ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

Søgning i bogen

Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.

Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.

Download PDF

Digitaliseret bog

Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.

Side af 318 Forrige Næste
Fweite Vr-nung. Gcradstugler. K e rs e. 83 Erste Familie. Schaben. Halsschilb vorn abgerunbet, den Kops fiberbachenb. Flfigelbecken lederartig, vieladerig, den Hinterleib fiber- ragend oder kurzer als derselbe. Hinterleib obenher flach, an der Spitze jederseitS mit einem gegliederten Grif- fel. Ffihler sehr lang, borstenformig, vielgliederig, mit start verbicktem Grundgliede (Sig. 3016. A). Keine Nebenaugen. Beine verlangert, mit grohen, scharf- kantigen Hfiftgliebern, dornigen Schienen und sehr klei- nem vorletzten Fuhgliede (B). Schon die Alten kannten mehrere Arten dieser Fa- milie, die lichtscheu fich am Tage verbergen, aber in mi- sere Wohnungen fich eindrangen und in mehrfacher Weise uns belfistigen. Nicht bloS diese aus Afien ge- kommenen, sondern auch viele in der neuen Welt gemeine Schaben greifen gleichmfihig Zucker, trockene vegetabi- lische Vorrfithe und trockenes Fleisch an, zernagen, wo bessere Nahrung fehlt, sogar wollene und baumroollene Kleidungsstucke und verstehen fich uberall einzuschleichen, wo sorgffitlige Verschliehung unterblieb. Sobald Licht und Feuer im Hause erloschen, verlafsen sie die Spalten und unzugfinglichen Winkel, die ihnen als Versteck die- nen, verbreiten fich gerfiuschios uber Tische und Schranke und fallen heerdenweis die unverwahrten Speisen an. In manchen Gegenden Amerikas sind sie so gefrfihig, dah man auf vielfache Vorkehrungen denten muh, um die ost karg zugemessenen LebenSmittel vor der innerhalb einer Nacht moglichen voltigen Zerstorung zu schfitzen. Sie gehoren bort zu den Landplagen, welche tein Mittel zu vertilgen vermag, denn Gifte vermeiden sie entweder mit scharfem Jnstincte oder werden von ihnen nicht be- rfihrt. Was Bory St. Vincent auf Mauritius be- obachtete, dah Schaben die rothen, aus Zinnober beste- Henden Tuschfarben ohne Schaden verzehrten, sindet auch in Amerika Bestfitigung, denn in den Negerhospi- talern greifen jene daS rothe Queckfilberpracipitat vor- zfiglich gern an, welches als fettige Salbe ein dort bc- liebtes Mittel darstellt. Bficher, Papiere und Oellam- pen sind vor ihnen nirgends sicher, und haufig sindet man sie in Tintenffihern ertrunken. Berfihrt oder gar zerquelfcht verbreiten sie einen Hochst ekelhaften Wanzen- geruch, fliegen des AbendS Herum und wohl gar in das Gesicht der Menfchen, wenn Helles Licht sie vlotzlich blendet, und bringen immer Schreck hervor durch die Berfihrung mit ihren dornigen Ffihen. Manche Arten Vermogen ein trommelndes Gerfiusch zu machen und Ho- ren jeden einer solchen Nachtmufik ungewohnten Schlfifer. Gern suchen sie Kranke und Sterbende auf und beihen sie in die Enden der Zehen und Finger. So schlimm Wie die amerikanische Riesenschabe (Blatta gigantea Fig. 2017 a Mfinnchen, b Nymphe) erweist fich al. lerdings nicht die europfiische schwarze Schabe (B. orien« talis), welche durch Schiffe aus der Levante zu unS ge- kommen sein foU und vorzfiglich gern in Gast- und Speisehausern fich aufhalt, wo an Ehwaren Ueberfluh Herrscht, doch kann auch ste sehr lastig werden, obgleich fie nicht fiberall gleichformig vorkommt. Man sagt, dah ihr der gefleckte Schierling, im frischen Zustande ge- frefsen, unfehlbar todtlich sei. Eine andere in den Wfil- dern einheimische Art (B. germanica) ist von ihr auS den Hausern vertrieben worden. Die ungestfigelten Weibchen der Schaben legen zwei kapselfLrmige, ovale Kbrper, von welchen jeder sechSzehn Eier enthfilt, und die eine Zeitlang von der Mutter wShrenb ihrer Streiszfige Herumgeschleppt werden. Die ziemlich