ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
90 Kerfe. fritte ©rSnung. Hautflugter. Galle hervorbringe, wird die Wiffenschaft nie auf= fliren. Sene Migbildungen beherbergen eine einzelne oder mehrere Larven; im letzteren Falle bietet ihr Sn» neres mehrere Zellen dar. So lange die Larve den Saft zn sangen fortfåhrt, dauert auch das reichliche Zustromen desselben und daher die Sugere Bergroge- rung der Galle, die aber einzutrocknen beginnt, wenn sene fich verpuppt. DaS Snsect besteht seine Ber- wandlung im Jnneren der Galle und kommt endlich ge- flugelt hervor. Nicht alle Auswuchse der Pflanzen find Erzeugnisse der Kerfe, und von den durch die letzteren hervorgebrachten ruhrt nur ein Theil von den Gallwespen her. Man unterscheidet unåchte und achte Pflanzengallen. Die ersteren find entweder nicht ge- schlossen oder sonst nnvollkommen, entftehen zwar durch Berwundung eineS PflanzentheilS, vielleicht selbst durch Stich oder Benagung eines KerfS, enihal- ten aber niemalS Eier oder Larven. Sie find vielge- staltig, Holzig, faserig, nicht regelmågig zellig und kom- men saft an allen Arten von Baumen uud Strauchen vor, z. B. am Weifidorn (Fig. 3060.) und an der Brombeere (Fig. 3061.). Man Hat diese von den åchien Gallen derselben Pflanzen wohl zu unterscheiden, denu auf der Brombeere leben als Larven eine Mucke (Tipula rubi) und eine SchlupfweSpe und auf dem Weifidorn ein Ruffelkåfer. Gerade den entgegengefetz- ten Charakter tragen die åchien, als Brutestelle dienenden Gallen, die durch Kerfe der verschiedensten Ordnungen entstehen, durch Kåfer, Wanzen, Schmetterliuge, Blatt- låuse und eigentliche Fliegen, vorzugsweis indefsen durch Gallwespen. Sie zerfalleu wieder in einfache und zusammengesetzte, je nachdem sie von einer oder mehreren Larven bewohnt toerben. Die Arten der Gall- toeSpen festzuflellen,von toelchen jene Auswuchse herruh- ren, hat seine besondern Schwierigkeiten. Dem Entomo- logen glflckt es namlich sekten, jene Larven, ettoa toie die SchmetterlingSraupen, in der Gefaugenschaft zur Eniwick- . lung zu bringen ; sie sterben entweder, sobald man die Galle von der Pflanze entfernt, oder sie kommen nicht anS, auch toenn es gelungen, sie bis zur Berpuppung zu erhalten. Neber die eigentlichen Hervorbringer vieler jener AuS- touchse herrschen daher noch immer Ztoeifel, obgleich inden letzten Jahren die mikroskopischen Hautflsigler, und zu- mal die der gegenwåriigen Familie angehorenden, fleifiig studirt toorden sind, tinter den einheimischen Baumen toird zumal die Eiche von Gallwespen Heimgesucht. Eine (Cynips gemmae) bohrt im Herbste die Knospen an, bie im Fruhjahre monstroS toerben,bie Gestalt runblicher Tannenzapfen ober Artichokenkspfe anuehmen(Fig.3053.) uub folglich nie zur Entwickelung gelangeu. Jeder- mann kenut bie kirschrothen, ziemlich grofi werbenben Gallen ber Unterfeite ber Eichenblåtter (Fig. 3054.); fle beherbergen eine anbere sehr kleine Gallwespe (C. inferus); getoiffe Arten bringen Gallen an beiben Blattseiten ober am Blattstiele hervor (C. quercus folii, C. pelioli) ; anbere stehen an ben Bluthenstielen ber Eiche(Fig. 3057.), geben biesen fast bas Ansehen von Trauben ber Johan- nisbeere unb ruhren gleichfalls von einer Gallwespe (C. quercus baccarum) her. Eine anbere Art erzeugt eine schoue unb burchaus nicht gemeine Galle (Fig. 3055. in naturlicher Groge), welche wie ein Heiner Baumwollenball an ber BasiS ber Blattstiele feststtzt, eigentlich auS sehr feinen uub astigen Pflanzenfasern besteht, viele uuregelmågige Zellen enthåli uub leicht fur ein Håufchen wolliger Blaiilåuse genommen wer- den kann. Zu ben apfelformigen Gallen gehoren bie bekannten Gallapfel (Fig. 3056.), bie je nach ber Art von Eiche, auf