ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
106 Kerf e. Sejste Vrdnung. Schmetterlinge. Dreizehnte Familie. Schildlause. Fuhler kurz, acht- oder mehrgliederig. Mannchen ohne erkennbaren Rufsel, gestugelt; Weibchen ungeslu- gelt, aber mit deutlichem Rufsel. Obgleich eine ziemliche Zahl von Schildlausen bei uns vorkommt, so ist doch ihre Geschichte keinesweges hinreichend aufgeklart. Die Weibchen bohren Pflanzen an und sitzen ost wochenlang saugend an derselben Stelle. Da ihre Vennehrung fehr schnell geschieht, so stnd diese Kerfe, wenn ste einmal in einem Gelv^chs- hause um fich gegriffen, eben so verderbliche als schwer zu vertreibende Gaste und GLrtnern daher mit Recht verhahl. Ihre Fortpflanzung scheint in gewohnlicher Weise zu geschehen: 3m Spatjahre sterben alle im Freien lebenden, nachdem ste Eier zurttckgelaffen, die von den Weibchen, jedoch nur gewisser Gattungen, z. B. der Dorthefien, in eine flockige Substanz eingehtillt werden (Fig. 3183.), welche aus dem Rucken ausschwitzt und Buschel bildet. Weitzdorn und andere Biiume sucht eine Schildlaus (Coccus crataegi) Fig. 3184. Heim, welche, ehe die Kalte ste tbdtet, kugelige Haufen gelber, mit dem ei- genen abgestreiften Balge wohl gedeckter Eier zurucklahl. Wie eifrig auch unsere uberwinternden insectenfressen- den kleinen Bbgel diesen Eiern nachstellen mogen, so bleibt doch die Zahl Der Schildlause sich immer gleich. Die Cochenille besteht in mchts Anderem als den durch Hitze getodeten und daher etwas verschrumpften Kor- pern der Schildlaus des Nopal (C. cacti), die im sudlichen Merico in Cactuspflanzungen besonders gezo- gen, abgewartet und endlich gesammelt wird und einen schon seit 1530 bekannten Handelsgegenstand abgiebt, der indessen nicht mehr die grosten Summen nach Merico bringt, von welchen altere Reisende sprechen, indem nie endende Burgerkriege die Erzeugung vermindert haben, in anderen Colonien dieselbe Zucht einheimisch geworden ist und Ostindien jetzt eine nicht geringere, wenn auch von einer anderen Art von Coccus stammende Farbe lie- fert. Die amerikanische Cochenillen-Schildlaus ist Hoch- roth, das Mannchen (Fig. 3185. a) mistt mit Einschluh seiner langen Schwanzborsten U Linien, das ungeststgelte Weibchen (b) 1 Linie. Sechste Vrdnung. Schmetterlinge. Einleitung. Schmetterlinge verbinden mit einem autzeren Schmucke, der ste berechtigt zu dem Namen der schonsten aller Jn- secten, keinesweges jene Mannichfaltigkeit der allgemei- nen Gestaltung und jene vielfachen Abanderungen im Baue wesentlicher Organe, welche in anderen Ordnun- gen der Kerfe den fleihigen, tiefer dringenden Forscher fefseln. Solcher korperlichen Gleichsormigkeit entspricht auch die Abwechselungslostgkeit in den Sitten der ntei- sten, und aus beiden Grunden bieten ste minder reichen Stofs der Belehrung. Ihre typische Gestalt bedarf nicht der Beschreibung; zur abweichenden wird ste felten in solchem Maaste, dast der Laie ste verkennen sollte; nur wenige Schmetterlinge ahneln cinigermaahen den Hatit- stuglern oder allenfalls auch Cicaden, und wo die Form etwas minder Gewohnliches Hat, wie bei gewifsen Mot- ten, da verliert ste das AuffLllige durch die Kleinheit des Thieres. Die grostten Schmetterlinge messen aus- gespannt gegen acht Zoll, die kleinsten etwa halb so viele Linien. Jhr wesentlicher Charakter besteht darin, dast ste unter den saugenden Kerfen die einzigen, mit vier be- schuppten Flugeln versehenen stnd. Auch an dem meist schlanken und etwas gestreckten Korper finden diese Schuppen an niehreren Orten sich Wieder. Der rund- liche Kopf kommt an Breite gemeinlich Dem Bruststucke nicht gleich, dessen Ringe mit einanDer verschmelzen. Mit dem letzteren ist nur an einer beschrankten Stelle der aus sechs bis sieben Ringen bestehende Hinterleib verbunden. Stachel und Legerohre fehlen allezeit, in- dessen umgeben bisweilen Bundel steifer