Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
Mit 1558 Ubbildungen
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Naderthiere.
Gticdcrwurmcr.
135
Raderthiere.
Dah man die Raderthiere als Anhang zu den unvoll-
kommeneren Gliederwurmern stellt, findet seine Recht-
fertigung in der Aehnlichkeit der Organisation beider.
Von manchen Zoologen werden jene alS Thiere einer
besonderen Classe betrachtet, und ehedem rechnete man
fie zu den JnfusionSthieren, indem man fich durch ihre
mikroskopische Kleinheit und ihr Leben in Fluffigkeiten
tauschen lieh. Gleich diesen Haben fie einen durchschei-
nenden, weichen, bald wurmformig verlangerten , bald
kurzen und abgerundeten Korper und bisweilen einen
entweder glatten, oder auch gegliederten Schwanz.
Manche find frei, andere in einen Panzer eingeschlossen.
Sie dewegen fich vurch sogenannte Raderorgane, ein-
fache oder doppelte, ganzrandige oder eingeschnittene,
am Kopfende angebrachte Hautlappen (Fig. 3368. a
3369. a), die mit Wimpern besetzt find und bei einigen
mit langeren Spitzen (b) abwechseln. Jene Wimpern
werden so schnell aufgerichtet und niedergelegt oder, wie
andere Beobachter wollen, um ihre eigene Are geschwun-
gen, dafi fie dem Lappen das Ansehen von schwirrend
fich umdrehenden Rader geben. Fur solche Hielten auch
altere und minder genaue Beobachter diese Organe, ob-
gleich es leicht genug gewesen sein wurde, daS Vorkom-
men eines wirklich rotirenden RadeS al^Bewegungs-
werkzeugs eineS Thieres von vorn Herein alS unmoglich
zu erachten. Mittels der deur Willen vbllig unterwor-
fenen Wimverlappen vernrogen freie Raderthiere schwim-
mend ihren Ort zu verandern; alle bringen durch fie eine
kreisende Stromung im Wasser Hervor, welche sehr kleine
Korper ergreisen und zu der nahen Mundofsnung Hin-
suhren muh, folglich Ergreifung anderer mikroskopi-
scher Organismen und sonach Ernahrung msglich macht.
AehnlichcS kommt auch bei vielen Pfianzenthieren vor,
welchen indessen eigentliche, den beschriebenen gleichende
Raderorgane abgehen. So lange man die Wimperbe-
wegung noch nicht erkannt, sprach man von einer Zau-
berkrast, welche die unter dem Mikroskope deutliche Was-
serstromung hervorbringen sollte. Die inneren Orga-
ne befitzen, trotz der Kleinheit des Thieres, eine wun-
derbare Vollkommenheit. Auf den langen, ausdehn-
baren Mund solgt ein Kaumagen (Fig. 3368. u. 3369. f)
oder Schlundkopf, der zwei doppelgezahnte, gestreifte,
durch vier Muskeln bewegte Kiefern einschliehl. Von
diesem geht der schlauchfsrmige Darmcanal ziemlich ge-
rad bis zu dem After (o), indem er nur an zwei Orten
elwaS anschwillt, vorn zu einem Magen (g), hinten zu
einer Art von Blase (Fig. 3368. m), welche der Cloake
der Vogel und Reptilien in der Bedeutung gleichzukom-
men scheint. Im groheren Theile seines VerlaufeS ist
er mit einem drufigen Korper dicht umgeben, der ihm ei-
nen scheinbar grohen Umfang verleiht und nach oben in
einen oder mehrere Korper (hh) anschwillt, die man bis-
weilen fur Blinddarme oder Nebenmagen ansah, die aber,
dicht geschlofsen, nicht mit innerer Hohle versehen, Hin-
fichtlich ihrer Bestimmung noch zu denten bleiben. Zwi-
schen dem Korpersacke, in dessen Gewebe, bei starker
Vergroherung, Muskelbundel sich zeigen, und den Ein-
geweiden liegt ein freier Raum, der, aller Wahrscheinlich-
keit nach, vom Thiere Willkuhrlich mit Wasser mittels
einer im Nacken liegenden Rohre (dd) erfullt werden
kann. Vermuthlich wird auf diesem Wege die Kiemen-
athmung vermittelt, wenn anderS die innere und auhere
Umgel'ung mit Wasser fur senen Zweck, auch ohne be-
sonderes Organ, nicht auSreichen sollte. lleber die Ath-
mungsorgane Herrschen noch. Zweifel; Ehrenberg, dem
man die genauesten Forschungen uber diese Thiere ver-
dankt, halt ffir Kiemen gewisse kleine, vielleicht blfiS-
chensormige Korper (ii) , die entlang einem Doppelfaden
(kk), den vermutheten mannlichen FortpstanzungSwerk-
zeugen, auf dfinnen Stielen festfitzen. Der geknfiulte,
drfisige Eierstock (11) nimmt einen ansehnlichen Raum
weg und enthalt oft zu gleicher Zeit vier bis ffinf ent-
wickelte Eier. Periodisch werden fie oder auch auSge-
krochene Junge geboren. Als Gefahe gelten mehrere
parallele O-uercanfile des KorperS; das Nervensystem
scheint aus einem Schlundknoten und einem am Bauche
gelegenen Nervenstrange zu bestehen. Augen erkennt
man alS farbige Punkte in einfacher Zahl (ee) oder als
doppelte. — Raderthiere fitzen entweder ruhig an Was-
serpflanzen fest und haben dann einen gegliederten
Schwanz (nn), der wohl auch am Ende gabelig gespal-
ten (pp) oder auch stumpf ist, indessen zum Anhalten
dient, oder sie schwimmen frei Heruni. Viele vernrogen
ihre Gestalt sehr zu verandern und auS der cylindrischen
zur kugeligen sich zusammenzuziehen. Die einigen
zugeschriebene Fahigkeit des WiederauflebenS nach jahre-
lang dauernder Vertrocknung gehort zu den vielge-
glaubten Unmsglichkeiten. Man kennt bereitS weit fiber
150 Arten, die nach der Zahl der Raderorgane, der Ge-
stalt des SchwanzeS und der Art der Bekleidung in Fa-
milien und Gattungen getheilt werden. Zu den mit
einfachen Wimperorganen versehenen gehbrt die Gattung
Nackenauge, von welcher eine bei uns gewhhnliche Art
(Notommata centrura) unter Fig. 3368. abgebildet ist.
Die Brachionen finden ihren Platz unter den mit zwei
Raderorganen und Hautigem Panzer auSgerfisteten. Der
urnenformige BrachionuS (B. urceolaris)
Fig. 3369. kommt haufig in unseren stehenden Ge-
Wassern vor.