zahlreichen Ar- ten der linneischen Gattung Blatta sind jetzt in viele Gattungen zerffillt und, wenige auSgenommen, auslfin- disch. Zweite Familie. Fangheuschrecken. Korper langgestreckt, ungeflfigelt oder gestugelt. Kopf fiber das Halsschild vorgestreckt, auch kegelformig ver- langert. Vorderes Fuhpaar Raubffihe. Mehr abenteuerliche Gestalten als in dieser und der nachsten Familie dfirfte man im Bereiche der Jnsecten- welt schwerlich aufstnden. Ost erscheint der Korper bei groher Dfinne und drehrunder Gestalt sowie grauer nicht aufffilliger Ffirbung mehr einem trockenen Aest- chen als einem Thiere fihnlich, und die dfinnen wenig bewegten Beine vermehren die Tauschung. Allein die Fangheuschrecken besitzen in ihren Raubffihen ge- waltige Wasfen, die sie zum Haschen und Festhalten an- derer Jnsecten anwenden. Dah sie diese zum schnellen Gebrauche bereit vor fich aufrecht und eingeknickt Halten, haben freilich bie Bewohner Sfideuropas anders gedeu- tet, lndem ste solche Stellung den emporgehobenen Hånden eines Betenden verglichen und daher der dort Heimischen Art entsprechende Namen verliehen. Alle Fangheu- schrecken find gefrahig und grausam und fressen, zusam- mengesperrt, cinanderauf. Sierichten hierbei und ebenso bei Vertheidigung das ungemein verlangerte, drehrunde Bruststfick senkrecht auf, lauern wohl auch in dieser Stel- lung auf ihre Beute. Mit den an der innern Seite scharfgezfihnten Raubffihen schlagen fie kraftig um fich und vermsgen weichere Jnsecten mitten durch zu schnei- ben; des Gegners Schlag oder Bih fangen fie mit dem Rficken desselben Gliedes auf. Unter fich verrathen ste die auherste Unvertrfiglichkeit. Sfideuropa befitzt von geflfigelten Arten die sogenannte betende Mantis (M. religiosa) Fig. 3018. Die grfine Mantis (M. gon- gylodes) Fig. 3019. lebt in Indien und Hat an den Hin- terschenkeln grohe meist Hornige Lappen. Dritte Familie. Gespenstheuschrecken. Kopf fiber daS Halsschild vorgestreckt mit nach vorn gewendetem Munde. Alle Ffihe Gangffihe. Im allgemeinen Ansehen geben diese Thiere den Fangheuschrecken nichtS nach, manche sind sogar noch abenteuerlicher gebildet als diese. Der Bau und die Verhaltnifse der Leibestheile bleiben ohngefahr diesel- ben; das Vruststfick erreicht eine ansehnliche Lange, der Hinterleib ist drehrund, felten breit und platt, der ganze Korper meist stabformig. An den Beinen finden fich bei vielen dieselben Erweiterungen, deren bei den Man- tiden Erwfihnung geschah, aber Raubffihe kommen nie vor. Vielen Arten fehlen die Flfigel ganz, bei ande- ren erlangen sie einen grohen Umfang, gleichen aber hinsichtlich ihreS Gewebes denjenigen der Geradflfigler fiberhaupt. Bei den Blattheuschrecken hat das Mann- chen Vorder- und Hinterstfigel, dem Weibchen fehlen die letzteren. Dieses besitzt eine Legescheide, durch welche eS die ziemlich kugeligen, mit einer Art von Deckel ver- sehenen Eier an ficheren Orten unterbringt. Die ge- nauer beobachteten Arten nahren sich von Pflanzenblfit- tern, verhalten fich als Nachtthiere, bewegen sich lang- sam, stellen in Gefahr sich todt, haben ein zaheS Leben und bewohnen, paarweis zusammenhaltend, trockne und sonnige Orte deS Unterholzes. Wenige kommen in Sfideuropa, keine nordlicher vor, die grshten und son- derbarsten gehoren den Tropenlandern an; cinige wer- den im sfidlicheren Sfidamerika und Sfidanstralien ge- funden. Zu den europaischen gehfirt Rossi's Ge- spenstheuschrecke (Phasma Bossii) Fig. 3020., die, im Leben von grasgrfiner Farbe, nach dem Tode, folg- lich auch in Sammlungen, grau erscheint und etwaS fiber 2 Zoll miht. Die sogenannten wandelnden Blfitter le- ben in Indien und bilden die Gattung Phyllium, von welcher eine Art (Ph. siccifolium) unter Fig. 3021. ab- gebildet ist. Sie sollen am Tage ruhig an Baumen sitzen, Wegen ihrer Gestalt und