Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
Mit 1558 Ubbildungen
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Dritte Ordnung. Kautflugler.
Ker f e.
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gemeinsamem Wirken Vieler fur einen Zweck. Man
vergiht leicht die Gleichformigkeil der autzeren Bildung,
die Kleinheit und Unscheinbarkeit vieler Arten uber der
lehrreichen Betrachtung einer Hochst merftuurbigen Le-
bensgeschichte. Von der Gestalt der Mehrzahl der hier-
her zu rechnenden Kerfe giebt eine Hummel oder Wespe
ein uberall zuganglickes Beispiel, denn fie wiederholt
fich, obgleich einigen Abanderungen unterworfen, auck
bei solchen, wo vielleicht der Hinterleib eine grå^ere
LLnge erreicht, seitlich zusammengedruckt erscheint oder
mittels eines langen und sehr dunnen Sticles an das
Bruststuck befestigt ist. Ein sehr gedrungener Bau ge-
Hort in dieser Ordnung zu den Seltenheiten; eher ist der
Korper schlank zu nennen. Er'besteht au8 den gewohn-
lichen drei Sincken, die jedoch, bei den meisten deutlich
geschieden, durch stielartige Glieder zusammenhangen.
Die drei deutlichen Ringe deS Bruststuckes sind eng un-
ter einander verbunden; der ost sehr kleine Vorderbrust-
ring ragt bisweilen zugespitzt Hervor und bildet dann
einen Hals; die Hinterbrust pflegt schrag abgestutzt zu
sein. An dem Bruststucke hSngen, wie gewohnlich, drei
Fuhpaare von regelmahigem Baue mit funf Tarsen-
gliedern und zwei Klanen. Fur die Zwecke der
Systematik besttzen in dieser Ordnung die vier Flugel,
die jedoch einigen Gattungen fehlen, weit grohere Wich-
tigkeit als die Fuhe. Sie find dunn, Hautig, durch-
scheinend, ost durchstchtig, niemals mit Schuppen bc-
kleidet, gemeinlich farbeloS, feltener braunlich oder
stahlblau oder am Auhenrande mit einem schwarzen Fleck
gezeichnet, glatt, mit zahlreichen Avern nach bestimmtem
Systeme durchzogen , auf den zwei Hinteren Brustringen
eingelenkt, paarweis, von ungleicher Grohe, niemals ge-
faltet und werden in der Ruhe obenauf ubereinanber ge-
legt getragen. Die Abern, welche man uupassenb Ner-
ven nennt, find wirkliche Gefahe, entspringen alle von
der Wurzel deS Flugels und stehen durch ihre zwei oder
drei Hauptstamme mit dem Brustkasten in Verbindung.
Nach vorn wird der Flugel begranzt und ausgefpannt
erhalten durch bieRanbrippe (gig.3028. a); ihr parallel
Verlauft die Hinterrippe (b); auf diese solgt die auhere
Mittelrippe (c), die in mehrfacher Verastelung bie Spitze
deS Flugels erreicht; den Schluh macht die Analrippe (d).
Jm Umfange unterscheidet man den Hinterrand (e), den
Rand der Spitze (f). Durch Verzweigung entstehen
noch die Radialader (g), die guerlaufenden Cubitaladern
(hh), die rucklaufenden (ii), die mittleren auerlaufenden
(jj), die Discoidal- (k) und Subdiscoidaladern (1). Es
versteht fich, bah genaue Beachning dieser Gefahe, ihrer
Verzweigung und gegenseitigen Verh^ltnisses nur da
wird erfordert werden, wo es sich um Unterscheidungen
nahe verwandter Gattungen handelt und der Entomolog
mit aller Strenge zu Werke zu gehen gezwungen ist. Die
von jenen sogenannten Nerven eingeschloffenen Felder
der Flugel haben ebenfalls feste Namen erhalten. So
Heiht das vorderste Feld das Flugelmahl (Fig. 3029. 1.) ;
es stoht an das Randfeld (2). In zweiter Reihe liegen
das erste, zweite, dritte und vierte Cubitalfeld (3.4. 5.6).
Das erste Mittelfeld (7), das zweite (8), das dritte (9) wer-
den nach vorn durch das erste und zweite Randfeld be-
granzt. Gegen die Flugelwurzel liegen das Rippen-
feld (12), das dupere (13) und daS innere Mittelfeld (14),
endlich daS Hinterfeld (15). Mittels diefer Flugel ver-
mbgen fich fast alle Hautflugler rasch zu bewegen, viele
fiiegen sogar schneller als die meisten anderen Jnsecten
und finden in dieser Hinficht nur etwa unter den Zwei-
fluglern Nebenbuhler. Auch vermogen die meisten we-
gen ihrer hohen Beine mit groher Beweglichkeit zu lau-
fen, entwickeln diese Fahigkeit ebenso gut auf Blumen
als auf der Erde und gehbren daher zu den am Meisten
begunstigten Kerfen. Dem ruhigen Dafitzen zeigen fich
fast alle abgeneigt; fie legen auch dann noch eine rustige
Thiltigkeit zu Tage, laufen emfig umher oder durchschif-
fen die Luft, wenn eine eigentliche Nothwendigkeit nicht
vorhanden ist. Kleinheit thut dieser Beweglichkeit kei-
nen Abbruch. denn die fast mikroskopischen Arten er-
scheinen ebenso unermudlich wie die grohten.
