ForsideBøgerDie Holzbaukunst Norwegen…gangenheit Und Gegenwart

Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart

Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe

År: 1893

Forlag: Schuster & Bufleb

Sted: Berlin

Sider: 205

UDK: st.f. 72(481) die

Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen

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Side af 212 Forrige Næste
32 wohl einen älteren aus Stein oder Ziegeln abgelöst hat, da es bei den alten Holzkirchen nicht ungewöhnlich gewesen zu sein scheint, einen Chorbau aus Stein hinzuzufügen. Dann ist das ganze Dach mit dem offenen Dachstuhl und den Erkern neu. Wir haben uns darum nur an die zwei Seitenwände und an den Text der „Monumenta“ zu halten, um zu sehen, was wir aus ihnen lernen können. Die Wände bestehen zwar aus Eichenstämmen, nicht aber, wie Schnaase, durch die Zeichnung der „Monumenta“ irre- geleitet, glaubt, aus ganzen runden Stämmen, sondern aus halben durchgeschnittenen Stämmen, indem ein Stamm zwei Wand- bohlen abgiebt. (Abbild. 30.) Diese Bohlen sind nahe aneinander Z??h Z^SlA A"“'-^ gerückt und durch Lehm oder eine Art Cement, was ^ >yj^lsich noch deutlich zwischen Abbild. 30. den Stämmen zeigt, ver- wand der Kirche zu Greenstead, bunden. Ob sie aufserdem hinter dieser Cementirung in einander eingespundet sind, kann nicht gesehen werden, die kleine Broschüre des Herrn Ray giebt aber an, dafs dies der Fall sei. (Abbild. 30.) Die Grundrifszeichnung der „Moment, vet.“ giebt mit unbe- greiflicher Ungenauigkeit runde anstatt halbrunde, ganze an- statt halbe Stämme an; Schnaase hat sich der falschen Zeich- nung angeschlossen, Lehfeldt ist Schnaase gefolgt. Denn dafs Schnaase sich nicht nur durch ein Versehen in der genannten Weise ausgedrückt hat, zeigt sich deutlich daraus, dafs er diese runden Stämme den runden freistehenden Säulen im Inneren der Kirchen vergleicht. In späterer Zeit ist die in- nere Seite der Wände mit einem Panel versehen worden, das wohl kaum mit dem ursprünglichen Bau in stilistischem Zu- sammenhang stand. ^Jene Halbstämme der Wände sind nun, wie der Æj?/ Text sagt, „auf beiden Seiten roh zugehauen“. Schnaase hat aber auch die Zeichnung gewifs mifs- 1H verstanden, indem er das Schräghauen der Bohlen jf■ am °beren Ende als eine „Abplattung, die an Würfelkapitäle erinnert“, ansieht. Was ihn an fWürfelkapitäle erinnert, ist thatsächlich eine Abschrä- |ffunff des obersten Theiles der Stämme (Abbild. 31 M mit 29 verglichen), die eine bestimmte Absicht verräth. I^er Text der „Mon. vet.“ sagt uns, welches ï diese Absicht war. Er erzählt uns den be- Imerkenswerthen Umstand, dafs die stehenden Halb- ,stämme oder Bohlen „unten in eine Schwelle und in einen liegenden Balken nach oben eingespundet & ivfwaren“ („being let into a fill at the bottom and a 1 1 plate at the top“), d. h. wir finden hier zum ersten I Male die Schwelle und Stavlägje der norwegischen Abbild. 31. Stabkirchen mit den darin eingespundeten oder Wandbohle, eingezapften Bohlen wieder; mit anderen Worten: Hier begegnet uns trotz Dahl und Schnaase zum ersten Male die eigenthümliche Konstruktionsweise der norwegischen Stabkirchen. Das Schräghauen der oberen Enden der Bohlen war nothwendig, damit die Bohlen leichter in die Stavlägje eingefügt werden konnten, welche, obschon auf der Zeichnung nicht sichtbar, doch gewifs noch an der Kirche sich befand, als der Text und die Zeichnung der „Mon. vet.“ geschaffen wurde. Zweifelhaft ist noch, ob die hölzernen „pins“, durch welche die Bohlen an die Stavlägje befestigt waren, wirklich ursprünglich sind oder erst nach- träglich, als die Kirche zu verfallen anfing, hinzugefügt wurden. Ist ersteres der Fall, so deutet es einen sehr primitiven Standpunkt an; das Einspunden in die Stavlägje würde diese Nägel ganz überflüssig gemacht haben und unter etwas er- fahreneren Händen würden sie weggefallen sein. Sie erinnern an die Eisenklammer, womit die griechischen Baumeister in Olympia zur Zeit des macedonischen Philipp, mit dem Gewölbe- bau noch nicht vertraut, die nach dem Keilschnitt behauenen Steinen des Gewölbes zwischen Altis und Stadium versehen haben. Noch mehr aber als der Umstand, dafs die Behandlung der Schwellen und der Stavlägjen nicht mehr sichtbar ist, von denen wir doch durch den Text der „Mon. vet.