ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
96 Kerfe. Vierte Vrbnung. Uetzflugler. lethargischen Zustanbe. Zeilig iin Fcfihjahre kommen fie Hervor, finden bald einen passenben Ort zur Anle- gung eines NesteS, beginnen sogleich den Bau, machen Zellen , legen Gier in dieselben und samineln Honig, Ge- schafle, die oft zusammen keine volle Stunde erfordern. Diese erste Brut besteht fast nur auS Arbeitern, die der Mutter eifrig Hilfe leisten, die nachste, im August erschei- nende auS grohen und kleinen Weibchen und Mfinnchen. Die Arbeiter besorgen bie Larven und Puppen ; fie off- nen die letzteren durch einen Bih am ffinften Tage und befreien hierdurch das vollkommene Jnsect. DaS Jn- nere deS BaueS enthalt keine regelmLhige Waben, son- dern Haufen von Zellen, die Hochstens auf kurzen Hori- zontalen, von Wachssaulen getragenen Plattformen an- gebracht find, Puppen, Honig oder Blumenstaub ent- Halten. Der Mutter der ganzen Familie wird es sehr schwer, ihre zweile Brut vor der ersten zu retten, welche mit Gewalt von den @iern weggetrieben toerben muh. Nach 8 — 12 Stunben vergeht aber jetten alteren Ar- beitern der morderische Appetit; sie nehmen sich fortan der Larven treulich an. Sobald die Weibchen ausge- krochen, steht der Mutter oder Konigin ein neuer Kamps bevor; fie sucht jette auszutreiben oder doch an der Be- fitznahme getoiffer Zellen zu hindern. Nachdem auch die jungen Weibchen mit einander gefochten, tritt Ruhe ein ; jene legen Eier, auS toelchen nur Mannchen eitiste- Hen, die nun tvieder mit der grKheren Art von Weib- chen fich paaren, toelche darauf in die seitlichen Hohlen deS Baues fich zurfickziehen. Mit Eintritt der Win- terkalie sterben alle fibrige Betoohner des Baues und toahrscheinlich auch die Konigin, die ihn im Fruhjahre begrundete. Die Erdhummel (Fig. 3101. a Mannchen, b grohere Weibchen, c Geschlechtslose) ist schtoarz, auf dem Vordertheile der Brust und auf dem zweiten Hin- terleibringe mit gelber Binde geziert. — Die MooS- Hummel (B. muscorum) Fig. 3103. wohnt gleichfallS in einer gegen 6 Zoll breiten Erdhohle, fiber ivelcher fie einen domformigen Haufen von zusammen gefitztem Moos, trockenem GraS und Pflanzenfasern aufthfirmt (Fig. 3104. A Mooshummeln bei der Arbeit, B Aeuhe- reS deS NesteS). Hierbei unterstfitzen fich mehrere Jn- dividuen, die, in einer Reihe von dem Orte, wo das Bau- material fich findel, bis zum Bauplatze stehend, fich das Bfindel von MooS zuivalzen. Zu dem Jnneren des DomeS (Fig. 3105.), in welchem die Zellen ohne strenge Ordnung neben einander befestigt sind (Fig. 3103.), ffihrt oft ein 12 — 15 Zoll langer, % Zoll breiter bedeckter Weg, der eben breit genug ist , eine einzige Hummel zu- zulassen. Der HauShalt dieser Art gleicht ganz dem der vorher beschriebenen. Sie ist kleiner, auf dem Bor- derrficken unrein orangengelb gesarbt, auf dem Hinier- leibe mit mehreren gelblich grauen Ringen gezeichnet. Eine von der beschriebenen ganz verschiedene In- dustrie entwickeln die gleichfallS zu dieser Familie geho- renden Anthophoren (Anthophora), bie im Allgemeinen noch viel Aehnlichkeit mit kleinen Hummeln haben. Eine (A. retusa Fig. 3106.) bauet aus Lehm, kleinen Steinchen unb Strahenkoth ihre Zellen in Mauerrifsen ober auf unebenen Flfichen unb bebeckt fie mit einem Halbkugeligen Gewblbe auS benselben Stoffen (Fig. 3107.), welches nur an einer Stelle eine kleine Oeff- nung Hat (Fig. 3108.). Niemals finb viele Zellen vor- Hanben, benn bie Nachkommenschaft besteht nur aus Mannchen unb Weibchen, nicht auS Arbeitern, unb so- nach bleibt ber ungesellig lebenben Mutter alle Arbeit fiberlassen. Ju fibnlicherWeise verfahren eine Mauer- biene (Megachile muraria) unb eine Osmia (0. bi- cornis), toelche inbeffen iiur feinen Sanb gebraucht, biesen, ohne Beisatz von Lehm, mittels ihres klebri- gen Speichels zusammenleimt unb zu einer