toelcher fle fich finben, auch von beson- deren Arten von Gallwespen herruhren; (C. termina- lis in Deutschlanb, C. quercus tinctoriae auf mehre- ren sudeuropåischeu, bie levantischeu Gallapfel lieferu- ben Eichen.) Sogar an ben freiliegeuben Wurzeln unb bem Stamme der Eichen sind gewifse Gallwespen (C. radicis) thatig ; fie bringen einen Auswuchs (F. 3058. A) Hervor, der oft so grofi wie eine Haselnufi, Holzig und vielzellig ist. Auch sind viele niedrige fast kraut- artige Pflanzen vor den Gallwespen nicht sicher. Eine solche (C. genistae) bohrt den gemeinen Farbeginster an (Fig. 3059.), an welchem stch dann zapfenartige Auswuchsebilden. Holzige mit glatter Rinde uberzogene Gallen (von C.capreae) Fig. 3058. B kommen an den Ae- sten der Saalmeide vor. Sehr bekannt ist die Rosen- galle oder Bedeguar, die an der Hagebutte (Rosa ca- nina) oft zur Grofie eines ApfelS anwåchst, autzerlich ganz wollig oder faserig erscheint (Fig. 3052. A) und aus etwaS rauhen astigen Fasern (B) zusammengesetztist, eigentlich durch mehrere auf eiuem beschraukten Raume angebrachte Stiche hervorgelockt ward und zahlreiche Zellen enthalt, von welchen jede einer einzelnen Larve zum Wohnorte dieut, bie burch bie mooSartige Be- schaffenheit ber åugeren llmkleibung gegen bie Winter- tålte Schutz empfangt. Die Larven ber Rosen-Gall- weSpe (C. rosae), welche biese Auswuchse Hervorbringt, haben ubrigenS an einer sehr nahe verwanbten Wespe (Diplolepis bedeguaris) eine schlimme Feinbin, benn fie toetben von biesen angebohrt, muffen ein Ei in fich aufnehmen unb sterben, aufgefreffen von ber aus- kriechenben Larve. — Die Gallwespen sinb ubrigenS meistenS sehr klein unb an ber Gestalt bes Hinterleides kenntlich (Fig. 3050. viel vergr.). Die Weibcheu Haben eine vorgestreckte, am Gruube spiralisch zusam- mengewunbene Legerohre (a). Achte Familie. Braconiden. Legerohre toenig vorgestreckt. Hinterleib fast fitzenb, am unteren Theile ber Hinterbrust befestigt, mit funf bentlichen Ringen. Flugel mit starken Abern durchzo- gen, mit einem einzigen rucklaufenben Nerven, bie Sugere Mittelzelle offen. Die Bracouiben sinb erst in neueren Zeiten von ber folgenben Familie ber Ichneumoniben abgetrennt wor- ben. Sie kommen bis aus geringe Berschiebenheiten auch im Aeuheren mit bieser uberein unb theilen ihre Lebensart, inbem bie Weibchen auf Larven anberer Ju- seeten Sagb macheu unb in fie ihre Eier legen. Man verbankt ihnen uub ihren Vertoanbten toeit mehr, als bie grofie Menge weig. Die Fig. 3062. c vergrohert bie abgedilbete Schlupftoespe (Microgaster glomeratus), mifit nur 1% Linie in ber Lange, vertilgt aber eine auS- nehmenb grofie Menge von Kohlraupen (a), bie dekanni- lich aus ben an bie Blatter angeklebten Eiern (b) in sehr kurzer Zeit sich enttoickeln. Auf eine solche lågt fich eine jener kleinen, schwarzen, gelbbeinigen Schlupf- toespen nieber, versenkt ben Lechestachel in bie toeiche Hautfalte ztoischen ein Paar ber Korperringe, lagt ein Ei einschlupfen, anbert sogleich ben Ort unb toieberholt wohl zwanzig Mal ben Angriff. Obgleich vielfach ver- tounbet, scheint bie Raupe boch keinen Schmerz zu fuh- len unb schnellt nur hin unb wieber bas Hinterenbe empor, toie gereizt uber bie Neckerei. Balb kommen bie parafitischen Larven aus, inbeffen Hinbert bieseS die Raupe nicht zu fressen und toie gewohnlich fich zu Hau- ten, denn tounderbar genug verletzen die ihr SunereS aufzehrendeu Gåste (Kohlraupe gebffnet dd) niemalS einen zum Leben unentbehrlichen Theil. Endlich macht fie Anstalt fich zu verpuppen, inbem fie bie Pflanze ver- lågt, vermag bieses aber nicht unb stirbt, inbem bie grog getoorbenen Parafiten sich auS ihr Herausfreffen (g), so- gleich fich einzuspinnen anfangen (f) unb enblich