ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
104 Kerfe. Fiinfte tØrdnung. Kalbstugter. Weibchen sthlt diestS Werkzeug, indessen befitzi eS einen sehr kfinstlichen Legestachel, der in der Ruhe in einer Furche der letzten Leibesringe Aufnahme findet (Fig. 3165, a Theil derselben) und aus drei Theilen (b) zu- sammengesttzt ist, zwei Suderen Scheidenklappen und einer an der Spitze gezahnten Sage (c), die wiederum auS drei Theilen bestehi, namlich zwei linienformigen, vorn verbreiterten Blattern, die in einer Nuth auf einander hin- und Hergleiten, und einer in der Mitte befindlichen Haarfeinen, aber ungezahnten Borste. Mittels dieses Werkzeugs machen Cicaden Oeffnungen durch die Rinde von abgestorbenen Zmeigen und legen dorthm ihre Eier. Die Larven verlassen sogleich jenes Nest, verbergen fich unter der Erde, verpuppen fich nicht, sondern werden zu gesrahigen Nymphen (Fig. 3166.) und scheinen erst im zweiten Jahre zur Bollkommenheit zu gelangen. Die Eschen-Cicade (Cicada orni) Fig. 3163. lebt in Sfideuropa vorzfiglich auf der Esche, aber auch auf an= deren Baumen, ist gelbbraun, auf dem Rucken schwarz gezeichnet und gestrichelt und hat braungeaderte Flu- gel. Sie wird an zwei Zoll lang. Zehnte Familie. Cercopiden. Fuhler dreigliederig, in eine Borste endend. Zwei Nebenaugen. Springbeine. Tarsen dreigliederig. Die Cercopiden leben gleich den Cicaden auf Bau- men, von deren Safte sie fich nahren, springen aber und haben undurchfichtige Flugel. Bon den europai- schen erreicht keine eine betrachtliche Grosie, wohl aber fint manche bei genauer Betrachtung durch sonderbare Formen auf. Auslandische erhalten nicht felten durch ungewohnliche Entwickelung deS KopfeS und deS Bor- derrfickenS ein ganz abenteuerlicheS Anfehen. Unter den Schaumzirpen (6oroopis,Mundiheile unter Fig. 3167. a zusammengesetztes Auge, b Fuhler, c Oberlippe, d Oberkiefer, e Unterkiefer, l Unterlippe) verdient eine bei unS gemeine Art (C. spumaria) darum Nennung, weil ihre Larven den sogenannten Kukukspeichel Hervor- bringen, eine schaumige Flusstgkeit, die fie auS dem After stosien, um fich einzuhullen und die nichts andereS als der verdauete, durch Anbohrung und Einsaugung ge- wonnene Saft von Weiden und allerlei Wiesenpfianzen ist. Das ausgebildete Jnsect mihi 5 Linien, ist grau- braun, auf den Flugeln mit toeihem Mittelfleck verse- hen. Eine andere, in Deutschland feltenere Art, die rothe S chaumcicade (C. sanguinolenta) Fig. 3168. vergr., ist schwarz und tragt auf den Oberflugeln zwei Flecken und eine Binde von hochrother Farbe. Unter den auSlandischen Gattungen erregen die nur in Sfid- amerika Heimischen Bocydien Berwunderung durch sonderbare Berlangerung des BorderrfickenS in einen Dorn, der am schellentragenden Bocydium (B. tintinabuliferum) Fig. 3169. vorn einen Querbogen und funs, in Kugeln endende Fortsatze tragt. Auch die nicht minder auffallenden Buckelzirpen (Membracis), stammen auS demselben Welttheile und tragen auf dem Borderrficken einen verschiedengestaltigen Aufsatz, der z. B. bei der gehelmten Buckelzirpe (M. galerita) (Fig. 3170.) den Leib zum grohien Theile uberschattet. Hingegen wendet fich bei den Laternentragern die unge- wohnliche Entwickelung dem Kopfe zu, indem die Stirn wenigstenS kegelformig verlangert oder wohl blasenfor- mig aufgetrieben ist, wie bei dem surinamischen La- ternentrager (Fulgora laternaria) Fig.3171., ein em in allen Sammlungen gewhhnlichen Kerfe, von welchem ehedem, irrig genug, behauptet ward, dah er auS dem Stirnfortsatze deS Nachts ein phosphorifcheS Licht aus- stromen lafse. Elfte Familie. Psylliden. Fuhler borstenformig, halb oder ganz so lang als der Korper, elfgliederig (Fig. 3173.). Rufsel weit Hinten entspringend. Schenkel verdickt. Tarsen