ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Erster Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Erster Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1847

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 312

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der Säugethiere

Mit 1100 Ubbildungen

Søgning i bogen

Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.

Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.

Download PDF

Digitaliseret bog

Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.

Side af 322 Forrige Næste
242 Saugethicre. Ncimte (Ørdnung. auf Jager und Hunde los und bringt sie durch Stose mit dem schaufelformigen Geweih und durch furchtbar Heftiges Ausschlagen in groste Gefahr. Trifft es, in eine Fallgrube sturzend, auf ein gefangenes Raubthier, so trampelt es dasselbe zu Tode. Die grotte Leidenschaft entwickelt es zur Zeit der Begattung im September. Die Mannchen liefern sich dann furchtbare Kampst und ver- treiben die Bestegten, die, in ohnmachtigem Zorn und alle Furcht vor dem Menschen vergessend, bisweilen ihr Waldasyl verlassen und in angebaueten Gegenden Herum- streifen. So warnt auch Llohb, der enthusiastische Be- fchreiber Hochnordischer Jagdscenen, vor dem Zusaittmen- treffen mit dem erzurnten Elenn, das, mit gestraubter Mahne auf den Feinb losgehend, auch den Kaltblutigsten zu schrecken vermag. Sein gewohnlicher Gang ist eine Art von kurzem, ungeschickten Trott; erschreckt oder ver- folgt vermag es sich in reisend schnellen Galopp zu ver- setzen und klappert dabei weithin horbar mit den After- klauen. Die Huse kann es nach Willkuhr von einander entfernen und somit eine breitere Unterlage erlangen, die ihm auf fumpfigerem Boden von Nutzen sein mus. Kaum giebt es fur dasselbe ein Hindernis des Lansens, benit uber die breitesten Gewasser schwimmt es mit eben so groser Schnelle als Ausdauer, springt zwar nicht, steigt aber leicht und fluchtig uber Baumstamme und Fels- stiicke und gelangt sogar uber tiefe Moore, die kein anderes Saugethier betreten darf, indeni es sich auf die Seite legt und durch schnelle Bewegung der Fuse sich fortschiebt. Auch kreuzt es grofie Eisflachen, vor deren Betreten es sich furchtet, auf gleiche Art. Die dabei stattfindende zuekende Bewegung der Glieder ist von Un- wissenden fur eine epileptische gehalten worden. Zufolge einer sehr verkehrten, bei den amerikanischen Jndiern und in der arabischen Medicin sich gleichmahig wieber- Holenden Ansicht, das kranke thierische Organe Heilmittel derselben Krankheilen des Menschen seien, hat man ehe- bem Elennklauen gegen Epilepsie angewenbet und sogar in Slpothekengefuhrt. Dem Masser ist das Elenn sehr zu- gethan und verbringt, wie manche andere Hirscharten, im Sommer bie Heisesten Tagesstunben stehend in Flus- sen ober Teichen. Als Nahrung bienen ihm im Sommer viele Krauter, unter welchen bie Butterblume (Caltha pallisiris) besonbers gefucht Wirb, im Winter bie jungen Triebe ber Birken unb bie saftige Rinbe verschiebener Walbbaume.. Den Walbern geschieht hierburch vieler Schaben, mehr noch ben jungeren Anpstanzungen, bie mit breitem Fus zertreten iverden, unb baher eignet sich bas Elenn nicht fur Gegenben, luo man Walbcultur Ivis- senschaftlich betreibt. Das Elenn besitzt feine Sinne unb last sich nicht leicht vom Jager im Lager uberraschen. Es ist nirgenbs sehr haufig, was theils aus ben Berfolgungen burch bie Menschen, theils aus ber ungewohnlich kurzen Le- bensbauer, welche nur auf achtzehn Jahre geschatzt wirb, Herzuleiten sein mag. In Scanbinavien hat man ber Ausrottung burch strenge Jagbgesetze vorzubeugen ge- sucht; in Schweben war eine Zeitlang bie Jagd auf Elenn ganz verboten, in Norwegen barf sie nur vom 1. Juli bis 1. November stattsinben unb nicht mehr als eine bestimmte Anzahl geschossen iverben. Auf ber Uebertre- tung bes norwegischen Gesetzes steht bie nach bortigen Gelboerhaltnissen autzerorbentlich schwere Gelbstrafe von ziemlich 140 Thalern. Das Fleisch ist, besonbers junge- rer Thiere, sowohl frisch als gerauchert, sehr schmack- Haft; Zunge, Maul unb Knochenmark gelten in Scanbi- navien sur stiliste Leckerbissen. Die bicke Haut liefert ein vortreffliches, einer Pistolenkugel