ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
134 Gliederwurmcr. Zwette Vrbnnng. (glattwurmer. Neunte Familie. Raiden. Korper tourmformig, unbeutlich gegliedert mit ein- zelnen oder nach verschiedenen Zahlenverhaliniffen grup- pirten Borsten. Augen bisweilen vorhanden. Von den mehrentheils sehr kleinen, Hfiufig sogar mi- kroskopischen Raiden oder Wasserschlangelchen toat be- reits oben die Rede, indem die Art ihrer Vermehrung Aufmerksamkeit verdient. Alle halten stch im Wafser, vorzugSweise in Graben und Pfutzen auf. Jhre Or- ganisation scheint sehr einfach zu sein; man getoahrt bei starkerer Vergroherung in ihrem Jnneren toenig mehr alS cinen geraden, stellentoeis anschwellenden Darmca- nal, von toelchen seitlich astige Gesahe ausgehen (Fig. 3359. B); das vordere mit kieferlosem Munde versehene Ende verlangert stch bei einigen zum ansehnlichen Rus- sel, bei anderen, z. B. der zungenlosen Nais (N. elinguis), Fig. 3358. bleibt es klein und scheinbar drei- lappig (Fig. 3359. A). Die Rshrennaiden (Tubifex), toelche gleichfallS hier den angemefseneren Platz finden, leben im Schlamme klarer Graben, meist in groher Zahl neben einander, und umgeben von einer aus SandkLrn- chen erbaueten Rohre, in toelche fie bei der geringsten Erschutterung stch blitzschnell zurfickziehen (Fig. 3360. a), aus welcher fie aber sonst (b) Hervorragen. Iweite Vrdnung. Glattwurmer. Von den Botstentofirmetn unterscheiden fich die Glatt- tourmer vor Allem durch vollstandigen Mangel an Fuh- Hockern und Borsten. Hinsichtlich der Gestalt weichen fie nicht so sehr ab, bah Untersuchung uberflusfig, Ver- toechselung unmoglich ware, denn toenngleich fast alle sehr toeich find, ost keine Gliederung getoahren lassen, so giebt es doch ahnliche Formen auch unter den toahren Borstentourmern. Sie befitzen niemalS wahre Kiemen, ost nicht einmal deutliche Athmungsorgane, die, too fie vorhanden find, als kleine, hinere Hohlen erscheinen und durch feine Oesfnungen Wasser aufnehmen. Unter den Ringeltourmern stehen die Glattwurmer jedenfallS auf der niedrigeren Bildungsstufe, indem ihnen auhere Sinnesorgane mehrentheils ganz fehlen und manche innere Organe nur in sehr unvollkommener Form, ost nur toie Andeutungen verliehen stnd. Sie leben im Wafser; toenige vermogen dieses zu verlafsen und an feuchten Orten einige Zeit auszudauern. Zehnte Familie. Spritzwurmer. Korper verlangert, drehrund, geringelt oder querge- runzelt, ohne endstandige Saugscheiben. Mundoff- nung am Ende eines vorstreckbaren Russels. After vorn, in der Mitte oder am verschmalerten Hinterende. Ehedem toutben die Sptitztoutmet (Sipunculus) zu den Holothutien, einet Familie det Sttahlthiete, also auf eine toeit niedtigere Stufe gestellt, als ihnen, Vet- moge genauet Etfotschung ihtes Baues jetzt angetoiesen toitd. Sie betoohnen Untiefen des Meetes und wuhlen Lochet in den Sand, die fie felten fteitoillig verlafsen. In diesen Wohnungen befestigen fie fich, indem fie den Hintertheil deS KorperS aufblahen; fie gewinnen ihre Nahrung und athmen, indem fie von Zeit zu Zeit das dunnere Vorderende Hervorstrecken. Die Bekleidung besteht in einer bfinnen Haut, unter welcher drei MuS- kelschichten, eine tingformige, eine spirale und eine senkrechte, liegen, die durch ihre Zusammenziehungen mannichfache Bewegungen veranlaffen konnen. Acht besondere Muskeln dienen zut Verlangerting oder Ver- kurzung deS ganz einziehbaren, mit Warzen besetzten Russels, der bei einer Gattung (Priapulus) sogar zwei Reihen kleiner Zahne trågt. Der lange Darmeanal macht mehrfache Windungen, verhalt fich also nicht toie bei den Borstentourmern; als