Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
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Drille Vr-nung. Kautflugler.
K ers e.
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und dann neben ihre Eier zu legen, die fle am Ende ei-
nes im Sandboden ausgegrabenen Ganges untergebracht
haben. Die Herstellung solcher Orte gelingt ihnen in
sehr kurzer Zeil, intern fle nur mit den Vorderfutzen
graben. Die unter Fig. 3067. als Beispiel abgebildete
genuine Sandwespe (Ammophila sabulosa) Hat
einen lang gestiellen, in der Mitte braunrothen Hinler-
leib und ist sonst fchwarz und stark behaart. Sie nufjt
i Boa.
Dreizehnte Familie.
Scoliaden.
Charakter im Ganzen der Sphegiden, jedoch: erster
Brustring seitlich bis an die Flugel verlangert; Fuhler
kurz, nach der Spitze verdickl; Hinterleib sehr kurz ge-
stielt; Beine mittelmahig, etwaS dick.
Die Scolien theilen Sitte und Lebensweise mit den
beiden vorhergehenden Familien und find sonach fo-
wohl Grabwespen als Ranpenlodler. Die grotte der
europaischen Arten, die Garten-Seolia (Scolia hor-
torum) Fig. 3068., bewohnt Spanien, ist schwarz, trågt
auf dem Hinterleibe zwei gelbe Querbinden und Hat
rostbraune, gegen die Spitze stahlblaue Flugel.
Vierzehnte Familie.
Pompiliden.
Charakter der vorhergehenden Familie, jedoch: Fuh-
ler faden- oder borstenformig.
Nur die Kennzeichen der systemalischen Entomologie
trennen diese Familie von der vorhergehenden. Sitte
und LebenSart dieser weit verbreiteten Kerst verhalten
fich wie bei anderen Grabwespen. Man giebt der Gat-
tung PompiluS vorzugsweise den Namen GrabweSpe
und hat, besonderS in sandigen Gegenden, laglich Gele-
genheit, daS Versahren der gemeinsten Art (P. viaticus)
zu beobachten.
Funszehnte Familie.
Mutilliden.
Mannchen gestugelt; Flugel glatt, nicht gesaltet.
Hinlerstrse walzensormig, nicht verbreitert, unbehaart.
Lippe gewohnlich, Weibchen ungeflugelt, mit Wehrsta-
chel, ohne Nebenaugen, auch ungeflugelle Geschlechts-
lose. Stiel des HinterleibeS sehr kurz, glatt. Hinler-
beine dicht zusammenstehend.
Bei den Mulillen Hat das ungeflugelle Weibchen be-
reits grohe Aehnlichkeit mit den Ameisen, weniger daS
geflugelte MLnnchen, welchem auch Nebenaugen verlie-
Hen find. Durch lebhastere Farbung und Art der Be-
toegung machen fle fich indessen leicht kenntlich. Sie
bewohnen sandige, warme Orte, wo die Weibchen schnell,
den Ameisen Lhnlich, herumlausen, Wahrend das Mann-
chen Blumen besucht; jene legen ihre Eier in die Baue
der Erdhummeln und der Bienen, wo die auskriechen-
den Larven von den Larven der rechimlihigen Bewoh-
ner zehren. Die sogenannte Spinnenameise (Mu-
tilla europaea), deren Mannchen Fig. 3069. stark ver-
grbhert abgebildet ist, hat bei allgemeiner schwarzer Far-
bung einen rothen Rucken und auf dem Hinterleibe drei
sllberweiHe Binden. Sie mihl gegen 6 Linien.
Sechszehnte Familie.
Ameisen oder Myrmeciden.
Beide Geschlechter in der FortpflanzungSzeit geflu-
gelt, die Geschlechtslosen immer ungeflugelten Hinterleib
mit langem, knotigen Stiele.
So umsanglich auch die Familie der Ameisen sein
mag, denn mit AuSnahme unbewohnbarer Polarlflnder
sehlt ste keinem Erdstriche, und so vielsache Zersallnngen
die Systematiker mit ihr vorgenommen haben mågen, so
bieten doch ihre Glieder das Bild einer merkwurdigen
Uebereinstimmung in Sitte und Lebensart. Nur im
Einzelnen und minder Wesentlichen weichen die Arten
von einander ab. Die Gestalt der Ameisen zu beschrei-
ben wird alS unnothig gelten dursen; sie unterliegt in
den Gattungen einigen AbZnderungen, denn es kann der
Kops ungewohnliche Grohe, der Hinterleibstiel ansehn-
liche Sånge haben, daS Bruststuck vielleicht mit Stacheln
besetzt oder eckig sein, und mancher Wechsel offenbart
fich in der Bildung der Fuhler, der Taster und der Ober-
kieser, doch leidet unter ihm niemals das allgemeine Fa-
milienansehen. Es giebt toenige Ameisen von Hochstens
9 — 10 Linien LLnge, vielmehr sind alle klein, manche
kaum langer als 2 Linien. Niemals erscheinen sie ge-
schmuckl durch lebhaste Farben, und uberhaupt tourden
sie der Beobachtung haufig ganz entgehen, lebten sie
nicht in grohen Bereinen, und drangten sie fich nicht
schaarentoeis bis in daS Jnnere unserer HauShaltungen.