fast undurchbringliches Leber nnb war ehebem von Solbaten sehr gefucht. Gustav Abolph von Schweben trug an stinem Tobes- tage ein Koller von Elennhaut, welches, wenn Erinne- nerulig nicht trugt, noch jetzt im Wiener Zeughause auf- bewahrt wirb. Das beste Elennleber kommt unter bent Slanten Polowinki aus Sibirien. Die reifett Geweihe sinb snp kechtiische Ztvecke noch vorzuglicher als Hirsch- geweihe unb bie Knochen desser als Elsenbein, weil sie nicht vergelbett. In Schweben soli man in alten Zeitett nicht nur gelungene Bersuche ber Zahtttttng gemacht, sottbertt Elenn sogar zttttt Schlittettziehen abgerichtet Habeit. Man sagt, bah ein noch vorhanbeites, aber ver- altetes Gesetz biest Anwenbung bes Elenn barum verdjete, weil es, schneller als Pferbe, ben Berbrechern bas Ent- kommen moglich machte. Unter ber Regierung Karl's IX. bebiente man sich zur Beforberung von Staatscourieren bes Elenit, welches taglich 36 schwebische Meilen zuruck- legte. 2. DaS amerikanische Elenn. (Cerrus Alces americanus.^ig.877. 878. Die Frage, ob zwischen bent europaischen unb bem norbamerikanischen Elenit ein specifischer Unterschieb be- stehe, ist noch immer streitig. Man hat als solchen bie bunklere Farbung unb bie ties getrennten Sprossen, welche bas Geweih bes amerikanischen Eleitn auszeich- iien, angesuhrt, inbesseit nicht beachtet, bas bie erstere je nach ber Jahreszeit auch am europaischen bem Wechstl unterworfen sti, bas bie Geweihe bes Hirsches uberhaupt keineswegs bon ganz unveranberlicher Bilbung. sinb. Mahrscheinlich wirb sich bei genauer Vergleichung Her- ausstellen, bas deibe nur als klimatische Abanberung ber- selben Art gelten kSnnen. Das amerikanische Elenn (Moose-beer ber Anglo - Amerikaner unb Orignal ber sranzostschen Canabier) war ehebem dis an ben Ohio verbreitet, bewohnt aber jetzt allein bie kalken unb bunn bevolkerten Gegenben zwischen bem 44—650 n. Br. von ber Bai von Fnnbh uber Cattaba bis dit bas Eismeer unb bis zttnt Fuse bes Felsgebirges. In Gestalt gleicht es bem europaischen unb soll in feinett naturlichen Wilb- nissen ein intponireitbes, ben grosartig ernsten Uittge- bungett angettiessenes Schauspiel barbieten. Sowohl im Sommer- als im Winterkleibe ist es etivas attbers ge- farbt als bie ostliche Abart, ber es ubrigens auch in Sit- ten nahe kommt. Alan siitbet es fast immer vereinzelt, wettigstens in ben kalteren Breiten, luo allein bie Ufer bes Mackenzie unb anberer groser Flusse fruchtbarer unb mit Ellern unb Weiben, ben vorzugsweis Futter liefern- beit Baumen, bcivachstn sinb. Aeltere Schriftsteller spre- chett zivar von amerikanischen Elennheerbeii, allein Wahr- scheinlich liegt biesen Angaben eine Verwechstlung mit bem Wapiti ober canabischen Hirsche ztt Grttnbe. Auf ben burreren Haiben, welche eiiten grohett Theil bes norblichsten Amerika uberziehen, itahrt sich, wie Lewis unb Clark versichern, bas Elenn von ben iittmergrunen Blattern elites ben Heibelbeeren verwanbten Strauches (Gualthiera Shallon) unb ben Zweigen einer Art von Hartriegel (Cornus allia). Es ift mit so scharsen Sin- tteit versthen unb so aufmerksatn, bah bie Jubier feine Jagb als eigentliclM Probesteitt eittes ersahretteit unb gewanbten Jagers betroet )ten unb bie Krihs sich rithntett, alle anbere Jagervolker ztt ubertrefsen, weil sie unter allen allein bas Elenn mit gleichbleibenbem Erfolge anf- znfiitben unb zu erlegen verstehen. Itu Sommer wirb bieses von Alucken unb anberett Jnsecten bergestalt ge- qualt, bah es ben Herbeischleichenbeit Jager gering achtet, allein im Winter bemerkt es bas leistste Rattschen eines burren Blattes ober bas Knicken eines bunneit Zweiges unb tauscht burch schleunige Flucht bie Hosfnung bes lauernben Feinbes. Llngeschossene alte Maunchen Wen- ben sich wuthenb gegen ben Jager, ber hinter eiitem BaumeZustucht suchett mus. Richarbson horte Ntaitches Beispiel von so gesahrlichen Zusamnientreffeit unb ben erbitterten Angrifsen bes Thieres auf ben Bauitt, von welchetit bie Rinbe burch geivaltige Hiebe ber Vorber- fuhe rings umher unb hoch Hinattf abgerissen Wurbe. Auf festgefrorenen Schneeflachen halt es eine lange Ver- folguitg aus, inbetit es, bie breiten Hufe von einaitber entfernenb, ohtte einzusinken, aber