ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
Zwcite Vrbnung. Ftiigelsufier. WeichtHiere. 131 stes Kennzeichen besteht in den BewegnngSorganen, bie Hier bie Gestalt von zwei am Kopse ober Vorberenbe beS Korpers angebrachten flugelformigen Hantlappen annehmen unb ein ziemlich schnelleS unb geschicktes Schwimmen msglich machen. Jhr Korper ist immer weich unb sehr zerstorbar, entweber nackt ober in eine sehr bunne, burchstchtige, nachgebenbe Schale einge- schloffen. Einige befitzen einen bentlichen Kops unb so- gar Augen; anberen mangelt berselbe , ober er ist boch verfloffen mit bem KLrper. Solchen unvollkommenen Gattungen fehlen bie Augen unb Ffihler, unb ber Munb liegt zwischen ben zwei Hautfloffen. Auch in ber inneren Organisation, bie inbessen zu ben vollkommeneren gehort unb sich sener ber Weichthiere ber folgenben Orbnung nahert, zeigt stch Abstufung. Ueber bie AthmungS- organe Herrschen einigeZweifel, inbem bie Kiemen nicht bei allen Gattungen nachgewiesen finb. Ungeachtet ber fast ganz gallertartigen Beschaffenheit beS Korpers be- sitzen mehrere Pteropoben ein nicht verachtliches, eigen- thumlich eingerichtetes Gebih. Sie vermLgen wegen eigener Kleinheit nur von anberen noch schwacheren Meeresthieren sich zu nahren. Zwar hat bie fleihige Forschung, bie in unseren Zeiten auch fiber bie schwie- rigsten Gegenstanbe stch verbreitet, selbst bas Nerven- system ber Pteropoben in seinen Abstufungen nachge- wiesen, inbessen bie SinneSorgane, mit Ausnahme beS bisweilen vorhanbenen Auges, nicht nachzuweisen ver- mocht. Die Fortpflanzung geschieht auf bem Wege ber Zwitterbilbung. — Die Orbnung ber Pteropoben ge- hsrt zu ben kleineren ber Klasse; ihre genauere Kenntnih gehort ber Gegenwart an, benn von ben Alten wurben sie nicht beachtet, bie wenigen bekannten Arten von Linnv in ber Gattung Clio vereinigt. Fur ben Men- schen haben sie keinen anberen als ben wissenschaftlichen Werth, aber im HauShalte ber Natur ist ihnen ein wichtiger Platz uberwiesen, benn wenn auch inbivibuell klein, erscheinen fie gelegentlich in so ungeheueren Men- gen, bu§ selbst bie Riesen ber jetzigen Thierschopfnng, bie Wale, an ihnen sich ersattigen. Erste Familie. Clioiden. Keine Schale. Korper verlangert. Kops beutlich. 11. Clio. (Clio.) Gattungscharakter: Ksrper langlich. Kops vorragenb, mit zuruckziehbaren Fuhlern unb zwei Augen. Zwei eiformige an ben Seiten bes Halses stehenbe Haut- flossen. Geschlechts- unb Aftermunbung unter ber rech- ten Flosse. Unter allen Pteropoben ist bienorbische Clio (C. borealis) Fig. 3459. bie bekannteste. Sie mifit we- nig mehr als 1 Zoll in ber Lange unb ist in einen Mantel gehfillt, an welchem man beutlich eine obere sehr bunne unb burchscheinenbe schleimige Haut unb eine untere Schicht von Langsfibern erkennt. Diese einer starten Verkfirzung fahige Hulle stellt einen Sack bar, Welcher nur zu einem geringeren Theile mit Eingeweiben erffillt ist. (Fig. 3459. A von Hinten, B von vorn, a Leib.) Der Kopf ist mit einer Art von Kappe fiber- beckt, bie willkuhrlich zuruckgezogen werben kann. Ueber bem Munbe stehen jeberseits brei kegelformige Erhabenheiten o v, in welche bie Ffihler stch zuruck- ziehen tonnen , welche Greifwerkzeuge von anfierorbent- licher Schonheit barstellen. Unter bem Mikroskop ent- beckt man, bah jeber bieser Faben mit regelmahig gestellten, rbthlichen Cylinbern besetzt ist, beren Zahl ohngefahr 3000 betragt. Da