Zwischen dem Kopfe und Bruststucke wird die Verbin-
dung durch eine dunne und so dehndare Schlundrshre
Hergesteilt, dah man den ersteren ziemlich um die eigene
Are drehen kann, ohne ihn abzureihen. Den groheren
Theil des RaumeS nehmen die sehr urnfanglichen zusam-
mengesetzten Augen tveg (Fig. 3030. c c), die nach vorn
durch das Stirnschild (a) geschieden werden. Auf der
Stirn (b) stehen drei Nebenaugen (d), die gewohnlich
ein Dreieck dilden. Die Fuhler (e) lassen bedeutende
Verschiedenheiten gewahren, und zwar nicht allein je
nach der Gattung, sondern auch je nach dem Geschlecht
der Jndividuen derselben Species. Jm Allgemeinen find
sie fabenformig, bestehen auS drei bis zehn oder els Glie-
dern bei den meisten der mit Bohrstachel versehenen
Gattungen, oder aus dreizehn Giievern bei den Mann-
chen, aus vierzehn Giiedern bei den Weibchen der mit
Stachel bewaffneten Gattungen. Die Unterfeite oder
Basis des Kopfes ist gemeinlich platt, der Hinterkopf
(Fig. 3031. g) wenig gewolbt, das Schluudloch (h)
weit. An den Frehwerkzeugen zeigt sich, aber nur bei
gewissen Familien, die beginnende Verschmelzung einiger
Mundtheile zum saugenden Organ; bei anderen Grup-
pen bleiben die Mundtheile dem bei den Kafern gewohn-
lichen Vorbilbe tren. Die Oberkiefer (gig. 3030.
3033. 3031. aa) sind meistens stark, gekrummt, spitzig,
am Jnnenranbe scharf gezhbnt, Hornartig Hart und die-
nen weniger zum Freffen als zum Verarbeiten der man-
cherlei Harten Materialien, welche ztnn Baue der Nester
verwendet werden, ober zum Ergreifen und gortschlep-
pen der lebenden Jnsecten, welche bald Eier in den an-
gebohrten Karper aufnehmen mussen oder ben auskorn-
menben Larven als Nahrung bienen sollen. Von ber
Kraft unb ber geschickten Anwenbung bieser Theile zen-
gen wohl am Deutlichsten bie Lbcher unb RLhren, welche
viele Hautflugler selbst im Hartern Holze Herzustellen
vermsgen. Die Unterkiefer (gig.3032. 3033. 3031. bb)
besttzen nie gleiche Starke; sie sinb eher Hautig, immer
etwas verlangert unb tragen Kiefertaster ober Freh-
spitzen (cc) von vcrschiebenem Baue. Ebenso behnen
fich Unteilippe unb Zunge sehr in bie L^nge; mit ber
ersteren (d) finb ein Paar Lippentaster (ee) verbunben,
bie Zunge Hingegen besteht auS einem Mittelstuck (g)
unb zwei Nebenzungen (f f). In vielen Gatlungen ver-
lstngern fich biest letzteren Theile so sehr, bah fie, eng
aneinanber geschlofsen, fast wie eine Rohre ausseheii, so
bei Bienen unb ihren Verwanbten (gig. 3034. Kopf ei-
ner Melitta von unten; gig. 3035. Munbtheile ber ge-
meinen Honigbiene von oben gesehen unb ausgebrutet
als: a Unterkiefer, b Nebenzungen, c Zunge; Fig.
3036. bieselben von unten, zusammengelegt; Fig. 3037.
bieselben von unten, bie Unterkiefer zuruckgelegt, Zunge
unb Nebenznnge geschlofsen). Als pumpenbe Rhhre
bienen jeboch biest mobificirien Theile nicht. fonbern nur
zum Auflecken bes Blumenhonigs, unb baher enben
Zunge unb Nebenznnge Haufig in Haarpinsel. Jm Ue-
brigen scheint bie Mehrzahl ber Hautflugler auf ben Ge-
nuh suher Pflanzensafte aitgewieseit zu sein; Wespen
fressen jeboch kleine Bissen von Obst.
Der Hinterleib besteht aus neun statt auS zehn Rin-
gen, inbem ber vorbere zum langeren ober kurzeren Stiele
ausgebehnt ist. Jene Ringe finb ziemlich Hart, glatt,
glanzend, bisweilen auch bicht behaart unb nicht felten
ziemlich lebhaft gefarbt. Am Hinteren Enbe besselben
befinbet fich ber Legestachel unb ber eigentliche Stachel.
