Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
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Drille Vrdnung. Hautflugler.
K e rs e.
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kunstlich gepflegte Art ihrer Gattung oder doch Familie,
denn wilde Bienen gewahren den Bewohnern tropischer
Lander fast denselben Vortheil, wie unS, durchmuhsame
Zucht, die zahmen. Unter dem Gestchtspunkte der
Systematik gehort die Biene einer Gattung an, die ehe-
dem einen erstaunlichen Umfang besah, jetzt aber be-
schrankt und kenntlich ist an der zusammengedruckten,
verbreiterten Hinterferse, die auswarts an der Spitze
uber den Ursprung des zweiten Tarsengliedes fich ver-
langert (Fig.3084. a), an dem eingliederigen Kinnladen-
taster, dem nach der Spitze hin verbreiterten, fast loffel-
fsrmigen Oberkiefer. Von der Bildung der Mund-
theile im Allgemeinen war bereitS oben (S. 87. Sp.2.)
die Rede; die Zunge als das wichtige Organ, durch
welches die Aufnahme einer flusfigen Nahrung vermit-
telt wird, verdient nochmalige Erorterung. Sie ragt,
(Fig. 3085. A aa B bb) von den anderen Mundtheilen um=
schlofsen, (B c) weit uber den Kopf hinaus, wird durch
besondere MuSkeln (d) in Bewegung gesetzt und ist
deutlich von geringelter Beschaffenheit (C). Der von
ihr aufgenommene Honig gelangt in einen muSkelreichen
Vormagen und wird in demselben verwahrt. In dem
zweiten Magen findet man nie etwaS AndereS alS Blu-
thenstaub, der dem ausgebildeten Jnsect zur Nahrung
bient und ebenfalls zur Futlerung der Larven ange-
wendet wird. Durch Buntheit zeichnen sich weder die
eigentlichen Bienen, noch andere Gattungen derselben
Familie auS; Hochstens befitzen ste starten Metallglanz
bei dunkelblauer oder schwarzer Farbung, wie manche
Hummeln. Der Bau ist gedrungen und von Kraft zeu-
gend, die Behaarung meist start. Die Gesellschaft der
Bienen besteht aus Mannchen oder sogenannten Droh-
nen (Fig. 3100. a), welche an Grohe die schlankeren,
mit gelbbehaarten Fuhen und gezahnten Oberkiefern
versehenen Weibchen (b) ubertreffen, den Wehrstachel
entbehren, grau behaart find, dreizehngliederige Fuhler
und oben zusammenstohende Augen (Fig. 3086. b) ha-
ben, endlich aus ArbeitSbienen (Fig. 3100. c) oder so-
genannten GeschlechtSlosen, welche kleiner als die ande-
ren, aber weit zahlreicher vorhanden und mit Stachel
auSgeruftet find. Der letztere stellt eine nicht veracht-
liche Waffe dar und liegt im Hinteren Leibesringe, der
bei Fig. 3087. a aufgeschnitten dargestellt ist. In der
Ruhe umhullt ihn eine zweiklappige Scheide (gesssnet
bei b); schieben ihn acht starte Muskeln Hervor (Sei-
tenanficht c und Fig. 3088. aa), so weichen diese Schei-
denklappen zuruck. Er ist nicht einfach, sondern besteht
aus drei Theilen, einer an der Spitze gezahnten Rinne
(Fig. 3087. b) und zwei gleichfalls ruckwLrtS gezahnten
Borsten, die so scharf find, dah man bei mittlerer Ver-
grsherung ihre eigentliche Spitze noch nicht gewahrt.
Die sagenartige Beschaffenheit ihrer Rander erklart vaS
ost vorkommende Steckenbleiben des StachelS in der
Wunde. An der Wurzel stehtdieseS ganze Gebilde mit
einer Giftblase (Fig. 3088 b) in Verbindung, deren Jnhalt
auf der Rinne abflieht. Da die Menge des in die Wunde
gelangenden Giftes unendlich klein sein muh, der Schmerz
aber sehr empfindlich ist, so ergiebt fich von selbst die
auherordentliche Intenfitat des ersteren. Chemisch er-
weist eS fich gleich dem Schlangengifte als Saure, denn
eS rothet Lakmuspapier. Dah Menschen, von ganzen
Bienenschwarmen angefallen, das Leben verloren ha-
ben, ist auher Zweifel. Fontana behauptet, dah ein
Gran Bienengift hinreiche, eine Taube zu tddten. DaS
Wachs entfteht durch einen besonderen Hergang der Ver-
dauung, indem es, im eigentlichen Magen auS dem Blu-
menstaube ausgeschieden, in den Hautfalten zwischen den
funf mirtleren HinterleibSringen ausgesondert wird.
Man erkennt diese Stellen erst nach Ausdehnung des
Leibes an dem dort in Plattchen angesammelten Wachse.
Nur den Arbeitsbienen find fie verliehen (Fig. 3089.),
dem Weibchen (Fig. 3090.) und Mannchen fehlen fie.
