ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

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Side af 298 Forrige Næste
146 V o ge l. Vierte Ordnung. Fischgraten, die man ehedem als absichtlich Herbeigetra- genen Ausffitterungsstoff ansah. Sie sind in Wahr- Heit nur Reste des eingetrockneten und zerfallenen Ge- roolles, welches die Vewohner des Banes Hervorrofirgen. Mit der Zeil und dem Wachsthurne der mit Fischen ge- futterten Jungen nehmen diese Gratenhaufen zu. Jhrer Brut sind die Eisvogel sehr zugethan und suttern sie noch einige Zeit, nachdem sie die Fahigkeit erlangt, die ausfliegenden Aeltern zu begleiten. Die ganze Familie verhalt sich im Nebrigen ziemlich still; erwachsene Jn- bivibuen lassen ihren scharfen, pfeifenden Ton in der Regel nur im Fluge horen, zumal roenn sie, von Men- schen uberrascht, eiligst bie Flucht ergreifen. DasMann- chen Hat Scheitel-, Schultern- und Flugeldeckfedern bunkelgrun, mit hellen, grunlichblauen Flecken; die Mittedes Ruckens unb den Burzel hellblau, den Schwanz dunkel blaugrun, die Unterseite bis auf die roripe Kehle rostbraun; durch das Ange einen vom roeipen, Hinten rostbraunen Streifen und schwarzen Schnabel. Die Korperlange betragt 6Vs Zolt. Weibchen und Junge åhneln im Ganzen dem Mannchen; an jenen ist die Farbung fiberhaupt etroas matter und unreiner. 2. Der gegurtelte Eisvogel. (Alcedo Alcyon.) Fig. 1584. Die Sitten des gemeinen nordamerikanischen Eisvo- gels, der don der Hubsonsbah bis Merico gefunden roird und in Luisiana und den Floridas als Standvogel lebt, scheinen mit densenigen der europaischen Art fast ganz ubereinznkommen. Jener fliegt nicht minder rasch, be- sitzt aber im Vorznge die Fahigkeit, seinen Flng auf Einmal zn unterbrechen und unter flatternder Flfigelbe- roegung sich an einer Stelle schroebend zn erhalten, roo er unter sich einen Fisch erblickt. Hat sich dieser der Obersifiche hinreichend genahert, so sturzt der Eisvogel in einer engen Spirallinie reisiend schnell auf ihn Hinab, taucht und eilt unmittelbar nachher mit dem ergriffenen auf irgend einen Baumstumpf oder uberhangenden durren Ast und verschlingt ihn in ungetrennten Bissen. Am Lieb- sten verweilt er in der Nahe knnstlicher Wehre, nebeuWas- serfallen und Stromschnellen. Ohne den Hochsprfitzenben Schaum und das Ranschen der starken Wellen zu achten, lauert er mit scharsem Ange auf solche Fische, die von der Stromung roillenlos fortgerissen roerden. Im plotz- lichen Sprunge einen halben Kreis beschreibend, sturzt er sich alsbald so geroaltfam auf den Hilflofen Fisch, dasi er diesen nicht allein packt, sondern an die Oberflache roieder- kehrt, ehe die Stromung ihn selbst ergreifen und fortreisien kann. Er vermag zroischen dem Larme der Stromschnelle und des Rinnsales einer Muhle seine lante, mehr schnar- rende als pseifende Stinune horbar zu machen, und die Muller, in deren Nahe er sich vorzngsroeise gern auf- halt, kemien diese Klange so gut roie das Klappern der eigenen Maschine. Minder schen als sein europaischer Verwandter, vermeidet er die offenen und unbeschutzten Gegenden nicht und roird gar nicht selten an hohen und schroffen, sandig-lehmigen Fluhufern gesehen, roohin ihn theils die dort besonders hanfigen Fische, theils der Trieb des Nesterbauens lockt. Mit Schnabel und Kral- len hohlt er an solchen Orten einen Gang aus, der, nicht selten 4—5 Fup lang, in eine geranmige Kammer aus- mundet, die, mit einigen trockenen Reisern und Federn unordentlich ausgelegt, als Bruteort dient. Das Weib- chen legt 5 reinroeitze, glanzende Eier und roendet viel- artige Knuste an, um den nahekommenden Beobachter zu tauschen und aus der Nahe des Nestes zu verlocken. Das Aelternpaar entroickelt sur die Jungen viele Zart- lichkeit unb benutzt bieselbe Erdhohle mehrere Jahre Hin- tereinanber fur seine Zroecke. Das Gefieber ber reifen Jnbivibuen liegt bicht an. Die allgemeine Farbung ist Hell schiesergran in Blaulich, ber Kopf gehaubt, bie Kehle unb bas Halsbanb roeip, bieOberbrust