nun jeber bieser letzteren Wieberum gegen 20 gestielte Saugscheiben tragt, so er- giebt sich, bah am Kopfenbe einer Clio (3000x20x6) 360,000 Vorrichtungen zum Ergreifen unb Festhalten kleiner Thiere angebracht finb, eine Vollstanbigkeit, bie moglicherweise im ubrigen Thierreiche ihreS Gleichen nicht Hat. Hinter ber breieckigen Oeffnung beS MunbeS, unb umgeben von einer muSkelreichen Scheibe, liegen zwei Hervorschiebbare Kiefern; sie finb mit zahlreichen kleinen, metallisch schillernben Zahnen bebeckt. Die Zunge gleicht sener vieler anberen Weichthiere, inbem steviele reihenweiS gestellte, scharfe, ruckwarts gebogene Håkchen tragt. Der Bau ber nicht maffenhaften, auf bem Rucken eine Erhohung (A b) bilbenben Eingeweibe (C i) ist einfach. Cuvier detrachtete bie Hautstossen alS AthmungSorgane unb wollte in ihnen sehr feine Ge- fahnetze gesehen haben. Spatere Beobachter konnten biese auch unter ben gunstigsten Umstånben nicht ent- beeken, unb sonach blieb bas Athmungsorgan noch auf- zufinben. Ein Herz unb ein groher von bemselben aus- gehenber Gesafistamm (C m) werben beutlich erkannt. Im Nacken steht ein Paar sehr kleiner Augen. — Die wahre Heimath bieser Weichthiere ist ber norbische Ocean, jeboch nur unter hhheren Breiten. Die beruhmten See- fahrer Parry unb I. Roh begegneten ihm zwischen bem Polarkreise in ungeheueren Mengen, welche stellenweiS einen bichten Ueberzug bes Massers bilbeten unb zahl- reiche Walfische herbeilockten. In ben sfiblichen Mee- ren giebt es anbere, theilS noch grohere Arten bieser Gattungen. II. Ptcrosoina. (Pterosoma.) Gattungscharakter: Korper spinbelformig, burchscheinenb, Mantel ringSum blattformig auSge- behnt, eine breite Flosse ausmachenb. Lesson entbeckte bas unter Fig. 3460. von oben unb unten abgebilbete sonberbare Weichthier im inbischen Ocean zwischen Neuguinea unb ben Molukken. ES schwamm in Menge Herum unb bewegte stch, ungeachtet ber gallertartigen Korperbeschaffenheit, sehr lebhaft. Villig auSgebehnt glich es einem ovalen 1% Zoll brei- ten Blatte. Der nach ber Mitte bickere Kbrper enbet vorn in einen kleinen Kops mit gewohnlich gebilbetem, russellosen Munb unb zwei kleinen, sitzenben Augen, nach Hinten in einen spitzigen Schwanz. Hinter bem Kopfe liegt eine lufthaltenbe Zelle, welche stch in eine ben fpiralgewunbenen Darm begleitenbe Luflrbhre zu ver- langern scheint. Die Wanbungen bes gallertartig farbe- losen Kbrpers waren am lebenben Thiere mit einem rothen Gefahnetze burchzogen. Zweite Familie. Hyalaeen. Schale von verschiebener Gestalt. Kein Kops. III. Hyalaea. (Hyalaea.) Gattungscharakter: Rumps runblich. Man- tel nach hinten mit zwei Anhangen. Schale bunn, nach hinten breispitzig, an ben Seiten gespalten. Die Hyalaeen im engeren Sinne sinb kleine, zumal uber bie Meere ber heihen Zonen verbreitete, inbessen auch ben gemahigten Klimaten nicht ganz fehlenbe Weich- thiere. Jhr Mantel verlangert sich in ein Paar Såben (Fig. 3461. e) ober auch breieckige Lappen (Fig. 3462.) unb. trågt vorn bie sehr breiten Hautstossen (a a), bie burch einen Mittellappen (b) verbunben sinb unb ben zwischenliegenben Munb (c unb Fig. 3462. a Abbil- bung bes Vorberranbes beS Korpers) verbergen. Die Kiemen liegen in einem seitlichen Spalte bes Mantels. Die Eingeweibe (i) scheinen burch bie sehr bunne unb zerbrechliche Schale, beren Gestalt bie Arten, von wel- chen bereits gegen zwanzig bekannt sinb, bestimmt. Die