Die Deutsche Ausstellung 'Das Gas'
Seine Erzeugung und seine Verwendung in der Gemeinde, im Haus und im Gewerbe
År: 1916
Forlag: R. Oldenbourg
Sted: München
Sider: 176
UDK: St.f 622.74 Gas
Mit 444 Abbildungen Im Text
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Fig. 403. Lötkolbenerhitzung durch Gas-Preßluft (Pharos).
Einen Gasheizofen für Lötkolben mit Gebläse
ohne motorischen Antrieb stellte F. W. Dannhäuser,
Leipzig, aus.
Der Ofen (Fig. 404) hat oben einen kleinen Dampf-
kessel mit Sicherheitsventil, der beim Erwärmen durch
die Gasflamme als Wasserdampfgebläse wirkt. Sobald
der Kessel leergekocht ist, wird er durch ein Gegen-
gewicht aus dem Bereich der Gasflamme geschwenkt.
Bei der großen Bedeutung, die das autogene
Schweißen von Metallen mit Azetylen, Wasserstoff,
Blaugas in der Technik der Metallbearbeitung in kurzer
Zeit gewonnen hat, waren die Vorführungen der Leucht-
gas-Sauerstoff-Schweißung durch Eugen Zinser,
Ebersbach (Württemberg), von besonderem Interesse.
Sie zeigten, daß die Schweißgrenze für Walz- oder Fluß-
eisen bei ca. 15 mm und für Gußeisen bei ca. 25 mm,
also wesentlich höher liegt, als man bisher angenommen
hat, und daß die Schweißung mit Leuchtgas nicht nur
ebensogut möglich ist, wie mit Wasserstoff, Azetylen
oder Blaugas, sondern bei leichtflüssigen Metallen wie
Aluminium, Messing usw. sogar vorzuziehen ist. Die
Firma gibt für den Sauerstoff- und Gasverbrauch
folgende Tabelle an:
Tabelle für Leuchtgasschweißbrenner.
Brenner- größe Nr. Schweißt Blechstärken mm Sauerstoff- druck Atm. Sauerstoff- verbrauch 1/Std. Gasverbrauch 1/Std.
1 0,5— 1 Vs 90 190
2 1— 2 1 250 540
3 2— 3 11/. 500 1070
4— 5 V/2 900 1980
5 6—10 1% 1340 2700
6 10—15 2 1500 3120
Blech- und Metallarbeiten^unter Verwendung von Gas-Löt-
kolben der Keith-Licht-Gesellschaft hergestellt wurden.
Fig. 399 bis 403 zeigen solche Lötkolben und eine Löt-
pistole, wie sie nach dem System »Pharos« mit Gas unter
Zuführung von Druckluft erhitzt werden1).
Fig. 404. Gasheizofen für Lötkolben mit Gebläse ohne motorischen Antrieb.
') Über das Prinzip und die Unterschiede zwischen Preßgas-
und Preßluftheizung vgl. das im Abschnitt »Wasch- lind Bügel-
betriebe« Gesagte.
Die Schweißung mit Leuchtgas ist nicht nur in der Anlage
sondern auch im Betriebe billiger als mit Azetylen. Selbst-
verständlich hängen die Leistungen von der Geschicklichkeit
und Übung des Arbeiters ab. Dünne Bleche werden stumpf
zusammengefügt und verschmolzen. Stücke, stärker als 3 mm,
werden vor dem Schweißen eingekerbt und die Rille mit
Schweißdraht ausgefüllt. Da auf diese Weise auch die tiefste
Stelle erhitzt und geschmolzen wird, wird die Schweißstelle
durch und durch ’gut und wird der durch das Einkerben be-
Fig. 405.
Das Aufschwelßen eines T-Stückes auî eine Leitung 1m Rohrgraben
wozu das Leuchtgas aus derselben Leitung entnommen wird.
dingte Zeitverlust durch raschere Schweißung ausgeglichen.
Bei Guß wird der Bruch genau zusammengepaßt und unter
Zugabe von Schweißpulver mit den Gußschweißstäbchen
von der tiefsten Stelle herauf ausgefüllt. Nach diesem Verfahren
können Abgänge auf Leitungen im Rohrgraben mit Gas, das
derselben Leitung entnommen wird, aufgeschweißt werden
(Fig.405). Die Leuchtgasschweißung eignet sich auch zu schweren
Hartlötarbeiten an Maschinen und Kesseln in Fabriken der ver-
schiedensten Industrien. Auch die Firma Heime & Hans Herz-
feld, Halle a. S., hatte neben Azetylenapparaten Schweiß-
brenner und Lötpistolen für Leuchtgas in Halle VI aus-
gestellt.