ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
Sechste Grbnung. Kchmetterlinge. K erf e. 107 entsteht auS prismatischer Faltung ber einzelnen Schupp- chen ber Flugel. Zwischen Mannchen unb Weibchen herrscht in Farbe bistoeilen Unterschieb; Alter bringt biese theils zum Verbleichen, mehr aber zur Abnutzung, unb baher suchen sorgfaltige Sammler bie Schmetter- linge aus Raupen zu erziehen. Mehr noch als bei an- beren Thieren scheint bas ganze Leben bieser Kerfe ein ununterbrochener Genusi unb Vergnugen zu sein, inbem fie, zu irgenb einer Anstrengung nicht veranlasit, von teinem intoohnenben Kunsttriebe jemals gebrangt, nur Herumgauteln zur eigenen Freube unb Nahrung fast uberall finben. Die Menschen belrachteten fie baher zu allen Zeiten mit einer getoissen Vorliebe, unb schwerlich hat irgenb eine anbere Thierclafse ebenso viele, ubrigens untoifsenschaftliche Leute zu Bemunberern, Beobachtern unb Sammlern gemacht. Direeten Nutzen bringt bem Menschen nur bie Seibenraupe; alle anbere Schmetter- linge stehen ihm gleichgiltig gegenuber ober fugen ihm Schaben zu, inbem fie als Raupen eine Menge von Pstanzen heimsuchen unb burch vollkommene Entblat- terung wohl sogar tåbten. Bekampfung geschieht fel- ten mit entscheibenbem Erfolge, minbert inbessen bod) bie Zahl ber gefrahigen Gaste, toelche auch burch Vogel unb bie Raupentobter unter ben Hautfluglern viel leiben. Grohe Schtoierigkeiten stehen in bieser Orbnung ber Kerfe ber Systematik entgegen. Organisation unb Le- bensweise bleiben hier fich so sehr gleich, bah ber blod orbnenbe Naturforscher leicht nicht minber ermubet, als ber Erforscher ber Lebensgeschichte, bie, uberall bieselbe unb uberall auf toenige Erscheinungen beschrankt, im Ganzen ebenso toenig fefselt at8 bie Geschichte eineS Vol- kes, toelches ohne Arbeitsamkeit, ohne offentliche Reg- samkeit unb ohne toechselnbe Schicksale vegetirt. Es bleibt menig mehr zur Begrunbung ber systematischen Eintheilung alS bie ausiere Form. Auf ihr beruhen zunachst bie brei llnterorbnungen ber Tag- Abenb- unb Rachtschmetterlinge. Erste Unterordnung. Tagschmcttcrlinge. Die Tagschmetterlinge ober Tagfaller Haben fabensor- mige, gegen bie Spitze meist verdickte, kolbige Fuhler, breite, in ber Ruhe ausgerichtete Flugel, schlanken Leib. Sie fliegen nur am Tage unb ruhen bes Nachts, betoe- gen sich langsamer als bie Abenbschmetterlinge unb schiehen nie gerablinig bahin mie biese, sonbern steigen flatternb ober in Zickzack auf unb ab in ben Luften. Bei bem Auskriechen aus ber Puppe geben viele einen rothen Saft von fich unb haben hierburch bie Sage vom Blut- regen veranlaht. Wenige Stunben reichen auS, um ih- nen volleKrSfle zu verleihen, von melchen sie mit Wohl- gefallen Gebrauch rnachen, so lange nicht rauhes ober sehr nasseS Wetter sie $um trauernben Stillfitzen ztoingt ober toohl gar Erstarrung herbeifuhrt. Zu ihnen ge- Horen sehr grohe unb eigentlich bie prachtigsten unter allen Schmetterlingen. Ihre Raupen haben bie ge- wohnliche Gestalt, brei vorbere toahre Fuhpaare unb vom sechsten bis neunten LeibeSringe vier Paar Asterfusie, enblich ein Paar ganz hinten angebrach- ter svgenannter Nachschieber. Ztoar bleibt nicht bei allen bie Bekleibung bieselbe, inbessen tragt wohl bie Mehrzahl einfache ober auch astige Dornen ober min- bestens tangere unb ettoas Harte Haare. Einige leben einsam, anbere gesellig. Unter ber Erbe verspinnen sie sich nicht wie bie Abenbfalterraupen, vielmehr Hangen bie Puppen mehrentheilS frei, unb ztoar an bem Hinte- ren Enbe angeheftet mittelS einiger Seibenfaben. Sel- ten umgiebt ein besonberer Cocon bie meist unebene, bunkelgefarbte, felten bunte, oft metallisch glSnzenbe Puppe. Nicht eben viele Raupen ber Tagfaller spin- nen wie bie Wickler unter ben Nachtfaltern Blaiter zu- Dingen. Unter diesem Schutze Hauten sie fich zum letz. ten Male. Anbere, z. B. die vollkommenen Tagvogel, spinnen nur