die Warmwasserversorgung im
Anschluß an die Warmwasserzentralheizung erfolgt.
Dabei sind drei verschie-
dene Zwecke zu unterschei-
den : einmal die Vervollstän-
digung einer mit Koks ge-
heizten Zentralheizung in
der Weise, daß in den
Übergangszeiten oder an
einzelnen kalten Tagen, wo
die Inbetriebnahme der
Zentralheizung für das
ganze Haus sich nicht loh-
nen würde, jede Etage ihr
Zentralheizungssystem
durch einen parallel ge-
schalteten Gasheizapparat
in Betrieb nehmen kann
(Fig. 301).
Eine andere Form der
Gasverwendung im Zusam-
menhang mit der Zentral-
heizung ist die, daß für
die Warmwasserversorgung
das Wasser aus dem Be-
stand der Zentralheizung
oder aus einem damit ver-
bundenen Kessel, sog.
Boiler, entnommen und
durch einen auf Tem-
peratur regulierten Warm-
wasserapparat gegebenen-
falls aufgewärmt wird
(Fig. 302). Zum Teil in
ras gehört ein von der
Zentralwerkstatt Dessau in Vorschlag gebrachter Weg: In
solchen Räumen, in denen man ein offenes Feuer vermeiden
will, die von einem Gasofen erzeugte Wärme dadurch zu ent-
wickeln, daß man mit dem zunächst in einem andern Raum
erzeugten heißen Wasser oder Dampf einen oder mehrere
Radiatoren speist (Fig. 303).
Für die zentrale Versorgung mit warmem Wasser, wo
sie unabhängig von der Heizung ausgestaltet ist, werden
ebenfalls verschiedene Wege gewählt. Zumeist handelt es
sich um Druckautomaten, welche direkt in die Leitung
speisen. In solchen Fällen jedoch, wo das zu erwärmende
Wasser sehr hart ist und demnach eine baldige Verkalkung
des Wassererhitzers zu erwarten wäre, wird zu dem Ausweg
gegriffen, daß das im Heißwasserapparat erwärmte Wasser
das Gebrauchswasser in einem Boiler erwärmt, so _ daß im
Heißwasserapparat immer nur dieselbe beim ersten Gebrauch
enthärtete Wassermenge umläuft. Voraussetzung für eine
derartige Anordnung ist jedoch, daß eine dauernd gleichmäßige
Temperatur des entnommenen Wassers nicht verlangt wird.
Besondere Ausbildung haben die Apparate erhalten,
welche für spezielle Zwecke sehr heißes bzw. kochendes Wasser
zu liefern haben. Es sind z. B. Champonierapparate (Fig. 304)
und Apparate, welche|heißes Wasser für Sterilisierschalen
liefern (Fig. 305), und außerdem größere Kochendwasser-
apparate für die Bereitung von Kaffee oder Tee in Restau-
rationsbetrieben und Fabrikkantinen (Fig. 306).
Ausführungseinzelheiten.
Die verschiedenen Verwendungen verlangen für die
Konstruktion der Apparate verschiedene Ausführungsformen,
die sich aus den ursprünglich bekannten Konstruktions-
prinzipien entwickelt und vervollkommnet haben. Die erste
Ausführungsform, bei welcher die Abgase mit dem Wasser
direkt in Berührung kamen, die sog. offenen Systeme, sind
vollständig verschwunden. Die Ausstellung zeigte keinen
Apparat dieser Art mehr. Die geschlossene Form, bei der
ein Übergang von Verbrennungsprodukten in das zu erwärmende
Wasser völlig ausgeschlossen ist, bilden die Regel. Auch die
ursprüngliche Form des Kohlebadeofens, bei dem ein gewisses
Quantum Wasser erwärmt und dann abgelassen wird, die sog.
Vorratswassererhitzer, ist mit verschwindenden Ausnahmen,
die für besondere Zwecke eigenartig konstruiert sind (z. B.
Junkers Wasservorratsautomat, der ständig 150 1 Wasser
G = Gasanschluß. GH = Gashabn. Z = Zündflamme. ZH = Zündhahn.
Br = Brenner. AS = Auffangschale. A = Abgasabzug. WH = Wasserhahn.
W = Wasseranschluß. S = Schwitzwasser. B = Brausehahn.
Fig. 307 bis 309. Junkers Gasbadeofen.
von ca. 70° enthält), ersetzt worden durch den Wasser-
stromerwärmer. Es liegt in der Natur der Gasverwendung,
welche eine sehr gleichmäßige Regulierung der erzeugten
Wärmemengen zuläßt, daß man Gasmenge und Wassermenge
in das für die gewünschte Temperatur geeignete Verhältnis
setzt. Eine weitere Unterscheidungsgrundlage bildet der
Druck, unter dem die Apparate arbeiten, während der ge-
wöhnliche Badeofen durchgehend als Niederdruckapparat
ausgebildet ist, bei dem das Wasser hinter dem Badeofen frei
ausläuft, verlangt die zentrale Wasserversorgung ebenso wie
die Ergänzung der Zentralheizung durch , Gasheizung, daß
der Wassererwärmungsapparat unter dem oft nicht unbe-
trächtlichen Druck der Wasserleitung arbeitet.
Von diesen genannten Unterschieden in den Konstruk-
tionsgedanken ist in erster Linie die Ausführungsform der
Wasserführung abhängig. Das einfachste dem erwärmten
Wassertopf am nächsten stehende Prinzip ist der Ofen mit
reinem Wassermantel. Eine eigenartige Durchbildung
dieses Wassermantels führte die Firma Bing vor. Ent-
sprechend dem Prinzip des Wundertopfes hat sich die Warm-
wasserbereitung schon seit Jahren die Wärmeübertragung
durch Heizlamellen fast allgemein zunutze gemacht (Fig. 307
bis 309). In einzelnen Fällen begnügt man sich auch damit,
den Abgasstrom zu schlangenförmigen Bewegungen und damit
reichlicher durch Mischung zu zwingen. Solange dies lediglich
durch eingeschaltete Blenden, wie bei dem Bingschen Ofen
(Fig. 310) geschieht, ist davon keine außerordentliche Steige-
rung des Nutzeffektes zu erwarten. Wesentlich anders wirkt