Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
Mit 1558 Ubbildungen
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Kerfe.
fritte ©rSnung. Hautflugter.
Galle hervorbringe, wird die Wiffenschaft nie auf=
fliren. Sene Migbildungen beherbergen eine einzelne
oder mehrere Larven; im letzteren Falle bietet ihr Sn»
neres mehrere Zellen dar. So lange die Larve den
Saft zn sangen fortfåhrt, dauert auch das reichliche
Zustromen desselben und daher die Sugere Bergroge-
rung der Galle, die aber einzutrocknen beginnt, wenn
sene fich verpuppt. DaS Snsect besteht seine Ber-
wandlung im Jnneren der Galle und kommt endlich ge-
flugelt hervor. Nicht alle Auswuchse der Pflanzen
find Erzeugnisse der Kerfe, und von den durch die
letzteren hervorgebrachten ruhrt nur ein Theil von den
Gallwespen her. Man unterscheidet unåchte und achte
Pflanzengallen. Die ersteren find entweder nicht ge-
schlossen oder sonst nnvollkommen, entftehen zwar
durch Berwundung eineS PflanzentheilS, vielleicht
selbst durch Stich oder Benagung eines KerfS, enihal-
ten aber niemalS Eier oder Larven. Sie find vielge-
staltig, Holzig, faserig, nicht regelmågig zellig und kom-
men saft an allen Arten von Baumen uud Strauchen
vor, z. B. am Weifidorn (Fig. 3060.) und an der
Brombeere (Fig. 3061.). Man Hat diese von den
åchien Gallen derselben Pflanzen wohl zu unterscheiden,
denu auf der Brombeere leben als Larven eine Mucke
(Tipula rubi) und eine SchlupfweSpe und auf dem
Weifidorn ein Ruffelkåfer. Gerade den entgegengefetz-
ten Charakter tragen die åchien, als Brutestelle dienenden
Gallen, die durch Kerfe der verschiedensten Ordnungen
entstehen, durch Kåfer, Wanzen, Schmetterliuge, Blatt-
låuse und eigentliche Fliegen, vorzugsweis indefsen
durch Gallwespen. Sie zerfalleu wieder in einfache
und zusammengesetzte, je nachdem sie von einer oder
mehreren Larven bewohnt toerben. Die Arten der Gall-
toeSpen festzuflellen,von toelchen jene Auswuchse herruh-
ren, hat seine besondern Schwierigkeiten. Dem Entomo-
logen glflckt es namlich sekten, jene Larven, ettoa toie die
SchmetterlingSraupen, in der Gefaugenschaft zur Eniwick-
. lung zu bringen ; sie sterben entweder, sobald man die Galle
von der Pflanze entfernt, oder sie kommen nicht anS, auch
toenn es gelungen, sie bis zur Berpuppung zu erhalten.
Neber die eigentlichen Hervorbringer vieler jener AuS-
touchse herrschen daher noch immer Ztoeifel, obgleich inden
letzten Jahren die mikroskopischen Hautflsigler, und zu-
mal die der gegenwåriigen Familie angehorenden, fleifiig
studirt toorden sind, tinter den einheimischen Baumen
toird zumal die Eiche von Gallwespen Heimgesucht.
Eine (Cynips gemmae) bohrt im Herbste die Knospen an,
bie im Fruhjahre monstroS toerben,bie Gestalt runblicher
Tannenzapfen ober Artichokenkspfe anuehmen(Fig.3053.)
uub folglich nie zur Entwickelung gelangeu. Jeder-
mann kenut bie kirschrothen, ziemlich grofi werbenben
Gallen ber Unterfeite ber Eichenblåtter (Fig. 3054.); fle
beherbergen eine anbere sehr kleine Gallwespe (C. inferus);
getoiffe Arten bringen Gallen an beiben Blattseiten ober
am Blattstiele hervor (C. quercus folii, C. pelioli) ;
anbere stehen an ben Bluthenstielen ber Eiche(Fig. 3057.),
geben biesen fast bas Ansehen von Trauben ber Johan-
nisbeere unb ruhren gleichfalls von einer Gallwespe
(C. quercus baccarum) her. Eine anbere Art erzeugt
eine schoue unb burchaus nicht gemeine Galle (Fig.
