ForsideBøgerDie Holzbaukunst Norwegen…gangenheit Und Gegenwart

Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart

Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe

År: 1893

Forlag: Schuster & Bufleb

Sted: Berlin

Sider: 205

UDK: st.f. 72(481) die

Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen

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Side af 212 Forrige Næste
109 fügt hinzu, dafs sie ein herrliches Werk, wenn auch von Holz ist In der übrigens mit dichterischer Freiheit behandelten Scene, wo die Gebrüder Sigurd Jerusalemfahrer und Eystein ihre Grofsthaten vergleichen (Mandjaevningen d. h. der Männer- vergleich), läfst Snorre (Heimskr. c. 755) Eystein äufsern: „In Björgvin liefs ich die Halle machen und die Apostelkirche und eine Treppe zwischen beiden — die nachfolgenden Könige werden meines Namens wohl gedenken.“ Da er unter seinen Grofsthaten auch der Treppe zwischen beiden ausdrücklich er- wähnt, scheint auch diese eine gewisse monumentale Bedeutung gehabt zu haben. Ohne Zweifel war es diese Halle des Eysteinsbaues, die bei der Krönung des Königs Magnus Erlingssons 1164 als Festhalle benutzt wurde, bei welcher Gelegenheit die Halle mit Thierfellen und herrlichen Teppichen behangen und „reich ausstaffirt“ war. Dafs in der Halle die Rauch-Ofenanlage Olaf Kyrres sich befand, erfahren wir aus der Saga von König Sverre, wo erwähnt wird, dafs die Hirdmänner des Königs Magnus (1181), um sich gegen einen Überfall zu vertheidigen „die Ofensteine in den Flur hinauswarfen“. .In gleicher Weise dienten bei einer anderen Gelegenheit 1183 die „Ofensteine“ als Ver- theidigungsmittel. Dafs der Flur vor der eigentlichen Halle lag, sehen wir aus der eben erwähnten Stelle, folglich lag auch eine Kove oder Kleve wie gewöhnlich neben dem Flur. Dafs im Königshof damals noch mehr „Herbergen“ aufser dem grofsen Hause mit der Halle sich befanden, geht aus einem anderen Bericht hervor, wo erzählt wird, wie ein betrunkener Krieger „aus der Halle hinaus zwischen dieser und der Königsstube lief“, und ins Wasser fiel. Dasselbe scheint aus einem früher erwähnten Bericht zu folgen, in dem es heifst, dafs die „Gäste“, welche die Hirdmänner überfielen, in der — nach der Schutzpatronin Björgvins so genannten — „Sun- nivastube“ bewirthet wurden. Die Gäste hielten sich also jetzt in einer besonderen Stube und nicht mehr wie früher in der gemeinsamen Halle auf (wohl der gröfseren Anzahl wegen). Die grofse Halle mufs hinter den Bänken, wie sonst wohl nicht in den Königshallen, wohl aber bisweilen in den Bauernstuben, gewöhnliche Schlafstellen gehabt haben, da aus- drücklich erzählt wird, dafs König Magnus Erlingsson bei dem Überfall Sverres 1183 „mit seinem ganzen Hird und seinem Gefolge in der Halle schlief“. Bei dieser Gelegenheit wird auch ein längs der Halle sich hinziehender Laufgang erwähnt; es geht daraus klar hervor, dafs das Haus eine zweistöckige Anlage gewesen ist, sonst wären die „Svalen“ (Laufgänge) ja nicht möglich. Zu voller Gewifsheit wird es durch das weiter unten Folgende. Die Laufgänge haben sich wohl nicht nur an der einen, sondern an beiden Langseiten des Hauses befunden. Es heifst: „Der König war (Nachts) draufsen in den Laufgängen gewesen und hörte von der Stadt her den ersten (Kriegs-) Ruf. Er lief dann die Laufgänge entlang auf die Apostelkirche zu. Da hörte er den zweiten Ruf draufsen vom Kirchhof her, er sprang von den Laufgängen auf den Kirchhof hinunter, ein furchtbar tiefer Sprung“. Der König wollte (mittelst der Treppe der mit der Königshalle verbundenen Apostelkirche) seine Zuflucht in der Freistätte des Heiligthums suchen, hat aber die zu der Treppe führende Thür verschlossen gefunden und, um den Feinden nicht in die Hände zu fallen, den Sprung gewagt. Die Laufgänge sind also nicht verkleidet, sondern offen — mit Brüstung und Bogenstellungen — gewesen, da der König hinunter springen konnte. Dafs er keinen anderen Ausgang finden konnte, ohne wieder in die Halle zurück zu kehren, was ihm