toenige, aber unverhaltnihmahig feste Faden, um sich zu befestigen , Hangen stch bald in ganzer Lange, Hald nur mit dem Kops- oder Schwanzende an, Hauten sich im Freien und erscheinen nun alS nackle Puppe. In der Gestalt der Puppen herrscht dieselbe Mannichfaltig- keit wie bei den Raupen, nicht so in der Farbung, die meistens duster, wenigstenS durch bunte Zeichnungen felten gehoben wird. In ihr liegen, von Flusstgkeit um- geben, autzer dem zur Verwendung bestimmten Fettkor- per der Raupe alle andere, bereits fruhzeitig vorgebildet gewesene, nun zur Entwickelung rasch fortschrcitende Organe desSchmetterliugS. Es lehrtDieseS die unter gig.3193. andeutungsweiS dargestellle Vergleichung des Darmcanals wahrend der Lebensperioden des Schmet- terlingS. A Raupe; B zwei Tage alte Puppe; bei bei- den bezeichnet a den Vormagen, b den Magen, cd ben Darmcanal; bei der achl Tage alten Puppe C wird der Pormagen a schon zum Saugmagen, kurz vor dem tlus- kriechen D gewinnt dieser an Unsang, und bei dem ent- Widelten Schmetterlinge E hat er nicht allein seine volle Grofte, fondern es ift auch das Langenverhaltnih der Theile deS DarmeanalS geandert worden. — Nicht alle Raupen verpuppen stch im Sp^tjahre, benn ben in ben letzten Sommermonaten ausgekrochenen gewiffer Schmet- terlingsarten fehlt Zeit zum vollen Crwachfen. Sie verbergen fich baher, ofr in Gefellschafien, unb verbrin- gen in Erstarrung ben Winter. Das Erscheinen von zahlreichen, ziemlich weit vorgeschrittenen Raupen im er- sten Fruhjahre erklart fich hierauS. Von ben meisten Arten ber Schmetterlinge uderwintern bie Puppen, bei anberen aber nur bie Eier, bei wenigen trotzt sogar bas auSgebilbete Thier ber rauhen Jahreszeit in irgenb einem Verstecke. Wie baS Verhaltnift aber auch sei, so ist bie Entwickelung je nach ber Art an bestimmte Zeiten ge- bunben, unb Storungen tonnen nur burch sehr unge- wohnliche Witterung Hervorgebracht werben. Versuche kunstlicher AuSbrutung mihlingen baher, wenn sie Um- kehr ber gesetzlichen Orbnung bezwecken, unb erheischen immer viele Vorficht. Will enblich ber fettige Schmet- terling sich befreien, so beginnen eonvulsivische Bewe- gungen ber Puppe, baS Ruckengefah pulfirt starter, bem inneren Druck nachgebenb spaltet bas Gehaus oben hin- ler bem Kopfenbe, langsam tritt ber Kopf mit ben Fuh- lern hervor, ihm folgen bie Fuhe, bann ber Leib unb bie glugel. Noch behalten biese eine unorbentliche Faltung unb Runzelung, benn sie sinb nasi unb weich. Kraftige Athmung erfullt enblich auch ihre GefLhe mit Luft unb behnt sie aus, Warme unb Winb trocknen ihre Oberflache, sie erlangen enblich Spannung, volle Grohe unb bie ihnen zukommenbe, jetzt ganz frilche Farbung. Der Schmetterling macht bie ersten Versuche bes Ge- brauchs, flattert eine kurze Zeit ungeschickt unb scheinbar kraftlos, schwingt aber balb nachher triumphirenb fich empor unb kehrt wohl nie zu seiner Geburtsstatte wie- ber. Dasi bieser Hergang nicht immer ein so vollkom- men regelmLsiiger unb ungestorter sei, beweisen bie ge- legentlichen Misigeburten, wie z. B. vom Nesselfalter Eremplare mit verkummerten Flugeln (Fig. 3194.) ober unentwickelten Flugeln einer Seite unb mangelnben Fuh- lern (Fig. 3195. a) ober monstrose Golbafter (Sericaria auriflua Fig. 3195. b) in Sammlungen vortommen. Schmetterlinge fehlen teiner Ervgegenb, ausgenom- men bie ber ausiersten Kalte toegen unbetoohnbaren, in- befsen leben einige selbst noch unter bem Polarkreise. Die grositen unb prachtvollsten gehdren ben toarmen Climaten an. Von ber Schonheit unb Mannichfaltig- keit ihrer gåtbung zu sprechen toirb uberfiusfig sein; beibe finb aber nicht ausschliesilicheS Eigenthum ber grdheren Arten, benn manch kleiner Spanner ober Wick- ler giebt, genau betrachtet, jenen nichts nach, ubertrisft fie toohl sogar burch Feinheit unb Zartheit ber Zeich- nungen. Der vielen eigene schillernbe Metallglanz fanunen zur Decke unb