Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart
Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe
År: 1893
Forlag: Schuster & Bufleb
Sted: Berlin
Sider: 205
UDK: st.f. 72(481) die
Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen
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Vierung 24' zu 32'), Vorhalle 18' zu 16'. Die grofse Breite
des Schiffes deutet eine dreischiffige Kirche an.
Die Kirche des heil. Kreuzes zu Örsten (Söndmöre),
■385 erwähnt, jedenfalls vor 1864 abgetragen, scheint ein
griechisches (gleichschenkliges) Kreuz gebildet zu haben. Ab-
messungen: Jeder Kreuzarm 22' zu 26', Vierung 26' zu 26',
Vorhalle 14' zu 16'.
Die Kirche zu Hareid (Söndmöre), 1432 erwähnt, am
25. Februar 1806 abgebrannt. Abmessungen: Chor 18' zu 24',
Schiff 66' zu 26'. Kreuzarme 18' zu 24', Vorhalle 14' zu 14'.
Die Kirche zu Sunnelven (Söndmöre), 1432 erwähnt
1726 durch eine Lawine zerstört. Abmessungen: Chor 30' zu 20',
Schiff 30' zu 20', die Kreuzarme 12' zu 12', Vorhalle 14' zu 14'.
Die (Marien?) Kirche zu Vatne (Söndmöre), 1432 er-
wähnt, wahrscheinlich 1761 abgebrochen. Abmessungen: Chor
20' zu 22', Kreuzarme 24' zu 22', Schiff 30' zu 22' (dazu wohl
die Vierung 22' zu 22').
Die Kirche zu Rindal (Nordmöre), 1504 erwähnt, nach
1661 abgebrochen.
Aufser den genannten kreuzförmigen Kirchen gehörten die
folgenden drei sicher dieser Periode an.
Die Kirche zu Ullensaker (Stift Christiania) löste eine
ältere Steinkirche, wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des
15. Jahrhunderts, ab. Es ist zu bemerken, dafs diese Kirche
anstatt der alten Drachenschlingen und Sigurd-Bilder „ausge-
hauene Heiligenbilder über der Thür“ hatte. Die Kirche
wurde 1767 abgebrochen.
Aus der älteren Litteratur kennen wir eine der vom Volke
heiliggesprochenen falschen, 1301 hingerichteten Thronpräten-
dentin Margarethe geweihte Margarethenkirche zuBergen.
Diese Kirche, die erst um 1570 erwähnt ist, mufs zwischen 1301
und 1319 errichtet worden sein, scheint noch 1387 bestanden
zu haben, ist aber gewifs schnell zu Grunde gegangen.
Die Hauskapelle zu Holleby (Smaalenene, Stift Christi-
ania) scheint nach 1400 gegründet zu sein und wird 1598 als
verfallen und verlassen besprochen.
Wir kennen ausserdem noch die Namen von etwa 200
Stabkirchen, deren Bauzeit uns aber nicht bekannt ist, da theils
alle Nachrichten darüber fehlen, theils die Baureste für die
Bestimmung derselben ganz unzureichend, jedenfalls nicht
genau untersucht sind. Wir nennen darum hier nur die Namen
der noch bestehenden.
*Die Kirche zu Grip (Nordmöre, Sift Drontheim), ein-
schiffig, zuerst 1589 erwähnt, 1621 restaurirt, liegt auf einer
Insel weit im Meere. Abmessungen: Schiff 271// zu IS1^',
Chor 1 I1// zu 181//, Sakristei ö1^/ zu ii1,/.
*Die Kirche zu Kvernes (Nordmöre, Stift Drontheim),
einschiffig, 1432 erwähnt, von starken äufseren Stützen (Skorder)
aufrecht erhalten. Nur theilweise aus Stabwerk gebaut. Ab-
messungen: Schiff 58' zu 22'^, Chor 23' zu 22'^.
*Die Kirche zu Eid (Romsdal, Stift Drontheim), zuerst
1589 erwähnt, tritt seit einem durchgreifenden Umbau von 1797
hauptsächlich als Laftbau auf, in dem noch die alte Stabkirche
theilweise bewahrt ist.
*Die Kirche zu Röldal (Hardanger, Stift Bergen),
zuerst 1462 erwähnt, ist eine völlig modernisirte, gar nicht in-
teressante einschiffige Stabkirche, die aber wegen des an die
Kirche geknüpften Aberglaubens kulturhistorisches Interesse
besitzt.
*Die Kirche zu Höijord (Jarlsberg, Stift Christiania),
1374 erwähnt, bewahrt einzelne Theile der alten Stabkirche
hinter der modernen Verkleidung.
Die Kirche zu Hol (Hallingdal, Stift Christiania), 1327
erwähnt, scheint ebenfalls in der neueren Laftkirche eingebaut
zu sein, bedarf aber noch einer genaueren Untersuchung.
*Die Kirche zu Faavang (Gudbrandsdal, Stift Hamar),
[33^ erwähnt, bewahrt einzelne Theile der Stabkirche in der
neueren Kirche.
Einzelne Portalstücke, Säulen und ähnliches sind von den
Kirchen in Snarum, Eggedal, Rissen, Jostedal, Jondal,
Dyste, Imshaug, und von der Thomaskirche am File-
fjeld erhalten. Für diese und die übrigen hier nicht genannten
Kirchen, die uns durch offizielle Berichte und ähnliche Nach-
richten als Stabkirchen bekannt sind, von denen aber nichts
auf unsere Zeit gekommen ist und deren Entstehungszeit wir
nicht kennen, mufs ich auf die norwegische Ausgabe dieses
Werkes verweisen, da die Einzelnachrichten über diese ver-
schwundenen Kirchen deutschen Lesern nur wenig Bemerkens-
werthes und Interessantes bieten würden.
Nach der Reformation bieten die Holzkirchen Norwegens
kein besonderes Interesse mehr; sie werden sämmtlich aus „Laft-
werk“ meistens von einheimischen Baumeistern, öfters aus dem
Bauernstande, gebaut, theils als „Langkirchen“, theils als „Kreuz-
kirchen“, bis endlich im 18. Jahrhundert die achteckigen und
sechszehneckigen Centralkirchen die älteren Formen ablösen.
Der Centralbau dauerte bis in die sechziger Jahre dieses Jahr-
hunderts. Jetzt haben wieder die Langkirche und die Kreuz-
form Oberhand gewonnen, aber ein wirklich architektonisch
interessantes Bauwerk findet sich in der ganzen Reihe nicht.
Eigenthümlich sind nur die freistehenden Glockenthürme
(Stöpel), die im Mittelalter öfters vorkommen, von denen aber
kein einziges Exemplar erhalten ist; doch kennen wir ihre
Lorrn durch den um 1660 in der alten Form erneuerten Glocken-
thurm von Borgund (Abbild. 221), der einen Stabbau von
schräg aufsteigenden Contouren mit starken Kreuzverbänden
im Inneren und offenem Glockenstuhl an der Spitze zeigt.
Abbild. 221. Borgund.
Abbild. 222. Hedal.
Das Gebäude wird giebelförmig abgeschlossen. Die neue-
ren Glockenthürme vom 17. und 18. Jahrhundert sind da-
gegen aus Laftwerk, vertikal mit offenem Glockenstuhl auf-
geführt, wie der Glockenthurm zu Hedal (Abbild. 222), zu Vaage,
zu Ringebu, zu Hurum u. a.