Zur Einsammlung jeneS Staubes dienen die starkbe-
Haarten, verbreiterten Fersenglieder (Fig. 3084. a), zur
Fortschaffung die am Schienbeine befindliche Vertiefung
(c). Will die Biene eine Zelle bauen, so zieht fie ein
Wachsscheibchen unter der Bauchfalte Hervor, zerbricht
es mit den Oberkiefern und berettet auS ihm durch Zu-
satz von Speichel einen breiartigen Stoff, der in kleinen
Mengen zufammengeklebt wird. Diese Thatigkeit be-
ginnt naturlich erst im Fruhlinge und wird so uner-
mudlich betrieben, dah ein Stock, der freilich an 60,000
Arbeitsbienen enthalten kann, schon in einigen Tagen
vollgebauet dasteht. Mil der Untersuchung dieser Baue
haben sich Naturforscher und Marhematiker viel beschaf-
tigt; dah die in ihnen dargelegte Kunst und Genauigkeit
auch zu frommen Betrachtungen vorzugsweis reizen
muhte, scheint naturlich, und daher ist nicht leicht ein an-
derer Gegenstand der Natur von ubrigenS wohlmei-
nendcn Phyfikotheologen so auSgebeutet worden alS
eben dieser. Wenn Bienen einen neuen Bau beginnen
wollen, so versammeln sie sich in der Felsspalte, an dem
Baumaste oder im Stocke; die zuerst ankommenden dil-
den einen Hansen, an welchen fich alle folgende an-
Hfingen, bis eine Kette (Fig. 3091) entsteht, die zum
dichten verkehrten Kegel (Fig. 3092.) wird, wenn immer
mehr Arbeitslustige fich znsammendr^ngen. Nach lan-
gerer Ruhe entfernt sich eine Biene, wahlt einen Platz
und beginnt nun sogleich den Grund zu legen(§ig. 3093.).
Ihr folgen nach Erschhpfung des WachSvorrathes an-
dere, und so entsteht in kurzer Zeit eine Wachsschicht
von 5 — 6 Linien Lange, 2 Linien Hohe, (^ LinieDicke.
Aus dieser Grundlage, die, wenn das Bedurfnih vorhan-
den, ausgedehnt wird, errichten andere Arbeitsbienen,
welche kleiner sein und nur diese Arbeit verrichten sollen,
die Zellen, die, wie einige Beobachter wollen, nicht auf-
gemauert, sondern durchBenagen ausgehohlt werden in ei-
nem dichten Wachskorper (in forlschreitender Bildung dar-
gestellt Fig.3094.). Dah der auS undeutlich rhombischen
Flachen bestehende Grund der Zellen in dieser Art auSge-
arbeitet werde, ist wahrscheinlich, allein die hoheren Sei-
tenroånbe muffen zusammengeklebt werden (Fig. 3095.).
Die Form der Zelle ist stumps, sechSeckig, priSmatisch
und ermoglicht die grohte Raumersparnih, die bei cylin-
discher Gestalt (Fig. 3096.) nicht msglich gewesen sein
^wurde. Wenn mit der Zeit die dunne Platte der Grund-
lage Vergrdherung erheischt, so geschieht dieses stetS so,
dah ste senkrecht gestellt erscheint, niemals quer uber den
Bau oder horizontal wie bei Wespen. Sie wird dann
auf beiden Seiten mit Zellen uberzogen und heiht Wabe.
Mit der Zeit werden immer mehr Waben angefertigt,
die von den anderen nur 4 Linien weit entfernt stehen,
also nur durch einen, eben fur die herumlaufenden Bie-
nen Hinreichenden Raum getrennt sind. Oeffnen sich
Riffe in dem Umfange des Baues, oder droht gar, durch
auhere Erschutterung Hervorgebracht, der Einsturz einer
Wabe, so drangen sich Hunderte hinzu, um den Schaden
mit dem sogenannten Vorwachse auszubeffern, einem
Stoffe, der aus aufgeleckten Harzigen Ausschwitzungen
von Baumen besteht. UnregelmLhigkeiten dieser Baue
kbnnen nur durch auhere Zufalligkeiten entstehen, z. B.
gekrummte Waben (Fig. 3097.). Sobald die Waben
vollendet, beginnen die Arbeiter die Zellen mit Honig
anzufullen und die vollen mit einem Deckel zu schliehen;
die fur die Brut bestimmten bleiben hingegen offen. In
jedem gut eingerichteten Stocke oder Baue lebt ein ein-
zigeS Weibchen, die sogenannte Konigin. Sobald ste in
eine Zelle ein Ei gelegt, eilen die Arbeiterbienen Hinzu,
um einen Deckel Herzustellen. Sie unterscheiden die Gier,
auS welchen einst Weibchen Hervorkommen sollen, son-
dern ste von dem Reste und bereiten fur fie Zellen von
der Grohe einer Haselnuh und birnformiger Gestalt.
(Fig. 3098. a Seitenanficht, b Durchschnitt.) Nach
Reaumur soll die Konigin in den ersten zwanzig Tagen
an 12,000 Eier legen, auS welchen fast nur Arbeitsbie-
nen werden, die ebenso wie diejenigen der zukunftigen
Mannchen nur drei Tage zur Entwickelung brauchen.