Jeder dieser Bereine besteht aus Mannchen, aus Weib-
chen, die allezeil groher find als jene, und aus soge-
nannten Geschlechtslosen, die fur nichts Anderes alS
nicht zur vollen Reise gelangte Weibchen angesehen wer-
den konnen, toohl auch die Arbeiter heihen und leicht an
dem groheren Kopse, den sehr starken und zum krastig-
sten Beihen geeigneten Oberkiefern, den kleineren Au-
gen, den im Berhaltnisse langeren und starkeren Fuhen
erkannt toerden. Sie bleiben immer ungeflugelt, wLH-
rend die vollkommenen Jndividuen beider Geschlechter
periodisch Flugel erhalten und, ohne vorlaufigen Unter-
richts zu bedursen, vom Boden fich erheben und knrze
Zeit hindurch der leichten und raschen Bewegung der
Luftthiere fich erfreuen. Zwar vertheilt fich in dem
toohlgeordneien Staate der Ameisen die Arbeit in man-
nichsacher Weise, allein die schtoersten und anhaltendsten
toerden immer den Geschlechtlosen zu Theil, die ent-
toeder fur Reinlichkeit des Baues, fur feine Ertoeiterung
oder Erhaltung sorgen, oder die Larven toarten und mit
Nahrung versehen, oder auch muthig einem seindlichen
Angriffe entgegentreten. Eine gewifse Gesetzlichkeit in
der Bertheilung solcher Arbeiten, Planmflhigkeit in ih-
rem Betriebe und sogar gegenseitige Berstandigung der
Schaffenden ist von vielen Beobachtern angenommen
toorden. Wirklich bietet jeneS Treiben sehr viel Wun-
derbares, toas zwar in hundert Buchern beschrieben, aber
darum nicht ausgeklart ist, denn too in diesem Falle die
Grenze des Jnstincis liege und eine getoisse Vernunftig-
keit fich geltend zu machen beginne, toird Niemand je
entscheiden konnen. Ein sehr groher Theil des allge-
meinen Fleihes richtet fich aus die Begrnndung und die
gradtoeise Bergroherung der Wohnung. Man braucht
nicht die zahlreichen Ameisen des AuSlandes in den KreiS
der Beschreibung zu ziehen, um die Mannichfaltigkeit deS
WohnorteS, die toechselnde Art der inneren Einrichtung
zu erkennen. Die Rasen-Ameise (Formica caespitum),
eine kleine, braune, aus Triften und an Wegen sehr ge-
meine Art, erbaut ein toenig schutzendes und unfestes
Haus auS Erdkornchen, die fie eben nur mit Wasser,
Thau oder Feuchtigkeit deS Bodens zusammenleimt,
giebt ihm eine flache, Halbkugelige Gestaltund moglichen
Schutz, indem fie es an die Wurzeln eineS GraSbuschels
anlehnt oder das Gewebe des lockeren Rasens zur Decke
benutzt. Hingegen bedient fich die gelbe Ameise (F.
flava) zerfallenen Holzes, toelches fie durch Nagen fein
zerkleinert und mit Erde und Spinntoeben untermengt,
um die Gange ihrer Baue auSzukleiden, Zwischenge-
stocke und Gemacher aufzubauen. Die grohte der ein-
Heimischen Arten, die rothe Waldameise (F. rufa), banet
Nester, die auherlich sehr unordentlich auSsehen und ei-
nem zufflllig entstandenen Hugel aus Sand, Erde, Holz-
stucken, abgenagten Blattern und Saamenkårnern glei-
chen. Unter diesem oft sehr grohen Haufen liegt aber
ein knnstlicher Ban verborgen. Galerien verztoeigen
fich in den mannichfachsten Richtnngen, dringen theilS
in die Tiefe, fnhren anch nach Anhen durch kleine Zu-
gånge, toelche bei anhaltend schlimmem Wetter von je-
nen verstopft toerden, oder erweitern fich zn Kammern,
in toelchen die Brnt fich aufhåll (S. 92. Fig. 3071.).
