Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
Mit 1558 Ubbildungen
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K erfe.
Scchstc Vrdnung. Schmetterlinge.
verschiedene FLrbung. Das Mannchen hat braune, mit
schrnaler, gelber Binde durchzogene Flugel und einen
weitzen Punkt auf den Vorderflugeln. Auf Eichen ledt
ebenfalls die Processionsraupe (Fig. 3227.), auS
welcher ein achter Spinner (Bombyx processionea) wird,
der dunn beschuppie, aschgraue, dunkel gewvlkte und mit
einer dunkleren Binde durchzogene Flugel Hat. Solche
Raupen find nicht aller Orten und in jedern Jahre Haufig,
kommen aber bisweilen in so ungeheueren Mengen zum
Vorschein, datz ganze EichenwSlder ihren Blattschmuck
verlieren. Gesellschasten von 30 — 40 Stuck , die Nach-
kommen eineS einzigen FalterS, wohnen Anfangs unter
grotzen Gespinsten, verbinden fich nach und nach mit an-
dern zu Haufen von Hunderten und selbst Tausenden
und beginnen in den Waldern herumzustreifen in regel-
inatzig geordneten Zugen, die von einzelnen angefuhrt
und geschlossen werden, toahrend die weiter nach der
Mitte befindlichen zu zweien, dreien oder vieren marschi-
ren. Sie schlietzen dabei die Glieder so genau, datz
zwischen Kops und Schwanz der fich folgenden durchauS
kein Raum bleibt. AbendS kehren die Zuge in gleicher
Ordnung zu ihren Nestern wieder. Durch Besuch'der
mit Procesfionsraupen erfullten Walder sollen Menschen
Augenentziindungen bekommen haben. Man weih nicht
genau, ob diese und ein noch leichter eintretendes Silden
der Haut durch feine Stuckchen der leicht abfallendeu und
sehr sprbden Haare oder durch einen gelblichen Staub
entfiehe, welcher zwischen den LeibeSringen abgesondert
werden soll. Nachdem die Raupen grotze Berheerun-
gen angerichtet, ziehen fie fich fur immer unter das grotze,
nur mit einein Eingange versehene Gespinst zuruck, spin-
nen, jede fur fich, Puppenhulsen und verpuppen fich.
Im August komint der Schmetterling zum Borschein.—
Bei den Sericarien (Sericaria) decken in der Ruhe die
Vorderflugel vollkommen die Hinterflugel, beide find
ganzrandig, mit dunnen Schuppen bedeckt, meist einfar-
big, die Fuhler der Mflnncheu lang, kammformig. Aus
ObstbLumen kommen in manchen Iahren die Raupen des
Rosensptuners (8. dispar) in verderblicher Menge
vor. Sie find auf braungrauem Grunde mit drei fei-
nen, gelben Linien und einem breiten, blauen Rucken-
streif geziert und durch grotzenKopf auSgezcichnet. Das
Mannchen des Falters (Fig. 3228. a) hat auf den weitz-
grauen Flugeln undeutliche, wellenfbrmige oder zackige,
schwarze Linien, daS viel grLtzere weitze Weibchen (b)
trågt am Hinterleibe einen sehr grotzen Buschel von
braunen Seidenhaaren, mit welchem es seine an Bauni-
stainme und Gartenwande befestigten Eier so genau iiber-
klebt, dah eine der Kalte des Winters widerstehende
Decke (c) entsteht. Auf ganz gleiche Weise stchert der
Weihdornspinner (S. chrysorrhoea) seine Eier.
Die im Herbste auSkriechenden Raupen uberwintern un-
ter einem gemeinschaftlichen granen Gewebe (Fig.3229.),
zerstreuen fich aber nach den ersten Hautungen und zer-
storen bisweilen alleS Laub der Obstbaume, Eichen,
Rustern u. s. w. Den weitzflugeligen Schmetterling
zeichnet ein am Ende des Hinterleibes stehender, rostro-
ther Haarbuschel aus. Der sehr ahnliche, schneeweitze,
mit goldfarbenem Haarbuschel versehene Gartenbirn-
spinner (S. aurillua) schutzt gleichfalls seine Eierhauf-
chen mit seinern eigenen Haare. Die jungen Raupen
leben eine kurze Zeit unter einem gemeinsamen Gewebe
(Fig. 3230.), kommen aber sekten in Hinreichender Menge
vor, iim schaden zu konnen. — Die Raupen der Eu-
prepien (Enprepia) erscheinen mehrentheils in gewaltig
langes Haar gehiillt, welcheS buschelweis aus Warzen
entspringt, und verwandeln fich in einem weichen, nicht
immer gleich dichten Gewebe iiber der Erde. Lebhaste
Farben, sonst eben nicht ein haufiger Schmuck der Nacht-
schmetterlinge, zeichnet diese Falter auS. Eine der ge-
meinsten Arten, der braune Bar oder Nesselspinner
(E. caja Fig. 3217. 5. Falter und Puppe), hat aufden
braunen Oberflugeln weitze, zusanimenflietzende und fich
durchkreuzende Linien, rothe Hinterflugel mit blauen,
schwarzbegranzten Binden. Die bekannte Raupe (Fig.