Die ausgekrochene Larve suttern die Arbeiter, allein nur
funf Tage lang; sie ist dann erwachsen und wird durch
einen Deckel in ihrer Zelle eingeschlossen. Jnnerhalb
drei Tagen Hat fie fich verpuppt, und nach steben Tagen
kommt die junge Biene aus (Fig. 3099. a Ei, b Larve,
c Kops derselben, d auSkriechende Biene), so dah also
der ganze EntwickelungSgang zwanzig Tage dauert.
Nachdem die Konigin ihre Bestimmung erfullt, stirbt fie.
Entwickeln fich die weiblichen Larven noch vorher, so
werden ste von der Konigin vertilgt, welcher die Arbei-
ter, wie einige Beobachter behaupten, ganz freies Spiel
lassen. Nach anderen Angaben schreiten aber die Arbei-
ter ein, indem fie die Larven fester einmauern und fie
vor Tsdtung fichern. Sie sollen nur so viel Raum im
Deckel lassen, als zur Futterung der Gefangenen erfor-
dert wird. Haben sich endlich doch weibliche Bienen
entwickelt, so erfolgt entweder ein Kamps um die Herr-
schaft, oder die altere Konigin wandert auS und nimmt
einen Schwarm von Drohnen und Arbeitern mit fich.
Aus solchen Schwhrmen, die man einzufangen vernach-
lasfigt, werden dann verwilderte Bienen, die unter dem
deutschen Himmel nur kurze Zeit ausdauern. Lost sich
ein Schwarm nach Tbdtung seiner Konigin auf, so le-
gen sich die einzelnen uberlebenden Bienen auf daS Be-
stehlen der Stocke, statt selbst einzutragen. Man nennt
solche Heimathslose, Raubbienen. Es kann vorkom-
men, dah ein Stock seine Ksnigin verliert, ohne weibliche
Larven zu befitzen. In diesem Falle sollen die Arbei-
ter vermogen, aus Larven der Geschlechtslosen durch
ausgewahltes und reichliches Futter Weibchen Heran-
zuziehen. Wie thhtig auch die Bewohner eines Stockes
wahrend des Sommers gewesen sein mogen, ihre Zellen
mit Honig anzufullen, so wurde der Vorrath doch nicht
ausreichen, bliebe die ganze Bevolkerung unvermindert.
Schon im August erfolgt daher die fogenannteDrohnen-
schlacht. Die Arbeiter fallen dann uber die Mannchen
Her, die ihre Bestimmung erfullt haben, todten fie und
werfen fie aus dem Baue hinaus. Epidemische Krank-
Heilen ergreisen nicht felten die Bienen; ohne viele Er-
fahrung und Borficht mihlingt daher dem Landwirthe
leicht ihre Cultur. Auch im Thierreiche haben sie zahl-
reiche Feinde. Sie sind ubrigenS nhchst dem Seiden-
wurme die einzigen von Menschen einer Zucht unter-
worfenen Jnsecten. Ihre Pflege ist uralt und wird in
vielen Gegenden mit besonderer Vorliebe betrieben. Wo
ste im Grohen statt sindet und das Klima ihr gunstig
ist, hhrt sie auf eine blohe Liebhaberei zu sein und wird
zum eintraglichen Geschaft. Dah die Literatur uber die
Bienen und die Bienenzucht einen grohen Umfang besitzt,
kann bei dem naturhistorischen und okonomischen Inter-
esse, welches Hier gleich stark in Anspruch genommen
wird, nicht in Verwunderung setzen. Ein Schatz von
genauen Beobachtungen sindet fich in dem beruhmten
Werke von Huber uber die Bienen.
Von den Bienen unterscheiden fich die ubrigenS nahe
verwandten Hummeln durch auhen gefurchte Oberkiefer,
die bei den Mannchen vorn zweispitzig und behaart, bei
den Weibchen und Geschlechtslosen abgerundet und vier-
zahnig find, sowie durch die Form der Lippentaster und
Nebenzungen. Alle find mit zottigem Haar bedeckt
und tragen sfters auf dem Hinterleibe sarbige Binden.
Die Erdhummel (Bombus terrestris) Fig. 3102., die
gemeinste der bei unS einheimischen, hhhlt fich an lehmi-
gen Abhangen eine Heine, 6 — 8 Zoll breite Kammer
auS, zu welcher ein enger, gewundener Gang fuhrt. In
diesem Raume wohnen hochstenS 100 — 200 Jndividuen
der ost erwLhnten dreierlei Arten. Unter den Weibchen
giebt es grbhere und verhZltnihmahig sehr kleine; auS
den Eiern der ersteren entstehen Mannchen, Weibchen
und GeschlechtSlose, aus den Eiern der letzteren aber nur
Mannchen. Die grohen Weibchen kommen auS der
Puppe im Herbste, begatten sich sogleich mit Mannchen,
die von den fruher entwickelten Heineren Weibchen Her-
stammen, ziehen fich dann in seitliche Vertiefungen der
Hohle einzeln zuruck und verbringen da den Winter im