zweigliederig. Bermengt mit Blattlausen triffl man nicht felten sehr kleine, durch AuSsaugen der Pstanzensafte fich nahrende und daher Auswuchse veranlafsende Jnsecten, die aber schon dadurch fich von jenen unterscheiden, dasi beide Geschlechter geflugelt sind. Biele tragen als Besatz einen ausierordentlich feinen weisien oder blfiulichen Flaum. Man nennt sie Blattflohe oder Psylliden. Alle sind sehr klein, konnen springen, pflanzen in ge- whhnlicher Weise sich fort, bringen sehr viele Eier Her- vor, uberwintern im vollkommenen Zustande und kom- men daher schon im ersten Fruhjahre zum Borscheine. Man kennt sehr viele Arten; der unter Fig. 3172. sehr vergroheri abgebildete Eschen - Blattfloh (Psylla fraxini) lebt auf Eschen. Zwolfte Familie. Blattlause. Fuhler fadenfhrmig, langer alS der Korper, ffinf- bis fiebengliederig. Rufsel fast aus der unteren Spitze deS Kopfes entspringend. Flugel durchfichtig, dem Weibchen oft fehlend. Beine lang. Tarsen zwei- gliederig. Keine der an mikroskopische Kleinheit anstreifenden Kersfamilien hat zu so genauer Erforschung gereizt alS diest. Diest Theilnahme entstand aber nicht durch un- gewohnliche Formen, noch weniger durch Farbenglanz, sondern nur durch die wunderbaren Eigenthumlichkeiten der Lebensgeschichte. Alle Blattlause kommen uberein durch Aufenthalt auf Pflanzen, durch Ernahrung mit- tels ausgesogener Safte und im Ganzen auch durch Grosie und Ansehen. Sie laufen, trotz ihrer langen Beine, nur langsam, leben gesellig, entwickeln keinen Kunsttrieb und werden in allen Gegenden der Erde, soweit diest eine irgend kraftigere Vegetation befitzen, gefunden. Nur mittels Anwendung deS Glasts erkennt man mit Deutlichkeit die Zufammensttzung ihres Kor- pers (Fig. 3174.) auS einem kleinen, mit ansthnlichen Netzaugen und langen siebengliederigen Fuhlern verfe- Henen Kopfe, einem sehr kleinen HalSschilde und eifor- migem Hinterleibe. Der Rufsel liegt in der Ruhe an die untere Korperseite angepresit, uberragt fle hinten wie eine stine Schwanzspitze und besteht aus einer durch- scheinenden funfgliederigen Scheide (Fig. 3175.), welche die bohrenden und das Saugen vermittelnden Borsten birgt. Die meisten Arten der eigentlichen Blattlause tragen auf der Oberseite des HinterleibeS ein Paar kegel- fårmige Rohren, durch welche ein susier Saft, das Pro- duct der Verdauung, ausfliesit, der den Blattern der Pflanzen ein glanzendes Anfehen giebt, im taglichen Le- ben auS ganz anderen Ursachen abgeleitet und Ho- nigthau geheisien wird. Er locktdie Ameisen an, welche, ohne die Blattlause zu verletzen, ihn vorfichtig auflecken. Dem Weibchen fehlen ofters die Flugel; das Mannchen tragt sie entweder ausgerichtet oder wagerecht oder auch dachformig zusammengelegt, macht aber von ihnen selten Gebrauch. Wanderungen fliegender Blattlause sind zwar Hin und wieder beobachtet worden, allein keines- weges gewohnliche Ereignifse, noch immer freiwillig un- ternommen, sondern eher durch starke Winde Herbeige- ffihri. Moglicherweise mag die aus langem, weisien oder grauen und sehr zerstorbaren Flaum bestehende Be- deckung gewifser Gattungen (Eriosoma) ein Mittel fein zur leichteren Berbreitung durch Wind, denn solchen in Amerika zumal vielen Schaden anrichtenden Blattlausen mangeln gemeinlich die Flugel. 