3231.) fritzt ziemlich jede Art von Pflanzen, webt auS
den eigenen Haaren eine gerdumige Hulse (Fig. 3232.)
zur Verpuppung, und aus der glanzend schwarzen Puppe
konimt nach einem Monate der Schmelteiling hervor.
Der Spinatspinner (E. villica Fig. 3217. 6. Fatter
und Raupe) ist kleiner als der eben beschriebene; auf
seinen schwarzen Vorverflugeln stehen sechs bis acht un-
regelmatzige, weitze Flecke, die Hinterflugel find gelb.
Die sammetschwarze, mit hellbrauneu Haarbuscheln be-
setzte Raupe lebt auf Spinat, Schaafgaibe, Nefleln,
Erdbeeren und anderen Pflanzen und hulli fich endlich in
eine sehr feine, gleichsam durchbrochene Puppenhulse
(Fig. 3233.). — Die Calliniorphen (Callimorpha) Ha-
ben fast borstenformige Fuhler und einfarbigen Hinter-
leib und kommen von dunn behaarten, dunten Raupen.
Zu ihnen gehort der S cabiosenspinner (C. russula
Fig. 3225. 4. Fatter und Puppe) mit gelblichem Hinter-
leibe, Hellgelben Vorderflugeln, auf deren Mitte ein ro-
senrother Fleck steht, und weitzlichgelben, vor dem Rande
eine schwarze Binde tragenden Hinterflugeln. Die
schwarzbraune, mitrofigelben Haarbuscheln besetzte Raupe
nahrt fich von Scabiosen, Wegebreit und kleinen Un-
krautern. Schbner gefårbt ist der Iaeobskraut-
spinner (C.jacobaeae Fig.3225. s. Fatter und Puppe).
Seine Vorderflugel find schwarzgrau, karminroth ge-
randet, mit zwei rothen Flecken vor dem Saiime; die
karminrothen Hinterflugel umgiebt ein schwarzer Saum.
Die schwarze, rostgelb geringette, dunnbehaarte Raupe
fritzt nur die Blatter deS Iacobskrautes (Senecio jaco-
baea) und wird zur schwarzen und unbeweglichen Puppe
innerhalb eines dunnen, braunen GewebeS. — AlS ge-
rade nicht beispiellose, aber immerhin seltene Ausnahme
bleiben in der Gattung Orgyia (Orgyia) die Weibchen
einiger Arten ungeflugelt. Keiner dieser kleinen Fatter
zeichnet fich durch Sårbung auS. Ihre rauhen Vorder-
futze strecken fie in der Ruhe gerade vor fich und tragen
dabei die Flugel abhangend. Die Raupen haben auf
Kopf, Rucken und Hintertheil burfienfdrmige Haarbu-
schel, auS welcheu fie eine Puppenhulse weben. Der
Aprikosenspiilner (0. antiqua Fig. 3225. i. Raupe,
Puppe, Mannchen und Weibchen, und Fig. 3234. Weib-
chen, Mannchen u. Wintergespinnst) Hat schwarzbraune
Vorderflugel mit zwei verloschenen Wellenstreifen, am
Innenwinkel einen weitzen Fleck. Das ungeflugelte
Weibchen ist gelbgrau behaart. Die uberwinternde asch-
graue, roth und gelblich gestreifte Raupe lebt auf sehr
verschiedcnen Bauinen und Strauchen. — Pygaren
(Pygaera) erkennt man an einem sammetartigen, uber
den Kops und grotzten Theil deS RuckenS laufenden,
breiten Streif und dem am Ende gebarteten, in der
Ruhe emporgerichteten Hinterleibe des Mannchens. Ihre
dunn behaarten Raupen verwandeln fich in einem dichten
Gewebe zwischen Slåttern. Der Lindenspinner
(P. bucephala Fig. 3235.) Hat ockergelben Kops und
Rucken, gezahnte, aschgraue Vorderflugel mit zwei gel-
ben, braun ges^umten Querstreifen und einem grotzen
hellgelben Endflecke, gelblichweitze Hinterflugel. Die
Raupe lebt gesellig auf Linden, Pappeln, Eichen, El-
lern, Weiden und Birken und richtet im jugendlichen
Zustande Schaden an, indem fie mit vielen anderen ver-
bunden die Oberseite der Blatter abnagt; die Puppe
liegt, von einem Gewebe nicht umgeben, unter der Erde.
Siebente Familie.
Ceruriden.
Fuhler zweireihig gefdmmt, bei den Mannchen bis-
weilen in einen gekrummten Faden endend. Beine dicht
behaart. Flugel in der Ruhe dachfLrmig liegend, ab-
gerundet, obenher Haarig.
