Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
Mit 1558 Ubbildungen
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106
Kerf e.
Sejste Vrdnung. Schmetterlinge.
Dreizehnte Familie.
Schildlause.
Fuhler kurz, acht- oder mehrgliederig. Mannchen
ohne erkennbaren Rufsel, gestugelt; Weibchen ungeslu-
gelt, aber mit deutlichem Rufsel.
Obgleich eine ziemliche Zahl von Schildlausen bei
uns vorkommt, so ist doch ihre Geschichte keinesweges
hinreichend aufgeklart. Die Weibchen bohren Pflanzen
an und sitzen ost wochenlang saugend an derselben
Stelle. Da ihre Vennehrung fehr schnell geschieht, so
stnd diese Kerfe, wenn ste einmal in einem Gelv^chs-
hause um fich gegriffen, eben so verderbliche als schwer
zu vertreibende Gaste und GLrtnern daher mit Recht
verhahl. Ihre Fortpflanzung scheint in gewohnlicher
Weise zu geschehen: 3m Spatjahre sterben alle im Freien
lebenden, nachdem ste Eier zurttckgelaffen, die von den
Weibchen, jedoch nur gewisser Gattungen, z. B. der
Dorthefien, in eine flockige Substanz eingehtillt werden
(Fig. 3183.), welche aus dem Rucken ausschwitzt und
Buschel bildet. Weitzdorn und andere Biiume sucht eine
Schildlaus (Coccus crataegi) Fig. 3184. Heim, welche, ehe
die Kalte ste tbdtet, kugelige Haufen gelber, mit dem ei-
genen abgestreiften Balge wohl gedeckter Eier zurucklahl.
Wie eifrig auch unsere uberwinternden insectenfressen-
den kleinen Bbgel diesen Eiern nachstellen mogen, so
bleibt doch die Zahl Der Schildlause sich immer gleich.
Die Cochenille besteht in mchts Anderem als den durch
Hitze getodeten und daher etwas verschrumpften Kor-
pern der Schildlaus des Nopal (C. cacti), die im
sudlichen Merico in Cactuspflanzungen besonders gezo-
gen, abgewartet und endlich gesammelt wird und einen
schon seit 1530 bekannten Handelsgegenstand abgiebt,
der indessen nicht mehr die grosten Summen nach Merico
bringt, von welchen altere Reisende sprechen, indem nie
endende Burgerkriege die Erzeugung vermindert haben,
in anderen Colonien dieselbe Zucht einheimisch geworden
ist und Ostindien jetzt eine nicht geringere, wenn auch
von einer anderen Art von Coccus stammende Farbe lie-
fert. Die amerikanische Cochenillen-Schildlaus ist Hoch-
roth, das Mannchen (Fig. 3185. a) mistt mit Einschluh
seiner langen Schwanzborsten U Linien, das ungeststgelte
Weibchen (b) 1 Linie.
Sechste Vrdnung.
Schmetterlinge.
Einleitung.
Schmetterlinge verbinden mit einem autzeren Schmucke,
der ste berechtigt zu dem Namen der schonsten aller Jn-
secten, keinesweges jene Mannichfaltigkeit der allgemei-
nen Gestaltung und jene vielfachen Abanderungen im
Baue wesentlicher Organe, welche in anderen Ordnun-
gen der Kerfe den fleihigen, tiefer dringenden Forscher
fefseln. Solcher korperlichen Gleichsormigkeit entspricht
auch die Abwechselungslostgkeit in den Sitten der ntei-
sten, und aus beiden Grunden bieten ste minder reichen
Stofs der Belehrung. Ihre typische Gestalt bedarf
nicht der Beschreibung; zur abweichenden wird ste felten
in solchem Maaste, dast der Laie ste verkennen sollte; nur
wenige Schmetterlinge ahneln cinigermaahen den Hatit-
stuglern oder allenfalls auch Cicaden, und wo die Form
etwas minder Gewohnliches Hat, wie bei gewifsen Mot-
ten, da verliert ste das AuffLllige durch die Kleinheit
des Thieres. Die grostten Schmetterlinge messen aus-
gespannt gegen acht Zoll, die kleinsten etwa halb so viele
Linien. Jhr wesentlicher Charakter besteht darin, dast
ste unter den saugenden Kerfen die einzigen, mit vier be-
schuppten Flugeln versehenen stnd. Auch an dem meist
schlanken und etwas gestreckten Korper finden diese
Schuppen an niehreren Orten sich Wieder. Der rund-
liche Kopf kommt an Breite gemeinlich Dem Bruststucke
nicht gleich, dessen Ringe mit einanDer verschmelzen.
Mit dem letzteren ist nur an einer beschrankten Stelle
der aus sechs bis sieben Ringen bestehende Hinterleib
verbunden. Stachel und Legerohre fehlen allezeit, in-
dessen umgeben bisweilen Bundel steifer Haare die Hin-
tere LeibeSoffnung, oder es findet fich ein Herausschieb-
barer Eileiler, welcher das Legen der Eier in kleine Han-
sen, Ringe oder gerade Reihen moglich macht. Jenachden
Galtungen nehmen Die Flugel verschiedene Umriffe an.