“ wissen, wie sie beschaffen waren, ist zu bedauern, dafs die Eckstäbe ver- schwunden sind; denn hier giebt die unrichtige Zeichnung der -Mon. vet.“ uns nicht nur gar keine Anleitung, sondern ver- wirrt vollends die Sache. Waren die Eckstäbe vielleicht ebenso wenig wie die Bohlen rund? Waren sie vielleicht auch durchschnittene Stämme, die sich in den Ecken rechtwinklig begegneten? Ich mufs als meine feste Überzeugung aus- sprechen, dafs die Eckstäbe volle Rundstämme gewesen sind. Erstens scheint es mir gar nicht unwahrscheinlich, dafs eben die sichtbaren runden Eckstäbe, die sowohl in als aufserhalb der Kirche ihre volle Rundung zeigten, den Irrthum des Zeichners in den „Mon. vet.“ veranlafst haben können, indem er an- nahm, dafs auch die vielleicht schon damals hinter einem Panel versteckten Hinterseiten der Bohlen von derselben runden Form wären, die er deutlich an den Eckstäben wahrnehmen konnte. Und zweitens machen in konstruktiver Hinsicht die durch- schnittenen Bohlen in einem dauerhaften Bauwerk Rund- stämme für die Ecken nothwendig; denn wo ein Einspunden der Bohlen in Schwelle und Stavlägje stattfindet, da mufs letztere auch in den Ecken eine Stütze zum Aufruhen haben, imit anderen Worten, da müssen runde Eckstäbe sich finden in deren Häupter die Stavlägjen ruhen können, und damit ist sowohl ihre Anwesenheit in der Kirche von Greenstead, als die Verwandtschaft dieses Bauwerks mit den norwegischen Stab- kirchen gesichert. Die Frage nach der Form der Eckstäbe ist uns sehr wichtig, denn stiefsen die Ecken nur mittelst der Bohlen zusammen, dann stehen wir hier vor einer neuen äufserst primitiven Kon- struktion aus aufrecht stehenden Balken, einer Konstruktion die dem Blockhausbau des Orients fast näher stehen würde, als dem bachwerkbau des Occidents. Bilden die runden Eck- stämme aber die vertikalen Glieder des Rahmenwerkes, dann stehen wir vor einer eigenthümlichen, sehr kräftigen Kon- struktionsart des Fachwerkes. Und wie letzteres ja als eine nothwendige Folge des Einflusses der fachwerkbauenden Römer unter denen die britischen Inseln das Christenthum empfingen, erscheint, so scheint es mir auch klar, dafs die Konstruktion eines festen Rahmenwerkes mit flachen oder halbrunden Bohlen und runden Eckstäben aus allen Ausdrücken, in denen die mittlalterliche Litteratur die irischen und angelsächsischen Kirchen erwähnt, als letzte Folge hervorgeht. Denn nicht nur ist anzunehmen, dafs wir hier das Vorbild der norwegischen Stab- kirchenkonstruktion vor uns haben, sondern auch, dafs eben diese Konstruktion das gesuchte „Opus Scoticum“ ist. Erinnern wir uns jetzt des Ausdruckes von dem „festen Schema“, in das die 1000 Bretter des irischen Baukünstlers sollten gebracht werden, erinnern wir uns der Ausdrücke Bedas von der Kirche zu Lindisfarne, von der Klosterkirche St. Monena und von der Klosterkirche in Bankor; „More Scotorum von flachgehauenen Bohlen, apte et firmiter zusammengefügt“, und vergleichen wir diese Ausdrücke mit den vom alten Holzmünster in Strafsburg gebrauchten: Es sei von eingespundeten, durch- schnittenen Holzstämmen, deren rohe (halbrunde) Seiten sich nach Aufsen kehrten, während die Zwischenräume mit Erde, Mörtel und ähnlichem Füllwerk ausgefüllt waren, so scheint es mir, dafs wir durch die Kirche in Greenstead die bestimmteste Klarheit erhalten, wie diese Bretter zusammengehalten wurden, wenn sich auch die Eckstäbe unseren Augen entziehen. Wir glauben jetzt zu wissen, was unter „Opus Scoticum“, irische Arbeit, zu verstehen ist; es ist die Art der Fachwerkkonstruktion, die wir in ihrer am höchsten