ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
Drille Vr-nung. Kautflugler. K ers e. 91 und dann neben ihre Eier zu legen, die fle am Ende ei- nes im Sandboden ausgegrabenen Ganges untergebracht haben. Die Herstellung solcher Orte gelingt ihnen in sehr kurzer Zeil, intern fle nur mit den Vorderfutzen graben. Die unter Fig. 3067. als Beispiel abgebildete genuine Sandwespe (Ammophila sabulosa) Hat einen lang gestiellen, in der Mitte braunrothen Hinler- leib und ist sonst fchwarz und stark behaart. Sie nufjt i Boa. Dreizehnte Familie. Scoliaden. Charakter im Ganzen der Sphegiden, jedoch: erster Brustring seitlich bis an die Flugel verlangert; Fuhler kurz, nach der Spitze verdickl; Hinterleib sehr kurz ge- stielt; Beine mittelmahig, etwaS dick. Die Scolien theilen Sitte und Lebensweise mit den beiden vorhergehenden Familien und find sonach fo- wohl Grabwespen als Ranpenlodler. Die grotte der europaischen Arten, die Garten-Seolia (Scolia hor- torum) Fig. 3068., bewohnt Spanien, ist schwarz, trågt auf dem Hinterleibe zwei gelbe Querbinden und Hat rostbraune, gegen die Spitze stahlblaue Flugel. Vierzehnte Familie. Pompiliden. Charakter der vorhergehenden Familie, jedoch: Fuh- ler faden- oder borstenformig. Nur die Kennzeichen der systemalischen Entomologie trennen diese Familie von der vorhergehenden. Sitte und LebenSart dieser weit verbreiteten Kerst verhalten fich wie bei anderen Grabwespen. Man giebt der Gat- tung PompiluS vorzugsweise den Namen GrabweSpe und hat, besonderS in sandigen Gegenden, laglich Gele- genheit, daS Versahren der gemeinsten Art (P. viaticus) zu beobachten. Funszehnte Familie. Mutilliden. Mannchen gestugelt; Flugel glatt, nicht gesaltet. Hinlerstrse walzensormig, nicht verbreitert, unbehaart. Lippe gewohnlich, Weibchen ungeflugelt, mit Wehrsta- chel, ohne Nebenaugen, auch ungeflugelle Geschlechts- lose. Stiel des HinterleibeS sehr kurz, glatt. Hinler- beine dicht zusammenstehend. Bei den Mulillen Hat das ungeflugelle Weibchen be- reits grohe Aehnlichkeit mit den Ameisen, weniger daS geflugelte MLnnchen, welchem auch Nebenaugen verlie- Hen find. Durch lebhastere Farbung und Art der Be- toegung machen fle fich indessen leicht kenntlich. Sie bewohnen sandige, warme Orte, wo die Weibchen schnell, den Ameisen Lhnlich, herumlausen, Wahrend das Mann- chen Blumen besucht; jene legen ihre Eier in die Baue der Erdhummeln und der Bienen, wo die auskriechen- den Larven von den Larven der rechimlihigen Bewoh- ner zehren. Die sogenannte Spinnenameise (Mu- tilla europaea), deren Mannchen Fig. 3069. stark ver- grbhert abgebildet ist, hat bei allgemeiner schwarzer Far- bung einen rothen Rucken und auf dem Hinterleibe drei sllberweiHe Binden. Sie mihl gegen 6 Linien. Sechszehnte Familie. Ameisen oder Myrmeciden. Beide Geschlechter in der FortpflanzungSzeit geflu- gelt, die Geschlechtslosen immer ungeflugelten Hinterleib mit langem, knotigen Stiele. So umsanglich auch die Familie der Ameisen sein mag, denn mit AuSnahme unbewohnbarer Polarlflnder sehlt ste keinem Erdstriche, und so vielsache Zersallnngen die Systematiker mit ihr vorgenommen haben mågen, so bieten doch ihre Glieder das Bild einer merkwurdigen Uebereinstimmung in Sitte und Lebensart. Nur im Einzelnen und minder Wesentlichen weichen die Arten von einander ab. Die Gestalt der Ameisen zu beschrei- ben wird alS unnothig gelten dursen; sie unterliegt in den Gattungen einigen AbZnderungen, denn es kann der Kops ungewohnliche Grohe, der Hinterleibstiel ansehn- liche Sånge haben, daS Bruststuck vielleicht mit Stacheln besetzt oder eckig sein, und mancher Wechsel offenbart fich in der Bildung der Fuhler, der Taster und der Ober- kieser, doch leidet unter ihm niemals das allgemeine Fa- milienansehen. Es giebt toenige Ameisen von Hochstens 9 — 10 Linien