ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
Drille Vrdnung. Hautflugler. K e rs e. 95 kunstlich gepflegte Art ihrer Gattung oder doch Familie, denn wilde Bienen gewahren den Bewohnern tropischer Lander fast denselben Vortheil, wie unS, durchmuhsame Zucht, die zahmen. Unter dem Gestchtspunkte der Systematik gehort die Biene einer Gattung an, die ehe- dem einen erstaunlichen Umfang besah, jetzt aber be- schrankt und kenntlich ist an der zusammengedruckten, verbreiterten Hinterferse, die auswarts an der Spitze uber den Ursprung des zweiten Tarsengliedes fich ver- langert (Fig.3084. a), an dem eingliederigen Kinnladen- taster, dem nach der Spitze hin verbreiterten, fast loffel- fsrmigen Oberkiefer. Von der Bildung der Mund- theile im Allgemeinen war bereitS oben (S. 87. Sp.2.) die Rede; die Zunge als das wichtige Organ, durch welches die Aufnahme einer flusfigen Nahrung vermit- telt wird, verdient nochmalige Erorterung. Sie ragt, (Fig. 3085. A aa B bb) von den anderen Mundtheilen um= schlofsen, (B c) weit uber den Kopf hinaus, wird durch besondere MuSkeln (d) in Bewegung gesetzt und ist deutlich von geringelter Beschaffenheit (C). Der von ihr aufgenommene Honig gelangt in einen muSkelreichen Vormagen und wird in demselben verwahrt. In dem zweiten Magen findet man nie etwaS AndereS alS Blu- thenstaub, der dem ausgebildeten Jnsect zur Nahrung bient und ebenfalls zur Futlerung der Larven ange- wendet wird. Durch Buntheit zeichnen sich weder die eigentlichen Bienen, noch andere Gattungen derselben Familie auS; Hochstens befitzen ste starten Metallglanz bei dunkelblauer oder schwarzer Farbung, wie manche Hummeln. Der Bau ist gedrungen und von Kraft zeu- gend, die Behaarung meist start. Die Gesellschaft der Bienen besteht aus Mannchen oder sogenannten Droh- nen (Fig. 3100. a), welche an Grohe die schlankeren, mit gelbbehaarten Fuhen und gezahnten Oberkiefern versehenen Weibchen (b) ubertreffen, den Wehrstachel entbehren, grau behaart find, dreizehngliederige Fuhler und oben zusammenstohende Augen (Fig. 3086. b) ha- ben, endlich aus ArbeitSbienen (Fig. 3100. c) oder so- genannten GeschlechtSlosen, welche kleiner als die ande- ren, aber weit zahlreicher vorhanden und mit Stachel auSgeruftet find. Der letztere stellt eine nicht veracht- liche Waffe dar und liegt im Hinteren Leibesringe, der bei Fig. 3087. a aufgeschnitten dargestellt ist. In der Ruhe umhullt ihn eine zweiklappige Scheide (gesssnet bei b); schieben ihn acht starte Muskeln Hervor (Sei- tenanficht c und Fig. 3088. aa), so weichen diese Schei- denklappen zuruck. Er ist nicht einfach, sondern besteht aus drei Theilen, einer an der Spitze gezahnten Rinne (Fig. 3087. b) und zwei gleichfalls ruckwLrtS gezahnten Borsten, die so scharf find, dah man bei mittlerer Ver- grsherung ihre eigentliche Spitze noch nicht gewahrt. Die sagenartige Beschaffenheit ihrer Rander erklart vaS ost vorkommende Steckenbleiben des StachelS in der Wunde. An der Wurzel stehtdieseS ganze Gebilde mit einer Giftblase (Fig. 3088 b) in Verbindung, deren Jnhalt auf der Rinne abflieht. Da die Menge des in die Wunde gelangenden Giftes unendlich klein sein muh, der Schmerz aber sehr empfindlich ist, so ergiebt fich von selbst die auherordentliche Intenfitat des ersteren. Chemisch er- weist eS fich gleich dem Schlangengifte als Saure, denn eS rothet Lakmuspapier. Dah Menschen, von ganzen Bienenschwarmen angefallen, das Leben verloren ha- ben, ist auher Zweifel. Fontana behauptet, dah ein Gran Bienengift hinreiche, eine Taube zu tddten. DaS Wachs entfteht durch einen besonderen Hergang der Ver- dauung, indem es, im eigentlichen Magen auS dem Blu- menstaube ausgeschieden, in den Hautfalten zwischen den funf mirtleren HinterleibSringen ausgesondert wird. Man erkennt diese Stellen erst nach Ausdehnung des Leibes an dem dort in Plattchen angesammelten Wachse. Nur den Arbeitsbienen find fie verliehen (Fig. 3089.), dem Weibchen (Fig. 3090.) und Mannchen fehlen fie. Zur Einsammlung jeneS Staubes dienen die