Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart
Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe
År: 1893
Forlag: Schuster & Bufleb
Sted: Berlin
Sider: 205
UDK: st.f. 72(481) die
Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen
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Grimkell, sein Hirdbischof, dann die übrigen Geistlichen (also
an den sonst den Weibern vorbehaltenen Plätzen); weiterhin
folgten seine Räthe. In dem zweiten Thronsessel safs Björn
Digre, sein Stallare, dann die „Gäste“ (nächst den Hirdmännern
die nächste Umgebung des Königs). Wenn angesehene Leute
zu ihm kamen, erhielten sie Ehrenplätze. In jener Zeit trank
man immer Bier am Feuer. Er ertheilte den Männern gewisse
Ämter, wie es seine Gewohnheit war. Um sich herum hatte
der König 6o Hirdmänner und 30 Gäste, und bestimmte ihnen
Sold und Gesetze, daneben hatte er noch 30 Hausdiener,
welche die Arbeiten im Königshofe verrichteten und das
Nöthige herbeischaffen sollten; auch viele Knechte („Trälle“
eigentlich Sklaven) dienten ihm. Aufserdem enthielt der
Königshof eine grofse Skaale, wo die Hirdmänner schliefen
und eine grofse Stube, wo der König Rath hielt (Hirdstofa).“
Wir sehen also, dafs in der grofsen Halle keine Betten
waren, dagegen war eine eigene Schlafskaale errichtet worden.
Gewifs lagen alle diese Bauten um einen gemeinsamen Hof
(Tun) herum. Neben dem Hofe wurde eine neue Schlofs-
kapelle, die jüngere Clemenskirche, wahrscheinlich ursprüng-
lich eine Stabkirche (vergl. oben S. 44), gebaut.
Später, als der Sohn Olafs einen neuen Königshof errichtet
hatte, wurde die alte Wohnung des Königs Olaf bei Skipakrok
von König Olaf Kyrre dem englischen Prinzen Skule Tosteson,
einem Sohne des bei Standfordbridge gefallenen Toste God-
winson, als Geschenk überwiesen und später nach ihm „Der
Skulehof“ genannt. Aus der Saga des Königs Magnus Barfocl
erfahren wir, dafs hier der junge König Haakon, ein Neffe
Olaf Kyrres 1094 residirte. Die alten Bauten scheinen somit
als eine Art Schlofs zweiten Ranges noch lange fortbestanden
zu haben. Wahrscheinlich sind sie in einer der vielen grofsen
Feuersbrünste, die in den letzten Jahrhunderten des Mittelalters
Drontheim heimsuchten, vernichtet worden.
Der Königshof in Borg.
Auch einen Königshof in Borg, jetzt Sarpsborg im
südöstlichen Norwegen, liefs Olaf der Heilige bauen, von dem
wir aber nur den Namen kennen. Schlofskapelle war hier die
steinerne Marienkirche.
Der Königshof in Saurlid, Nidaros.
Schon unter dem Sohne Olaf’s des Heiligen, Magnus dem
Guten (1035—1047), hatte die Residenzstadt Niclaros sich so
sehr erweitert, dafs die Bauten des Königshofes von den Häusern
der Stadt ganz umgeben waren. Magnus liefs einen neuen
Königshof oberhalb der Stadt anlegen und wählte dazu die
Stelle, wo die Leiche seines heilig gesprochenen Vaters, des
Königsmärtyrers, zuerst — und zwar eine Nacht lang — in
Nidaros geruht hatte.
Der Königshof zu Saurlid lag an einem Platze, der
sich in unserer Zeit ungefähr mitten in der Stadt, nahe der
jetzigen „Stadtbrücke“, befindet, damals aber aufserhalb derselben
lag. Auch von dieser Anlage dürfen wir mit Sicherheit be-
haupten, dafs sie eine Gruppe von Holzbauten war, weil aus-
drücklich berichtet wird, dafs der König Magnus hier auch
eine „Steinhalle“ aufführen liefs. Das war aber damals in Nor-
wegen etwas so unerhörtes, dafs sein Nachfolger, als Magnus
vor Vollendung des Baues starb — wohl in der Meinung, eine
steinerne Halle wäre für eine Menschenwohnung zu erhaben —
diese Halle als Kirche dem heiligen Gregorius weihen liefs.
Dem Königshof bei Saurlid schlofs sich als königliche Kapelle
die steinerne Olafskirche an, deren Grundmauern kürzlich unter
dem Rathhause zu Drontheim wiedergefunden worden sind.
Der Königshof des Harald Haardraade in Nidaros.