werben bann zu eifotmigen, stumpfen Puppen. Erste Familie. Acchte Tagfalter. Hinterschienen nur an der Spitze mit zwei Stacheln betoaffnel, die vier Flugel in der Ruhe gerade aufge- richtet, die Puppe eckig, fast immer nadt. An Versuchen von systemaiischer Zerfallung dieser Familie in Gattungen fehlt eS nicht. Wird aber schon einige Erfahrung zum Erfafsen der gerade nicht zahlrei- chen Gattungen erfordert, toelche vor ettoa 30 Jahren durch Lepidopterologen aufgestellt toorden, so Hat die ZersplitterungSsucht der neuesten Beschreiber diese Gat- tungen so vermehrt und grohentheilS auf fo geringfu- gige Kennzeichen begrundet, dah jedem Anfanger die Schtoierigkeit des ErkennenS unubertoinblich fcheinen muh. Wir befchranken uns daher auf die ålteren und allgemeiner bekannten Namen, indem toir die toichtigeren ber bei uns vorkommenden Gattungen anfuhren, deren Arten ubrigens in einer grohen Menge von populLren, fur Sammler bestimmten Schriften abgebilbet und be- fchrieben sind. Eroffnet toird die Reihe durch die Fri- tillarienfalter ober Schedenfalter sLlcIitaoa), beren Fuh- lerkeule gebrudt, flach, loffelformig auSgehLhlt, baS vorbere Fuhpaar unvollkommen ist. In ber Farbung herrscht Braun vor, toechselnb mit gelben ober schmar- zen Punkten unb zadigen Binben, fast toie bei ben Perl- muttervogeln, inbessen fehlt den llnterstugeln der diese bezeichnende Perlmutterglanz. UebrigenS toerden Me- litåen nicht grop, Haben Haarige Raupen, verkehrt auf- gehångte, auf dem Ruden Hoderige Puppen und kommen bei unS in mehreren Arten vor, toie die Cinria (M. Cinxia) Fig. 3196. 5. mit fchtoach gezahnten, obenher fchtoarz und rothgelb getourfelten Flugeln, brei bis vier runblichen Augenflecken oberhalb auf ben Hinterflugeln; bie Lucina (M. Lucina) g. mit dunkelbraunen Flugeln, brei Querreihen unregelmahiger Flede uber bie Vorber- flugel unb ahnlichen, aber minber beutlichen auf ben Hinterflugeln; bie Athalia(»I. Albalia) 2.,toelche stark abanbert, gewohulich obenher auf bunkel orangengelbem Grunbe zahlreiche, schtoarze Zadenbinben tragt, unb be- ren Raupe auf Wegebreit unb Haibekraut lebt; enblich bie ArtemiS (M. Artemis) Fig. 3197. — Bei ben Perlinutterfaltern (Arg^nnis) ist bie stark gebrudte Fuh- lerkeule scheibenformig ober verkehrt eirunb, bas vor- bere Fuhpaar ebenso unvollkommen toie bei ber vorher- gehenben Gattung, bie Raupen tragen sechs LLngsreihen astiger Dornen, bie Puppe Hangt verkehrt unb ist im Naden mit golbglanzenben Spitzen besetzt. Auch Hier haben bie Arten eine unverkennbare Familienahnlichkeit. Bei einer sehr H^ufigen aber schonen Art, bemsvgenannten Silberstrich (A. Paphia) Fig. 3196. 1., sinb bie braun- gelben Flugel mit schwarzen unb gelben Fleden unb Stri- chen gezeichnet, bie Hinterflugel untenher grun mit schragen, ganzen ober unterbrochenen, toinkeligen ober getoolbten filberglanzenben Binben. Spielarten toerben nicht felten gefangen von grunlichgrauer bis fchtoarz- licher Grunbfarbe. Die mit langen, gelben Dornen befetzte, braune, mit Hellgelbem Rudenstreif gezeichnete Raupe lebt im Mai unb Juni auf Himbeeren, Hunbs- veilchen, Neffeln unb Nachtviolen. — Edflugelige Fal- ter ober Vanessen (Vanessa) haben verkehrt eiformige ober långlidie, brehrunbe ober auch zufammengebrudte Fuhlerkeule, fchnabelsormig vorstehenbe, meist lang be- Haarte Taster, unvollkommene, getoohnlich bicht be- Haarte Vorberbeine, am Auhenranbe ausgezadte Flu- gel, bie auf ber Oberfeite lebhafte, unten bustere Far- ben zeigen. AuS ihren ettoaS toolligen, gejlreiften, mit mehreren Reihen von Dornen besetzten Raupen toer- ben meist golb- ober filberglanzenbe Puppen, auf beren Ruden eine nafenfornrige Erhbhung Hervorragt. Man trennt biese Falter in zwei Gruppen. Zu ber ersten, toelche nur fchtoach gezahnte Flugel hat, gehort ber Distelfalter (V. cardui) Fig. 3198. mit rothgelben ober in baS Braunliche ziehenben, fchtoarz gefledten, an 14*