3055. in naturlicher Groge), welche wie ein Heiner
Baumwollenball an ber BasiS ber Blattstiele feststtzt,
eigentlich auS sehr feinen uub astigen Pflanzenfasern
besteht, viele uuregelmågige Zellen enthåli uub leicht
fur ein Håufchen wolliger Blaiilåuse genommen wer-
den kann. Zu ben apfelformigen Gallen gehoren bie
bekannten Gallapfel (Fig. 3056.), bie je nach ber Art
von Eiche, auf toelcher fle fich finben, auch von beson-
deren Arten von Gallwespen herruhren; (C. termina-
lis in Deutschlanb, C. quercus tinctoriae auf mehre-
ren sudeuropåischeu, bie levantischeu Gallapfel lieferu-
ben Eichen.) Sogar an ben freiliegeuben Wurzeln unb
bem Stamme der Eichen sind gewifse Gallwespen (C.
radicis) thatig ; fie bringen einen Auswuchs (F. 3058. A)
Hervor, der oft so grofi wie eine Haselnufi, Holzig
und vielzellig ist. Auch sind viele niedrige fast kraut-
artige Pflanzen vor den Gallwespen nicht sicher. Eine
solche (C. genistae) bohrt den gemeinen Farbeginster
an (Fig. 3059.), an welchem stch dann zapfenartige
Auswuchsebilden. Holzige mit glatter Rinde uberzogene
Gallen (von C.capreae) Fig. 3058. B kommen an den Ae-
sten der Saalmeide vor. Sehr bekannt ist die Rosen-
galle oder Bedeguar, die an der Hagebutte (Rosa ca-
nina) oft zur Grofie eines ApfelS anwåchst, autzerlich
ganz wollig oder faserig erscheint (Fig. 3052. A) und
aus etwaS rauhen astigen Fasern (B) zusammengesetztist,
eigentlich durch mehrere auf eiuem beschraukten Raume
angebrachte Stiche hervorgelockt ward und zahlreiche
Zellen enthalt, von welchen jede einer einzelnen Larve
zum Wohnorte dieut, bie burch bie mooSartige Be-
schaffenheit ber åugeren llmkleibung gegen bie Winter-
tålte Schutz empfangt. Die Larven ber Rosen-Gall-
weSpe (C. rosae), welche biese Auswuchse Hervorbringt,
haben ubrigenS an einer sehr nahe verwanbten Wespe
(Diplolepis bedeguaris) eine schlimme Feinbin, benn
fie toetben von biesen angebohrt, muffen ein Ei in
fich aufnehmen unb sterben, aufgefreffen von ber aus-
kriechenben Larve. — Die Gallwespen sinb ubrigenS
meistenS sehr klein unb an ber Gestalt bes Hinterleides
kenntlich (Fig. 3050. viel vergr.). Die Weibcheu
Haben eine vorgestreckte, am Gruube spiralisch zusam-
mengewunbene Legerohre (a).
Achte Familie.
Braconiden.
Legerohre toenig vorgestreckt. Hinterleib fast fitzenb,
am unteren Theile ber Hinterbrust befestigt, mit funf
bentlichen Ringen. Flugel mit starken Abern durchzo-
gen, mit einem einzigen rucklaufenben Nerven, bie
Sugere Mittelzelle offen.
Die Bracouiben sinb erst in neueren Zeiten von ber
folgenben Familie ber Ichneumoniben abgetrennt wor-
ben. Sie kommen bis aus geringe Berschiebenheiten
auch im Aeuheren mit bieser uberein unb theilen ihre
Lebensart, inbem bie Weibchen auf Larven anberer Ju-
seeten Sagb macheu unb in fie ihre Eier legen. Man
verbankt ihnen uub ihren Vertoanbten toeit mehr, als
bie grofie Menge weig. Die Fig. 3062. c vergrohert
bie abgedilbete Schlupftoespe (Microgaster glomeratus),
mifit nur 1% Linie in ber Lange, vertilgt aber eine auS-
nehmenb grofie Menge von Kohlraupen (a), bie dekanni-
lich aus ben an bie Blatter angeklebten Eiern (b) in
sehr kurzer Zeit sich enttoickeln. Auf eine solche lågt
fich eine jener kleinen, schwarzen, gelbbeinigen Schlupf-
toespen nieber, versenkt ben Lechestachel in bie toeiche
Hautfalte ztoischen ein Paar ber Korperringe, lagt ein
Ei einschlupfen, anbert sogleich ben Ort unb toieberholt
wohl zwanzig Mal ben Angriff. Obgleich vielfach ver-
tounbet, scheint bie Raupe boch keinen Schmerz zu fuh-
len unb schnellt nur hin unb wieber bas Hinterenbe
empor, toie gereizt uber bie Neckerei. Balb kommen
bie parafitischen Larven aus, inbeffen Hinbert bieseS die
Raupe nicht zu fressen und toie gewohnlich fich zu Hau-
ten, denn tounderbar genug verletzen die ihr SunereS
aufzehrendeu Gåste (Kohlraupe gebffnet dd) niemalS
einen zum Leben unentbehrlichen Theil. Endlich macht
fie Anstalt fich zu verpuppen, inbem fie bie Pflanze ver-
lågt, vermag bieses aber nicht unb stirbt, inbem bie grog
getoorbenen Parafiten sich auS ihr Herausfreffen (g), so-
gleich fich einzuspinnen anfangen (f) unb enblich neben
einauber ein Håufchen Puppen (e) bilben, bie burch Få-
ben an Wånbe, Planken u. s. to. befestigt finb. Anbere
Arten verfolgen bie Blattlåuse.