starkbe- Haarten, verbreiterten Fersenglieder (Fig. 3084. a), zur Fortschaffung die am Schienbeine befindliche Vertiefung (c). Will die Biene eine Zelle bauen, so zieht fie ein Wachsscheibchen unter der Bauchfalte Hervor, zerbricht es mit den Oberkiefern und berettet auS ihm durch Zu- satz von Speichel einen breiartigen Stoff, der in kleinen Mengen zufammengeklebt wird. Diese Thatigkeit be- ginnt naturlich erst im Fruhlinge und wird so uner- mudlich betrieben, dah ein Stock, der freilich an 60,000 Arbeitsbienen enthalten kann, schon in einigen Tagen vollgebauet dasteht. Mil der Untersuchung dieser Baue haben sich Naturforscher und Marhematiker viel beschaf- tigt; dah die in ihnen dargelegte Kunst und Genauigkeit auch zu frommen Betrachtungen vorzugsweis reizen muhte, scheint naturlich, und daher ist nicht leicht ein an- derer Gegenstand der Natur von ubrigenS wohlmei- nendcn Phyfikotheologen so auSgebeutet worden alS eben dieser. Wenn Bienen einen neuen Bau beginnen wollen, so versammeln sie sich in der Felsspalte, an dem Baumaste oder im Stocke; die zuerst ankommenden dil- den einen Hansen, an welchen fich alle folgende an- Hfingen, bis eine Kette (Fig. 3091) entsteht, die zum dichten verkehrten Kegel (Fig. 3092.) wird, wenn immer mehr Arbeitslustige fich znsammendr^ngen. Nach lan- gerer Ruhe entfernt sich eine Biene, wahlt einen Platz und beginnt nun sogleich den Grund zu legen(§ig. 3093.). Ihr folgen nach Erschhpfung des WachSvorrathes an- dere, und so entsteht in kurzer Zeit eine Wachsschicht von 5 — 6 Linien Lange, 2 Linien Hohe, (^ LinieDicke. Aus dieser Grundlage, die, wenn das Bedurfnih vorhan- den, ausgedehnt wird, errichten andere Arbeitsbienen, welche kleiner sein und nur diese Arbeit verrichten sollen, die Zellen, die, wie einige Beobachter wollen, nicht auf- gemauert, sondern durchBenagen ausgehohlt werden in ei- nem dichten Wachskorper (in forlschreitender Bildung dar- gestellt Fig.3094.). Dah der auS undeutlich rhombischen Flachen bestehende Grund der Zellen in dieser Art auSge- arbeitet werde, ist wahrscheinlich, allein die hoheren Sei- tenroånbe muffen zusammengeklebt werden (Fig. 3095.). Die Form der Zelle ist stumps, sechSeckig, priSmatisch und ermoglicht die grohte Raumersparnih, die bei cylin- discher Gestalt (Fig. 3096.) nicht msglich gewesen sein ^wurde. Wenn mit der Zeit die dunne Platte der Grund- lage Vergrdherung erheischt, so geschieht dieses stetS so, dah ste senkrecht gestellt erscheint, niemals quer uber den Bau oder horizontal wie bei Wespen. Sie wird dann auf beiden Seiten mit Zellen uberzogen und heiht Wabe. Mit der Zeit werden immer mehr Waben angefertigt, die von den anderen nur 4 Linien weit entfernt stehen, also nur durch einen, eben fur die herumlaufenden Bie- nen Hinreichenden Raum getrennt sind. Oeffnen sich Riffe in dem Umfange des Baues, oder droht gar, durch auhere Erschutterung Hervorgebracht, der Einsturz einer Wabe, so drangen sich Hunderte hinzu, um den Schaden mit dem sogenannten Vorwachse auszubeffern, einem Stoffe, der aus aufgeleckten Harzigen Ausschwitzungen von Baumen besteht. UnregelmLhigkeiten dieser Baue kbnnen nur durch auhere Zufalligkeiten entstehen, z. B. gekrummte Waben (Fig. 3097.). Sobald die Waben vollendet, beginnen die Arbeiter die Zellen mit Honig anzufullen und die vollen mit einem Deckel zu schliehen; die fur die Brut bestimmten bleiben hingegen offen. In jedem gut eingerichteten Stocke oder Baue lebt ein ein- zigeS Weibchen, die sogenannte Konigin. Sobald ste in eine Zelle ein Ei gelegt, eilen die Arbeiterbienen Hinzu, um einen Deckel Herzustellen. Sie unterscheiden die Gier, auS welchen einst Weibchen Hervorkommen sollen, son- dern ste von dem Reste und bereiten fur fie Zellen von der Grohe einer Haselnuh und birnformiger Gestalt. (Fig. 3098. a Seitenanficht, b Durchschnitt.) Nach Reaumur soll die Konigin in den ersten zwanzig Tagen an 12,000 Eier legen, auS welchen fast nur Arbeitsbie- nen werden, die ebenso wie diejenigen der zukunftigen Mannchen nur drei Tage zur Entwickelung