gefährlich erschienen haben mag, da er die Feinde aus der nächsten Nähe rufen hörte, läfst unbedenklich darauf schliefsen, dafs der Eingang der Halle an dem Lauf- gang der entgegengesetzten Seite lag, wohin er nicht unmittelbar gelangen konnte. Hier haben wir uns also die Haupttreppe längs der Wand und die Eingangsthür sowohl eines unteren als oberen Stockwerks nebst den entsprechenden Fluren zu denken — ganz in Übereinstimmung mit dem später zu beschreibenden und schon oben angedeuteten „Loft“. Durch alle diese Einzelheiten scheint uns ein dämmerndes Bild des ganzen Gebäudekomplexes aufzutauchen, das wir in seinen schwebenden Umrissen festzuhalten versuchen werden. Die Königshalle Eysteins ist ein zweistöckiges Gebäude mit zwei Giebeln gewesen. Das obere Geschofs ragte mit dem offenen, wohl auf den Balken des Untergeschosses konsolartig ruhenden Laufgange über das untere Geschofs vor, wodurch das Gebäude jenen eigenthümlich malerischen Reiz erhielt, der so vielen norwegischen Gebäuden (d. s. g. „Loft“) anhaftet. Die Laufgänge, die sich längs den zwei Langseiten des Gebäudes hinzogen, waren offen und mit Balustraden, Säulchen und Rundbogen versehen. An der langen Seite ragte das Haupt- dach auch über den Laufgang hinaus. Der Schmuck der Treppe des Laufganges durch Säulen und Arkaden hat nichts Auffallendes, wenn wir uns erinnern, dafs der Königsbau mit einer Stabkirche in unmittelbarer Verbindung stand, zu deren Schmuck ein gerade in dieser Weise mit Säulen und Arkaden versehener Laufgang nothwendig gehörte. Von dem einen Ende des Laufganges — an der langen Seite des Gebäudes —• führte die erwähnte Treppe in den entsprechenden Laufgang der Kirche hinunter. Diese Treppe mufs, wie oben erwähnt, monu- mental ausgestattet gewesen sein: also wohl ähnliche Arkaden gehabt haben und bedeckt gewesen sein; denn so konnte sie auch einen natürlichen, vermittelnden Übergang von dem Laft- werke der Halle zu dem Stabbau der Kirche bilden. Vor dem Ende des Gebäudes müssen wir uns als prachtvollen Ab- schlufs die Stabkirche selbst, die Apostelkirche, mit ihren Giebeln und Thürmchen denken. Da schon die Nicolaskirche des Königs Eystein in Nidaros mit herrlichen Schnitzereien versehen war (vgl. S. 45), so war gewifs die Schlofskapelle seiner neuen Residenz in dieser Beziehung nicht weniger reich ausgestattet. An der Seite, welche dem mit der Treppe zur Kirche versehenen Laufgang gegenüberlag, befanden sich die Haupteingänge mit Treppe und Flur. Um den Schlofshof herum lagen dann die anderen „Stuben“ des Königshofes: die Sunniva- stube, die Königsstube — ein Name, der vielleicht andeutet, dafs der König eine eigene Privatstube gehabt hat, und andere Gemächer. Dahinter die Schiffsbrücke, von den Wellen des Hafens bespült. Das Ganze mufs eine reiche und für jene Zeit grofsartige Wirkung ausgeübt und wohl verdient haben, Nor- wegens vornehmste in Holz gebaute Herberge genannt zu werden. Wenn das von uns entworfene Bild auch nicht ganz der Wirk- lichkeit entsprechen sollte, so haben wir doch den Thatbestand fast aller Einzelheiten durch Schriftquellen oder entsprechende Denkmäler belegt. Die „Herrlichkeit“, welche diesen Königs- bau so berühmt gemacht hat, mufs ohne Zweifel theils in seiner aufserordentlichen Gröfse und Ausdehnung, theils in dem reichen Schmuck durch Schnitzereien und ähnliche Zierrathe gesucht werden, deren Stil wir uns dem irisch-norwegischen der gleichzeitigen Stabkirchen zu Urnes und Vaage (vgl. die Zeichnungen oben S. 48—51) verwandt denken müssen. Durch Dauerhaftigkeit scheint der Bau sich nicht ausgezeichnet zu haben, da der Mönch Thjodrek schon um 1180 von der gewifs noch kaum 70 jährigen Halle schreiben konnte, dafs sie „vor Alter fast zusammen gefallen war“. Hierzu mögen die allzu gewaltigen Dimensionen, daneben aber auch Feuchtigkeit und Kriegsunfalle beigetragen haben. Kurz nachher wurde das Gebäude gewaltsam vernichtet, indem die Aufruhrpartei der Bagler 1207 die Königshalle, die Apostelkirche und die übrigen 28