Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart
Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe
År: 1893
Forlag: Schuster & Bufleb
Sted: Berlin
Sider: 205
UDK: st.f. 72(481) die
Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
io8
des Rauchofens. Der Rauchofen war oben wie unten mit
Steinen belegt. Am Feuerboden trat ein breiter Rand („Grue“)
etwas hervor; hier konnte man nach ausgebranntem Stockfeuer
die glühende Asche sammeln und auch Kochgeschirr aufstellen
oder aufhängen. Der Rauchofen erforderte weniger Brennholz
als der offene Feuerherd, die Are, und gab eine weit länger
dauernde und besser vertheilte Wärme, da die Steine des Ofens,
einmal erhitzt, die Hitze lange ausstrahlten und so die Luft
fortwährend erwärmten. Wo diese Öfen noch in unserem Jahr-
hundert gebräuchlich waren, wurde zweimal des Tages —
Morgens und Abends — geheizt. Man füllt den Ofen mit Brenn-
holz, welches im Innern mit Vorsicht aufgelegt werden mufs, um
den bestmöglichsten Luftzug zu erhalten. Stark aus der Ofen-
grube herausschlagend, beleckt die Flamme fast die Balken des
Gebäudes, so dafs es beinahe gefährlich aussieht; der Rauch
wälzt sich dick in die Stube hinaus und würde bald alles
Lebendige ersticken, wenn nicht in demselben Augenblick die
Ljore und die Hausthür geöffnet würden: nun strömt die frische
Luft zur Thür hinein und der Rauch zur Ljore hinaus. Frei-
lich zu Katarrhen und zu Rheumatismus darf man nicht neigen,
wo in dieser Weise geheizt werden soll. Wenn Alles aus-
gebrannt ist, wird die glühende Asche vorn auf der „Grue“
gesammelt; in derselben wird sogar gekocht, da die Asche
viel Hitze enthält. Bald ist die Luft gereinigt, der Rauch
schwebt wie eine leichte blaue Wolke unter dem Dache; dann
werden Thür und Ljore geschlossen und jetzt erhält die Stube
eine andauernde Wärme, die von den Ofensteinen ausstrahlt.
Die Morgenwärme hält bis Abend, die Abendwärme bis zum
nächsten Morgen vor.
Omnbolk.
Damit die Steine des Ofens nicht durch die starke Hitze
aus einander gesprengt werden, legt man eine Ofensperre (Omn-
bolk, Brik) an, eine eigenthümliche Vorrichtung, die aus einem
den Ofen an der einen freien Seite begrenzenden, mit der Wand
der Stube in Verbindung stehenden Panel besteht. „Bolk“ be-
zeichnet in der altnorw. Sprache einen Schalter, eine abgesperrte
Abtheilung u. ähnl. Die vordere Seite des Ofens mufs natürlich
offen bleiben, zwei weitere werden von den Zimmerwänden
unmittelbar begrenzt, an der vierten baut man die Sperrwand,
welche durch in die Stubenwand eingeführte Balken sowie
durch Verbindung mit dem nächsten Querbalken eine be-
deutende Widerstandsfähigkeit erhält. Die Eckplanke ist ge-
wöhnlich rund abgeschlossen, und diese Rundung war ur-
sprünglich mit den Zügen eines Menschengesichts geschmückt,
da sie fortwährend „Kallhovd“, altnorw. „Karlhöfdi“ (Manns-
kopf) genannt wird.
Steinbelag des alten Arenplatzes.
Da die Are jetzt verschwunden war, und der Boden bald
von einer Holzdiele bedeckt wurde — ja in dem oberen Stock
schon damals bedeckt war — so legte man, jedenfalls in
späteren Zeiten, um den Platz unter der Ljore vor von Regen-
tropfen verursachter Fäulnifs zu schützen, hier gern einige
Steinplatten anstatt der Holzdielen, wie man es in Adolph
Tidemans bekanntem Bilde: „Gottesdienst in einer norwegischen
Bauernstube“ in der städtischen Gallerie zu Düsseldorf dar-
gestellt findet. Die Handlung dieses Bildes spielt in einer
Rauchofenstube.
Verlegung des Thronsitzes.
Sobald der Feuerherd von der Mitte der Stube in die
innere Ecke gerückt war, mufste als natürliche Folge dieser
Änderung auch eine andere: die Umlegung des Ihronsitzes,
wie oben bereits angedeutet, eintreten. Es entstand nun neben
dem Ofen ein gemüthlicher, gut geheizter Platz an der inneren
Giebelwand, der natürlich dem Könige vorbehalten wurde.