Athmungsorgane dienen ztoei innere Sacke, in toelche durch Oesfnungen, die ne- ben dem After liegen, Wasser eintritt. Ueber die noch nicht gentigend aufgeklarte Fortpflanzung nnd ihre Or- gane herrschen mehrere Ansichten. Eine der zahlreichen bereitS bekannten Arten toird in China gegessen. Bei dem im Mittelmeere ledenden nackten Sptitztoutme (8. nudus) Fig. 3361. A ist die graugelbe Haut quer- gerunzelt und langSgefurcht, der Mundrand (B) mit lappigen Ffihlern umgeben. GemeinfameS Schicksal mit den Spritzwurmern haben die Bonellien, indem auch fie lange fur Vertoandte der Strahlthiere galten. Jhr eiformiger Korper birgt einen vielmal getoundenen Darm, der nach unten in den After auSgeht, nach oben in ei- nen sehr langen, vorstreckbaren, gleichsam zweiarmigen Ruffel endet. Det ganze Korper ist toeich und im Sande von Untiefen versenkt. An den sudfranzofischen Kusten findet man die grune Bonellia (B. viridis) Fig. 3362., die bis 2 Fuh lang werden soll. Elfte Familie. Egel. Korper toeich, ettoas flach, mit Saugnapfen an bei- den Enden. Jedennann kennt die Gestalt deS gemeinen Blutegels. Sie toiederholt fich ohne wesentliche Aenderung durch die ganze, mehrere Gattungen umfassende Familie. Nur an dem stark zusammengezogenen Wurme bemerkt man die zahlreichen Ringe der Haut, toelche verschtoinden, sobald man jenen ausdehnt. Die Muskelschichten ver. Halten fich fast ebenso toie am Sptitzwitrme, bringen aber toeit lebhastere Bewegungen hervor. Das Fott- schreiten vetmitieln die zwei Saugnapfe, welche nicht al- lein wie Schropfkopfe, sondern auch durch einfaches Ankleben zu wirken scheinen; daS Schwimmen geschieht mit ntåfiiger Schnelle durch sehr bedeutende Verlange- rung und rasche Abplattung deS zugleich toellenfotmig gewendeten KorperS. In der Mitte der vorderen Sang- scheibe liegt der dehnbare und daher in seiner Gestalt verånderliche Mund; im Jnneren desselben und am Ein- gange des Schlundes (Fig. 3364. a) bemerkt man drei knorpelige, auf starken Muskelfasern befestigte Kiefern (Fig. 3363. A), beren Ranb bei statket Vergroherung (B) gezåhnelt erscheint. Die Stellung berselben erflårt bie breisttahlige Gestalt ber burch Bih bet Blutegel Hetvotgebtachten Munben. Ob Blut bie eigentliche Nahrung bieset Mutmet sei, ist vielfach in Zweifel ge- zogen wotben, toeil man in ihnen oftmals alletlei kleine abfichtlich vetschlungene Wassetthiete auffinbet; bie Ein- richtung bes Magens , ber bei sehr grohem Umfange unb groher Lange (Fig. 3364. li g) an ben Seiten mit shmnte- trischen Sacken (c) in Verbinbung steht, beutet inbessen an, bah es grohen Mengen flusfiget NahrnngSstoffe nicht an Raum fehlen solle. An ihm Hangen zwei Blinb- bårme (d f). Die Aftermunbung (e) befinbet fich am Grunbe bet Hinteren Saugscheibe. Nach alteten An- sichten galten gewisse, in zwei Reihen an bet Bauchseite gelegene, burch kleine Lochet nach auhen geoffnete Sacke (Fig. 3365. i) als Athmungsorgane; gegentoårtig Halt man fie fut Schleim bereitenbe Werkzeuge unb Vernitt- thet, bah bie ganze Oberflache bie Athmung fibernehme. Als wahre Zwitter besitzen Blutegel beiberlei Geschlechts- toerkzeuge; sie liegen an ber Bauchseite nach vorn unb nahe hinter einanbet (Fig. 3365. Mannliche Organe e fdd c ba, weibliche b g. Dieselbe Abbilbung stellt auch bas Netvensystem vom Schlunbknoten m bis zum Verschwinben beS Ganglienfabens bei k bar). Obgleich daS Netvensystem ziemlich unvollkommen genannt toer- ben barf, fehlen boch Augen nicht; fie erfcheinen alS halkkreiSsormige Linie fchwarzer Punkte uber bent Munbe auf ber Saugfifiche ber vorberen Scheibe, sinb aber von fehr einfachem Bane. Viele Arten von