Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart
Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe
År: 1893
Forlag: Schuster & Bufleb
Sted: Berlin
Sider: 205
UDK: st.f. 72(481) die
Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen
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19
I. Die Drachenköpfe der Giebelspitzen (Abbild. 16) mit
ihrer durchbrochenen Arbeit schein en,wie schon Prof. Dahl (Antiqu.
Tidskrift 1843—45) angedeutet hat, mit den auf den Drachen-
schiffen der Vikinger Drachenköpfe darstellenden Gallion-
figuren (Schiffsschnäbeln) Ähnlichkeit zu haben. — Ob nun
jene Schiffsschnäbel, wie Dahl meint, auch der Ursprung jenes
Kirchenschmuckes sind, ist eine andere Frage, die der
Abbild. 16. Gol (Nachbildung des Drachenkopfes der
Kirche zu Borgund).
Nach der Reformation sind die Drachenköpfe der Giebelspitzen
vielfach durch Kreuze ersetzt worden.
II. Kapitäle kommen sowohl über den freistehenden Säulen
im Innern der Kirche zwischen Mittelschiff und Seitenschiff als
über den Säulchen der Ballustrade des Laufganges und über
den Wandsäulen im Innern vor. (Die Kapitäle der Halbsäulen
der Portale werden an anderer Stelle behandelt).
Die Kapitäle über den Säulen im Innern der Kirche sind
gewöhnlich, mit Ausnahme der vier Eckkapitäle, ohne Orna-
mentik. Sie kommen in zwei Hauptformen vor:
als romanische Würfelkapitäle oder als Fort-
setzung des cylindrischen Schaftes der Säule.
Die Würfelkapitäle sind gewöhnlich nur mit
einer Randleiste versehen, in der Kirche zu
Urnes treten jedoch figurale und vegetabile
Ornamente in der Fläche innerhalb der Rand-
leisten auf, eine vollständige Nachahmung der
Steinkapitäle der Kirchen des Auslandes (Ab-
bild. 1 7). Die cylindrischen Kapitäle werden,
wenn sie nicht nur durch einen schmalen Ring
Abbild. 17.
Urnes.
als Kapitäle vom Säulenkörper sich unterscheiden, durch
vegetabilische Schlingen geschmückt. Sie sind oft von grofser
Schönheit und legen
sich bisweilen um
eine gekrönte Maske,
Antiquar Nicolaysen verneinen zu müssen glaubt. Dagegen
meint er, „hat die Ähnlichkeit ihre natürliche Erklärung
darin, dafs auf beiden Stellen (Schiff und Kirche) derselbe
Grund für diese Ornamentation vorliegt. Sowohl auf dem
halsähnlichen Schiffsvordertheil als auf dem vom Dache auf-
steigenden Balken bietet sich von selbst ein Kopf, in dem
die Bewegung ihren Schlufs findet, als ein passendes Motiv
dar. Dafs man hier vorzüglich Köpfe von Drachen und an-
deren Unthieren wählte, stimmte ja mit der ganzen Richtung der
Zeit, in der jene Fabelthiere eine so grofse Rolle spielten,
überein (Tidskr. f. Vidnes, u. Literatur 1848 Heft I S. 4).
Nichtsdestoweniger darf ich Dahls Ansicht nicht ganz ver-
werfen — sie kommt mir als eine so „willkürliche Übertragung“,
wie Nicolaysen meint, nicht vor. Der Schiffsbau, der immer
ein so wichtiger Theil unseres seefahrenden Volkes war, mufste
ja naturgemäfs und hat, wie wir später sehen werden, in der
That auf die Konstruktion, besonders auf die Dachkonstruktion
der Stabkirchen, seinen Einflufs ausgeübt, und es liegt a priori
nichts Unwahrscheinliches darin, dafs er auch die Ornamentik
beeinflufst haben kann. Hören wir doch von Leuten, die die
Schnäbel ihrer Schiffe als Schmuck ihrer Privathäuser anwen-
deten. Dann zeigt es sich auch aus der Sagenliteratur, dafs
jedenfalls die Vorstellung vom Aufsetzen wirklicher Schiffs-
schnäbel auf die Kirche den Alten gegenwärtig war (Snorre
Sig. Jorsfs. saga S. c. 14, Morkinskinna s. 26 a, Fagrskinna c. 247,
Munch „Det Norske Folks Historie“ II. S. 590).
Diese Vorstellung kann doch kaum, wie Nicolaysen (Hist.
Tidskr. 1889) meint, nur dadurch entstanden sein, dafs die
Kirche ein hervorragender Punkt war, von dem ein der Kirche
geschenkter Schiffsschnabel am besten gesehen werden konnte.
Es fragt sich eben, wie man auf den Gedanken kommen sollte,
einen Schiffsschnabel der Kirche zu schenken, wenn keine in-
nere Verbindung zwischen den Drachenköpfen der Schiffe und
denen der Kirche schon im Voraus stattfand. Die Kirche wird
aber oft mit einem Schiff verglichen, ein Haupttheil der Kirche
wird sogar „Schiff“ genannt; später schmückte man bei uns die
Kirchen sogar mit unter dem Dache aufgehängten Schiffen; ist
es dann nicht wahrscheinlich, dafs die Gewohnheit, die Giebel-
spitzen der Kirchen mit Drachenköpfen zu schmücken, ihren
Ursprung derselben Symbolik zu verdanken hat? Behaupten
darf ich es zwar nicht, sehr wahrscheinlich scheint es mir aber.
aus deren
Schlangen
(Abbild. 18).
pitäle der
Munde
ausgehen
Die Ka-
Säulchen
Abbild. 18. Hurum (abgewickeltes Kapital).
des Laufganges (Abbild. 19) sind Würfelkapitäle, gewöhnlich
mit einer Randleiste geschmückt und tragen einen Abakus der-
selben Form, wie sie
in byzantinischen und
romanischen Kirchen
vorkommt. Nur selten
weichen diese Kapi-
täle, wie in der Kirche
von Sauland in Thele-
marken, von der
Würfelform ab. Die
Kapitäle der Wand-
säulen der Seitenschiffe
treten sowohl nach
aufsen wie nach innen
vor, haben einfache
Kelchform ohne Orna-
Abbild. 19. Stedje.
mente und werden durch einen wulstförmigen Ring vom
Säulenkörper geschieden. Die Kapitäle der Wandsäulen der
Oberwand (im Mittel-
schiff) zeigen dicht
unter dem Dachstuhl
roh geformte, groteske,
bisweilen menschliche,
bisweilen thierische
Masken (Abbild. 20).
Gewöhnlich sind die-
selben jetzt nur über
dem in so vielen Kir-
chen eingelegten Dach
im dunkeln Oberraum
sichtbar.
III. Säulenkör-
per und Lisenen
treten immer ohne
Ornamente auf. Die
einzige Ausnahme bildet
Abbild. 20. Gol.
auch hier die Kirche zu Urnes,
die eine einzelne auf der Aufsenseite mit Bändern ornierte