Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart
Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe
År: 1893
Forlag: Schuster & Bufleb
Sted: Berlin
Sider: 205
UDK: st.f. 72(481) die
Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen
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einen bemerkenswerthen Umstand. Sie ist nämlich nicht, wie
die Holzbauten anderer Gegenden, aus horizontal aufeinander
gelegten Balken, sondern aus aufrecht gestellten' Eichenstämmen
erbaut. Sie läfst also auch vermuthen, dafs man in ähnlicher
Weise, wo man innerer Stützen bedurfte, sie aus einzelnen
Rundstämmen, mithin aus einer säulenartigen Form gebildet
habe.“
Hierzu fügt er folgende Anmerkung: „Vergl. die Ab-
bildung der Kirche von Greenstead in Essex in den Vetusta
Monumenta, Vol. II, tab. 7. Die Stämme haben an ihrem oberen
Theile eine Abplattung, welche an Würfelkapitäle erinnert;
die Abbildung läfst jedoch nicht erkennen und der Text giebt
keine Auskunft, wie dies hervorgebracht sei.“
Später nennt er nochmals beim Besprechen der norwegi-
schen Stabkirchen (S. 621) die Kirche zu Greenstead, indem er
sagt, dafs sie zwar aus aufrecht stehenden Balken aufgeführt
sei, dafs aber keine Ähnlichkeit mit den norwegischen Stab-
kirchen stattfinde. Er stimmt also Dahl bei.
Lehfeldt (Die Holzbaukunst, S. 101) sagt von derselben
Kirche: „Leider stand mir keine Abbildung der einzigen uns
aus hochalter Zeit in England erhaltenen Holzkirche, welche
zu Greenstead noch besteht, zu Gebote. Nach der Beschreibung
in Schnaase’s Kunstgeschichte wäre anzunehmen, dafs sie aus
aufrecht gestellten Eichenstämmen erbaut gewesen sei. Dann
wäre sie freilich noch gar kein eigentlicher Bau zu nennen,
sondern würde an die Entwickelungsstadien erinnern, die wir
an den altorientalischen Zeltbauten und der Stiftshütte kennen
gelernt haben. Da jedoch Schnaase sie den norwegischen
Kirchen, wirklichen Riegelbauten, ähnlich findet (wie wir ge-
sehen haben, sagt Schnaase übrigens gerade das Umgekehrte),
und die ihm vorliegende Abbildung nach seinen Worten stellen-
weise ungenau war (das sagt Schnaase nun eigentlich nicht,
nur dafs die Zeichnung undeutlich war, es ist nichtsdestoweniger,
wie später nachgewiesen werden soll, ganz richtig, dafs die
Zeichnung ungenau ist), so ist wohl anzunehmen, dafs die
Schwellen, welche den Riegelbau vollenden, auf der Abbildung
nicht deutlich wiedergegeben sind.“
Schon noch dem hier Mitgetheilten wird man be-
greifen, dafs die Kirche für unsere Untersuchung von Wichtig-
keit sein mufs, und ich besuchte darum 1884 die Kirche, um
aus Autopsie mitreden zu können. Das war auch nothwendig,
denn sowohl Schnaase als Lehfeldt haben sich in einzelnen
Punkten geirrt, und die kleine Broschüre „The church of Green-
stead“ von Phil. Ray giebt in architektonischer Beziehung nicht
hinreichende Auskunft. Die Quelle Schnaase’s („Monumenta vetusta
quae ad rerum Britannicarum memoriam conservandam societas
antiquariorum suo sumpto edenda curavit“, Bd. 1 London 1747)
giebt dagegen über die Kirche nebst einer Zeichnung folgendes:
„Das Schiff dieser Kirche, welches dieselbe so merkwürdig macht,
ist ganz und gar aus dicken, gespaltenen und auf beiden
Seiten roh zugehauenen Eichenstämmen zusammengesetzt. Sie
sind vertical gestellt und schliefsen an einander, indem sie in
eine Schwelle unten und in einen liegenden Balken
(plate) nach oben, wo sie durch hölzerne Nägel befestigt
werden, eingespundet sind. Dies ist alles, was von dem
ursprünglichen Bau übrig ist — doch ist es sehr angegriffen
