Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
Mit 1558 Ubbildungen
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Kerfe.
Dritte Vrdnung. Hautflngler.
gleichen Kampfe find ost beobachtet und zumal von Hu-
ber genau beschrieben worden, deffen Werk uber die
Ameisen eine auherordentliche Menge Hhchst interefsanter
Thatsachen darbietet. Auch mup hier auf die ehren-
Werthen Leistungen der englischen Entomologen Kirby
und Spence verwiesen werden, deren umfangreicheS Buch
fiber den HauShalt der Jnsecten fiberhaupt vieles Licht
verbreitet. Dem Menschen treten Ameisen allerdingS
ost sehr Hinderlich, wo nicht verderblich entgegen. Ha-
ben wir im milderen Europa schon fiber fie bisweilen zu
klagen, so halt doch der uns zugeffigte Schaden keine
Vergleichung mit jenem aus, der die Bemohner mancher
Tropenlander trifft. In Brasilien verfolgen Ameisen
von zwolf oder mehr Arten den Menschen sogar noch
in den Stadten und machen es beinahe unmoglich, ge-
wisse Vorrfithe einige Zeit zu bewahren, und in West-
indien giebt es eine Art, die hin und wieder die Pflan-
zer gezwungen hat zum Aufgeben des ZuckerbaueS.
Von allen zur Vertilgung oder Vertreibung der Ameisen
vorgeschlagenen Mitteln erweist nicht eineS fich als
zuverlassig. Die Saure, welche alle einen Wehrstachel
entbehrende Arten enthalten, ist bekanntlich ein sehr
startes Reizmittel der menschlichen Haut und von eini-
ger Wichtigkeit sfir firztliche Zwecke. — Man theilt die
Ameisen in zwei, neuerdings wiederum vielfach gespal-
tene Gattungen, jenachdem ste wehrlos oder mit Sta-
chel versehen find. Die ersteren haben am Bauchstiel
nur eine kleine Schuppe, an der Stirn angeffigte Ffih-
ler, eckige und gezahnte Oberkiefer. Zu ihnen gehoren
die grosie rotheWaldameise(Formiea rufa), die
grohe schwarze Holzameise (F. fuliginosa Fig.
3070. b, Nest a, Geschlechtlose g), die schwarz-
graue Ameise (F. fusca d), die auSgerandete
Ameise (F. emarginata f). Die zweite Gattung Hat
eine doppelte Schuppe am Bauchstiel, Weibchen und Ar-
beiter befitzen einen Stachel; hierher gehort die kleine
gelbe Ameise (Myrmica tlava Fig. 3070. c Nest e).
Siebzehnte Familie.
Wespen.
Weibchen und Geschlechtlose mit Wehrstachel. Beide
Geschlechter geflfigelt. Hinterferse walzenformig, unbe-
Haart. Oberflfigel der Lange nach gefaltet. Lippe breit,
mit Rbhre. Ffihler genahert, meist gebrochen, spitzig,
fast gleichdick; ihr erstes Glied verlangert. Kopf-
schild groh.
Wespen, Trauerbienen, wahre Bienen und Hum-
meln gleichen fich in den Allgemeinheiten ihres HauS-
haltes, obgleich sie drei von den Shstematikern begrenz-
ten und unter fich verschiedenen Familien angehbren.
Sie leben seltener einsam als in Schwarmen, entwickeln
vielen Kunsttrieb und bauen entweder einfache Zellen,
oder errichten Gesammtbaue, die ihnen zur Erziehung
der Nachkommen, zu Magazinen und zu Winterquartie-
ren dienen. In einigen Gattungen kommen Geschlecht-
lose vor, bei anderen fehlen diese. Meist ernahren fie
ihre Jungen mit Honig. Die Wespen erkennt man
leicht an ihrer thpischen Gestalt, an dem glatten oder
kaum behaarten Korper, an dem bei allen in der Far-
bung vorherrschenden Gegensatze von Gelb und Schwarz.
Sie bauen Nester von einem dem Papier nicht unahnli-
chen Stoffe, welche viele Zellen enthalten und theils fret
an anderen Gegenstanden befestigt, theils unter dem Bo-
den, in Baumstammen, Felsenspalten u. s. w., verborgen
find. Die Arten der Gattung Wespe (Vespa) im en-
gen Sinne bestehen aus dreierlei Jndividuen. Sie nah-
ren fich nicht allein von Honigreichen Frfichten, sondern
auch von lebenden gesangenen Kersen oder sogar dem
Fleische der Wirbelthiere, beweisen Muth, Rachsucht
und Rfistigkeit und vermogen durch ihren Wehrstachel
schmerzlich zu verwunden. Zur Versertigung ihrer
Nester wahlen fie zersallenes Holz, Baumrinden, trockene
Blatter und Pstanzensasern, die fie sorgsaltig zerkauen
und, mit Speichel gemischt, zu Schichten zusammen-
setzen, welche mit grobem Papier Aehnlichkeit haben.