LLnge, vielmehr sind alle klein, manche kaum langer als 2 Linien. Niemals erscheinen sie ge- schmuckl durch lebhaste Farben, und uberhaupt tourden sie der Beobachtung haufig ganz entgehen, lebten sie nicht in grohen Bereinen, und drangten sie fich nicht schaarentoeis bis in daS Jnnere unserer HauShaltungen. Jeder dieser Bereine besteht aus Mannchen, aus Weib- chen, die allezeil groher find als jene, und aus soge- nannten Geschlechtslosen, die fur nichts Anderes alS nicht zur vollen Reise gelangte Weibchen angesehen wer- den konnen, toohl auch die Arbeiter heihen und leicht an dem groheren Kopse, den sehr starken und zum krastig- sten Beihen geeigneten Oberkiefern, den kleineren Au- gen, den im Berhaltnisse langeren und starkeren Fuhen erkannt toerden. Sie bleiben immer ungeflugelt, wLH- rend die vollkommenen Jndividuen beider Geschlechter periodisch Flugel erhalten und, ohne vorlaufigen Unter- richts zu bedursen, vom Boden fich erheben und knrze Zeit hindurch der leichten und raschen Bewegung der Luftthiere fich erfreuen. Zwar vertheilt fich in dem toohlgeordneien Staate der Ameisen die Arbeit in man- nichsacher Weise, allein die schtoersten und anhaltendsten toerden immer den Geschlechtlosen zu Theil, die ent- toeder fur Reinlichkeit des Baues, fur feine Ertoeiterung oder Erhaltung sorgen, oder die Larven toarten und mit Nahrung versehen, oder auch muthig einem seindlichen Angriffe entgegentreten. Eine gewifse Gesetzlichkeit in der Bertheilung solcher Arbeiten, Planmflhigkeit in ih- rem Betriebe und sogar gegenseitige Berstandigung der Schaffenden ist von vielen Beobachtern angenommen toorden. Wirklich bietet jeneS Treiben sehr viel Wun- derbares, toas zwar in hundert Buchern beschrieben, aber darum nicht ausgeklart ist, denn too in diesem Falle die Grenze des Jnstincis liege und eine getoisse Vernunftig- keit fich geltend zu machen beginne, toird Niemand je entscheiden konnen. Ein sehr groher Theil des allge- meinen Fleihes richtet fich aus die Begrnndung und die gradtoeise Bergroherung der Wohnung. Man braucht nicht die zahlreichen Ameisen des AuSlandes in den KreiS der Beschreibung zu ziehen, um die Mannichfaltigkeit deS WohnorteS, die toechselnde Art der inneren Einrichtung zu erkennen. Die Rasen-Ameise (Formica caespitum), eine kleine, braune, aus Triften und an Wegen sehr ge- meine Art, erbaut ein toenig schutzendes und unfestes Haus auS Erdkornchen, die fie eben nur mit Wasser, Thau oder Feuchtigkeit deS Bodens zusammenleimt, giebt ihm eine flache, Halbkugelige Gestaltund moglichen Schutz, indem fie es an die Wurzeln eineS GraSbuschels anlehnt oder das Gewebe des lockeren Rasens zur Decke benutzt. Hingegen bedient fich die gelbe Ameise (F. flava) zerfallenen Holzes, toelches fie durch Nagen fein zerkleinert und mit Erde und Spinntoeben untermengt, um die Gange ihrer Baue auSzukleiden, Zwischenge- stocke und Gemacher aufzubauen. Die grohte der ein- Heimischen Arten, die rothe Waldameise (F. rufa), banet Nester, die auherlich sehr unordentlich auSsehen und ei- nem zufflllig entstandenen Hugel aus Sand, Erde, Holz- stucken, abgenagten Blattern und Saamenkårnern glei- chen. Unter diesem oft sehr grohen Haufen liegt aber ein knnstlicher Ban verborgen. Galerien verztoeigen fich in den mannichfachsten Richtnngen, dringen theilS in die Tiefe, fnhren anch nach Anhen durch kleine Zu- gånge, toelche bei anhaltend schlimmem Wetter von je- nen verstopft toerden, oder erweitern fich zn Kammern, in toelchen die Brnt fich aufhåll (S. 92. Fig. 3071.). Die rothe Gartenameise (Myrmica rubra) »erfertigt vielkammerige Bane unter Steinen und Manern der Garten, die braune Ameise (F. fusca) banet mit vieler Kunst aus Lehm oder Thon mehrstockige Wohnungen, die schtoarze Ameise (F. fuliginosa) endlich ninimt Befitz von alten Eichen- oder