Denkschrift Aus Anlass Des Hundertjahrigen Bestehens Der Maschinen Und Lokomotivfabrik
Und Der Vollendung Der Lokomotive Frabriknummer 10.000
År: 1910
Forlag: Henschel & Sohn
Sted: Cassel
UDK: St.f. 061.5(43)Hen
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9. Das Wohnungswesen.
Mit dem Erwerb der Henrichshütte durch Henschel & Sohn gingen 131 Wohnhäuser
mit 356 Wohnungen in den Besitz der Firma über. War aber damals schon kein Über-
fluß an Wohnungen vorhanden, so wurde dieser Mangel mit der Erweiterung der Be-
triebe immer fühlbarer. Demzufolge wurde auch gleichzeitig mit der Errichtung neuer
Betriebsstätten mit dem Neubau von Wohnhäusern im besonderen für Arbeiter vorgegangen.
Die Zahl der Häuser wurde auf 167, die der Wohnungen auf 570 erhöht. Gegenwärtig
ist die Wohnungsfrage in ein neues Stadium getreten, indem sich unter Gewährleistung
der Firma eine Baugenossenschaft gebildet hat, um eine neue Kolonie in der Nähe der
Hütte, die Hüttenau, zu gründen. Ein ausreichend großes Gelände ist erworben und mit
dem Bau von Häusern bereits begonnen. In nicht allzu ferner Zeit wird auf diese Weise
der Wohnungsmangel behoben sein.
Auch hier können die vorhandenen Häuser nach dem Zeitpunkt ihrer Entstehung
in ältere, zu Zeiten der Union gebaute, und in neuere, durch Henschel & Sohn er-
richtete unterschieden werden. Die ersteren sind in ihrer Ausführung und Raumbemessung
erheblich einfacher gestaltet. Bei diesen sind die Außenwände nur in gewöhnlichen
Ziegeln aufgemauert und entbehren jedes architektonischen Schmuckes; die neueren
Häuser dagegen sind durchgängig als Verblendbauten mit belebenden, weißen Putzflächen
ausgeführt. Vielfach bestehen die Arbeiterwohnungen aus 3 Zimmern, Küche und Neben-
räumen. Bei Zweizimmerwohnungen hat man, der Gepflogenheit der dortigen Gegend
entsprechend, die Küche geräumiger als sogenannte Wohnküche gestaltet. Während bei
den zuerst von der Firma gebauten Häusern das Sechsfamilienreihenhaus vorherrscht,
ist man bei den später errichteten Bauten von dieser Bauweise abgegangen und hat dem
Zweifamilienwohnhaus mit besonderen Eingängen für jede Familie den Vorzug gegeben.
Es ist unverkennbar, daß durch diese letztere Bauart die für eine Familie aufzuwendenden
Baukosten nicht unerheblich steigen, indem für Treppenlage und Mauerwerk größere
Aufwendungen erforderlich werden. Andererseits wird aber dadurch der Vorteil erreicht,
daß die einzelnen Parteien getrennt voneinander wohnen, und dadurch manche Ver-
anlassung zu Reibereien unter den Mietern fortfällt.
Die hier aufgenommenen Darstellungen der neueren Arbeiterwohnhäuser lassen den
Unterschied der beiden Bauweisen erkennen.
Die Sechsfamilienhäuser bestehen aus 6 zweizimmerigen Wohnungen. Je zwei
derselben liegen an einem gemeinsamen Treppenflur. Von einem Vorgang ist Stube,
Küche und Abort aus zugängig, während die zweite Stube keinen unmittelbaren Zugang hat.
Die einzelnen Räume haben durchschnittlich folgende Flächengröße:
Wohnstube ..................19,8 qm
Schlafstube.................21,1 „
Küche.......................16,2 ,,
Vorgang .....................5,2 „
Abort .......................1,4 „
zusammen 63,7 qm
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