Denkschrift Aus Anlass Des Hundertjahrigen Bestehens Der Maschinen Und Lokomotivfabrik
Und Der Vollendung Der Lokomotive Frabriknummer 10.000
År: 1910
Forlag: Henschel & Sohn
Sted: Cassel
UDK: St.f. 061.5(43)Hen
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In der Gesamtzahl der gelieferten Lokomotiven sind zwei große Gruppen zu
unterscheiden, solche, die nach eigenen Entwürfen der Konstrukteure der Firma ge-
baut wurden, und andere, bei deren Aüsführung die vom Besteller zur Verfügung
gestellten Zeichnungen maßgebend waren. Mit der Steigerung der Leistungsfähigkeit
hat besonders die Zahl der der ersten Gruppe zuzuzählenden Lokomotivaufträge stark zu-
genommen. Um den dadurch gesteigerten Anforderungen gerecht werden zu können, mußte
die Zahl der zur Herstellung der Entwürfe und Werkzeichnungen erforderlichen Kräfte dauernd
vermehrt werden, besonders auch deshalb, weil mit dem Fortschreiten der Jahre auch die
rasche Lieferungsmöglichkeit immer mehr für den Erhalt von Aufträgen mit ausschlag-
gebend wurde. Wurden noch vor 10 bis 15 Jahren für eine Neukonstruktion 7 bis 9 Monate
Lieferzeit bewilligt, so müssen heute bisweilen Aufträge mit Lieferfristen von 3 bis 4 Monaten
übernommen werden, wobei noch in Rechnung zu ziehen ist, daß die heutigen Bau-
arten bedeutend mehr Arbeit auf dem Zeichenbüro erfordern, als die viel einfacheren
Maschinen früherer Zeiten. Augenblicklich stehen vier Lokomotiv-Konstruktionsbüros, jedes
von einem selbständig arbeitenden Oberingenieur geleitet, zur Verfügung.
Es soll nun im folgenden ein kurzer Ueberblick über die Bauarten gegeben werden,
welche in der Gesamtzahl der gelieferten Lokomotiven vertreten sind. Zweckmäßig wird
dies in der Weise geschehen, daß die verschiedenen Absatzgebiete nacheinander betrachtet
werden. Nach dem gleichen Gesichtspunkt wurden die in dieser Schrift vorhandenen
Abbildungen von einigen bemerkenswerten Mustern von meist nach eigenen Entwürfen
ausgeführten Lokomotiven gruppiert.
Es sei dabei bemerkt, daß die Auslandslieferungen bis zum Anfang des letzten Jahr-
zehnts des verflossenen Jahrhunderts gegen die Inlandslieferungen bedeutend zurücktraten.
Bis dahin waren, von vereinzelten Ausnahmen abgesehen, nur Italien, die Niederlande und
einige Balkanländer Abnehmer gewesen. In den letzten 15 Jahren hat sich die Zahl der
fremdländischen Käufer außerordentlich vermehrt, und jetzt gibt es wohl außer Groß-
britannien und den vereinigten Staaten von Nordamerika, die von jeher ihren Bedarf an
Lokomotiven im eigenen Lande deckten, kaum ein Land mit Dampfeisenbahnanlagen, wo
nicht Henschelsche Lokomotiven sich einen ehrenvollen Ruf geschaffen haben.
A. INLANDSLIEFERUNGEN.
Die Mehrzahl der Lokomotiven wurde auf Bestellung deutscher Bahnen, vornehmlich
der Preußischen Staatsbahnen, geliefert. Der Erlaß des Preußischen Handelsministers, wo-
nach fortan bei Henschel & Sohn für sämtlichen Bedarf an Lokomotiven für die Preußischen
Staatsbahnen Preise mit einzuholen seien, datiert aus dem Jahre 1872. Von den auf diesen
Bahnen seit Anbeginn benutzten und bis zu den jetzt dortselbst im Betriebe befindlichen
Lokomotivgattungen sind, abgesehen von verschwindenden Ausnahmen, sämtliche in größerer
oder geringerer Anzahl von der Firma gebaut worden. Auch an den Entwurfsarbeiten
für neu zu schaffende Lokomotivformen der Preußischen Staatsbahnen ist sie in namhafter
Weise beteiligt gewesen. Von den hier angefertigten Entwürfen für Lokomotiven der
Preußischen Staatsbahnen, welche der Ausführung zugrunde gelegt wurden, seien nach-
stehende genannt:
1A-Omnibus -Verbund-Tender - Lokomotive (1882).
B-Nebenbahn-Tender - Lokomotive mit 5 t Raddruck (1882).
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