gran, roth- gesteckt, am Weibchen rostroth, ber Bauch roeifi; vor bem Ange steht ein roeiher Fleck, unterhalb besselben ein roeiher Streifen; bie Spitzen ber schroarzen Schwing- febern sinb roeifi; ber schwarze Schwanz tragt roeifie Flecken; von ben Nafenlochern zum Augenroinkel erstreckt sich ein schwarzer Streif. Die ganze Lange betragt 12% Zoll.' 3. Der senegalische Eisvogel. (Alcedo gigantea.) Fig. 1585. Von bieser, ro ie von einigen nachstfolgenben Arten kennt man roenig mehr als bas Aeuhere. Esist inbesfen anznnehmen, bap bie Sitten aller in ber Hauptsache biefelben sinb. Die Oberfeite ist afchgrau, roeifi gefleckt, Gurgel unb Mangen sinb reinroeih, uber bie Brust zieht eine breite, rostbrauiie Binbe; bie Febern bes schroar- zen Hinterhauptes bilben eine Haube. 4. Der jimmcifartene Eisvogel. (Alcedo cinnamomea.) Fig. 1580. In ber Farbung Herrfcht zartes Rehgelb ober Ziin- metbrann vor, Flfigel unb Schroanz schillern aus Blan in Grfin; bie Ohrengegenb ist meergrfin, bie schwarze Binbe zieht quer fiber ben Hinterkopf. Die Lange be- tragt 10 Zoll. Als Baterlanb tvirb Neuseelanb ange- geben. 5. Der grofe Eisvogel. (Alcedo gigantea.) Fig. 1587. Unter ben Eisvogeln finben sich einige von etroas abroeichenber Bilbung, bie baher auch als Vorbilber besonberer Gattungen gelten. Der grohe Eisvogel ge- Hort zu biesen. Sein Schnabel ist nicht nur breiter unb platter als bei ben achten Formen ber Gattung, sonbern an ben Seiten ansgetrieben unb an ber Spitze hakig u6ergetrummt. Die Ffifie zeigen einen starkeren Ban ; bie Zehen haben lange, gekrfimmte unb sehr spitzige Krallen, unb bie langen Flfigel reichen zusammengefaltet bis auf bie Halfte bes etroas langen, am Enbe zuge- runbeten Schroanzes. Die Angen liegen roeit nach vorn, fast an ber Wurzel bes Schnabels unb geben ber Physiognomie bes Vogels einen scharfen, listigen, man inochte sagen roilben Ausbruck, roelchem fibrigens Sitten un? Lebensweise vollkommen entsprechen. Das Ge- fieber ist bicht, glatt unb roeich, bie Farbung buffer. Die Gesammtheit bieser Charaktere hat Vieillot veran- lafit, eine neue Gattung zu begrfinben unter bem Na- men Dacelo, ber nichts Anberes ist, als eine geschmack- lose Buchstabenversetzung bes altlateinischen Namens fur bie achten Eisvfigel. Man kennt mehrere Arten bieser Gattung, bie sainmtlich ber alten Welt angehoren. Die abgebilbete ist hinsichtlich ihrer Sitten bie bekanuteste unb roirb am Haufigsten in bem roalbigen Hfigellanbe bes Jnneren von Neuhollanb, namentlich an ben Ilsern bes Murrumbibschi-Flusses angetroffen. Zum Tauchen nicht geschickt, niufi sie sich mit Jnsecten unb kleinen Reptilien begnfigen, roelchen sie, auf einem nieberen unb bunnen Aste sitzenb, beroegungslos auflauert. Man steht sie bisroeilen mit ansehnlichen Schlanaen im Schnabel emporfiiegen unb bieselben burch starke Schnabelhiebe auf ben Kopftfibten; boch betaubt sie, ber eigenen Sicher- heit roegen, bas Reptil gemeinlich schon am Boben, noch ehe sie es ergreift. SolcheDienste roerben von ben Coloni- sten richtig gerofirbigt; sie schictzen ungern auf ben Eis- vogel, odgleich bieser, roenn ber Hunger ihn qualt, nicht ansteht, junge Hfihner zu entffihren unb bie Eier anberer Bogel zu zerbrechen unb aufzusressen. Im Lauern auf bie Beute stofit er gelegentlich einen sehr kurzen unb fchrillen Ruf aus , ber aus ben einige Mal roieberholten Shlben Dah-hah besteht, leis anfangt unb so laut enbet, bah er ben in ber Mitte jener oben Walber sich boppelt einfam ffihlenben Jager roohl erschrecken kann. Die Colonisten haben ihm biefes Gefchreis roegen ben freilich fehr unpoetischen Namen bes „lachenben Esel- vogels" beigelegt; bie Eingeborenen nennen ihn „Go- bera" ober „Gogobera". Selten „lacht" einer, ohne von ein em nahen Kameraben bie Antwort zu empfangen. Er ist ber frfihste aller neuhollanbischen Tagvogel, be- grfifit bas erste Granen bes Morgens mit feinen unlieb- lichen Lauten, beginnt mit anberen gemeinsam zu larmen, roenn bie Sonne finkt, unb fahrt zu