Die Querbank wurde nun, besonders in der Nähe des Königs
und ihm gegenüber (der Stallaresitz), der Platz der vornehmsten
Männer, und in der Halle, deren Mitte jetzt vom Feuerherd
befreit war, konnten der Länge nach 3, vielleicht sogar
4 Tische mit Bänken Platz finden, eine Raumersparnifs, die
dem Könige erlaubte, ein weit gröfseres Gefolge als vorher
um sich zu sehen, ein Vortheil, dessen sich schon, wie wir
hörten, Olaf Kyrre bediente.
Die Kerzenbeleuchtung.
Auch die bei Snorre genannten Kerzenträger hängen mit
der Einführung des Rauchofens zusammen. Früher war die
Halle durch die lodernden „Langfeuer“ der Are Abends hin-
reichend erleuchtet worden. In der Grube des Rauchofens
eingesperrt, konnte das Feuer nicht mehr zugleich als Be-
leuchtung dienen, weshalb die lebendigen Leuchter, die
Kerzenträger, sich als nothwendige Folge ergaben.
Untergeschofs.
Dafs die zweistöckige Anlage das Anbringen von Fenster-
öffnungen, die wohl erst, wie die Ljore, mit Thierblasen, später
mit Glas versehen waren, im unteren Stock allmälig erforderte,
ist, sobald das Untergeschofs als Wohnraum (wie in den Königs-
bauten) verwendet werden sollte, selbstverständlich. Nachdem
man angefangen hatte, den Boden „sowohl im Sommer wie
im Winter“ mit Stroh zu bestreuen, erhielt auch das untere
Stockwerk bald eine hölzerne Diele, die für das Obergeschofs
selbstverständlich war, und allmälig wurden unter der Diele
auch Keller gegraben.
Die Gildeskaale zu Nidaros.
Olaf ILyrre scheint keinen neuen Königshof in Nidaros
gegründet zu haben; dagegen entstand gewifs unter ihm die
grofse, von Holz errichtete Gasthalle in Nidaros, die als Ver-
sammlungssaal der Gilden „die Gildeskaale“ genannt wurde,
und zwar an dem Orte, wo in Drontheim am Fjord noch der
Strafsenname „Gjellvangsveiten“ (die Gasse der Gildenwiese)
an ihr früheres Dasein erinnert. Ein solches langes Gilden-
gebäude, wenn auch vielleicht nicht das ursprüngliche, stand
noch in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts: wie es scheint
war es der Anlage der Gebäude an der deutschen Brücke zu
Bergen nicht unähnlich. Der Gildeskaale schlofs sich die
steinerne Margarethenkirche an.
Die Königshalle Eysteins in Björgvin.
Die berühmteste der nach der Zeit Olaf Kyrres errichteten
Königshallen war die von seinem Enkel Eystein Magnusson
(1103—1122) angelegte Königshalle zu Björgvin (Bergen).
„König Eystein“, sagt Snorre, „liefs in Björgvin die grofse
Halle bauen, welche die gröfete und berühmteste Herberge ist,
die jemals in Norwegen aus Holz errichtet worden ist.“ Den
Königshof selbst sollte man als am natürlichsten vom Gründer
der Stadt, Olaf Kyrre, errichtet wähnen; es ist aber sehr wahr-
scheinlich, dafs dieser in erster Reihe mit Kirchenbauten so
vielfach beschäftigte König keine Zeit für die Errichtung einer
eigenen Residenz gefunden hat, und dafs sein Sohn, der
kriegerische Magnus Barfod, mit seinen Heerzügen im Geiste
der alten Vikinger beschäftigt, dieses Bedürfnifs gleichfalls
vernachlässigt hat, so dafs die ganze Anlage dem König
Eystein zuzuschreiben ist. Die Saga spricht am angegebenen
Orte nur von der Einrichtung der eigentlichen Halle und einer
dazu gehörenden Schlofskapelle, der Apostelkirche (vergl. oben
S. 45), die wahrscheinlich beide aus Holz waren, wenn dies auch
ausdrücklich nur von der Halle berichtet wird. Der Mönch
Tjodrek, der um 1180 die Geschichte Norwegens schrieb,
erwähnt auch die Halle Eysteins, nennt sie „palatium“ und