Neunte Familie.
Jchneumoniden.
Charakter im Allgemeinen ber vorhergehenben Fami-
lie, jedoch: Hinterleib meistens gestielt; Oberflugel mit
ztoei zurucklaufenden Nerven.
Bon bem erstaunlichen llmfange bieser Familie lie-
fert bas Borkommen von mehr alS eintausenb Arten in
einer einzigen Provinz beS norblichen DeutschlanbS ben
besten Beweis. Alle Ichneumoniben verfolgen in ber
eden beschriebenen Weise frembe Larven, theils auch
ausgebilbete Kerfe. Bei Linne bilbeten fie eine einzige
Gattung, bie von ben Neueren nach Kennzeichen, beren
Auffinben Viele Uebung vorauSsetzt, in eine Menge be-
sonberer Gattungen gespalten toorben ist. Bei einigen
ragt bie Legerohre kaum vor, z. B. bei ber Gattung
Ophion (Fig. 3063.), von toelcher eine Art (Ophion
luteus) auf Blumen bei uns sehr Håufig, Hell ziegelroth
gefårbt unb mit grunen Augen versehen ist. Hingegen
Hat bie Gattung Pimpla (Fig. 3064. a) eine ausneh-
menb lange Legerohre, ztoischen beren Scheiben (cc), ber
vorn gezåhnte Legestachel (d) verborgen liegt. Die abge-
bilbete Art migt an3Zoll, ist schtoarz unb hat rothe Beine.
Zweite Unterordnung.
Hautflnglcr mit Wchrstachel.
Zehnte Familie.
Crabroniden.
Weibchen unb Geschlechtslose mit Wehrstachel. Hin-
terferse walzenformig. Oberflugel nicht gefaltet. Beibe
Geschlechter geflugelt. Kopf breit. Lefze klein. Fuhler
kurz. Beine mittelmågig.
Die Crabroniben legen ihre Nester mehreutheilS in
alten, Halbverfaulten Båumen an, graben Gånge unb
H5hlen in bem morschen Holze, setzen bort ihre Eier
ab, umgeben biese mit allerlei getobteten ober gelåhmten
Jusecten, welche ben Larven alS Nahrung bienen sollen,
unb verstopfen enblich ben Zugang mit Lehm ober zer-
schrotenem Holze. Eiuige banen unter ber Erbe an
sanbigeu Stellen ober in Felslochern, anbere benutzen
bie von anberen Jnseeten angelegten uub verlaffenen
Wohnungen. Alle Crabroniben tragen baher sehr viel
bei zur Berminberung ber Kerfe. In Deutschlanb
lebt uberall bie gemeine Siebwespe (Crabro cribra-
rius). Sie ist schwarz unb gelb gefårbt. Das Månn-
cheu hat am ersten Tarsengliede ber Borberbeine eine
Scheibe, bie toie durchlLchert aussicht, beren toahre Be-
stimmung inbeffen noch unbekanut ist.
Elfte Familie.
Bembeeiden.
Charakter im Allgemeinen ber vorhergehenben Fami-
lie, jeboch: Oberlippe vorstehenb, bistoeilen schnabelfor-
mig (Fig. 3065.). Hinterleib verlångert, zugespitzt.
Mit verhålinigmågig toenigen Ausnahmen gehoren
bie Bembeeiben ben toarmen Erbstrichen an. Die unse-
ren bewohnen sanbige, offene unb baher Heige Orte.
Sie bewegen fich rasch unb fliegen unter lautem, scharf
abgesetzten Summen von Blume zu Blunte; viele ver-
breiten einen ansfållig starken Rosengeruch. Mit ben
gemeinen Wespen haben fle åugere Aehnlichkeit, tubes-
sen einen anbers geformten, kaum gestielten Hinterleib.
Die gemeine Schnabeltoespe (Bembex rostrata)
Fig. 3066. lebt in ganz Europa, ist schtoarz mit stahl-
blauem Schiller, hat gelbe Beine, gebogene Binben auf
vem Hinterleibe, gran behaarten Kopf unb Brust und
migt an 9 Linien. DaS Weibchen gråbt im Sande tiefe
Locher und bringt in dieselben ihre Eier und eine Menge
frisch getbdeter zweiflugeliger Kerfe.
Zwolfte Familie.
Sphegiden.
Charakter im Allgemeinen der Crabroniden, jedoch:
Fuhler faden- oder borstenformig; Beine, zumal die
Hinteren, verlångert.
Man nennt die Sphegiden vorzugstoeis Raupentsd-
ter, obgleich fie die Berfolgung jener Larven, die ja auch
an den Schneumoniden furchtbare Feinde haben, nicht
allein betreiben. Sie pflegen Raupen und Spinnen zu
erhaschen, sie zu låhnten mittels einiger Bisse oder Stiche