In der Form der fie bekleidenden Schuppen entdeckl man
bei Anwendung des Glases viele Mannichfaliigkeil; es
giebt lange, breite, dicke oder bunne, runde oder edige,
stumpfe, spitzige oder gezahnte Schuppen, die enl-
weder sitzen oder einen kurzen Stiel haben, bisweilen wie
Feder und Flaunr in einer Doppelschicht auf einander la-
gern. Zahlreiche Abbildungen derselben finden fich in
den Werken alterer Mikroskopiker. Von den Schup-
pen enlblost, zeigen die Flugel ein glaSarlig durchschei-
nendeS Gewebe und nach festen Gesetzen vertheille Avern.
Sehr dunn beschuppte Siellen finden fich auf den Flstgeln
des Apollo, vollig nackie bei den Sefien. Charakieristisch
fur die Ordnungen ist die Lage der Flugel in der Ruhe.
Die sechs Fuste stehen bei einigen Gattungen auf so
niederer Entwickelungsstufe, dast die vorderen wegen ih-
rer Kurze und wegen Unvollkommenheit der Tarsen ganz
zu fehlen scheinen; fie find immer dunn und zeigen, so
lange ihre Bildung eine normale bleibt, funf Tarsenglie-
der. Die Vorderschienen tragen gegen die Spitze einige
Stacheln und, die erste Familie ausgenommen, ein Paar
gegen die Mitte. In der Lange und Gestalt Der Fuh-
ler offenbart sich manche fur die Systematik werthvolle
Verschiedenheit. Gemeinlich besitzen die Augen einen
ansehnlichen Umfang, bei Nachtschmetterlingen sogar ei-
nen besonderen Glanz. Nebenaugen fehlen oder ste-
hen hhchstens zu zweien neben den Gitteraugen. In
den Mundtheilen lahl Vereinfachung sich nicht verken-
nen. Der Russel, der, in der Ruhe spiralisch zusam-
niengerollt, auSgestreckl bisweilen den Kbrper an Lange
ubertriffl, bisweilen fast verschwindet, wird durch zwei
eine Rohre darstellende Klappen gebildet (vgl. S. 59. Sp.
2. Fig. 2874.). Bon Oberkiesern fehlt meist jede Spur;
allein die zwei- oder dreigliederigen Taster erlangen ost
angemeffene Grohe, werden aufgerichtet oder vorgestreckt
gelragen und sind gemeinlich mit Haaren dicht bedeckt.
Sogenannte Geschlechtlose eristiren nicht unter den
Schmelterlingen, fondern nur Mannchen und Weibchen.
Diese kommen etwas spater aus dem Ei und werden von
jenen lebhaft verfolgt. Die Geschlechter laffen fich ost
an der Gestalt des Hinterleibes, der .Fuhler, der Far-
bung und Zeichnung der Flugel erkennen. Gewohnlich
geschieht daS Eierlegen nur ein Mal im Jahre; ihr Ort,
die Art der Besestigung, die Anordnung und wohl auch
die Bedeckung andern gar sehr je nach den Gattungen.
Ein roenig ansehnlicher Nachtvogel (Clisiocampa neu-
stria) ordnet seine Eier in gebrangten Ringen um einen
Zroeig (Fig. 3186.), ein anderer noch nicht ganz sicher
bekannter stellt fie in Spiralen (Fig. 3187.). Die Ran-
pen haben fast immer eine gestreckte, Walzenforntige, fel-
tener eine platte Gestalt. Jhr Korper besteht aus zwolf
hLutigen, die OrtSberoegung vermittelnden Ringen. In
Buntheit der Farbung und Art der Bekleidung erweifen
fie fich nicht weniger mannichfach, als die ausgebildeten
Schmetterlinge. Die Raupe des braunen BarS (Arctia
caja) macht durch Behaarung ihrem Namen Ehre; jene
einer Laria (L. fascellina) Fig. 3188. tragt lange, steife
Haarbuschel, bei dem Neffelfalter erheben fich astige
Dornen (Fig. 3189. vergr. und Fig. 3190. b idealer
Durchschnitt), und an manchen sudamerikanischen Ran-
pen Fig. 3190. a nberragen den Leib gefiederte, bei
Bernhrnng heftig brennende Borsten. Wahre Hornige
Fuhe tonnen nie mehr als sechs vorhanden sein, wahrend
die Zahl der Hant- oder Afletfnhe je nach den Familien
schroankt. Mil acht Afletsuhen versehene Ranpen ge-
hen schreitend einher; roo zroischen den zwei Systemen
der Fuhe vier oder funf fnhlose Ringe bleiben, roird im
Gange dieser Leibeslheil bogenformig gekrnmmt nnd
dann roieder attsgestrecki; so bei den sogenannlen Span-
nern. Berglichen mil dem Eie besitzen Ranpen eine
riefige Grohe, die fie obenein in wenigen Tagen dnrch
maahlofes Freffen nnd rasche Verdannng erlangen. Mit
AuSnahme roeniger von Haaren nnd andern thierischen
Substanzen fich nahrenden Mottenraupen leben alle
Ranpen von Pstanzenlheilen, mehr von den Blattern alS
den Blntnen derselben, seliener von ihren Saanten oder
Frnchlen, ihrem Holz oder gar ihren Wurzeln. Mei-
stenS gehoren Die von den letztgenannlen Pflanzenlhei-
len zehrenden Raupen den unteren Ordnungen der Classe
an. Die in Fruchlen hansenden scheinen mehr anf be-
stimmle Arten angeroiesen, alS die Blatler fressenden.
