ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
94 Kerfe. Dritte Vrdnung. Hautflngler. gleichen Kampfe find ost beobachtet und zumal von Hu- ber genau beschrieben worden, deffen Werk uber die Ameisen eine auherordentliche Menge Hhchst interefsanter Thatsachen darbietet. Auch mup hier auf die ehren- Werthen Leistungen der englischen Entomologen Kirby und Spence verwiesen werden, deren umfangreicheS Buch fiber den HauShalt der Jnsecten fiberhaupt vieles Licht verbreitet. Dem Menschen treten Ameisen allerdingS ost sehr Hinderlich, wo nicht verderblich entgegen. Ha- ben wir im milderen Europa schon fiber fie bisweilen zu klagen, so halt doch der uns zugeffigte Schaden keine Vergleichung mit jenem aus, der die Bemohner mancher Tropenlander trifft. In Brasilien verfolgen Ameisen von zwolf oder mehr Arten den Menschen sogar noch in den Stadten und machen es beinahe unmoglich, ge- wisse Vorrfithe einige Zeit zu bewahren, und in West- indien giebt es eine Art, die hin und wieder die Pflan- zer gezwungen hat zum Aufgeben des ZuckerbaueS. Von allen zur Vertilgung oder Vertreibung der Ameisen vorgeschlagenen Mitteln erweist nicht eineS fich als zuverlassig. Die Saure, welche alle einen Wehrstachel entbehrende Arten enthalten, ist bekanntlich ein sehr startes Reizmittel der menschlichen Haut und von eini- ger Wichtigkeit sfir firztliche Zwecke. — Man theilt die Ameisen in zwei, neuerdings wiederum vielfach gespal- tene Gattungen, jenachdem ste wehrlos oder mit Sta- chel versehen find. Die ersteren haben am Bauchstiel nur eine kleine Schuppe, an der Stirn angeffigte Ffih- ler, eckige und gezahnte Oberkiefer. Zu ihnen gehoren die grosie rotheWaldameise(Formiea rufa), die grohe schwarze Holzameise (F. fuliginosa Fig. 3070. b, Nest a, Geschlechtlose g), die schwarz- graue Ameise (F. fusca d), die auSgerandete Ameise (F. emarginata f). Die zweite Gattung Hat eine doppelte Schuppe am Bauchstiel, Weibchen und Ar- beiter befitzen einen Stachel; hierher gehort die kleine gelbe Ameise (Myrmica tlava Fig. 3070. c Nest e). Siebzehnte Familie. Wespen. Weibchen und Geschlechtlose mit Wehrstachel. Beide Geschlechter geflfigelt. Hinterferse walzenformig, unbe- Haart. Oberflfigel der Lange nach gefaltet. Lippe breit, mit Rbhre. Ffihler genahert, meist gebrochen, spitzig, fast gleichdick; ihr erstes Glied verlangert. Kopf- schild groh. Wespen, Trauerbienen, wahre Bienen und Hum- meln gleichen fich in den Allgemeinheiten ihres HauS- haltes, obgleich sie drei von den Shstematikern begrenz- ten und unter fich verschiedenen Familien angehbren. Sie leben seltener einsam als in Schwarmen, entwickeln vielen Kunsttrieb und bauen entweder einfache Zellen, oder errichten Gesammtbaue, die ihnen zur Erziehung der Nachkommen, zu Magazinen und zu Winterquartie- ren dienen. In einigen Gattungen kommen Geschlecht- lose vor, bei anderen fehlen diese. Meist ernahren fie ihre Jungen mit Honig. Die Wespen erkennt man leicht an ihrer thpischen Gestalt, an dem glatten oder kaum behaarten Korper, an dem bei allen in der Far- bung vorherrschenden Gegensatze von Gelb und Schwarz. Sie bauen Nester von einem dem Papier nicht unahnli- chen Stoffe, welche viele Zellen enthalten und theils fret an anderen Gegenstanden befestigt, theils unter dem Bo- den, in Baumstammen, Felsenspalten u. s. w., verborgen find. Die Arten der Gattung Wespe (Vespa) im en- gen Sinne bestehen aus dreierlei Jndividuen. Sie nah- ren fich nicht allein von Honigreichen Frfichten, sondern auch von lebenden gesangenen Kersen oder sogar dem Fleische der Wirbelthiere, beweisen Muth, Rachsucht und Rfistigkeit und vermogen durch ihren Wehrstachel schmerzlich zu verwunden. Zur Versertigung ihrer Nester wahlen fie zersallenes Holz, Baumrinden, trockene Blatter und Pstanzensasern, die fie sorgsaltig zerkauen und, mit Speichel gemischt, zu Schichten zusammen- setzen, welche