brauchen. Die ausgekrochene Larve suttern die Arbeiter, allein nur funf Tage lang; sie ist dann erwachsen und wird durch einen Deckel in ihrer Zelle eingeschlossen. Jnnerhalb drei Tagen Hat fie fich verpuppt, und nach steben Tagen kommt die junge Biene aus (Fig. 3099. a Ei, b Larve, c Kops derselben, d auSkriechende Biene), so dah also der ganze EntwickelungSgang zwanzig Tage dauert. Nachdem die Konigin ihre Bestimmung erfullt, stirbt fie. Entwickeln fich die weiblichen Larven noch vorher, so werden ste von der Konigin vertilgt, welcher die Arbei- ter, wie einige Beobachter behaupten, ganz freies Spiel lassen. Nach anderen Angaben schreiten aber die Arbei- ter ein, indem fie die Larven fester einmauern und fie vor Tsdtung fichern. Sie sollen nur so viel Raum im Deckel lassen, als zur Futterung der Gefangenen erfor- dert wird. Haben sich endlich doch weibliche Bienen entwickelt, so erfolgt entweder ein Kamps um die Herr- schaft, oder die altere Konigin wandert auS und nimmt einen Schwarm von Drohnen und Arbeitern mit fich. Aus solchen Schwhrmen, die man einzufangen vernach- lasfigt, werden dann verwilderte Bienen, die unter dem deutschen Himmel nur kurze Zeit ausdauern. Lost sich ein Schwarm nach Tbdtung seiner Konigin auf, so le- gen sich die einzelnen uberlebenden Bienen auf daS Be- stehlen der Stocke, statt selbst einzutragen. Man nennt solche Heimathslose, Raubbienen. Es kann vorkom- men, dah ein Stock seine Ksnigin verliert, ohne weibliche Larven zu befitzen. In diesem Falle sollen die Arbei- ter vermogen, aus Larven der Geschlechtslosen durch ausgewahltes und reichliches Futter Weibchen Heran- zuziehen. Wie thhtig auch die Bewohner eines Stockes wahrend des Sommers gewesen sein mogen, ihre Zellen mit Honig anzufullen, so wurde der Vorrath doch nicht ausreichen, bliebe die ganze Bevolkerung unvermindert. Schon im August erfolgt daher die fogenannteDrohnen- schlacht. Die Arbeiter fallen dann uber die Mannchen Her, die ihre Bestimmung erfullt haben, todten fie und werfen fie aus dem Baue hinaus. Epidemische Krank- Heilen ergreisen nicht felten die Bienen; ohne viele Er- fahrung und Borficht mihlingt daher dem Landwirthe leicht ihre Cultur. Auch im Thierreiche haben sie zahl- reiche Feinde. Sie sind ubrigenS nhchst dem Seiden- wurme die einzigen von Menschen einer Zucht unter- worfenen Jnsecten. Ihre Pflege ist uralt und wird in vielen Gegenden mit besonderer Vorliebe betrieben. Wo ste im Grohen statt sindet und das Klima ihr gunstig ist, hhrt sie auf eine blohe Liebhaberei zu sein und wird zum eintraglichen Geschaft. Dah die Literatur uber die Bienen und die Bienenzucht einen grohen Umfang besitzt, kann bei dem naturhistorischen und okonomischen Inter- esse, welches Hier gleich stark in Anspruch genommen wird, nicht in Verwunderung setzen. Ein Schatz von genauen Beobachtungen sindet fich in dem beruhmten Werke von Huber uber die Bienen. Von den Bienen unterscheiden fich die ubrigenS nahe verwandten Hummeln durch auhen gefurchte Oberkiefer, die bei den Mannchen vorn zweispitzig und behaart, bei den Weibchen und Geschlechtslosen abgerundet und vier- zahnig find, sowie durch die Form der Lippentaster und Nebenzungen. Alle find mit zottigem Haar bedeckt und tragen sfters auf dem Hinterleibe sarbige Binden. Die Erdhummel (Bombus terrestris) Fig. 3102., die gemeinste der bei unS einheimischen, hhhlt fich an lehmi- gen Abhangen eine Heine, 6 — 8 Zoll breite Kammer auS, zu welcher ein enger, gewundener Gang fuhrt. In diesem Raume wohnen hochstenS 100 — 200 Jndividuen der ost erwLhnten dreierlei Arten. Unter den Weibchen giebt es grbhere und verhZltnihmahig sehr kleine; auS den Eiern der ersteren entstehen Mannchen, Weibchen und GeschlechtSlose, aus den Eiern der letzteren aber nur Mannchen. Die grohen Weibchen kommen auS der Puppe im Herbste, begatten sich sogleich mit Mannchen, die von den fruher entwickelten Heineren Weibchen Her- stammen, ziehen fich dann in seitliche Vertiefungen der Hohle einzeln zuruck und verbringen da den Winter im