3n der FortpflanzungS- weise liegt viel Unbegreifliches und daher eine Ausfor- derung zu stets erneuerten Forschungen. Der Berlauf ist, in Kurze beschrieben, folgender. Die gewohnlich erst im Herbste zum Borschein kommenden Mannchen begatten sich, und alsbald beginnen die Weibchen wirk- liche Eier in zahlloser Menge itt die Rifse von Baum- rinden unv in ahnliche Berstecke zu legen. Der erste gelinde Frost todtet jedoch die mannichfach beschastigien Myriaden, und spater erliegen auch jene Gesellschasten, welche unter Rinden und im Jnneren hohler Stamme Zuflucht gesucht Hatten, benn nur die schon erwahuten, durch ihre Bekleidung beffer vermahrten Eriosomen ent- gehen dem Berderben und konnen, selbst in der kaltesten Zeit, an Schutz bietenden Stellen von Pflanzen aufge- funden toerben als kleine wollige Haufen, bie auS vielen zusammen gebrangten Jnbivibuen bestehen. Die ersten warmeren FruhlingStage locken biese ubertointerten Blatt- lause hervor. AuS ben im Herdste gelegten Eiern ber un. tergegangenen Arten kommen im nachsten Fruhjahre nur Weibchen, niemalS Mannchen Hervor, und bennoch ge- baren biefe sehr balb wieber lebenbe, nicht in ein Ei ein- geschloffene Junge. Diest wieberholen benselben Her- gang, unb so entstehen in kfirzester Zeit uber einhunbert Generationen, unter ben letzten enblich auch Mannchen. Dah eine so wunberbare unb burch gewohnliche physto- logische Gesetze nicht erklarbare Art ber Fortpflanzung bie mannichfachsten Bermuthungen veranlaht Haben mfiffe, erscheint als sehr natfirlich. Man Hat, behufS ber Erklfirung, zur Aufstellung eines Begriffes Zuflucht nehinen mfiffen, ber spontane Entwickelung geheisien wirb. Reaumur, Leuwenhoek, Bonnet unter ben alteren, eine grosie Zahl von Forschern unter ben neueren Entomo- logen haben uinfangliche Arbeilen fiber biese rathsel- Hafte Erscheinung geliefert. Zwischen ben verschiebe- nen EntwickelungSstufen ber Blattlause herrscht kcin sehr bemerklicher ausierer Unterschieb. Die vollkom- mene Gestalt wirb erhalten in Folge einer viermaligen Hautung. Was man im gemeinen Leben Mehlthau nennt, erweist fich bei genauer Uniersuchung als eine Ansammlung von meist vollkommen abgestreifien unb an ben Pflanzen hangen gebliebenen Balgen. Trotz ihrer Kleinheit konnen Blattlfiuse burch ungeheuere Menge wirklichen Schaben anrichten; Reaumur berech- net, basi auS einem einzigen Weibchen im Laust eineS Sommers 5900 Millionen Jnbivibuen moglicherweise entspringen. Die Apselbaume verwfistet bie Apfel- Blattlaus (Eriosoma mali) Fig. 3176., inbem sie bie zarten Zweige anbohrt, auSsaugt unb zur Entstehung von Gallen (Fig. 3177.) Beranlaffung giebt. Auf ber Schwarzpappel treiben mehrere Arten ihr Wesen; eine, bie wollige Pappel-BlattlauS (E. populi), welche unter Fig. 3178. A in verschiebeneren Entwicke- lungsstufen bargestellt ist, bohrt bie Unterfeite beS Blat- teS an, erzeugt hierburch nach oben vorragenbe Warzen unb eine folche Verktirzung ber Fasern, basi baS Blatt fich zusammenfaltet (aa), vesten Stiel bie Veutel- BlattlauS (Aphis bursaria) so bearbeitet, bah er fich spiralisch aufrollt (Fig. 3178. B) unb burch krankhafte Entwickelung zu einem nach allen Seiten geschlossenen Gemach ffir die Schmarotzer wird. Auch die Johan- nisbeeren-Blattlaus (A. ribis) Fig. 3179. bringt die Blatter zur Blasenbildung, zum Verdrehen, Zusam- menfalten und endlichen Vertrocknen. Die hfibsch ge- zeichnete Linden-Blattlaus (A. tiliae) Fig. 3180. veranlaht Berlangerung und unregelmahige Drehung der jungen Schoffe der Linden, Pflaumen und Pstrschen. Die Ebreschen-Blattlaus (A. sorbi) Fig. 3181. bringt Gallen auf Ebreschen hervor; GleicheS thut mit anderen Baumen die Ellern-BlattlauS (A. alni) Fig. 3182. a, die Weiden-Blattlaus (A. salicis) b und die Fichten-BlattlauS (A. pini), die, als eine der grogten unter den einheimischen, Mihbildung der auhersten Sprossen (c) verursacht. Die Hier unter dem- selben GattungSnamen aufgeffihrten Kerfe find von neueren Entomologen in mehrere besondere Gattungen vertheilt worden, deren Unterschiede theilweis sehr ge- ring find. Die Kenntnih der zahlreichen Arten wird durch Kleinheit derselben und die beinahe unmbgliche Aufbewahrung in Sammlungen nicht toenig erschwert.