Mehrere solcher Schichten Hangen an einigen Stielen
(S. 88. Fig. 3073. A) wie Stockwerke fibereinander, sind an
der Unterseite mit Zellen besetzt und auswendig mit ei-
ner dem Masser undurchdringlichen Hfille (B) umgeben,
die bei Hornissen schaalenartig oder wie die Blatter eineS
Kohikopfes in einander liegen (S.88. Fig.3072.). Immer
ist der erste Ansang eineS solchen Nestes klein und un-
vollkommen. Die Begrfindung bleibt einem der weni-
gen Weibchen odet den Kontginnen fiberlaffen, welche den
allen anderen Bewohnern eineS BatteS todtlichen Winter
fiberleben. Diese haben keine Zeit zur Herstellung eineS
geschlossenen Nestes und begnfigen fich mit einem leichten
Schirme fiber den Zellen (S. 88. Fig. 3074.) , die selten
die Zahl von einhundert fibersteigen. Aus den sogleich
gelegten Eiern kommen bald dieLarven Hervor, welche,
sorgsaltig gepstegt und geffittert, rasch wachsen, fich ver-
puppen und so schnell entwickeln, dah schon nach zwblf
Tagen das Nest mit jungen WeSpen ersfillt ist. Diese
find fast alle geschlechtSloS und stehen der Mutter als
unertnfidliche und gehorsame Arbeiter bei. Bald erlangt
nun das Nest seine volle Grshe und eigenthfimliche Ein-
richtung; neue Reihen von Zellen, bestimmt, die Eier
der Mutterwespe aufzunehmen, entstehen, und wie Ge-
nerationen fich schnell folgen und die Bevolkerung zu-
nimmt, steigert fich auch die Thfitigkeit der zwar zahl-
reichen, aber auch vielseitig in Anspruch genommenen
Geschlechtslvsen. Diese bringen den kleineren Larven
Stfickchen sfisier Frfichte, den groheren Brocken vom
Fleische gefallener oder in Fleischerladen zum Verkause
aushfingender Thiere. Nach Kirby steigt die Zahl der
in einem einzigen Neste enthaltenen Zellen bisweilen
auf 16,000. Da jede Zelle drei Generationen als Brfite-
ort dienen muh, so wird die wahrscheinliche Bcwohner-
zahl eines einzigen NesteS sich auf 32,000 erheben mfissen,
auch wenn man ein Drittheil der Jungen abrechnet, alS
umgekommen in verschiedenen Zeiten. Die Mannchen
erhalten zwar ihre Nahrung meist von den Geschlechtslo-
sen, find aber keinesweges unthatige Mitglieder deS klei-
nen Staates. Ihnen liegt besonders die Reinigung des
Nestes ob. An Grohe stehen sie fibrigens zwischen
Weibchen und GeschlechtSlosen. Mit unveranderter Re-
gelmfihigkeit folgen sich die Geschfifte der stark zuneh-
menden Gesellschaft wahrend deS Sommers. Im Octo-
ber tritt aber eine plotzliche Storung ein, und die ganze
Natur der bisher so sorgsamen und unermfidlichen Pfle-
ger erleidet eine gewaltsame Umwandelung. Wie von
Wahnfinn ergriffen fallen sie Her fiber die zahlreichen
Larven, ffir welche fie keine Wintervorrathe beigelegt,
zerren sie Hervor aus den Zellen, beihen oder stechen ste
todt und werfen ste haufenweis aus dem Neste. So
ersparen sie ihnen mindestens das langsamere und gual-
vollere Ende durch Hunger. Die Vertilger selbst ent-
gehen aber ihrem Schicksale ebenfalls nicht, sondern er-
liegen der Kfilte und dem NahrungSmangel bis auf zwei
oder drei der starksten Weibchen, die, in Erstarrung ver-
funken, die nachsten ffinfMonate verbringen, bisweilen
aber auch untergehen, wenn das Nest dem Wetter nicht
langer widersteht und im Jnneren Waffer aufnimmt.
Jede Art von Wespen befolgt einen mehr oder minder
eigenthfimlichen Bauplan, und jede verarbeitet das rohe
Material zu einem, von anderen durch Farbe und Be-
schaffenheit verschiedenen Stoffe. An dem wohl 2 Fuh
breiten Hornissenneste scheinen die auheren Schaalen wie
aus pulveristrten Sagespahnen zusammengeleimt und
lassen abwechselnde wellenfsrmige Schichten von stroh-
gelber und brauner Farbe gewahren. Aehnlich ist der
Bauder englischen WeSpe (V. britannica)@.92. Fig.3075.