mit grobem Papier Aehnlichkeit haben. Mehrere solcher Schichten Hangen an einigen Stielen (S. 88. Fig. 3073. A) wie Stockwerke fibereinander, sind an der Unterseite mit Zellen besetzt und auswendig mit ei- ner dem Masser undurchdringlichen Hfille (B) umgeben, die bei Hornissen schaalenartig oder wie die Blatter eineS Kohikopfes in einander liegen (S.88. Fig.3072.). Immer ist der erste Ansang eineS solchen Nestes klein und un- vollkommen. Die Begrfindung bleibt einem der weni- gen Weibchen odet den Kontginnen fiberlaffen, welche den allen anderen Bewohnern eineS BatteS todtlichen Winter fiberleben. Diese haben keine Zeit zur Herstellung eineS geschlossenen Nestes und begnfigen fich mit einem leichten Schirme fiber den Zellen (S. 88. Fig. 3074.) , die selten die Zahl von einhundert fibersteigen. Aus den sogleich gelegten Eiern kommen bald dieLarven Hervor, welche, sorgsaltig gepstegt und geffittert, rasch wachsen, fich ver- puppen und so schnell entwickeln, dah schon nach zwblf Tagen das Nest mit jungen WeSpen ersfillt ist. Diese find fast alle geschlechtSloS und stehen der Mutter als unertnfidliche und gehorsame Arbeiter bei. Bald erlangt nun das Nest seine volle Grshe und eigenthfimliche Ein- richtung; neue Reihen von Zellen, bestimmt, die Eier der Mutterwespe aufzunehmen, entstehen, und wie Ge- nerationen fich schnell folgen und die Bevolkerung zu- nimmt, steigert fich auch die Thfitigkeit der zwar zahl- reichen, aber auch vielseitig in Anspruch genommenen Geschlechtslvsen. Diese bringen den kleineren Larven Stfickchen sfisier Frfichte, den groheren Brocken vom Fleische gefallener oder in Fleischerladen zum Verkause aushfingender Thiere. Nach Kirby steigt die Zahl der in einem einzigen Neste enthaltenen Zellen bisweilen auf 16,000. Da jede Zelle drei Generationen als Brfite- ort dienen muh, so wird die wahrscheinliche Bcwohner- zahl eines einzigen NesteS sich auf 32,000 erheben mfissen, auch wenn man ein Drittheil der Jungen abrechnet, alS umgekommen in verschiedenen Zeiten. Die Mannchen erhalten zwar ihre Nahrung meist von den Geschlechtslo- sen, find aber keinesweges unthatige Mitglieder deS klei- nen Staates. Ihnen liegt besonders die Reinigung des Nestes ob. An Grohe stehen sie fibrigens zwischen Weibchen und GeschlechtSlosen. Mit unveranderter Re- gelmfihigkeit folgen sich die Geschfifte der stark zuneh- menden Gesellschaft wahrend deS Sommers. Im Octo- ber tritt aber eine plotzliche Storung ein, und die ganze Natur der bisher so sorgsamen und unermfidlichen Pfle- ger erleidet eine gewaltsame Umwandelung. Wie von Wahnfinn ergriffen fallen sie Her fiber die zahlreichen Larven, ffir welche fie keine Wintervorrathe beigelegt, zerren sie Hervor aus den Zellen, beihen oder stechen ste todt und werfen ste haufenweis aus dem Neste. So ersparen sie ihnen mindestens das langsamere und gual- vollere Ende durch Hunger. Die Vertilger selbst ent- gehen aber ihrem Schicksale ebenfalls nicht, sondern er- liegen der Kfilte und dem NahrungSmangel bis auf zwei oder drei der starksten Weibchen, die, in Erstarrung ver- funken, die nachsten ffinfMonate verbringen, bisweilen aber auch untergehen, wenn das Nest dem Wetter nicht langer widersteht und im Jnneren Waffer aufnimmt. Jede Art von Wespen befolgt einen mehr oder minder eigenthfimlichen Bauplan, und jede verarbeitet das rohe Material zu einem, von anderen durch Farbe und Be- schaffenheit verschiedenen Stoffe. An dem wohl 2 Fuh breiten Hornissenneste scheinen die auheren Schaalen wie aus pulveristrten Sagespahnen zusammengeleimt und lassen abwechselnde wellenfsrmige Schichten von stroh- gelber und brauner Farbe gewahren. Aehnlich ist der Bauder englischen WeSpe (V. britannica)@.92. Fig.3075. Unter den Nestern der erotischen WeSpen ist eines der merkwfirdigsten das einer nicht genau festgestellten in Guyana ledenden Art. Es