Haare die Hin- tere LeibeSoffnung, oder es findet fich ein Herausschieb- barer Eileiler, welcher das Legen der Eier in kleine Han- sen, Ringe oder gerade Reihen moglich macht. Jenachden Galtungen nehmen Die Flugel verschiedene Umriffe an. In der Form der fie bekleidenden Schuppen entdeckl man bei Anwendung des Glases viele Mannichfaliigkeil; es giebt lange, breite, dicke oder bunne, runde oder edige, stumpfe, spitzige oder gezahnte Schuppen, die enl- weder sitzen oder einen kurzen Stiel haben, bisweilen wie Feder und Flaunr in einer Doppelschicht auf einander la- gern. Zahlreiche Abbildungen derselben finden fich in den Werken alterer Mikroskopiker. Von den Schup- pen enlblost, zeigen die Flugel ein glaSarlig durchschei- nendeS Gewebe und nach festen Gesetzen vertheille Avern. Sehr dunn beschuppte Siellen finden fich auf den Flstgeln des Apollo, vollig nackie bei den Sefien. Charakieristisch fur die Ordnungen ist die Lage der Flugel in der Ruhe. Die sechs Fuste stehen bei einigen Gattungen auf so niederer Entwickelungsstufe, dast die vorderen wegen ih- rer Kurze und wegen Unvollkommenheit der Tarsen ganz zu fehlen scheinen; fie find immer dunn und zeigen, so lange ihre Bildung eine normale bleibt, funf Tarsenglie- der. Die Vorderschienen tragen gegen die Spitze einige Stacheln und, die erste Familie ausgenommen, ein Paar gegen die Mitte. In der Lange und Gestalt Der Fuh- ler offenbart sich manche fur die Systematik werthvolle Verschiedenheit. Gemeinlich besitzen die Augen einen ansehnlichen Umfang, bei Nachtschmetterlingen sogar ei- nen besonderen Glanz. Nebenaugen fehlen oder ste- hen hhchstens zu zweien neben den Gitteraugen. In den Mundtheilen lahl Vereinfachung sich nicht verken- nen. Der Russel, der, in der Ruhe spiralisch zusam- niengerollt, auSgestreckl bisweilen den Kbrper an Lange ubertriffl, bisweilen fast verschwindet, wird durch zwei eine Rohre darstellende Klappen gebildet (vgl. S. 59. Sp. 2. Fig. 2874.). Bon Oberkiesern fehlt meist jede Spur; allein die zwei- oder dreigliederigen Taster erlangen ost angemeffene Grohe, werden aufgerichtet oder vorgestreckt gelragen und sind gemeinlich mit Haaren dicht bedeckt. Sogenannte Geschlechtlose eristiren nicht unter den Schmelterlingen, fondern nur Mannchen und Weibchen. Diese kommen etwas spater aus dem Ei und werden von jenen lebhaft verfolgt. Die Geschlechter laffen fich ost an der Gestalt des Hinterleibes, der .Fuhler, der Far- bung und Zeichnung der Flugel erkennen. Gewohnlich geschieht daS Eierlegen nur ein Mal im Jahre; ihr Ort, die Art der Besestigung, die Anordnung und wohl auch die Bedeckung andern gar sehr je nach den Gattungen. Ein roenig ansehnlicher Nachtvogel (Clisiocampa neu- stria) ordnet seine Eier in gebrangten Ringen um einen Zroeig (Fig. 3186.), ein anderer noch nicht ganz sicher bekannter stellt fie in Spiralen (Fig. 3187.). Die Ran- pen haben fast immer eine gestreckte, Walzenforntige, fel- tener eine platte Gestalt. Jhr Korper besteht aus zwolf hLutigen, die OrtSberoegung vermittelnden Ringen. In Buntheit der Farbung und Art der Bekleidung erweifen fie fich nicht weniger mannichfach, als die ausgebildeten Schmetterlinge. Die Raupe des braunen BarS (Arctia caja) macht durch Behaarung ihrem Namen Ehre; jene einer Laria (L. fascellina) Fig. 3188. tragt lange, steife Haarbuschel, bei dem Neffelfalter erheben fich astige Dornen (Fig. 3189. vergr. und Fig. 3190. b idealer Durchschnitt), und an manchen sudamerikanischen Ran- pen Fig. 3190. a nberragen den Leib gefiederte, bei Bernhrnng heftig brennende Borsten. Wahre Hornige Fuhe tonnen nie mehr als sechs vorhanden sein, wahrend die Zahl der Hant- oder Afletfnhe je nach den Familien schroankt. Mil acht Afletsuhen versehene Ranpen ge- hen schreitend einher; roo zroischen den zwei Systemen der Fuhe vier oder funf fnhlose Ringe bleiben, roird im Gange dieser