Die rothe Gartenameise (Myrmica rubra) »erfertigt
vielkammerige Bane unter Steinen und Manern der
Garten, die braune Ameise (F. fusca) banet mit vieler
Kunst aus Lehm oder Thon mehrstockige Wohnungen,
die schtoarze Ameise (F. fuliginosa) endlich ninimt Befitz
von alten Eichen- oder Weidenstammen, in toelchen sie
mittels ihrer scharstn Oberkiefer Horizontale, durch
dunne Wande geschiedene, aber stellentoeis in einander
mundende Galerien auSgrålit. BiSweilen ruhen die
Decken der groheren Gemacher auf forgfåltig ausgespar-
ten Saulen, die sich im nachsten Stockwerke an derfelben
Stelle wiederholen, meist sehr sein und zierlich gestaltet
und, vielleicht vurch AuSdunstung der Ameisen oder durch
Beruhrung mit der scharstn Saure derselben, schwarz-
gefleckt find. In Tropenlandern, too die Zahl der
Ameisenarten nicht ubersehen toerden kann, zeigt fich
eine noch weit grohere Mannichfaltigkeit von Banen
unter und uber der Erde. Sie Hangen biStoeilen, eo-
lossalen Bienenkorben vergleichbar, von den breiten Ae-
sten groher WaldbLume senkrechi herab oder find den
Stammen angefugt. Einige SpeeieS von amerikani-
schen und australischen Ameisen bewohnen daS Jnnere
gewisser BLume (z. B. der Cecropien), deren Stemme
und Zweige immer rbhrenfbrmig hohl bleiben. Wer
einen solchen Zweig unvorfichtig abbricht, wird sogleich
mit Ameisen bedeckt, die zu den mit starkem Wehrstachel
versehenen gehoren und empfindlichst stechen. In jedem
Bane finden sich Mannchen, Weibchen und sogenannte
Geschlechilost. Nur die beiden ersteren erhalten Flugel,
verlassen dann, die unseren im August, ihre Wohnung,
schwarmen in hohen und dichten Saulen, paaren sich in
der Luft, kehren aber nicht toieder in ihr Haus zuruck,
sondern errichten ein neues. Einzelne Weibchen, die
zufallig in die Nahe der alten Wohnung kommen, wer-
den von den Arbeitern oder Geschlechtlosen ergriffen und
zur Ruckkehr geztoungen. Wo fie auch fich aufhalten
mogen, werden fie immer sorgfaltigst verpflegt. Die
Geschlechtlosen bemachtigen fich ihrer fast mikroskopi-
schen Eier, bringen diese in Kammern unter, bewachen
die Larven, tragen diest unermudlich aus der Tiefe in
die Håhe, roenn eben die Sonne lacht, oder bergen sie
roeiter unten, roenn Kalle oder anhaltend nassts Wetter
eintritt. Sie sorgen fur ihre Reinigung und Ernah-
rung und beweisen ihnen die hschste Liebe. Nachdem
die Larven ihre naturgemflhe Grohe erlangt, spinnen sie
fich ein in ein seidenes GehauS. Auch in diesem Zu-
stande toerben ste von den Geschlechtlosen getoartet und
endlich, toenn sie die Berwandlung durchlaufen, von ih-
rer Hulle befreiet. Dann kommt fur sie die Zeit deS
Schwflrmens, und der Staat stirbt auS, toenn eS den
zuruckbleibenden Geschlechtlosen nicht gelingt, einige
Weibchen toieder einzufangen. Wenn einzelne Weib-
chen eine neue Colonie grunden, so suchen fie immer
mehrere Herumstreifende Geschlechilost anzulocken. Mih-
lingt dieses, so mussen fie allein alle schweren Pflichten
der Erziehung der Jungen uben. Solche Muhe dauert
indessen nicht lange Zeit, denn die erste Brut besteht fast
ganz auS Geschlechtlosen, die fortan die Muttersorgen
auf fich nehmen. Im Inneren der Colonien Herrscht
Einigkeit, toohl auch viele Theilnahme, denn immer su-
chen die Arbeiterameisen die bei Zerstsrung ihres BaueS
verwundeten Genossen zu ergreifen und nach einem
ficheren Orte zu schleppen. Aufforderungen zu gemein-
samen Arbeiten toerden nicht abgelehnt. Eine gegen-
seitige Berstandigung mittels Beruhrung durch die Fuh-
ler findet hier offenbar Slatt, toenn auch in einer unS
unbegreiflichen Weise. Ameisen fressen sotoohl thie-
rische alS pflanzliche Sloffe, streben besonders nach Ho-
nigreichen Fruchlen, tragen aber Winlervorralhe nicht
zusammen, indem fie die kalleste Zeit in Erstarrung ver-
bringen. Vielleicht mag NahrungSmangel die gele-
genllichen Austoanderungen groher Mettgen, und ztoar
auher der Paarungszeit, veranlaffen. Aus solchen Er-
eigniffen entftehen dann Kriege zwischen den Bewohnertr
verschiedener Baue einer und derselben SpeeieS oder
auch zwischen Ameisen ganz verschiedener Arten. Der-
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