Wahrend in der vorigen Familie die FLhigkeit zum
Spinnen und somit zur Herstellung von bisweilen sehr
schonen Puppenhulsen uberall bemerklich Hervortritt,
nimmt der Kunsttrieb bei den Ceruriden eine andere Rich-
tung. Wenn die Raupen fich einspinnen wollen, so
zernagen fie Holz, und selbst gesundes und Hartes, mit
Rastlofigkeit, bis ein Haufchen Spflhne entstanden,
welche nur durch einzelne Fsiden, und wohl auch durch
leimenden Speichel, zu einem festen Gehaus verbunden
wird. Sn Deutschland wird die Gattung Cerura (Ce-
riira) durch mehrere ziemlich grotze Arten vertreten. Alle
andere uberragt der Bandweidenspinner (C. vinula
Fig. 3236. e) mit weitzgrauem, wolligen Rucken, toenig
beschuppten Flugeln, Hellgraucn, schtoarzgerippten Vor-
derflugelu, gelblichgrauen Hinterflugeln. Die auS dem
an Weidenblatter angehefteien Ei (a) Hervorgehende
Raupe befitzt eine sehr sellsaine Gestalt; ganz jung (bb)
gleicht ste eher der Larve irgend eineS KaferS, mindestens
nicht einer gewohnlichen Schmetterlingsraupe, ist dann
braun oder schmarz und tragt auf dem Kopfe ein paar
ohrenartige Anhjnge. Nach letzter Hautung ist ste
grotz und dick (c), nach vorn verdickt und hinter dem
Kopfe buckelig, Hat auf dem Kopfe zwei kurze Hornchen,
am Hinterende zwei kurze Spitzen und zwei schwarze,
knotige, gabelartige Faden, aus welcheu zwei fleischfar-
bene Rohren bei Beruhrung Hervortreten, deren eigent-
lichen Nutzen man nicht kennt. Die Raupe vermag aus
einer unter dem Munde befindlichen Querspalte einen
scharfen Saft Hervorzuspritzen, zernagt mit starken Kie-
fern Holz zu kleinen Splittern und verarbeitet diese zu
einer sehr sesten Hulse. Sie lebt einsam auf Weiden
und ist grunlich, fchwarzlich oder blaulich mit weitzer
Seitenlinie gezeichnet. Aus der dunkelrothbraunen
Puppe (d) tommt der Falter im April oder Mai; sie
wird haufig von einem kleinen Jchneumon (J. vinulae)
angestochen, dessen Briit fich endlich in ihrem Inneren
verpuppt (Fig. 3237.). Fast noch auffallender gestaltet
ist die Kameelraupe (Fig. 3238.), aus welcherder Bu-
chenspinner (C. t'agi) wird; jeder ihrer sechs mittleren
Leibesringe schtoillt nach oben zum Hocker an, und am
Ende des sehr aufgetriebenen letzten Ringes stehen zwei
keulenformige Schwanzspitzen. Vermehrt wird das son-
derbare Ansehen durch die Sitte, in der Ruhe Vorder-
und Hintertheil emporgehoben zu tragen. Aehnliche
wunderliche Gestaltungen bieten auch die Raupen der
Gattung Notodonta, deren Falter an einem behaar-
ten Zahne des Snnenrand-s der Vorderflugel, der in der
Ruhe den Rucken uberragt, kenntlich sind. Der Flecht-
weidenspinner (N. Zicz.ac Fig. 3225. 2.) tragt auf
den gelbbraunen, gewellten Vorderflugeln einen rostfar-
benen, Halbmondforniigeu Fleck, die weitzlichen Hinter-
flugel begranzt eine undeutliche Randbinde. Hocker auf
dem Rucken und Stellung iheilt die rothlichbraune Raupe
(Fig. 3239.) mit der vorher beschriebenen; sie lebt auf
Pappeln und Weiden und verpuppt flch zwischen deren
zusammengesponnenen Blattern.
Achte Familie.
Gulen.
Fuhler meist borstenformig oder nur untenher ge-
kerbt. Taster verlangert, mit mehrentheils kurzeni
Endgliede. Zunge tang, spiralisch. Hinterleib meist
kegelformig und beschuppt, sekten langbehaart.
Die Familie der Eulen bietet, trotz ihres sehr bedeu-
tenden Umfanges, wenig grotze und lebhaft gefarbte Fal-
ter. Graue, gelbliche, braune oder weitzliche Mittel-
tinten Walteii vor, gehoben durch mehrentheils sehr feine
Streifen, gezackte Linien und Marmorirungen. AuS
der starken, scheinbar grotzen Umfang verleihenden Be-
Haarung des Kopfes erflårt fich der Fainilienname. Die
mehrentheils walzigen, dunkelgefarbten, glatten, ge-
streiften Raupen haben sechzehn, vierzehn oder selbst nur
zwolf Futze, doch fehlen die Hinterbeine, die sogenann-
ten Nachschieber, niemals. Einige fliegen am Tage,
andere nur des NachtS; die meisten umgeben ihre Pup-
pen mit einem Gewebe. An der Spitze der Nachteulen
stehen die durch ruckwLrts geschopftes Brustftuck und
fein gewellte Flugel kenntlichen Cymatophoren (Cyma-