Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart
Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe
År: 1893
Forlag: Schuster & Bufleb
Sted: Berlin
Sider: 205
UDK: st.f. 72(481) die
Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen
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nicht viel älter zu sein scheint. Nach genauer Untersuchung
an Ort und Stelle glaube ich auch aus anderen Gründen be-
haupten zu dürfen, dafs die allbekannte Tradition von der
Identität der Stube zu Ekre mit dem Loft, in dem Olaf der
Heilige 1021 geschlafen hat, jeder sachlichen Begründung
entbehrt.
Damit können wir zur Betrachtung der Reformen Olaf
Kyrres schreiten.
3. Kapitel.
Der Königshof in der ältesten Periode der Rauchofenstube, von 1066 bis 1250.
Anglonormannischer Einflufs.
Die Reformen Olaf Kyrres.
Gingen wir bei der „Arestube“ mit Nothwendigkeit von
dem Bauernhause aus, um uns dadurch auch die Königshallen
vergegenwärtigen zu können, so müssen wir bei der Be-
schreibung der Rauchofenstube dem historischen Ursprünge
nach ebenso nothwendig von der Königshalle ausgehen, um
uns die Verbreitung der neuen Einrichtung bei den Bauern
vorstellen zu können.
Die Reform Olaf Kyrres (1067—1093) in der Einrichtung
des norwegischen Hauses ist bestimmt als ein Ergebnifs der
Normanisirung Englands nach der Schlacht bei Hastings (1066)
und der dauernden Verbindung des norwegischen Königs mit
den stammverwandten normannischen Eroberern Englands an-
zusehen. Das geht schon hinreichend aus der Erzählung Snorres
von den Änderungen in Sitten und Trachten, die unter Olaf Kyrre
in Norwegen stattfanden, hervor. Wenn er schreibt: „Damals
(unter Olaf Kyrre) nahm man auch ausländische Sitten, Schmuck
und Schnitt der Kleider an, man hatte Prachthosen, die eng
an die Beine schlossen, und einige spannten goldene Ringe
um die Waden, andere hatten Kleider, die auf den Körper
gezogen werden mufsten und in den Seiten ausgeschnitten und
mit Schleifen geschmückt waren, Ärmel, die fünf Ellen lang
waren, aber so eng, dafs man sie mittelst Instrumenten anziehen
und um die Schultern hinaufschieben mufste, hohe Schuhe,
überall mit Seide ausgenäht, bisweilen mit Gold besetzt“ — so
wird man in dieser Beschreibung leicht die gleichzeitigen anglo-
normannischen Trachten z. B. der Bayeux-Tapeten erkennen.
Die Königshalle unter Olaf Kyrre-
Das Gleiche gilt von der Reform der Wohnungen. Hierüber
berichten sowohl Snorre als Hrokkinskinna (Fornmanna sögur
VI, 439), Morkinskinna s. 125 und Fagrskinna s. 149 ziemlich
übereinstimmend. Nachdem die andern Berichterstatter einen
Rückblick auf die Arestube geworfen, sagt Snorre in Heimskringla,
der diesen Überblick schon früher in der Saga Olafs des Heiligen
(oben Seite 105 —106) theilweise gebracht hat, in voller Überein-
stimmung mit den übrigen: „Es war alte Sitte in Norwegen,
dafs der Thronsitz (hàseti) des Königs an der Mitte der langen
Bank (also an der Mitte der langen Wand) war, und das Bier
um das Feuer getragen wurde; König Olaf (Kyrre) aber liefe
zuerst seinen Thronsitz an der Hochbank errichten, die quer durch
die Halle (an der östlichen Giebelwand derselben) lief. Er liefe
auch zuerst Stuben mit Ofen versehen und den Boden des
Raumes, sowohl im Sommer wie im Winter, mit Stroh bedecken.