Ein sehr allgemeiner, aber irriger Glaube schreibl jedem
Geroachs seine besondere Ranpenarl zn, wLhrenb ge-
raDe die Zahl der anf eine Pfianze allein angeroiesenen
als sehr gering sich heranSstellt. Die Ranpen des ge-
meinen WeihlingS greifen jede Art von Gartengeroach-
sen, Gemuspflanzen so gut wie Zierblumen, an, nnd
andere roerben ebensoroohl anf Eichen, Ulmen nnd
Weihdorn als anfObstbaumen angetroffen. Diese Viel-
seitigkeit des Appetils gehl, znm Gluck fur uns, nicht
so roeit, dah die lanbfreffenden Raupen mil den die gru«
nen Kornahren zerstorenden gemeine Sache machen.
Unter den znr Nahrung geroahlten Pfianzen giebt eS
mehrere, die ihrer Sch^rfe roegen andere Thiere kanm ge-
niehen, z. B. mehrere Arten von WolfSmilch. Ueber-
haupt scheinen Raupen eine geroiffe Gififestigkeit zu be-
sitzen, benn anf unb von Neffeln , beten Bernhrnng uns
Heftigen Schmerz verursacht, leben nicht blos bornige,
sonbern auch sehr bunnhautige Arten. Dah viele, roo
nicht alle in sich selbst Gift bergen sollen, glaubt zroar
bie grohe Menge, allein mil Unrecht, benn Huhner unb
anbere Vogel freffen fle ohne allen Nachlheil. Aller-
bings roibern viele an burch ihre Gestalt, Bewegung unb
Bekleibung, jeboch bringen nur roenige ber bei uns ein-
heimischen mitteis ihrer Haare auf ber feinen ober sehr
reizbaren Hant von Frauen unb Kinbern einen voruber-
gehenben Reiz hervor. Aufgenommene Nahrungsstoffe
roerben von allen schnell verbauet; ihr Darmcanal befitzt
eine angemeffene einfache, schon oben (Fig.2875.) erlau-
terte Einrichlung, roelche unter Fig. 3191. an einem Tag-
schmetterlinge, bent kleinen Neffelfalter (Vanessa urticae)
nochmals bargestellt roorben (a — k Darmcanal, bb
Borntagen, cc Banb zur Befestigung beS Magens, dd ei-
gentlicher, queruber runzlicher Magen, ee lange Schlei-
fen ber Gallengefåhe, ff Einmunbung berfelben in ben
Darm tk, gg kurze Winbungen berfelben). Der Ver-
roanblung in bie Puppe muh bie Hautung votausgehen,
roelche brei bis vier, feltener acht bis neun Mal eintritt.
Wie bei allen ahnlichen Veranberungen Hort Lust znm
Freffen unb zur Betvegung auf; viele Raupen verkrie-
chen fich wahrenb biefer Zeil. Der abgestreifte Balg
behitll meist seine Gestalt unb Farbung unb zeigt nur
gegen bas Kopfenbe einen Spalt. Alle atthere Besjtze
bleiben an ihm Hångeit unb roerben burch nette ersetzt,
bie kurz vor Abstreifung als vorbereitele, unter bem al-
ten Balge buschelweis, aber burch eine klebrige Flussig-
keit zusammengeleiml, aufzufinben sinb (Fig. 3192. a
Raupe stark vergrdhert, b bieselbe unmitielbar nach ber
Hautung, bie Haarbuschel, beren verschiebene fpatere
Formen unter d —g bargestellt sinb, noch zusammenge-
klebt; c bieselbe Raupe in nalurlicher Grohe; i ihr
Ausschlupfen, b Balg eineS FuheS, k abgestreifler Balg).
Kurz vor Anfang ber Berpuppung Hbren Raupen auf
zu freffen, leeren tuchtig aus unb vetlaffen ihren bis-
Herigen Wohnort, sei eS, um unter ber Erbe ober an ir-
genb einem anberen geschutzten Orle Zufluchl zu suchen.
Viele spinnen ein besonberes Puppengehaus, ben Cocon,
aus Seibenfaben unb geden ihm bisweilen grohe
Festigkeit burch Verarbeitung von Erbe ober anberen