und von dem Zahn der Zeit genagt. Die Kirche ist 29'9" 1.,
14' br. und auf den Seiten, die das Hauptdach tragen, 5'6"
hoch. Die Einwohner des Orts haben eine Sage, nach welcher
der todte Körper eines Königs einmal in dieser Kirche geruht
haben soll; diese Sage scheint auf Nachrichten zu fufsen, die
uns von einzelnen unserer alten Schriftsteller mitgetheilt sind. Denn
in einer Handschrift „Leben und Leiden St. Edmunds“ genannt
(Edmund I, König von Ostangeln (f 860) war der auch in Nor-
wegen unter dem Namen St. Jetmund vielfach verehrte Heilige)
kommt folgende Äufserung vor: Im Jahre 1010 nach Christi
Geburt im dreifsigsten Jahre der Regierung des Königs Ethelred
wurde wegen des feindlichen Einfalls des dänischen Häuptlings
Thorkil, (der Leichnam des) St. Edmund von Ailvin nach London
gebracht, kehrte aber im dritten Jahre danach nach Bedrices-
worth zurück.“ Und etwas weiter heifst es: „Ein Mann in der
Nachbarschaft von Stapleford gab^ dem Körper Herberge, als
derselbe aus London zurückkehrte.“ (Bibl. Lambethan.). Und in
einer anderen im „Monasticon“ citirten Handschrift: „Registrum
Coenobii S. Edmundi“ genannt, wird hinzugefügt: „Die (Leiche)
wurde bei Aungre niedergelegt, wo noch zur Erinnerung an
diese Begebenheit eine Holzkapelle steht.“ (Dugdale, Monasticon
anglic. V, 1 S. 293). Nun grenzt aber das Kirchspiel Aungre
oder Ongar an Greenstead, wo jene Kirche liegt. Und dafs
die alte Strafse von London nach Suffolk über Oldford, Abridge,
Stapleford, Greenstead, Dunmore und Clare ging, lehrt uns
nicht nur die Tradition, sondern auch mehrere noch sichtbare
Überreste. Es scheint darum nicht unwahrscheinlich, dafs dieses
rohe und einfache Gebäude zuerst als eine Art Heiligenschrein
zum Empfang der Leiche des St. Edmund aufgeführt wurde,
indem dieselbe, wie Lydgate (Leben K. Edmunds. Man.) sagt,
auf dem Rückweg aus London nach Bedricesworth oder Bury
[St. Edmund] in einem Sarge getragen wurde. Und wie wir
aus dem oben citirten Register wissen, blieb das Gebäude
später als Erinnerung an die Überführung stehen und kann im
Abbild. 19. Greenstead.
Laufe der Zeit unter Hinzufügung gewisser nachher gemachter
Anbauten in eine Parochialkirche verwandelt worden sein, denn
wir finden bei Newcourt, dafs Simon Feverell John Lodet als
Rector in Grinsted (sic) iuxta Ongar 1328 succedirte. Es
heifst ebenso, dafs Richard the Lucy wahrscheinlich die Kirch-
spiele Greenstead und Augre unter Heinrich II. getheilt und
die Kirche zu Augre gebaut habe, und dafs diese zwei Kirchen,
die nur eine viertel Meile von einander entfernt liegen, unter
Eduard IV. vereinigt, unter Königin Maria aber wieder getheilt
wurden (Repert. V. II S. 288. 449).“
Soweit die „Monumenta vetusta“. Von den ursprüng
lichen Bestandtheilen der Holzkirche in Greenstead (Abbild. 29)
bestehen heute nur noch die südliche und nördliche Wand der
Langseiten; die Giebelwand gegen Westen, die, als die Zeichnung
für die „Monumenta vetusta“ verfertigt wurde, trotz dem ange-
bauten Thurm noch aufrecht stand und aus einer oberen und
unteren Plankenreihe bestand, ist später verschwunden. Wahr-
scheinlich ist sie als Opfer der ungeschickten Restauration ge-
fallen, die 1848 unternommen wurde; es konnte wohl nur der
höchste Nothstand oder Unverstand dazu zwingen, so wichtige
Theile zu entfernen. An diese zwei Wände schliefsen sich nun
folgende neue Theile: Der Wachtthurm, der schon 1747 vorhanden
war, ein aus Ziegeln aufgemauerter Fufs um die ganze Kirche
herum, eine Vorhalle aus Holz am Eingang auf der Südseite,
gegen das westliche Ende hin und ein Chorbau aus Ziegeln, der