Weidenstammen, in toelchen sie mittels ihrer scharstn Oberkiefer Horizontale, durch dunne Wande geschiedene, aber stellentoeis in einander mundende Galerien auSgrålit. BiSweilen ruhen die Decken der groheren Gemacher auf forgfåltig ausgespar- ten Saulen, die sich im nachsten Stockwerke an derfelben Stelle wiederholen, meist sehr sein und zierlich gestaltet und, vielleicht vurch AuSdunstung der Ameisen oder durch Beruhrung mit der scharstn Saure derselben, schwarz- gefleckt find. In Tropenlandern, too die Zahl der Ameisenarten nicht ubersehen toerden kann, zeigt fich eine noch weit grohere Mannichfaltigkeit von Banen unter und uber der Erde. Sie Hangen biStoeilen, eo- lossalen Bienenkorben vergleichbar, von den breiten Ae- sten groher WaldbLume senkrechi herab oder find den Stammen angefugt. Einige SpeeieS von amerikani- schen und australischen Ameisen bewohnen daS Jnnere gewisser BLume (z. B. der Cecropien), deren Stemme und Zweige immer rbhrenfbrmig hohl bleiben. Wer einen solchen Zweig unvorfichtig abbricht, wird sogleich mit Ameisen bedeckt, die zu den mit starkem Wehrstachel versehenen gehoren und empfindlichst stechen. In jedem Bane finden sich Mannchen, Weibchen und sogenannte Geschlechilost. Nur die beiden ersteren erhalten Flugel, verlassen dann, die unseren im August, ihre Wohnung, schwarmen in hohen und dichten Saulen, paaren sich in der Luft, kehren aber nicht toieder in ihr Haus zuruck, sondern errichten ein neues. Einzelne Weibchen, die zufallig in die Nahe der alten Wohnung kommen, wer- den von den Arbeitern oder Geschlechtlosen ergriffen und zur Ruckkehr geztoungen. Wo fie auch fich aufhalten mogen, werden fie immer sorgfaltigst verpflegt. Die Geschlechtlosen bemachtigen fich ihrer fast mikroskopi- schen Eier, bringen diese in Kammern unter, bewachen die Larven, tragen diest unermudlich aus der Tiefe in die Håhe, roenn eben die Sonne lacht, oder bergen sie roeiter unten, roenn Kalle oder anhaltend nassts Wetter eintritt. Sie sorgen fur ihre Reinigung und Ernah- rung und beweisen ihnen die hschste Liebe. Nachdem die Larven ihre naturgemflhe Grohe erlangt, spinnen sie fich ein in ein seidenes GehauS. Auch in diesem Zu- stande toerben ste von den Geschlechtlosen getoartet und endlich, toenn sie die Berwandlung durchlaufen, von ih- rer Hulle befreiet. Dann kommt fur sie die Zeit deS Schwflrmens, und der Staat stirbt auS, toenn eS den zuruckbleibenden Geschlechtlosen nicht gelingt, einige Weibchen toieder einzufangen. Wenn einzelne Weib- chen eine neue Colonie grunden, so suchen fie immer mehrere Herumstreifende Geschlechilost anzulocken. Mih- lingt dieses, so mussen fie allein alle schweren Pflichten der Erziehung der Jungen uben. Solche Muhe dauert indessen nicht lange Zeit, denn die erste Brut besteht fast ganz auS Geschlechtlosen, die fortan die Muttersorgen auf fich nehmen. Im Inneren der Colonien Herrscht Einigkeit, toohl auch viele Theilnahme, denn immer su- chen die Arbeiterameisen die bei Zerstsrung ihres BaueS verwundeten Genossen zu ergreifen und nach einem ficheren Orte zu schleppen. Aufforderungen zu gemein- samen Arbeiten toerden nicht abgelehnt. Eine gegen- seitige Berstandigung mittels Beruhrung durch die Fuh- ler findet hier offenbar Slatt, toenn auch in einer unS unbegreiflichen Weise. Ameisen fressen sotoohl thie- rische alS pflanzliche Sloffe, streben besonders nach Ho- nigreichen Fruchlen, tragen aber Winlervorralhe nicht zusammen, indem fie die kalleste Zeit in Erstarrung ver- bringen. Vielleicht mag NahrungSmangel die gele- genllichen Austoanderungen groher Mettgen, und ztoar auher der Paarungszeit, veranlaffen. Aus solchen Er- eigniffen entftehen dann Kriege zwischen den Bewohnertr verschiedener Baue einer und derselben SpeeieS oder auch zwischen Ameisen ganz verschiedener Arten. Der- 12*