ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
Naderthiere. Gticdcrwurmcr. 135 Raderthiere. Dah man die Raderthiere als Anhang zu den unvoll- kommeneren Gliederwurmern stellt, findet seine Recht- fertigung in der Aehnlichkeit der Organisation beider. Von manchen Zoologen werden jene alS Thiere einer besonderen Classe betrachtet, und ehedem rechnete man fie zu den JnfusionSthieren, indem man fich durch ihre mikroskopische Kleinheit und ihr Leben in Fluffigkeiten tauschen lieh. Gleich diesen Haben fie einen durchschei- nenden, weichen, bald wurmformig verlangerten , bald kurzen und abgerundeten Korper und bisweilen einen entweder glatten, oder auch gegliederten Schwanz. Manche find frei, andere in einen Panzer eingeschlossen. Sie dewegen fich vurch sogenannte Raderorgane, ein- fache oder doppelte, ganzrandige oder eingeschnittene, am Kopfende angebrachte Hautlappen (Fig. 3368. a 3369. a), die mit Wimpern besetzt find und bei einigen mit langeren Spitzen (b) abwechseln. Jene Wimpern werden so schnell aufgerichtet und niedergelegt oder, wie andere Beobachter wollen, um ihre eigene Are geschwun- gen, dafi fie dem Lappen das Ansehen von schwirrend fich umdrehenden Rader geben. Fur solche Hielten auch altere und minder genaue Beobachter diese Organe, ob- gleich es leicht genug gewesen sein wurde, daS Vorkom- men eines wirklich rotirenden RadeS al^Bewegungs- werkzeugs eineS Thieres von vorn Herein alS unmoglich zu erachten. Mittels der deur Willen vbllig unterwor- fenen Wimverlappen vernrogen freie Raderthiere schwim- mend ihren Ort zu verandern; alle bringen durch fie eine kreisende Stromung im Wasser Hervor, welche sehr kleine Korper ergreisen und zu der nahen Mundofsnung Hin- suhren muh, folglich Ergreifung anderer mikroskopi- scher Organismen und sonach Ernahrung msglich macht. AehnlichcS kommt auch bei vielen Pfianzenthieren vor, welchen indessen eigentliche, den beschriebenen gleichende Raderorgane abgehen. So lange man die Wimperbe- wegung noch nicht erkannt, sprach man von einer Zau- berkrast, welche die unter dem Mikroskope deutliche Was- serstromung hervorbringen sollte. Die inneren Orga- ne befitzen, trotz der Kleinheit des Thieres, eine wun- derbare Vollkommenheit. Auf den langen, ausdehn- baren Mund solgt ein Kaumagen (Fig. 3368. u. 3369. f) oder Schlundkopf, der zwei doppelgezahnte, gestreifte, durch vier Muskeln bewegte Kiefern einschliehl. Von diesem geht der schlauchfsrmige Darmcanal ziemlich ge- rad bis zu dem After (o), indem er nur an zwei Orten elwaS anschwillt, vorn zu einem Magen (g), hinten zu einer Art von Blase (Fig. 3368. m), welche der Cloake der Vogel und Reptilien in der Bedeutung gleichzukom- men scheint. Im groheren Theile seines VerlaufeS ist er mit einem drufigen Korper dicht umgeben, der ihm ei- nen scheinbar grohen Umfang verleiht und nach oben in einen oder mehrere Korper (hh) anschwillt, die man bis- weilen fur Blinddarme oder Nebenmagen ansah, die aber, dicht geschlofsen, nicht mit innerer Hohle versehen, Hin- fichtlich ihrer Bestimmung noch zu denten bleiben. Zwi- schen dem Korpersacke, in dessen Gewebe, bei starker Vergroherung, Muskelbundel sich zeigen, und den Ein- geweiden liegt ein freier Raum, der, aller Wahrscheinlich- keit nach, vom Thiere Willkuhrlich mit Wasser mittels einer im Nacken liegenden Rohre (dd) erfullt werden kann. Vermuthlich wird auf diesem Wege die Kiemen- athmung vermittelt, wenn anderS die innere und auhere Umgel'ung mit Wasser fur senen Zweck, auch ohne be- sonderes Organ, nicht auSreichen sollte. lleber die Ath- mungsorgane Herrschen noch. Zweifel; Ehrenberg, dem man die genauesten Forschungen uber diese Thiere ver- dankt, halt ffir Kiemen gewisse kleine, vielleicht blfiS- chensormige Korper (ii) , die entlang einem Doppelfaden (kk), den vermutheten mannlichen FortpstanzungSwerk- zeugen, auf dfinnen Stielen festfitzen. Der geknfiulte, drfisige Eierstock (11) nimmt einen ansehnlichen Raum weg und enthalt oft zu gleicher Zeit vier bis ffinf ent- wickelte Eier. Periodisch werden fie oder auch auSge- krochene Junge geboren. Als Gefahe gelten mehrere parallele O-uercanfile des KorperS; das Nervensystem scheint aus einem Schlundknoten und einem am Bauche gelegenen Nervenstrange zu bestehen. Augen erkennt man alS farbige Punkte in einfacher Zahl (ee) oder als doppelte. — Raderthiere fitzen entweder ruhig an Was- serpflanzen fest und haben dann einen gegliederten Schwanz (nn), der wohl auch am Ende gabelig gespal- ten (pp) oder auch stumpf ist, indessen zum Anhalten dient, oder sie schwimmen frei Heruni. Viele vernrogen ihre Gestalt sehr zu verandern und auS der cylindrischen zur kugeligen sich zusammenzuziehen. Die einigen zugeschriebene Fahigkeit des WiederauflebenS nach jahre- lang dauernder Vertrocknung gehort zu den vielge- glaubten Unmsglichkeiten. Man kennt bereitS weit fiber 150 Arten, die nach der Zahl der Raderorgane, der Ge- stalt des SchwanzeS und der Art der Bekleidung in Fa- milien und Gattungen getheilt werden. Zu den mit einfachen Wimperorganen versehenen gehbrt die Gattung Nackenauge, von welcher eine bei uns gewhhnliche Art (Notommata centrura) unter Fig. 3368. abgebildet ist. Die Brachionen finden ihren Platz unter den mit zwei Raderorganen und Hautigem Panzer auSgerfisteten. Der urnenformige BrachionuS (B. urceolaris) Fig. 3369. kommt haufig in unseren stehenden Ge- Wassern vor.