Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
Mit 1558 Ubbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
Siebente Vrbnung. Lweiflugler.
Ker s e.
119
liegen ihre Puppen unter der Crbe, balb in einem ir-
gendwo angeklebten, besonderen Gespinnste, balo Hangen
fie frei und, wie diejenigen mancher Tagfalter, durch ei-
nen aus mehreren Faden bestehenden Gurtel befestigt.
Die Falter find silberweis, grau, brSunlich, glanzend,
gefleckt, gestrichelt oder einfarbig. Die Geisblalt-
Federmotte (Orneodes liexadactylus gig. 3261. a in
naturlicher Grohe, b viel vergroherl und Fig. 3268. 5.)
Hat sechsmal gespaltene, radformig ansgebreitete, asch-
graue, weihlich gebanderte Flugel. Die Raupe ledt in
den Blumen des gemeinen GeiSblattes. — Die weihe
Feder nrotte (Alucila pentadactyla) Fig. 3269. ist
fchneeweih. Die Raupe lebt auf Schlehen, Pflaumen-
HLuinen und Ackerwinde.
Siebente Or-nung.
Zweiflugler.
Eine meist geringe Statur, Schmucklofigkeit und
Verletzbarkeit bruden, in Verbindung mit weniger Ver-
anberlichkeit des Aeuheren, den Zweifluglern den Stem-
pel scheinbarer Unvollkommenheit auf und mogen es vet-
anlaffen, bah man fie im gemeinen Leben gleichgulliger
betrachtet und leichter ubersteht als andere Kerfe, und
dast sie selbst bei den wiffenschaftlichen Entomologen in
geringerer Gunst stehen. Ihre genaue Kennlnih schreibt
fich daher auch auS neueren Zeiten Her. Sie bilden
uichtsdestoweniger unter den Kerfen eine machlige Ab-
theilung, deren limfang fich um so weniger abschStzen
lLht, als selbst in der Mitte sonst genau durchsorschter
Lander Europa'S alljahrlich neue Arten entdeckt werden.
Zu ihnen gehsren die kleinsten aller Kerfe, denn ganze
Gattungen bestehen aus SpecieS, uber deren wahres
Ansehen nur tin stark vergrosterndes Glas Aufschluh
giebi; den Maaststab der Miitelgroste giebt fur fie die
Stubenfliege, indem sehr wenige eine etwa Halbzollige
Sånge erreichen. Harte, Widerstand leistende Bedek-
fungen mangeln allen ; den auS den gewohnlichen drei
Haupttheilen bestehenden Korper umhullt eine weichere,
nachgiebige, felten lebhaft gefarbte, indessen oft melal-
lisch glSnzende, hLufiger Haarige als glatte Harit, an
welcher jedoch die gesetzlichen Ringe fich leicht nachwei-
sen kassen. Kops, Bruststuck und Hinterleib find scharf
gesondert und hangen,aber ohne merklichen Abstand,durch
eirr fadenfLrmigeS Verbindungsglied zusammen. Ihre
relative Lange bedingt die Gestalt; es giebt breite und
gedrungene, aber auch sehr gestreckte und dunne Formen
unter den Zweifluglern. Der gemeinlich etwaS zusaur-
mengedruckte Kops dreht fich um die eigene Are von
der Rechten zur Linken und umgekehrt und tragt ein paar
zusammengesetzte, meist groste Augen, die bei dem Mann-
chen oft die ganze Stirn bedecken, bei dem Weibchen el-
was weiter entfernt stehen; drei, feltener nur zwei ein-
fache oder Punktaugen find den meisten Zweifluglern
verliehen. Ueber die Stirn ragen die kurzen, zroei-
bis dreigliederigen, ost mit Seitenborste verfehenen Fuh-
ler nur roenig Hinaus, sie liegen vielmehr in der Regel
seitlich in dem zwischen den Augen befindlichen Raume;
nur in der ersten Familie erscheinen fie borstenformig
und von MittellLnge. An der Vorderfeite des Kopfes,
rind zroar zwischen den Fuhlern urrd den Mundtheilen,
erstrecki fich das in der Mitte meist borstige Untergeficht;
den untersten Theil des Kopfes nehmen die zum San-
gen eingerichteten Mundtheile ein. ®ie|e bilden mit-
tels Umgestaltung oder Verfchmelzung der aus den vor-
hergehenden Ordnungen bekannten Theile einen soge-
nannten Schspfruffel von fleischiger oder auch etroas
Horniger Beschaffenheit, der als eine zur Rinne geroor-
dene, von der Oberlippe bedeckte Unterlippe anzufehen
ist, am Ende einen fleifchigen, beinr Sangen nutzlichen
Rand hat, fich kniefvtnrig einknicki und in eine Grube
zuruckgezogen roerben kann. linten tragt er zroei wenig-
gliederige, kurze Taster, auf feiner Rinne beroegen fich
die fadenformigen Ober- und Unterkiefer und die Zunge.