Unter den Nestern der erotischen WeSpen ist eines der
merkwfirdigsten das einer nicht genau festgestellten in
Guyana ledenden Art. Es Hfingt mittels eines breiten
Streifens an Baumasten (Fig. 3076.). Seine Auhen-
wand gleicht starkem, weihen, glatten Kartenpapker und
laht sich, wie dieses, mit Feder und Tinte beschreiben,
die Lange betragt 9 Zoll, der grohte Umfang 18 Zoll,
der Eingang findet fich am unteren Ende. Im Jnneren
liegen sechs etwas concave Plattformen, die an der un-
tern Seite mit sechseckigen Zellen dicht bedeckt und in der
Mitte durchbohrl find, wo eine kurze, trichterformige
Rohre die Verbindung mit dem nachsten Stockwerke Her-
stellt. Solche Nester erregen als Hochste Meisterstficke
die Bewunderung Aller und werden daher oft genug zu
unS gebracht. Es giebt endlich auch Wespen, Welche
zwar Zellen stockweis fibereinander anlegen, aber eine
auhere Umschaalung nicht anbringen. Eine bei uns
nicht seltene Art (Epipone nidulans) ist sammt ihrem
Bane unter Fig. 3077. abgebildet. Von den gemeinsten
der einheimischen Arten finden fich zusammengestellt un-
ter Fig. 3078. die H ornisse (Vespa crabro) nebst Nest
in einem hohlen Pfosten, b die holsteinische WeSpe
(V. holsatica), welche wahrscheinlich von einer durch
englische Entomologen angenommenen Art, a der bri-
tischen WeSpe (V. britannica), nicht verschieden ist,
e die gemeine Wespe (V. vulgaris). — Ein inter-
essantes Beispiel der nicht geselligen wespenartigcn
Hautflfigler liefert die Gattung OdyneruS, die durch
schmale, fast schnabelformige Kinnladen und^dreitheilige
Unterlippe (S.88. Fig. 3079.) sich auSzefchnlt. Mittels
ihrer starken Mundtheile vermSgen solche WeSpen an san-
digen Abhfingen oder in den Mortelschichten alter Mau-
ern ein Loch von 1—2Zollen Tiefe auszuhohlen, welcheS
bisweilen nach Jnnen eine Krfimmung macht oder auch
in kurze Seitengange zcrfallt (S. 88. Fig. 3081. 3082.),
mit Lehm ausgekleidet wird und die Eier aufnimmt.
Obwohl die Mfindung gut verschlossen ist, dringt doch
eine Fliege bisweilen ein, deren Larven die Larven der
MauerweSpe aufzehren. Man kennt mehrere Arten
dieser Gattung, unter welchen die gemeine Mauer-
weSpe (0. murarius) Fig. 3080. besonderS hfiufig vor-
kommt. Sie ist schwarz, tragt auf dem Bruststficke zwei
gelbrothe Flecken und auf dem Bauche vier gelbe Streifen.
Achtzehnte Familie.
Andrcniden.
Charakter der vorhergehenden Familie, jedoch: Hin-
terferse verlangert, mehr oder minder zusammengedrfickt,
breit, meist sehr behaart. Lippen- und Kiefertaster
gleichartig, jene sechSgliederig. Unterlippe kurz, vorn
verbreitert, spitzig oder dreieckig, ganz oder getheilt.
Andreniden stehen in der Mitte zwischen Wespen und
eigentlichen Bienen. Sie leben einsam und find nur
zweierlei Art, niemals geschlechtSloS. Sie graben tiefe
Locher in mittelharten Boden, legen ihre Eier in einen
Teig, der, auS Blumenstaub und Blumenhonig zusam--
mengeknetet, den Larven alS Nahrung dienen soll, ver-
bergen diesen in der Hohle, die fie endlich nach Auhen
mit Erde verschliehen. Als auSgebildete Jnsecten be-
suchen ste, gleich den Bienen, blfihende Pflanzen. Die
Gattung Andrena im engen Sinne hat eine spitze, drei-
eckige und dreilappige Lippe. Man nennt fie gemein-
lich Trauerbiene wegen der sehr dunkeln Farbung der
meisten Arten; die unter Fig. 3083. vergrfihert darge-
stellte gemeine Trauerbiene ist schwarz mit blauem
Schiller.
Neunzehnte Familie.
Melittiden.
Charakter der vorhergehenden Familie, jedoch: Lippe
verlangert, faden- oder borstenformig mit Nebenzungen.
Lippen- und Kinnladentaster ungleich, jene sehr verlfin-
gert, diese sechSgliederig.
In der Familie der Melittiden findet ein Jnsect sei-
nen Platz, welcheS, seit uralten Zeiten gepriesen und be-
wundert, vielleicht auf Kosten anderer zu sehr erhoben
worden ist, indeffen hinfichtlich seiner Nfitzlichkeit die
ihm eingeraumte hohe Stufe wirklich verdient. Dah
die Biene gemeint sei, bedarf nicht der Erklarung. Sie
ist jedoch nicht die einzige nfitzliche, obgleich die einzige