Egeln umgeben ihre Eier mit einem gelblichen, im Masser erhfirtenben Schleime; folche Nester gleichen an Grohe wohl felbst einer Hafelnuh unb fehen toie Stficken von Schwamm aus. Durch bie mafchenariigen Zwischen- raume fchlfipfen bie Jungen anS. Alle Egel leben im Wafser, benn felbst jene, welche in ben Mfilbern von Ceylon unb ben Philippinen eine grohe Plage ber Rei- fenben unb ihrer Pferbe auSmachen, inbem sie fich auf biefe fchleubern unb fie ansaugen, vermeiben alle irgenb trockeneren Stellen, leben im feuchten Moos ober auf bem burchnahten Boben unb bringen vermuthlich bie fogenannte trockene Zeit im Wasser zu. Die grhhten Arten messen bis vier Zoll; anbere, bie fich an Fischen ansaugen unb auch bei unS gemein sinb, toerben nur toenige Linien lang. Niemals ist bie Sårtung lebhaft, obtoohl Zeichnungen, Streifen unb Querstriche von wechselnber Farbe, inbessen ohne unveranberliche Be- sifinbigkeit zu besttzen, auf mehreren Arien vorkommen. — Ffir arztliche Ztoecke antoenbbar stub in Europa al- lein ztoei ber eigentlichen Egel (Hirudo medicinalis unb H. officinalis), beren Vetbrauch in neueten Zeittn so gestiegen ist, bah bie einheimische Etzeugung nicht aus- reichte, Millionen auS Ungarn unb Ruhlanb alljahrlich eingeffihrt toerben muhten unb, als auch biefe Quelle zu versiechen brohte, man zur kfinstlichen Zucht im groh- artigen Maahstabe griff. Von ben zahlreichen, anbe- ren Gatlungen angehorenben Egeln greifen toenige ben in baS Wafser gerathenen Menschen an; in Algiet finbet sich ein Pferbeegel (Haemopis), ber baburch, bah er im schlammigen Waffer unb als noch junger, kaum benierk- batet Wurm verschluckt toirb, bie schlimmsten Leiben Hervotbringen kann. Zwvlste Familie. Plattwurmcr. Kotpet ziemlich eitunb, platt, schleimig. Munb meist vorstteckbat. Darmeanal aus einfachen ober asti- gen, mit bet Masse bes KorperS vettoachsenen Rohren bestehenb. Augen von verschiebener Zahl. Weber Hetz noch beutliche Gefahe vorhanben. Linné unb seine Nachsolger unb seldst Cuvier rechne- ten bie Plattwfirmer zu ben Eingetoeibetofitmern; ge- gentoartig Halt man sie ffir Glatttofirmer von einfachstem Bane unb ffir UebergangSformen von biefen zu ben Entozoen. Ihrer genauen Etfotschung stehen viele Schtoierigkeiten entgegen, benn in ihnen verbinbet fich geringe Grohe mit breiartiger Weichheit beS ganzen, bem geringsten Drucke nachgebenben Ksrpers. Von Nerven unb Muskeln finbet fich keine beutliche Spur, ebenso fehlen alle auhere Betoegungsorgane unb bie Ringe bet Oberfifiche. Der Munb liegt vorn ober in ber Mitte unb kann meist vorgestrecki toerben; bet Darmeanal ist enttoeber einfach unb schlauchfhtntig ober verastelt unb von ber Korpetmasse nicht trennbar. Alle Platttofirmer (Planaria) leben im Wasser, gleichen zum Theil kleinen Nacktschnecken, ktiechen toie biefe an Wasserpflanzen unt, her, fchtoimmen toohl auch auf bem Rficken liegenb, ftes- fen Heine Thiere, zumal Jnfuforien, haben ein ziemlich zahes Leben, etfetzen verlorene Ksrpertheile unb konnen fogar aus kleinen Stficken zu vollkommenen Jnbivibuen ettoachsen. In unseten stehenben Gewaffern lebt eine nicht unbebeutenbe Zahl. Der milchtv eihe Platt- toutnt (Dendrocoelum lacteum) Fig. 3366. vergr. ist einer ber grohten, inbem er an % Zoll miht; er hat ztoei Augen, einen violett burchschimmernben, buschig verastel- ten Darm, ben Munb in ber Mitte. Det schtoatze Plattto u t nt (Planaria nigra Fig. 3367. in natfitlichet Grohe unb viel vergrohert) ist langlich, schtoarzlich, Hat mitten am Vorberranbe eine kleine Spitze, bieZuieige beS Daruteanals eisormig verdunben, bie Munboffnung in ber Mitte beS Kotpets.