schreien fort, roenr alle anberen Vogel schweigen. Man Hat in Engla ib mehrmals Gelegenheit gehabt, ihn lebenb zu bro! - /en. .Geroohnlich fah er ruhig zwar, aber fcharf beobachtenb 1auf einer Slange seines Kafigs, stieh gelegentlich sein mihtonendes Geschrei aus, verboppelte biefes unb ver- rieth roilbe Lebhaftigkeit, sobalb ihm Nahrung geboten roarb. Seine Farbung zeichnet sich burch Glanz nicht aus. Sie ist vbenher olivenbraun, unten weifilich; auf ber Brilst stehen bunkle, rauchbraune O-uerftreifen; ben Hals umgiebt ein breiter, roeiher Ring, unb ein fiber ben Augen entspringenber roeiher Streif zieht fiber bas Hinterhaupt; bie Schopffebern sinb am Enbe braun; auf bem Schroanze roechfeln fchroarze Querbinben mit rostfarbenen. Die ganze Lange betragt 1 Fuh 6 Zoll englisches Mah. 6. Der geheiligte Eisvogel. (Alcedo sacra.) Fig. 1588. Neuseelanb, Neuguinea unb mehrere Sfibseeinseln besitzen ausschliehlich eine Gruppe von Eisvbgeln, bie, von Lessou in einer besonberen Gattung (Todirhamphus) vereint, sich burch sehr geringsfigige Kennzeichen von ben Verwanbten unterscheiben unb etwa angesehen roerbeit konnten als ben Uebergang vermittelnb von ben eigent- lichen Eisvogeln zu bem eben beschriebenen Dacelo. Sie weichen in ihren Sitten einigermahen ab, inbem sie bas Wasser weniger aussuchen, sonbern in ben Malbern leben unb sich vorzngsroeise auf Cocospalmen nieber- lassen. Jhre Nahrung besteht fast nur in kleinen flie- genben Jnsecten, bie sie erhaschen, sobalb sie auf bie Honigreichen Blfithentrauben ber Palme nieberfallen. Auf Otahaiti unb Borabora fcheinen sie sehr gentein zu sein unb heihen „Otatare"; sie fliegen roenig, legen nie roeite Entfernungen auf Einmal zurfick unb vertragen sich gut mit einer sehr kleinen, aber schonen Art von Papagai, welche bie Cocospalme ebenfalls zum geroohn- lichen Ausenthaltsorte erwahlt Hat. In vergangenen Zeiten galten sie ben Jnsulanern fur Heilig, unb strengste Strafen brohten Jebem, ber sie zu verfolgen ober gar zu toblen magte. Sie zeichnen sich aus burch Schon- Heit ber Farbung. Den Kopf bebeckt eine braungriine Haube, roelche durch einen vor den Augen entspringenden und den Hinterkopf umgebenden roeihen Streif begranzt roird; an diefen stofit nach unten als Einfassung ein zroeiter breiterer, vorn schroarzer, in der Mitte grfiner, auf dem Nacken branner Streif; Kehle, Brust und Bauch sind vom reinsten Weifi, ein braungestrichelter, schroarzer Ring umgiebt den Unterhals und Border- rficken; Rficken, Flfigeldeckfedern und Unterseite des Schroanzes sind blaulichgrfin, die Schroingfebern braun, am Auhenrande blan. Der Schnabel ist schroarz, an der Wurzel des Unterkiefers roeih. Die Lange betragt 8% Zoll. 7. Der langschwanzige Eisvogel. (Alcedo Vea.) Fig. 1589. Durch die Hollanber kamen schon vor Hunbert Jahren von den Molukken Balge eines Vogels, die ebenso roegen ihrer Schonheit als roegen ihrer besonderen Ver- fhimmehing, indeni Schnabel, Ffihe und Flfigel zu feh- len pstegten, von den damaligen Naturforschem einer Art von Paradiesvogeln zugeschrieben wurden. Sie gehoren indeffen einent Eisvogel an , den man gegen- wartig ganz gut kennt und roegen kleiner Verschieden- Heiten im Schnabelbaue und in der Gestalt des Schroanzes zur besonderen Gattung (Tanysiptera) erhoben Hat. Ileber dieLebensart dieses Vogels fehlt es an genfigenden Nachrichten; aus den von Vigors mitgetheilten kurzen Bemerkungen scheint sich indessen zu ergeben, dah man hier eine Uebergangsform von den eigentlichen Eis- vogeln zu den Jacamars oder Glanzvogeln, die weiterhin besprochen roerden follen, vor sich Håbe. Die Nahrung soll nicht in Fischen und Wfitmern, sonbern lediglich in Hartschaligen Jnsecten bestehen unb fiberhaupt Ab- neigung gegen Ausenthalt am Wasser Hervortreten. Die Farbung ist auch an bieser Art so schon roie bei fast allen Verroanbten. Nacken unb Flfigelbeckfebern sinb bunkel- tfirkenblau, Rficken unb Schroingsebern schroarz, Un- terseite unb Schwanz roeifi; bie zroei mittleren Stener-