neben einauber ein Håufchen Puppen (e) bilben, bie burch Få- ben an Wånbe, Planken u. s. to. befestigt finb. Anbere Arten verfolgen bie Blattlåuse. Neunte Familie. Jchneumoniden. Charakter im Allgemeinen ber vorhergehenben Fami- lie, jedoch: Hinterleib meistens gestielt; Oberflugel mit ztoei zurucklaufenden Nerven. Bon bem erstaunlichen llmfange bieser Familie lie- fert bas Borkommen von mehr alS eintausenb Arten in einer einzigen Provinz beS norblichen DeutschlanbS ben besten Beweis. Alle Ichneumoniben verfolgen in ber eden beschriebenen Weise frembe Larven, theils auch ausgebilbete Kerfe. Bei Linne bilbeten fie eine einzige Gattung, bie von ben Neueren nach Kennzeichen, beren Auffinben Viele Uebung vorauSsetzt, in eine Menge be- sonberer Gattungen gespalten toorben ist. Bei einigen ragt bie Legerohre kaum vor, z. B. bei ber Gattung Ophion (Fig. 3063.), von toelcher eine Art (Ophion luteus) auf Blumen bei uns sehr Håufig, Hell ziegelroth gefårbt unb mit grunen Augen versehen ist. Hingegen Hat bie Gattung Pimpla (Fig. 3064. a) eine ausneh- menb lange Legerohre, ztoischen beren Scheiben (cc), ber vorn gezåhnte Legestachel (d) verborgen liegt. Die abge- bilbete Art migt an3Zoll, ist schtoarz unb hat rothe Beine. Zweite Unterordnung. Hautflnglcr mit Wchrstachel. Zehnte Familie. Crabroniden. Weibchen unb Geschlechtslose mit Wehrstachel. Hin- terferse walzenformig. Oberflugel nicht gefaltet. Beibe Geschlechter geflugelt. Kopf breit. Lefze klein. Fuhler kurz. Beine mittelmågig. Die Crabroniben legen ihre Nester mehreutheilS in alten, Halbverfaulten Båumen an, graben Gånge unb H5hlen in bem morschen Holze, setzen bort ihre Eier ab, umgeben biese mit allerlei getobteten ober gelåhmten Jusecten, welche ben Larven alS Nahrung bienen sollen, unb verstopfen enblich ben Zugang mit Lehm ober zer- schrotenem Holze. Eiuige banen unter ber Erbe an sanbigeu Stellen ober in Felslochern, anbere benutzen bie von anberen Jnseeten angelegten uub verlaffenen Wohnungen. Alle Crabroniben tragen baher sehr viel bei zur Berminberung ber Kerfe. In Deutschlanb lebt uberall bie gemeine Siebwespe (Crabro cribra- rius). Sie ist schwarz unb gelb gefårbt. Das Månn- cheu hat am ersten Tarsengliede ber Borberbeine eine Scheibe, bie toie durchlLchert aussicht, beren toahre Be- stimmung inbeffen noch unbekanut ist. Elfte Familie. Bembeeiden. Charakter im Allgemeinen ber vorhergehenben Fami- lie, jeboch: Oberlippe vorstehenb, bistoeilen schnabelfor- mig (Fig. 3065.). Hinterleib verlångert, zugespitzt. Mit verhålinigmågig toenigen Ausnahmen gehoren bie Bembeeiben ben toarmen Erbstrichen an. Die unse- ren bewohnen sanbige, offene unb baher Heige Orte. Sie bewegen fich rasch unb fliegen unter lautem, scharf abgesetzten Summen von Blume zu Blunte; viele ver- breiten einen ansfållig starken Rosengeruch. Mit ben gemeinen Wespen haben fle åugere Aehnlichkeit, tubes- sen einen anbers geformten, kaum gestielten Hinterleib. Die gemeine Schnabeltoespe (Bembex rostrata) Fig. 3066. lebt in ganz Europa, ist schtoarz mit stahl- blauem Schiller, hat gelbe Beine, gebogene Binben auf vem Hinterleibe, gran behaarten Kopf unb Brust und migt an 9 Linien. DaS Weibchen gråbt im Sande tiefe Locher und bringt in dieselben ihre Eier und eine Menge frisch getbdeter zweiflugeliger Kerfe. Zwolfte Familie. Sphegiden. Charakter im Allgemeinen der Crabroniden, jedoch: Fuhler faden- oder borstenformig; Beine, zumal die Hinteren, verlångert. Man nennt die Sphegiden vorzugstoeis Raupentsd- ter, obgleich fie die Berfolgung jener Larven, die ja auch an den Schneumoniden furchtbare Feinde haben, nicht allein betreiben. Sie pflegen Raupen und Spinnen zu erhaschen, sie zu låhnten mittels einiger Bisse oder Stiche