Leibeslheil bogenformig gekrnmmt nnd dann roieder attsgestrecki; so bei den sogenannlen Span- nern. Berglichen mil dem Eie besitzen Ranpen eine riefige Grohe, die fie obenein in wenigen Tagen dnrch maahlofes Freffen nnd rasche Verdannng erlangen. Mit AuSnahme roeniger von Haaren nnd andern thierischen Substanzen fich nahrenden Mottenraupen leben alle Ranpen von Pstanzenlheilen, mehr von den Blattern alS den Blntnen derselben, seliener von ihren Saanten oder Frnchlen, ihrem Holz oder gar ihren Wurzeln. Mei- stenS gehoren Die von den letztgenannlen Pflanzenlhei- len zehrenden Raupen den unteren Ordnungen der Classe an. Die in Fruchlen hansenden scheinen mehr anf be- stimmle Arten angeroiesen, alS die Blatler fressenden. Ein sehr allgemeiner, aber irriger Glaube schreibl jedem Geroachs seine besondere Ranpenarl zn, wLhrenb ge- raDe die Zahl der anf eine Pfianze allein angeroiesenen als sehr gering sich heranSstellt. Die Ranpen des ge- meinen WeihlingS greifen jede Art von Gartengeroach- sen, Gemuspflanzen so gut wie Zierblumen, an, nnd andere roerben ebensoroohl anf Eichen, Ulmen nnd Weihdorn als anfObstbaumen angetroffen. Diese Viel- seitigkeit des Appetils gehl, znm Gluck fur uns, nicht so roeit, dah die lanbfreffenden Raupen mil den die gru« nen Kornahren zerstorenden gemeine Sache machen. Unter den znr Nahrung geroahlten Pfianzen giebt eS mehrere, die ihrer Sch^rfe roegen andere Thiere kanm ge- niehen, z. B. mehrere Arten von WolfSmilch. Ueber- haupt scheinen Raupen eine geroiffe Gififestigkeit zu be- sitzen, benn anf unb von Neffeln , beten Bernhrnng uns Heftigen Schmerz verursacht, leben nicht blos bornige, sonbern auch sehr bunnhautige Arten. Dah viele, roo nicht alle in sich selbst Gift bergen sollen, glaubt zroar bie grohe Menge, allein mil Unrecht, benn Huhner unb anbere Vogel freffen fle ohne allen Nachlheil. Aller- bings roibern viele an burch ihre Gestalt, Bewegung unb Bekleibung, jeboch bringen nur roenige ber bei uns ein- heimischen mitteis ihrer Haare auf ber feinen ober sehr reizbaren Hant von Frauen unb Kinbern einen voruber- gehenben Reiz hervor. Aufgenommene Nahrungsstoffe roerben von allen schnell verbauet; ihr Darmcanal befitzt eine angemeffene einfache, schon oben (Fig.2875.) erlau- terte Einrichlung, roelche unter Fig. 3191. an einem Tag- schmetterlinge, bent kleinen Neffelfalter (Vanessa urticae) nochmals bargestellt roorben (a — k Darmcanal, bb Borntagen, cc Banb zur Befestigung beS Magens, dd ei- gentlicher, queruber runzlicher Magen, ee lange Schlei- fen ber Gallengefåhe, ff Einmunbung berfelben in ben Darm tk, gg kurze Winbungen berfelben). Der Ver- roanblung in bie Puppe muh bie Hautung votausgehen, roelche brei bis vier, feltener acht bis neun Mal eintritt. Wie bei allen ahnlichen Veranberungen Hort Lust znm Freffen unb zur Betvegung auf; viele Raupen verkrie- chen fich wahrenb biefer Zeil. Der abgestreifte Balg behitll meist seine Gestalt unb Farbung unb zeigt nur gegen bas Kopfenbe einen Spalt. Alle atthere Besjtze bleiben an ihm Hångeit unb roerben burch nette ersetzt, bie kurz vor Abstreifung als vorbereitele, unter bem al- ten Balge buschelweis, aber burch eine klebrige Flussig- keit zusammengeleiml, aufzufinben sinb (Fig. 3192. a Raupe stark vergrdhert, b bieselbe unmitielbar nach ber Hautung, bie Haarbuschel, beren verschiebene fpatere Formen unter d —g bargestellt sinb, noch zusammenge- klebt; c bieselbe Raupe in nalurlicher Grohe; i ihr Ausschlupfen, b Balg eineS FuheS, k abgestreifler Balg). Kurz vor Anfang ber Berpuppung Hbren Raupen auf zu freffen, leeren tuchtig aus unb vetlaffen ihren bis- Herigen Wohnort, sei eS, um unter ber Erbe ober an ir- genb einem anberen geschutzten Orle Zufluchl zu suchen. Viele spinnen ein besonberes Puppengehaus, ben Cocon, aus Seibenfaben unb geden ihm bisweilen grohe Festigkeit burch Verarbeitung von Erbe ober anberen