unter klappernbem Gerausche schnell bahinlauft. Franklin erzahlt bie Ge- fchichte einer solchen, von einigen auf Schiteeschudett latt- fenoen Jagerit sechs Tage hinburch fvrtgesttzten Verfol- gung. Obgleich bie blutige Spttr schon am vierten Tage bie Berletzuitg bes Elenn verrieth, setzke biests stinen Weg fort ttitb ermubete feine Feittbe bis auf Eiiten, ber, nachbent er zwolf Stunben geruht, bas Thier enblich einholte unb erlegte. Die Jitbier tobten bisweilett bas Aloosethier, wahrenb es uber Flusse schwimmt; bie Jungen sittv so einfaltig, bah sie bas Herbeirubern ber Jager erwarten, unb Hearne war Zeuge, bas ein solches sich gebulbig bei ber Nase fassen lies unb ben Kahn mit berselben uitschulbigen Furchtkosigkeit begleitete, wie es kaum ein zahnies Latitnt gethatt haben Wurbe. Keitte an- bere Art von Hirschen ist so zahmbar unb gewohnt sich mit fo groper Leichtigkeit an ben Menschen. Denttoch Habeti bie auf Fleischnahrung vorzugsweis Hingewiestnen norbamerikanischen Jitbier ttie versucht, sich solche Heer- beti ztt erziehen, fonbern begnugen sich. mit bent Ertrage einer eben so muhsamen als unsichereii Jagb. Ob bas Fleisch wirklich so schmackbaft sti, wie jene behaupten, steht ztt bezweifeln, benn iie 9foth unb ber Hunger mag bent tobtmuben Jager Blanches vortrefflich erscheiiten lasfett , was er, gewohnt an bie Beguemlichkeiten eines georbneten Haushgltes unb Hauslichen Lebens, ver- schmahen wurbe. Ziveite Gruppe. Nennthiere. Geweih plaltgebruckt, vorwartS gebogen, Augensprosse schaufel- forntig, 3, Das enropaische Nennthier. (Cervus Tarandus.) Fig. 879—882. • Die Rennthiere weichen in mehr als einer Beziehuttg von ben eigentlichen Hirschen ab unb bilben, menu auch keitte befonbere Gattiing, iniiibestetts eine beutliche Gruppe. Beibe Geschlechter Haben Geweihe unb entivickelte Eck- zdhne, eine behaarte, ttur zwischen ben schiefsteheitben Nastitlochem ttackte Schnauze, langen unb bickett Kops, kurzen unb biden, Horizontalen Hals ttitb Geweihe, bie, zuitial am Bock, eine bebeutenbe Grohe erlangen, zwar in ntaitcher Beziehung sehr Veranberlich sinb, inbessen burch zitsantmengebruckte Gestalt, Biegung nach oden 1111! ) vorn, Hanbformig getheilte, eiitfache ober auch bop- pelte, auf bie Schnauze Herabhangenbe Augeitsprosse unb bie iveite Ausbreitung unb fiiigerformige Theiluitg ber Enbfprossen sich sehr auszeichnen. Ihr Korperbau ist gebrungen unb kraftig, ber Leib Walzeitformig, bie Statur nicht hoch; bie kurzen, aber sehnigen Ftthe, bie muskelreichen Schultern, bie ritnoen, nitten sehr conca- ven, im Untfange scharfen Httfe, bie bei raschent Tritte sich ausbreiten (Fig. 879a) unb ini Erheben sich mit klappernbem Gerausche wieber schliehen (Fig. 879b), be- zeichnen ein zum ausbatternben Laufe auf Schneeflachen geschicktes Thier. Die Behaaruttg beutet die Bestint tit titt g an ytr bas Leben im kalken Norben; sie ist boppelk unb bestehk aus stiitem, bichten, wolligen Grunbhaar unb rauhent, etivas abstehenden, Harten unb druchigen Grott- nenhaar, welches am Unterhalse eine kurze, steif abwarks gerichtete Mahne bilbet. Im Winter geivinnt bieser Pelz an Dicke unb nimmt, wie Aehitliches fast an allett Po- larthieren geschieht, hellere Farbung an, bie in Sibirien sogar in reines Weis ubergehen kann (Fig. 882.), iin Anfange bes Jahres braun unb vom Juli an gran ist unb niti bie Augen Heruin in allen Jahreszeiten schwarzlich bleibt. Die vollig zalimen Rennthiere anbern in ber Farbe maitnichfach ab unb sinb bisweilen sogar geschacht, selten groher als Damhirsche, bie wilben Hitigegen blei- ben in ber Farbung sich gleich unb erreichen eine anfehn- liche Grohe. Die Jungen sind niemals gefleckt wie bie- jenigen vieler anberen Hirsche, sonberit lichtbraun, selten weis. Sie bringen kleine Stirnhocker auf bie Welt unb ■ haben schon 14 Tage nach ber Geburk zollhohe Geweihe. Rennthierbocke haben stets grohere Geweihe als Renn- thierkuhe, zumal bie russtschen. Jene iverfen bie Ge- weihe nach per Paarung im November, biest itu Mai ab, vorausgesetzt, bas sie trochtig ivaren. Die netten Geweihe sinb erst in acht Monaten (August) vollig ent- wickelt. Gewohnlich werbcn zivei Junge bei jebent Wtirfe geboren. Die Lebensbatter betragt gegen 16 Jahre.