schongrfiner Farbe vom Baumlaube kaum zu unterscheiden sein, erhalten aber nach dem Tode die Farbung abgefallener Blfitter. Zweite Unterordnung. Springende Geradslugler. Hinterbeine meist verlfingert, immer mit sehr starken Schenkeln und zum Springen dienend. Vierte Familie. Grabheuschrecken Flfigel horizontal aufliegenb. Fuhler borstensfir- mig, lang, vielgliederig. Vorverschienen an der Spitze, Hinterschienen an der Hinterseite dornig. Zu dieser leicht unterscheidbaren Familie gehort die fiber einen grohen Theil von Europa verbreitete Dlaul- wurfsgrille (Gryllotalpa vulgaris) Fig. 3022. An ihren Vorderbeinen ist grohe Zweckmfihigkeit der Ge- stalt nicht zu verkennen. Wie am Maulwurfe diesel- ben Theile eine zum Graben besondcrS geschickte Ein- richtung erhalten haben, so erscheinen sie auch bei dem in Rede stehenden Kerfe gleicher Abficht entsprechend, obwohl fie sonst durch inneren und fiuheren Bau abwei- chen. Sie find sehr stark und dick, auS kurzen, seiilich plattgedrfickten Gliedern zusammengesetzt und an den Schienen und Tarsen mit starken und Harten Zfihnen be- wehrt und dienen ebenso zum Wfihlen und Auflockern deS Erdreiches, alS zum Wegschaufeln desselben nach Hinten. Mittel- und Hinterbeine haben bie gewohn- liche Bilbung. Die Flfigel find unglcich, die vordercn kfirzer alS der Leib, die Hinteren dichtgefaltet und mit feinen Netzadern durchzogen, die Mundtheile nicht stark. Dem Weibchen fehlt die Legershre, indessen stehen am Ende des HinterleibeS zwei fadenformige Anhfinge. Mit Ausnahme der angeffihrten Art gehoren alle andere fremden Welttheilen an. Keine zeichnet fich durch leb- Hafte Ffirbung aus, einige bleiben allezeit ungeflfigelt, alle ffihren ein unterirdstches Leben. Die europfiische MaulwurfSgrille sindet fich bis an den Kaukasus, wohnt in trockenen Feldern, zieht fich im Herbste nach Wiesen und fiberwintert einige Fuh unter der Oberflfiche bersel- ben. Sie grfibt mit ziemlicher Schnelligkeit Horizontale Gfinge, entfernt fich dabei wenig von der Oberflfiche, zernagt alle feinen Wurzelfafern, die fie am Vordringen hindern, friht die abgebiffenen Stficken und kann Hier- durch, zumal in Gfirten, vielen Schaden anrichten. Bei trfibem Wetter verlfiht fie bisweilen ihr Versteck auf kurze Zeit. Das Weibchen wfihlt etwa % Fuh tief im Wiesenboden eine rundliche Hfihle (Fig. 2899.), legt im Juni in diese gegen 300 gelbliche, mit lederartiger Schaale bekleidete Eier; die bald auskommenden Jungen nfihren fich von Graswurzeln, bie burch Graben zahlreicher seit- licher Gfinge erlangt roerben, hfiuten fich zweimal in ben ersten drei Monaten ihres Lebens, zerstreuen fich gegen Mitte Septembers, erleiben ben britten Hfiutungsproceh im October unb suchen bann in etroas groherer Tiefe Zufluchtsorte zum Ueberrointern. 3m Mfirz ober April kommen fie hervor, hfiuten fich zum vierten Male unb gehen nun an bas Geschfift ber Fortpflanzung. Im Juni lfiht bas Mfinnchen feinen Lockton, ein schwaches Schtvirren, hLren, roelcheS burch Reibung beS stark ver- bickten Mitteltheiles ber Flfigel entsteht. In manchen Gegenben und in geroissen Jahren nehmen MaulwurfS- grillen so fiberhand, dah fie dem Feldbau betrfichtlichen Schaden zuffigen. Die von ihnen unterwfihlten Saa- ten werden gelb und sterben ab. Als nfichtliche und nicht fliegende Kerfe entgehen sie ohne Mfihe den Ver- folgungen der Landleute. Unter den zahlreichen Ge- genmitteln gewfihrt nur eines einigen Erfolg. Es be- steht in dem Feststampfen der vergelbten und offenbar unterwfihlten Grasplfitze wfihrend des Monats August; viele der noch zusammenhaltenden und zu Hunderten in einem der ganz oberflfichlichen Hohlen eingeschloffenen Larven werden durch jenes Verfahren vernichtet. Un- i geachtet des bedrohlichen AnsehenS sind sene Grillen ganz wehrlose Thiere; fie vermLgen weder zn beihen, 11*