Denkschrift Aus Anlass Des Hundertjahrigen Bestehens Der Maschinen Und Lokomotivfabrik
Und Der Vollendung Der Lokomotive Frabriknummer 10.000
År: 1910
Forlag: Henschel & Sohn
Sted: Cassel
UDK: St.f. 061.5(43)Hen
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11. Das Wohnungswesen.
Eine besondere Fürsorge hat die Firma der Wohnungsfrage für ihre Arbeiter und
Beamten zugewendet. Bereits im Jahre 1867 wurde mit dem Bau von Arbeiterwohnhäusern
in Cassel begonnen. Hier sowohl, wie in Rothenditmold wurden seitdem fortgesetzt
entsprechend dem Mangel an guten und billigen Wohnungen im Stadtgebiete Neubauten
errichtet.
Bis heute ist in den Wohnhausbauten ein Kapital von etwa 2 Millionen Mark fest-
gelegt. Im ganzen besitzt die Firma gegenwärtig 52 Wohnhäuser mit 322 Wohnungen
in Cassel und 25 Häuser mit 138 Wohnungen im Stadtteil Rothenditmold, zusammen also
460 Wohnungen. Etwa 4/s derselben sind von Arbeitern, ^ von Beamten bewohnt. Leider
konnten nur wenige Häuser freistehend als Einzelhäuser erbaut werden. Die hohen
städtischen Grundstückspreise zwangen zur Anlage von Reihenhäusern und größeren Häuser-
blocks, sowie zur Ausführung von drei- und viergeschossigen Bauten. Bei der Bauweise
selbst aber ist durchweg der Grundsatz der Gediegenheit zur Geltung gekommen.
Demgemäß ist fast überall die massive Bauart angewendet worden. Sämtliche Häuser
sind mit Wasserleitung und Kanalisation versehen. Die um die Casseler Fabrikanlage
gelagerten Gebäude erhalten von letzterer elektrisches Licht.
Da ein Teil der Wohnhäuser auch durch Kauf in den Besitz der Firma Henschel &Sohn
überging, so ist eine strenge Einheitlichkeit in der Bauausführung nicht vorhanden. Es
würde daher zu weit führen, wollte man eine erschöpfende Beschreibung der Häuser
bieten. Es sollen daher hier nur einige Lösungen der Hausbaufrage an Hand der bei-
gefügten Grundrisse und Abbildungen besprochen werden und zwar nur Wohnhäuser,
die von der Firma selbst errichtet sind. Es sind hierbei dem Alter nach zwei Gruppen
zu unterscheiden und zwar die Bauperiode unter Oscar Henschel und diejenige unter
Karl Henschel. Gemeinsam ist bei beiden Gebäudeklassen die Dreizimmerwohnung.
Während jedoch die älteren Häuser nur dreigeschossig ausgeführt wurden, erhalten die
neueren zufolge der erheblichen Steigerung der Grundstückspreise 4 bis 5 Geschosse.
An jedem Flur wohnen in der Regel 2 Familien und ist demgemäß für je zwei Geschoß-
gruppen eine Treppenanlage vorhanden.
Die älteren Wohnhäuser in der Ysenburgstraße zeichnen sich durch einen klaren
Grundriß aus. Vom Treppenflur betritt man einen kleinen Vorflur; von dem aus 2 Stuben,
die Küche und die Abortanlagen zugängig sind. Nur eine Stube hat keinen unmittel-
baren Zugang vom Vorflur aus. Die Grundrisse der Räume sind, wie folgt, bemessen:
Wohnstube .................20,9 qm
Schlafstube ...............11,1 „
Schlafstube ..............11,1 „
Küche ....................13,0 „
Vorflur ...................2,7 „
Abort ................... 2,4 „
zusammen 61,2 qm
Die äußere Formgebung ist dem damaligen Geschmack entsprechend nur sehr einfach
gehalten. Die neueren Häuser dagegen haben, wie die Abbildungen zeigen, erheblich reichere
Gestaltung erhalten. Bei den Häusern am Franzgraben sind sämtliche zu einer Wohnung
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