Unter dem Nachfolger von Magnus, Harald dem Ge-
strengen (Haardraade, 1047—1066), wurde ein neuer Königs-
hof errichtet, der an den geweihten Boden der ersten Grab-
stelle Olafs des Heiligen sich anschliefsende Königshof des
Harald Haardraade, der oberhalb der jetzigen Stadt
zwischen dem Flusse Nid und der später so berühmten, damals
noch nicht erbauten Domkirche lag. Die vom König selbst
errichtete steinerne Marienkirche wurde die Schlofskapelle
dieser Anlage. Auch diese Baugruppe mufs mit Ausnahme
der Kirche wesentlich aus Holz errichtet gewesen sein. Es
geht dies jedenfalls für einige Theile des Königshofes mit
Sicherheit aus dem Umstande hervor, dafs die Rathstube
(Maalstue), in welcher Einar Tambarskielve und sein Sohn
Endride 1050 ermordet wurden, durch eine „Ljore“ (Dachöffnung)
— und zwar nur durch dieselbe — erleuchtet war. Denn
während des Mordes war die Ljore verschlossen, so dafs es in
der Maalstue finster war. Wahrscheinlich hatte diese Maalstue
nur ein Stockwerk; indessen hören wir von einem anderen
Hause in demselben Königshof, dafs es eine „Loftsvale“ (Lauf-
gang vor dem zweiten Stock einer Loft) hatte, also aus zwei
Stockwerken bestand. Auch finden wir in der Saga des
Harald eine Unterskemme, also ein zweistöckiges Haus, er-
wähnt, in dem einige Männer zum Trinkgelage versammelt
waren; dies war aber jedenfalls wohl ein Wohnhaus.
Haben diese Bauten aber zwei Stockwerke gehabt, so
folgt daraus, dafs das Untergeschofs kein Oberlicht erhalten,
sein Licht also nur durch die geöffnete Thür empfangen konnte.
Auch konnte im ganzen Hause nicht geheizt werden, denn im
unteren Stock hatte der Rauch keinen Ausgang und im oberen
konnte man nicht mitten im Zimmer die schwere, steinerne
Vorrichtung des Herdes anlegen.
Wie lange solche Gebäude schon damals in Norwegen
bestanden, wissen wir nicht; dafs die erwähnten Übelstände
sich aber um diese Zeit fühlbar machten, können wir deutlich
dem Umstande entnehmen, dafs schon unter Haralds Nachfolger
Olaf Kyrre die für die Heizung solcher Räume erforderlichen
Abänderungen der alten Anlagen unternommen wurden. Baute
man erst zweistöckige Häuser, in denen sich Menschen auf-
halten sollten, so mufste man, als die Anforderungen an die Be-
quemlichkeit stiegen, schnell das Bedürfnifs fühlen, für das
untere Stockwerk Licht und für das obere Wärme zu schaffen.
Loft zu Sönstenes.
Ehe wir zur Beschreibung jener Neuerungen übergehen,
mufs noch ein Bauernhaus, dessen Geschichte in die Begeben-
heiten dieser Zeiten verflochten ist, erwähnt werden. Wenn
man in Gudbrandsdal an der Kirche von Lom vorbeigekommen
ist, so liegt ein wenig links von der Strafse ab ein kleiner
Bauernhof: Ekre. Dort steht ein uraltes Haus, an das sich eine
alte Erzählung knüpft. In der Saga Olafs des Heiligen erzählt
Snorre von einem Aufenthalt des Königs zu Loar in Gudbrands-
dal 1021: „Hier konnte der König das Thal (von Loar) vom
einen bis zum andern Ende übersehen. Schade, sagte er, dafs
man ein so schönes Land brennen mufs. Er zog mit seinen
Kriegern ins Thal hinunter und sie blieben über Nacht in einem
Gehöft, Nes genannt. Dort nahm der König seine Herberge in
einem „Loft“, wo er auch schlief; es steht noch heutigen Tages
(d. h. um 1230) und ist später nicht verändert worden. Hier
blieb der König fünf Nächte“. Dies „Loft“, das noch 1230 unver-
ändert stand, bezeichnet die Tradition nun als jene Stube zu
Ekre, die vor ungefähr 50 bis 60 Jahren von Nes oder Sönstenes
nach Ekre versetzt wurde. Es ist dies nun freilich kein „Loft“,
sondern eine sehr alte Stube. Um aber die Tradition zu erhalten,
versichert man, was an und für sich nicht unwahrscheinlich
ist, dafs es ursprünglich ein oberes Stockwerk jener Form
gehabt hat, die wir später unter dem Namen „Ramloft“ werden
kennen lernen. Das Unglück will aber, dafs diese Bauart
allen Anzeichen nach nicht zu den ältesten Bauformen Nor-
wegens gehört, da sie erst im 17. Jahrhundert auftaucht und