Die ersteren erfahren je nad) den Familien mancherlei
Abanderungen und bilden bei den bluifaugenden Stech-
muden die eindringenden Werkzeuge. Seliener fehlen
fie ganz oder erscheinen als sehr unvollkommen; bei ei-
nigen Gattungen gewahrt man keine Spur von den
Mundtheilen, und in einigen roenigen Fallen erscheint
sogar die Mundossnung nur wie angedeutet. An dem
von oben betrachteten Bruststucke vermistt man Haufig
die Gliederung, bei groheren Schnacken Hingegen scheidet
fich der Vorderbrustring deutlich von den ubrigen, bei
den meisten anderen Zweifluglern laust eine Ouerfurche
uber die Brust von einem Flugel zum anderen. Hinter-
flugel fehlen allezeit, Hvchst felten uuch die Vorderftu-
gel, die indessen, roegen austerster Kleinheit, bisroeilen
zum Fliegen nicht gebraucht roetben t6nnen. Sie finb
meist glashell unb roerben burch Abern in Felber ge-
theilt, bie ohngefShr biefelben Namen trugen roie bei
ben Hautfluglern (vgl. S. 87. Sp. 2.) unb behufs ber
Unterfcheibung bei geroifsen Gattungen roohl beachtet
roerben muffen. In ber Ruhe roerben sie entroeber Ho-
rizontal ausgebreitet, ober arrch oben auf bem Korper
zufammengelegt; inbent sie im Fluge sehr fchnell erzit-
tern, bringen sie bus bekannie fummenbe Gerausch Her-
vor. An bie Stelle ber Hinierflugel treten bie soge-
nanuten Schroingkhlbchen (Fig. 3287. Aa Ba C a), feine
vorn zu einem Knopfe verbickte Stiele, bie entroeber frei
bastehen, ober von einer oberen, manchmal auch von ei-
ner unteren Schuppe (C b) bebedt finb. Sin Ganzen
finb bie fechS Beine benfenigen anberer Kerfe gleich, fast
nur zum Gehen eingerichtet unb felten fo auSnehmenb
lang, roie bei ben Schnacken. DaS letzte ber stets in ber
Funfzahl vorhunbenen Fuhgkieber tragt zroei einfache,
bisroeilen auch gespaltene ober gefagte Klauen unb da-
zroischen zroei, feltener brei sogenannte Fuhballen (Fig.
3271. Fustglieb einer Haarmude [Bibio febrilis] von un-
ten, Fig. 3272. von ber Seite; Fig. 3273. Fustglieb ber
Stubenfliege 3400 Mal vergrohert), bie, am Ranbe fein
gezahnt, fich roie Schropfkopfe ben Gegenstanben anfu-
gen, unb zroar gerabe ausgestreckt (Fig. 3271. 3273. A),
roenn bie Fliege horizontal einhergeht, umgefchlagen
(Fig. 3272. 3273. B), roenn fie an Wanben ober, ver-
kehrt aufgehLngt, an Zimmerbecken herumlLuft. Es
erklart biefe Einrichtung bie Fahigkeit ber Fliegen, fich
an polirten Glasflachen unzuheften unb auf ihnen mit
Sicherheit fich zu beroegen. Det Hinterleib ist bei ben
Weibchen zugespitzt; feine Zufammensetzung aus zehn
Ringen lastt fich nicht immer beutlich geroahren, inbem
bie Hinteren oft in einanber geschoben find. — Vermoge
der Bildung ihrer Mundtheile bleiben die Zweiflugler
auf flusfige Nahrung beschrankt. Sie wissen diese, von
einem scharfen Gernchfinne unterstutzt, leicht aufzufinden
und werden hierdurch, sowie durch ihre Menge, unS
leicht sehr lastig. Vor der Ruschhaftigkeit der Stuben-
fliege ist kein Gegenftand stcher, wahrend andere Korper,
sobald fie nur Flusfigkeiten barbieten, sti es im srischen
ober fauligen Zustanbe, stets besonbere, meist in Schwstr-
men eintreffenbe Arten anziehen. Selbst bie sonst zietn-
lich allgemein verschmahte Jauche faulenber Pilze finbet
in ben Schwamm-Mucken unerfattliche Liebhaber. Nicht
zufrieben mit bem elgenen Genuffe, legen bie von
fanlenben Stoffen lebenben Zweiflugler ihre Eier an alle
Gegenstanbe, bie ber Verberbnist unlerworfen finb; eS
scheint, bah bie letzlere burch bie auSkriechenben Larven
ober Maben sogar beschleunigl, roenn auch nicht allein
Herbeigerustn roirb. Ueberhaupl erregt bie Fruchtbar-
keit bieser Kerfe gerechte Verrounberung. Zufolge ber
Berechnung zuverlstsfiger Beobachter soll von einer ein-
zigen weiblichen, im April achtzig Eier legenben Schmeist-
fliege innerhalb eines Sommers eine Nachkommenfchaft
von 8000 Millionen Inbivibuen entfpringen konnen, in-
bem jebeS Weibchen vier Wochen nach bem Auskriechen
aus bem Eie vollig entroickelt ist unb fich fortzupflan-
zen vermag. Aufgeroogen roirb biefe ungehenere Ver-
mehrung inbessen burch mehrentheils kurze LebenSbauer
ber Einzelnen. Wenige Zweiflugler gebaren lebenbe
Junge, bie meisten legen Eier unb erfahren eine voll-
stanbige Berwanbelung, jeboch in zwei verschiebenen Ar-
ten. Die fuhlofen ober sehr felten mit unbeutlichen
Fustspuren verfehenen Larven leben IheilS im Wasser,
theils in verschiebenen Pflanzentheilen, sogar im Halb-
faulen Holze, viele in faulenbem Fleische unb ben Et-
crementen ber Thiere, unb eine groste Menge haust in
ben Larven anberer Kerfe, befonbers aber ber Schmeller-
linge. Nach einiger Zeit hLuten sie fich entroeber und
verroandeln fich in eine Nyniphe, nachdem sie fich fogar
eingesponnen, oder fie Hauten fich nicht unb roerben zu
Puppen, inbem fich ihre Haut verkurzt, zusammenzieht
unb enblich zum tonnensormigen Gehause umgestaltet.