Decke fiber zufallige Vertiefungen von Wanben unb Felsen vertoenbet. Im Jnneren bieses einfachen Baues (Fig. 3109. A B von Osmia, C von Megachile) liegen bie aus benselben Stoffen verferligten fast becherformigen Zel- I len. Reaumur beschreibt eine anbere bieser Galtung angehoreube Art, toelche nur Gartenerbe vertoenbet unb ben Zugang zu ihrem Baue fibertoolbi (Kig. 3110.). Sie unb bie vertoanbten Arten pflegen in bie Zellen zu ben Giern Blumenstaub alS Nahrung ber kfinfligen Larven nieberzulegen. Getoiffe sehr kleine Arten sol- cher einsamen Bienen bohren in sanbige Abhange 6 —8 Zoll tiefe Rohren, bie sich am Grunbe ertoeitern, sehr auSgeglattet finb unb ein einzigeS, mit Blumenstaub umgebeneS Gi enthalten (Fig. 3111.). Auch Hier ver- richtet bas Weibchen alle Arbeit allein, inbem bie Mfinn- chen sich nie an ben Sorgen fur bie Nachkommen bethei- ligen. Merktofirbig ist ber Fleih unb bie Kraft ber violetten Holzbiene (Xylocopa violacea) Fig. 3112. E, bie einer artenreichen, burch loffelformige, vorn breizahnige Oberkiefer (F a von vorn, b von Hinten ge- sehen) auSgezeichneten Gattung angehort. Sie fchlagt ihren Wohnort in altem Holze, fowohl in abgestorbe- nen Bfiumen alS Gebalk von Hausern, auf, benutzt ent- toeber ihre Astlocher unb Riffe ober arbeitet Galerien aus unb bringt einige Zoll ein. Hat bie Rohre bie no- thige Tiefe erreicht, so legt jene ein Gi, ffigt eine Kugel von Blumenstaub Hinzu unb schlieht biese Abtheilung burch eine, auS zernagtem Holze in eoneentrischen Schich- ten (D) zusammengeklebte Quertoanb. Auf bieser er- Halten ein zweites Gi unb NahrungSvorrath Platz ; toel- cher eine zweite Quertoanb solgt, biS enblich in ganz gleichen Gntfernungen sieben bis acht Kammern ober Stoektoerke fertig finb (A Galerien in einem Holzstficke, baneben bie eingenagten Zugange, B einige Kammern in Halber natfirlicher Grohe, C Galerie, baS ganze Jnnere eineS bfinnen Astes einnehmenb). Die Mfinbung ber Rohre toirb mit Lehm verschloffen, baS Jnnere ist nicht auSgeffittert, aber genau geglattet; alle bei bieser Arbeit abfallenben Spahne entfernt bie Biene, toahrscheinlich aus Furchl vor Berrath. Mehrere Wochen gehen fiber ber Berfertigung bieseS BaueS hin. Damit bie auS ben Puppen auSkrieckenben Jungen nicht unnsthige Gefan- genschaft zu ertragen Haben mogen, finb bie Quertoanbe ober Deckel ber Zellen an einer Seite mit einer Oeffnung versehen, bie nur obenhin mit Sagespfinen verstopft ist. Sie toirb leicht von ber jungen Biene burchbrochen, be- ren Kiefern zur Zernagung ber fibrigen toeit Harteren Flfiche beS Deckels, noch nicht Hinreichenbe Stfirke be- fltzen (Fig. 3113. Zellen A mit B ohne Larven.). Die ertoahnte Holzbiene ist fibrigens so groh toie eine Hum- mel , schtoarzbehaart, mit bunkelblauen Flfigeln versehen unb gerabe nicht Hfiusig. Ihre Baue toerben ost, toenn auch irrig, fur baS Werk von Ameifen auSgegeben. Ber- toechfelt barf fie nicht toerben mit einer HolztoeSpe (Fig. 3114. C) (Eumenes), bie, streng genornmen, nicht ber gegentofirtigen, fonbern ber fiebzehnten Familie angehort, Hohlen grfibt toie bie Holzbiene(B Zellen mit Puppen), aber bie Gier nicht mit Blumenstaub, fonbern mit ab- geriffenen Theilen von Jnfecten oder getåbteten kleinen Fliegen umgiebt (D) unb bie Quertoanbe aus biefen unb Sagefpahnett verfertigt. Die Larven haben baher eine boppelte Aufforberung, biese Deckel zu zernagen unb bie Vorrathe aufzuzehren (A). Gnblich gehoren auch noch bie sogenaunten Blattschneider hierher, einsam le- benbe Bienen, toelche zuerst Locher in bie Grbe, in Mauerrisse ober alte Baumstfimme graden unb bann bieselben mit gut abgeschnittenen Theilen von Pflanzen- blattern auSfuttern unb in Zellen abtheilen. Gine Ostttia (0. papaveris) vertoenbet Hierzu bie Blumen- blatter ber Klatschrose ober bes FelbmohneS, bie Ro- senbiene (Megachile centuncularis) Fig. 3115. A bie