Der erstere besteht gemeinlich auS brei langen, bunnen
Slucken, bie nicht felten einem weit vorragenben, faben-
fårmigen Schwauze gleichen, zumal in ben mit einer
Sage versehenen Gattungen. Die auheren zwei Blotter
legen fich in biesem Falle um bas bohrenbe ober sa-
genbe mittlere Blatt wie eine Scheibe. Sie finb weit
kurzer unb Halbkreisrund in solchen Gattungen , welchen
ber eigentlich sogenannte kurze Wehrstachel nurals Wasse
bient. Dah ber Legestachel mannichfachem Wechsel der
Gestalt unterworfen sti, bedarf nicht der Verficherung;
bald ist er borstenformig und nicht ruckziehbar, bald
ruht er versteckt im Jnneren des Hinterleibes und besteht
auS Hautigen Gliedern, die, wie die Abtheilungen eineS
Fernrohrs, in einander geschoben sind, bei dem Ge-
brauche aber als lange Rohre herauStreten, die wohl
auch am Ende einen wirklichen Stachel tragt. Dem
Mannchen fehlt diests Werkzeug; bie meisten haben an
ber Aftersssnung ein Paar Halen ober Zangen, bie in=
beffen nur periobisch auS beni Hinterleibe hervortreten.
Fur bie Unterbringung ihrer Eier sorgen bie Hautflug-
ler mit staunenswerthem Jnstinct unb angestrengtem
Fleihe. Viele bereiten bie kunstlichsten Baue unb uber-
treffen burch Darlegung von Kunsttrieb alle anbere
Kerfe. Sie burchlaufen alle Stufen einer vollkomme-
nen Entwickelung auherhalb bes Massers. Jm Larven-
zustanbe gleichen bie meisten fuhlosen Wurmern; nur in
einigen Familien haben bie Larven sechs wahre Fuhe
unb auherbem noch zwolf bis stchzehn Hautige Afterfuhe
unb behaupten bann in Gestalt, Grohe unb Farbung viele
Aehnlichkeit mit SchmetterlingSraupen. Beibe Arten
von Hymenopterenlarven befitzen ubrigenS Oberkiefer,
Unterkiefer unb eine Lippe, an beren Enbe eine Spinn-
warze steht. Aus bieser ziehen fie ben Faben, ber ihre
Hulse wahrenb bes PuppenlebenS umgiebt. Die Lebens-
baner scheint felten ein Jahr zu ubersteigen; bie Eier
vertragen unter unferetn Himmel ziemlich hohe Kalte-
grabe, werben aber burch bie im Herbste Wegsterbenbe
Mutter nach Moglichkeit geschutzt. An Artenreichthunt
kann biest Orvnung sich vollkommen mit ben Kafern
messen; sie erfullt nicht minber wichtige Zwecke alS jene,
benn namentlich burfte ohne bie Thatigkeit ber Schlupf-
wespen baS Gleichgewicht in ber Jnfectenwelt balb auf-
Horen. Dem Menschen find die Bienen von directem
und sehr ansehnlichem Nutzen. Die grohte Zahl von
Hautfluglern gehsrt ubrigenS den whrmeren Breiten an.
Mit genau prufendem Fleihe i ft diest Abtheilung der
Kerfe erst in neueren Zeiten studirt worden, denn ob-
gleich die Bienen und ihre Verwandten schon im Alter-
ihume die Beobachtung auf sich gezogen Hatten, blieben
selbst die ersten Nachfolger Linne'S der Arbeit abgeneigt,
welche eine Sichtung der bekannt gewordenen Haut-
flugler erforderte.
Erste Unterordnnng.
Hautflugler mit Legestachel.
Weibchen stets versehen mit einem kurzeren oder lan-
geren Legestachel.
Erste Gruppe. Pflanzenfresser. Hinter-
leib fitzend. Larven mit Beinen.
Erste Familie.
Blattwespen.
Legerohre stumpf, kaum vorragend. Kopf guer,
mehr breit als lang, meist dicht an die Brust gepreht.
Oberkiefer lang, zusammengedruckt. Zunge dreispal-
tig. Larven meist mit 18 — 22 Seinen und kleinen
Augen.
Die Blattwespen haben einen an der breiten Basts
mit dem Bruststucke verwachsenen, daher nicht frei be-
weglichen Hinterleib, etwaS gerunzelte Flugel, Fuhler
von mannichfacher Gestalt, schwache, gegen das Ende
hhutige Unterkiefer, im Ganzen ein schwerfalliges Anse-
hen, uberhauptnichtS besonderS AuSzeichnendes. Manche
ihrer Arten konnte der Laie, durch allgemeine Aehnlich-
keit betrogen, wohl fur Fliegen nehmen. Sie find trag,
fliegen ungern und felten weit und leben nur an
pflanzenreichen Orten. Die Weibchen befitzen einen
kunstlich eingerichteten Legestachel, der in der Ruhe im
Hinterleibe verborgen liegt, bei dem Gebrauche durch ei-
nen schmalen Spalt Hervortritt (Fig. 3039.) und auS