breizåhnige Hyalaea (H. tridentata) Fig. 3461. Hat eine hornsarbige, guergestreifte Schale, beren seit- liche Spitzen kfirzer sinb als bie mittlere, gelbe, an ber Wurzel veilchenblaue Flfigel unb bewohnt baS Mittel- meer. Die Schale ber um Neuhollanb heimischen brei- stacheligen Hyalaea (H. trispinosa) Fig. 3462. ist rothlich, quergeftreist, in ber Lange gewellt, ihre mittlere Spitze verlangert, sehr scharf. IV. Clevbora. (Cleodora.) Gattungscharakter: Rumps etwaS verlangert. Mantel ohne Anhange. Schale bunn, pyramibal, zu - gespitzt, mit weiter Mfinbung, an ben Seiten gekielt, nicht gespalten. Zufolge neuerer unb zuverlåssiger Untersuchungen stimmen bie Cleoboren hinsichtlich ihres Banes mit ben Hyalaeen sehr fiberein. Die pyramibale Cleobora (C. pyramidalis Fig. 3463. a bas ganze Thier, b bie Schale von ber Seite, c bieselbe von oben) bewohnt gleich ben anberen bekannten Arten bie sfiblichen Meere. V. Chreseis. (Chreseis.) GattungS charakter:Rumps verlangert. Man- tel ohne Anhange. Schale bunn, kegelformig, spitzig, , gerab ober leicht gekrfimmt, mit runber, bfinnranbiger Mfinbung. Wie bie vorhergehenben finb auch biese Pteropoben Bewohner beS offenen Oceans ber sfiblichen Breiten. Die zugespitzte Chreseis (Ch. subula. Fig. 3463. a Flossen, b Mittellappen berselben, c Munb, d Einge- weibe burch bie Schale scheinenb) hat eine sehr zerbrech- liche, reinweihe Schale, rothlichen Korper, ziemlich grohe Flossen unb lebt um Teneriffa. VI. Cuvieria. (Cuvieria.) Gattungscharakter: Rumpf verlangert. Man- tel ohne Anhange. Schale bunn, cylinbrisch, gegen bie herzsormige, scharfranbige Mfinbung abgeplattet, nach hinten etwas verbreitert. In bieser Gattung ist bie Schale burchstchtig wie bas reinste Glas. Die såulenformige Cuvieria (C. columnella) Fig. 3464. lebt im inbischen Ocean. Vil. Limncina. (Limacina.) Gattungscharakter: Rumpf nach hinten spiral gewunben. Mantel ohne Anhange. Schale bfinn, spi- ral gewunben, scheibenformig. Limacinen sinb eigentlich nichts AnbereS als Cleo- boren mit spiral gewunbener Schale. Sie sinb zwar sehr klein, bilben aber, wie bie Clio, ganze Schichten auf ber OberstachebeS EiSmeereS unb bienen, gleich jenen, grofien Fischen unb Walen zur Nahrung. Durch ihre wunberbare Haufigkeit haben fle bie Ausmerksamkeit von Seefahrern unb Naturforschern zeitiger auf fich gezogen als anbere Pteropoben, bie Clio ausgenommen. Mit Sicherheit kennt man nur bie unter Fig. 3465. ab- gebilbete, im Eismeere Heimische Art (L. helicina). VIII. Cymbulia. (Cymbulia.) Gattungscharakter: Korper oblong. Mantel ohne Anhange. Schale gallertartig knorpelig, schuh- formig, vorn abgestutzt, an ber Seite gespalten. Bei bieser Gattung ist bie Schale so burchscheinenb unb weich, bah fie bas Auge nicht leicht vom Korper selbst unterscheibet. In ben grohen, burch einen Mittel- lappen (Fig. 3466. b) vereinten Flossen (a) will man ein sehr feineS Gefatznetz unb baher auch bie Bestimmung zu Athmungsorganen entbeckt haben. Die Eingeweibe (c) scheinen burch bie Schale, welche an Hårte einem Knorpel wenig nachgiebt, einem Stfick Eis ober Krystall- glas an Glanz unb Farbelofigkeit gleicht unb mit Zah- nen unb Spitzen besetzt ist. Peron'S Cymbulia (C. Peronii Fig. 3466. von ber Seite, Fig. 3467. a von oben, b bie Schale von ber Seite, c Schale von oben) gehort zu ben intereffantesten Weichthieren bes MittelmeereS unb scheint zumal um Nizza haufig zu sein.