Rosenblatter oder auch die Blatter der Gsche. Sie sfigt kreisformige Stucken aus diesen attS (B), tragt fie fliegend in ihre Hohle und stellt sie so gegen einander, dafi sie ohne Leini oder anderes Bindemittel fich stfitzen (C geoffnetes Nest). Immer bringt fie den mit Sfige- zahnen versehenen Blattrand nach unten und fiber- kleidet nicht allein bie Wanbungen ber Hohle, fonbern stellt anbere Blattfragmente fo gefchickt querfiber, bah fie nach unten kegelformig vertiefte Scheibewfinbe bilben. Jebe folche Zelle besteht aus zehn biS ztoolf Sificken, enthfilt ein Gi unb einen Vorrath von Honig unb Blfi- thenstaub von fchon rosenrother Farbe, die gemeinlich der Distel entnommen find. Vierte Vrdnung. Netzslugler. • Einleitung. Die Ordnung der Netzflfigler Hat zwar keinett fehr bedeutenden Umfang, bietet aber Kerfe sehr verschiede- ner Gestalten. Linne entnahm ihren toesentlichen Cha- racter von den Flfigeln, toelche von gleichem Getoebe, mit toenigen Nerven, aber mit vielett netzformigen Adern durchzogen, felten beharrt, gemeinlich durchscheinend find und, ohne gerade fehr lebhafte Farben zu zeigen, oftmalS durch ihren Glanz und die Ffihigkeit, die Licht- strahlen zurfickzutoerfen, Aufmerkfamkeit erregen. Die Mundtheile find zum Katten eingerichtet; fie bestehen auS starken hornigen, harten, gezahnten oder auch ganz- randigen Oberkiefern, die indeffen einigen Gattungen ganz fehlen, ttteist deutlicheu Unterkiefern mit ztoei, fel- tener vier toeniggliederigen Tastern, einer enttoickelten Unterlippe mit dreigliederigen Tastern. Der toeit vor- stehende und gemeinlich ziemlich breite Kopf trågt stark Hervorgequollene Augen, bistoetlen auch ztoei bis drei Punktaugen, endlich faden- oder borstenformige Ffih- ler, die felten vorn verdickt, meist mittellang, manchmal fehr kurz oder auch langer find alS der Leib. Die Ffihe find nur zum Gange gefchickt, werdett in feltenen Fal- len zu Raubffihen und haben ztoei- bis ffinfgliederige Fuhblalter. Mehrentheils behauptet der Korper eine fchlanke Form; Harte und Hornige Bedeckungen kommen nicht vor. Die Bertoandlung zeigt fich als vollkom- mene oder unvollkomtuene. Immer haben die Larven fechs mit Krallen betoehrte Ffihe; einige Halten fich ganz im Waffer auf und verlaffen es nur als vollig auSge- bildete Jnfecten; anbere leben auf bem Lande, theils un- ter Baumrinden, theils in Sand verborgen; die meisten nahren fich als fieifchfreffende Raubthiere, die indessen nur gegen andere Kerfe Krieg ffihren. Im Puppenzu- stande bleiben einige unbetoeglich, andere streifen alS Nhmphen umher und fetzen die Ledensiveife der Larve fort. Die Verbreitung dieser Kerfe reicht fehr toeit, denn eS giebt einzelne Arten noch uttier Breiten, bie fonst baS Leben ber Jnfecten nicht begfinstigen. Kein Netz- flfigler bringt bem Menschen birecten Nutzett, toohl aber stellen fich ihm einige als furchtbar vertofistende unb un= befiegliche Feinbe entgegen. Ihre fhstematifche Ginthei- lnng leidet an mattchen Gebrechen, inbem fie aufzuzahl- reichen ®runben beruht, lfiht fich aber kanm mit einer einfacheren vertaufchen. Erfte Familie. Libelluliden. Ffihler borstenformig, kfirzer alS ber Kopf, auf ber Stirn bicht neben ben Augen eingefetzt. Oberkiefer stark, gezfihnt; Unterkiefer Hornig, gezfihnt. Lippe groh, breitheilig, auftoarts gebogen. Kopf groh, bick, mit brei Punktaugen. Hinterleib schlank, neunglieberig. Flfigel gegittert. Vertoanblttng nnvollkommen; Larve unb Puppe verharren im Masser. Ungeachtet ihrer leichten unb zierlichen Gestalt ffih- ren Libellen boch ein fehr ranberisches Leben, benn Hoch in ber Luft fchwebenb lauern fie auf schwachere Jnfec- ten unb stfirzen auf fie mit ber Schnelligkeit unb ebenfo plotzlich Hinab, toie ber Raubvogel auf feine Beute. Streifen fie auf bem Waffer Herunt, fo fuchen fie eben Opfer ffir ihre arge Frehgier unb erhafchen befonbers