Denkschrift Aus Anlass Des Hundertjahrigen Bestehens Der Maschinen Und Lokomotivfabrik
Und Der Vollendung Der Lokomotive Frabriknummer 10.000
År: 1910
Forlag: Henschel & Sohn
Sted: Cassel
UDK: St.f. 061.5(43)Hen
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Wirksamkeit in Cassel und während der Zeit seines Künstlerlebens in Rom hatte er die Muße
zu edelstem künstlerischen Schaffen gefunden, wovon u. a. seine beiden berühmtesten
Werke Zeugnis ablegen: Das im Jahre 1837 vollendete, 4 m hohe und 3000 kg schwere,
später in Fulda aufgestellte, bronzene Bonifaziusdenkmal, das von ihm selbst gegossen und
ziseliert wurde, und seine von dem kunstsinnigen Könige Friedrich Wilhelm IV. erworbene,
in Marmor ausgeführte Brunnengruppe. Diese befindet sich im Pompejanum zu Potsdam.
Mag die werktätige Mitwirkung des Vaters und des Bruders auch hoch veranschlagt
werden, so gebührt das Hauptverdienst an der gedeihlichen Entwickelung des Maschinen-
baubetriebes doch unstreitig dem Oberbergrat Anton Henschel. Durch seine Arbeit war
die sichere Grundlage für den aussichtsvollen Fortgang des Werks gelegt. Seinen Nach-
folgern blieb nur übrig, darauf weiter zu bauen, und den Geist, den er seiner Schöpfung
eingehaucht hatte, sorgsam zu erhalten. Und dieser Aufgabe haben sie sich mit dem
ganzen Maße beharrlicher Ausdauer und ernsten Pflichtbewußtseins, welches ihnen als
Familienerbe wurde, gewidmet.
Seit dem Tode des Vaters im Jahre 1835 stand Anton Henschel sein Sohn Georg
Alexander Karl, geboren zu Kösen am 7. Mai 1810, zur Seite. Er war ihm in allen
praktischen Angelegenheiten, besonders in der Leitung des Geschäfts- und Fabrikbetriebes
eine starke Stütze. Seine praktische Ausbildung hatte er in der väterlichen Fabrik, seine
wissenschaftliche auf dem Gewerbeinstitut in Berlin erworben und auf der Universität
Göttingen Mathematik usw. studiert. Künstlerisch und technisch befähigt, wie sein Vater, wandte
er sich im Gegensatz zu ihm mehr den praktischen Arbeiten zu, um in dieser Hinsicht
die Tätigkeit seines Vaters wirksam zu ergänzen.
Die Leistungsfähigkeit des Werkes erfuhr unter ihm eine wesentliche Steigerung,
u. a. wurde seit 1840 der Bau schwerer Werkzeugmaschinen und einige Jahre später der
Lokomotivbau aufgenommen.
Im Jahre 1848 ging die erste Lokomotive „Drache“ für die Friedrich -Wilhelms-
Nordbahn zu Cassel aus der Henschelschen Fabrik hervor. Sie kostete ohne Tender
15 686 Taler.
Im nächsten Jahre wurden neben den sonstigen Erzeugnissen 4, im folgenden 7
Lokomotiven gebaut. Es mag wenige Gebiete des Maschinenbaues geben, auf denen die
Firma damals nicht durch bedeutende Leistungen vertreten war, nur der Lokomotivbau
entwickelte sich langsam, denn in Kurhessen war der Bedarf an Lokomotiven sehr gering.
Oberbergrat Anton Henschel starb, 81 Jahre alt, am 19. Mai 1861, nachdem ihm
sein Sohn Karl ein Jahr vorher, am 23. März 1860 im Alter von 49 Jahren im Tode
vorangegangen war. Damit ging das Werk, welches zu dieser Zeit etwa 350 Arbeiter
beschäftigte, auf den Sohn des letzteren, Karl Anton Oscar, über, der mit dem 1. Juli 1859
Geschäftsteilhaber geworden war.
Oscar Henschel, geboren den 19. Juni 1837, hatte sich nach dem Besuche der
Ober-Realschule in Cassel, dem überlieferten Familienbrauch getreu, durch mehrjährige
praktische Arbeit in den Maschinenbauhandwerken gründlich ausgebildet und durch Privat-
unterricht so vorbereitet, daß er auf der Technischen Hochschule in Karlsruhe, wo er von
1855 bis 1857 studierte, gleich in die Fachklassen aufgenommen wurde. Mit besonderem
Eifer hörte er die Vorträge der Professoren Redtenbacher, Eisenlohr und Baumeister.
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