Sm Inneren besselden lost fich nun bie Nyniphe ab, ver-
liert ihre Hakenformigen Munbtheile, Hangt fich auf
unv roirb zu einer eigentlichen Puppe. Diefen Her-
gang ber Verroanblung erfahren bie eigentlichen Flie-
gen, beten Larven ein roahter Kopf unb bie Augen feh-
len; bie erst beschtiebene Melamorphofe Hingegen burch-
laufen bie mit Hornartigem Kopfe verfehenen Larven,
roie jene der Mucken, die auch, roenn fie im Wasser le-
ben, befondets gestaltete Athmungsroetkzeuge erhalten,
fich als Nymphen zroar beroegen, aber Nahrung nicht zu
fich nehmen. — So gegtundele Urfache der Menfch auch
haben mag, sich uber die Unbeguemlichkeiten zu beklagen,
roelche ihin die fchmatotzetnde Zudringlichkeil vieler ekel-
Hafter Fliegenarten oder die Gierigkeit blutsaugender
Mucken und Schnaken beteiten mag, fo roenig sich der
Schaden verkennen lastt, den geroisse sehr kleine Zwei-
flugler sogar unseren Feldfruchten zufugen, so tvåre es
doch eine grohe Nngerechligkeil, die Nutzlichkeil der un-
zahlbaten Schroarme von meist ubersthenen und Hier-
her gehotenden Kerfen nicht anerfennen zn roollen. Nie-
mand mag sagen, roelche Menge faulenber Reste burch
bie geraufchlofe Thaligkeit ber Larven beseiligt roerbe,
unb roie fchnell stehenbe Geroaffet in roiberlichste Vet-
berbnih gerathen mustlen, roenn nicht biefelben Thiere
ihre fremben Beimifchungen ober auch bie Probucte an-
fangenber Zerfetzung zur Nahrung wsthkten. Dah
Zweifluglern von ber Natur selbst eine wichtige Rolle
uberwiefen toorben, batf man fchon aus ber erstaunli-
chen Menge vothanbener Arten folgetn. Det fystema-
lifchen Eintheilung stehen ubrigens nicht unbebeutenbe
Schwierigkeiten enigegen. Die Kennzeichen ber Fami-
lien finb fo fein unb wollen so genau aufgefaht fein, bah
es fur gegenroarlige Zwecke angemeffener scheint, alte-
ten Entomologen zu folgen, unb nut eine geringe Zahl
von Unlerabtheilungen anzunehmen.
Erste Familie.
Mucken.
Fuhler vietzehngliebetig, fabenformig, behaart, bei
bem Mannchen feberbuschartig. Russel votgestreckl,
Hornartig, langer als ber Kopf, mit viet beutlichen Bor-
sten. Augen Halbmondformig. Flugel mit Langsabern
burchzogen, fein befchuppt.
Unter allen Zweifluglern finb bie Mucken bie fchlank-
sten, man rnochte sagen bie zierlichsten. Sie Haben
lange, sehr bunne Beine, gebrauchen im Sitzen oft nur
bie vorbeten zwei Paare unb tragen bas hinterste em-
porgerichtet ober frei ausgestreckt, fliegen leicht unbun-
ermublich unb etinnern burch bie Bekleibiing ber Flugel
mit Schuppchen an bie Schmetterlinge, beten Farbeglanz
fie fteilich niemals theilen. Zum Theil finb fie gefellig,
minbestens in ber Sugenb, unb fammeln sich bann zeit-
weiS in ungeheueren SchroZrmen an. Shres auS sehr
feinen unb scharfen Borsten gebilbeten Russels bebienen
sie fich, um andere Thiere anzustechen; inbem sie bie Bor-
sten tief einfenken unb nach unb nach bie nicht mit ein-
bringenbe Lippe knieforinig knicken (Fig. 3274. Kopf