-----König Olaf nahm auch Hirdsitten nach dem Muster aus-
ländischer Könige an, indem er „Skutilsvende“ (Pagen) vor seinem
Tische stehen liefe, die mit Schenkbechern sowohl ihm selbst als
den Häuptlingen, die bei ihm zu Tische safsen, einschenken
sollten. Er hatte auch Kerzenträger, welche Kerzen vor dem
Tische hielten — immer so viel Kerzen wie Häuptlinge am
Tische safsen. Es war auch der Sitz des Stallare an der
äufeeren Seite der Trapiza (des Schenktisches — ein Wort,
das die Väringer gewifs aus Konstantinopel mitgebracht
hatten); auf diesem Sitz safsen die Stallaren und die andern
vornehmen Leute, das Gesicht gegen den Thronsessel kehrend.
König Harald (Olafs Vater) dagegen und die übrigen Könige
vor ihm hatten die Gewohnheit, aus Thierhörnern zu trinken,
selbst das Bier vom Thronsitz um das Feuer zu tragen und
mit denen, mit welchen es ihnen zu trinken gefiel, anzustofsen.
König Olaf hatte 120 Hirdmänner, 60 Gäste und 60 Haus-
diener.“
Aus dieser Beschreibung ersehen wir erstens, um bei der
letzten Bemerkung einen Augenblick zu verweilen, dafs die
Königshalle Olafs, obschon wir von keiner neuen, von ihm
gebauten Halle hören, die doppelte Anzahl der Hofleute hat
fassen müssen, wie die seiner Vorgänger. Um dies zu er-
möglichen, mufs ein bedeutender Raum der Halle, der früher
unbetretbar war, jetzt zugänglich gemacht worden sein, und
diesen Raum gewinnt die Halle ersichtlich dadurch, dafs der
offene Feuerherd, der ihre ganze Mitte eingenommen hatte,
jetzt verschwand. Wir hören nämlich von zwei Haupt-
änderungen: erstens von der neuen Ofenanlage, zweitens von
der Verlegung des Thronsitzes von der langen Wand nach
der Giebelwand, der Querwand der Halle. Zwischen diesen
beiden Neuerungen besteht offenbar ein Zusammenhang. Es
ist deutlich die Anlage des Ofens die erste Änderung, welcher
die Verlegung des Thronsitzes mit Nothwendigkeit folgen
mufste. Wir sahen, dafs die Heizungen in Wohnungen von
zwei Stockwerken — solche kamen im Hofe Harald
Haardraades vor — unmöglich war. Woher die neuen Öfen
nacli Norwegen kamen, wissen wir nicht. Bei der stetigen
Verbindung Olafs mit England und neben den vielen Einflüssen,
die Norwegen aus diesem Lande empfing, ist es allerdings
so gut wie sicher, dafs sie aus England eingeführt wurden.
In einer Ecke des Gebäudes, und zwar an der östlichen Giebel-
wand, wurde der Ofen aufgestellt. In den zweistöckigen Häusern
des Königshofes mufs dann eine tragfähige Mauer durch die
untere Halle geführt worden sein, auf welcher als Unterlage
der Ofen in der oberen Halle ruhte. Sehr grofs war der Fort-
schritt an und für sich, nicht; denn die untere Halle konnte
so wenig wie früher geheizt werden, da der Rauch immer
nocli durch die Ljore — nicht durch den Schornstein ins Freie
geleitet wurde, weil diese primitiven Öfen ohne Rauchfang
waren. In zweistöckigen Häusern war somit nur der obere Stock
heizbar. Es ist nicht schwer, eine Vorstellung der Öfen Olaf
Kyrres zu gewinnen, denn diese in späteren Zeiten mit dem
Namen „Rauchöfen“ belegten Heizapparate kommen noch
heute hier und da im westlichen Norwegen vor.
Rauchofen.
Der „Rauchofen“ bestand aus einem in einer Ecke stehenden,
aus dicken Steinen aufgemauerten Viereck, dessen eine gegen
die Halle gekehrte Seite eine tiefe Öffnung hatte. Man denke
sich die Form eines auf die kurze Seite gestellten Sarkophags,
mit der Öffnung nach vorn gekehrt, und man hat die Form