Die Holzbaukunst Norwegens
In Vergangenheit Und Gegenwart
Forfatter: L. Dietrichson, H. Munthe
År: 1893
Forlag: Schuster & Bufleb
Sted: Berlin
Sider: 205
UDK: st.f. 72(481) die
Mit Einer Übersichtskarte Und 31 Tafeln Nach Alten Denkmälern Und Nach Ausführungen Von H. E. Schirmer, G. Bull, Thrap-Meyer, B. Lange, V. Hannosen. Und H. Munlhe, Sowie Über 220 Textabbildungen
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6o
Die Kirche zu Aal (Hallingdal, Stift Christiania, im Mittel-
alter: Oslo). Nach dem Charakter der Ornamentik zu urtheilen,
mufs diese Kirche später als die Kirche zu Borgund errichtet
sein; dafs sie aber andererseits vor dem Ende des 12. Jahrhunderts
entstanden ist, bezeugt die Schriftart einer Runeninschrift, die
Abbild. 63. Aal.
Meistern aufgeführt wurden. Eine ähnliche Inschrift der Nach-
barkirche zu Thorpe zeigt uns denselben Torolf als Baumeister,
während kein einziger Name der Werkgesellen mit denen in
Aal identisch ist, was anzudeuten scheint, dafs professionelle
Baumeister mit Hülfe der Männer der jedesmaligen Gemeinde
diese Kirchen erbaut haben. Die Kirche zu Aal (Abbild. 63)
wird zum ersten Male 1309 urkundlich erwähnt. Sie hatte noch
beim Abbruch der Kirche an einer Bohle gefunden wurde.
Sie lautet: „jiorolfr gærpi kirkiv )>esa en gæræ stæin varfilagr
okjiæir gvnar vijiar æyintr æirikr gvnar nuhæfiekristit alra“ d. h.
„Torolf machte diese Kirche, Geirstein war Theilnehmer und
Gunnar, Vidar, Eyvind, Eirik, Gunnar. Nun habe ich eingeritzt
aller (Namen)“. Für sich steht als Ergänzung „Alfrvarok“ d. h.
1673 ihren Laufgang, der aber
beim Abbruche der Kirche
verschwunden war. Spätere Zu-
sätze waren der Querarm, das
barocke Perivalium und der
spitze Thurm auf dem Dache.
Die Kirche war dreischiffig mit
16 Säulen, 7 an jeder Lang-
seite, alle mit Würfelkapitälen
versehen. Die Westseite hatte
ein Portal (Abbild. 64), das dem
Sogn-Valdres’schen Typus an-
gehörend, flachen oberen Ab-
schlufs mit in das Oberstück ein-
gearbeiteter Archivolte hat; über
der Thüröffnung hängt der
Kopf des mittleren Drachen her-
unter. Spuren von alter Be-
malung in rother, weifser und
blauer Farbe wurden an dem
genannten Drachenkopfe,, an
den Kapitälen und an den
Löwenfiguren über denselben
beobachtet. Die nördliche
Abbild. 65. Aal.
Abbild. 64. Aal.
Eingangsthür gegen das West-
ende wurde von zwei Säulen
gebildet, die durch einen niedrigen
wurden. In der Thür (Abbild. 65,
war ein Spitzbogen, der aber, gleichwie
Stichbogen verbunden
eine flüchtige Skizze)
die geometrischen
Abbild. 66. Torpe.
„Alf war auch (mit)“. Die Inschrift, jetzt im Universitätsmuseum
zu Christiania, ist nach der Meinung Runenkundiger aus der
Zeit gegen 1200. Sie zeigt uns mit der Ornamentik der Kirche zu-
sammen, dafs vor dem Jahre 1200 Stabkirchen von einheimischen
Ornamente späteren Ursprungs war; an der Ostseite be-
findet sich eine Apsis. Qner über das Schiff, zwischen Schiff
und Chor, breitete sich ein auf Säulen gestützter, rundgewölbter
Baldachin, in dessen Tonnengewölbe sich eine Reihe biblischer
Darstellungen befanden. Das Ganze mufs als eine Art Lekto-
rium.bezeichnet werden. Es wird jetzt im Universitätsmuseum