Hfingt mittels eines breiten Streifens an Baumasten (Fig. 3076.). Seine Auhen- wand gleicht starkem, weihen, glatten Kartenpapker und laht sich, wie dieses, mit Feder und Tinte beschreiben, die Lange betragt 9 Zoll, der grohte Umfang 18 Zoll, der Eingang findet fich am unteren Ende. Im Jnneren liegen sechs etwas concave Plattformen, die an der un- tern Seite mit sechseckigen Zellen dicht bedeckt und in der Mitte durchbohrl find, wo eine kurze, trichterformige Rohre die Verbindung mit dem nachsten Stockwerke Her- stellt. Solche Nester erregen als Hochste Meisterstficke die Bewunderung Aller und werden daher oft genug zu unS gebracht. Es giebt endlich auch Wespen, Welche zwar Zellen stockweis fibereinander anlegen, aber eine auhere Umschaalung nicht anbringen. Eine bei uns nicht seltene Art (Epipone nidulans) ist sammt ihrem Bane unter Fig. 3077. abgebildet. Von den gemeinsten der einheimischen Arten finden fich zusammengestellt un- ter Fig. 3078. die H ornisse (Vespa crabro) nebst Nest in einem hohlen Pfosten, b die holsteinische WeSpe (V. holsatica), welche wahrscheinlich von einer durch englische Entomologen angenommenen Art, a der bri- tischen WeSpe (V. britannica), nicht verschieden ist, e die gemeine Wespe (V. vulgaris). — Ein inter- essantes Beispiel der nicht geselligen wespenartigcn Hautflfigler liefert die Gattung OdyneruS, die durch schmale, fast schnabelformige Kinnladen und^dreitheilige Unterlippe (S.88. Fig. 3079.) sich auSzefchnlt. Mittels ihrer starken Mundtheile vermSgen solche WeSpen an san- digen Abhfingen oder in den Mortelschichten alter Mau- ern ein Loch von 1—2Zollen Tiefe auszuhohlen, welcheS bisweilen nach Jnnen eine Krfimmung macht oder auch in kurze Seitengange zcrfallt (S. 88. Fig. 3081. 3082.), mit Lehm ausgekleidet wird und die Eier aufnimmt. Obwohl die Mfindung gut verschlossen ist, dringt doch eine Fliege bisweilen ein, deren Larven die Larven der MauerweSpe aufzehren. Man kennt mehrere Arten dieser Gattung, unter welchen die gemeine Mauer- weSpe (0. murarius) Fig. 3080. besonderS hfiufig vor- kommt. Sie ist schwarz, tragt auf dem Bruststficke zwei gelbrothe Flecken und auf dem Bauche vier gelbe Streifen. Achtzehnte Familie. Andrcniden. Charakter der vorhergehenden Familie, jedoch: Hin- terferse verlangert, mehr oder minder zusammengedrfickt, breit, meist sehr behaart. Lippen- und Kiefertaster gleichartig, jene sechSgliederig. Unterlippe kurz, vorn verbreitert, spitzig oder dreieckig, ganz oder getheilt. Andreniden stehen in der Mitte zwischen Wespen und eigentlichen Bienen. Sie leben einsam und find nur zweierlei Art, niemals geschlechtSloS. Sie graben tiefe Locher in mittelharten Boden, legen ihre Eier in einen Teig, der, auS Blumenstaub und Blumenhonig zusam-- mengeknetet, den Larven alS Nahrung dienen soll, ver- bergen diesen in der Hohle, die fie endlich nach Auhen mit Erde verschliehen. Als auSgebildete Jnsecten be- suchen ste, gleich den Bienen, blfihende Pflanzen. Die Gattung Andrena im engen Sinne hat eine spitze, drei- eckige und dreilappige Lippe. Man nennt fie gemein- lich Trauerbiene wegen der sehr dunkeln Farbung der meisten Arten; die unter Fig. 3083. vergrfihert darge- stellte gemeine Trauerbiene ist schwarz mit blauem Schiller. Neunzehnte Familie. Melittiden. Charakter der vorhergehenden Familie, jedoch: Lippe verlangert, faden- oder borstenformig mit Nebenzungen. Lippen- und Kinnladentaster ungleich, jene sehr verlfin- gert, diese sechSgliederig. In der Familie der Melittiden findet ein Jnsect sei- nen Platz, welcheS, seit uralten Zeiten gepriesen und be- wundert, vielleicht auf Kosten anderer zu sehr erhoben worden ist, indeffen hinfichtlich seiner Nfitzlichkeit die ihm eingeraumte hohe Stufe wirklich verdient. Dah die Biene gemeint sei, bedarf nicht der Erklarung. Sie ist jedoch nicht die einzige nfitzliche, obgleich die einzige