Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
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Drille Vrdnnng. Dauchsiiher.
Weichthiere.
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XXXIX. Schirmschnecke. (Umbrella.)
Gattungscharakter: Ksrper kreisrunb. Man-
tel schmaler als die sehr dicke Bauchscheibe; Rucken in
der Mitte bedeckt mit Suherer, flacher, schilbformiger
Schale. Zwei gespaltene Fuhler; After hinter den
Kiemen.
Die Schirrnschnecken, von welchen im indischen Ocean,
aber auch im Mittelmeere Arten leben, uberireffen durch
die fleischige Beschaffenheit ihres FupeS alle andere Ein-
seitskiemer. Ein deutlicher Kops fehlt ihnen, vielmehr
liegt der Mund in einer Grube des Vorderrandes der
Bauchscheibe (Fig. 3542. c) zwischen den gespaltenen
Fuhlern. Obenher deckt eine sehr flache, Harte, etwas
kegelformige, concentrisch gestreiste Schaale (a) die rechts
gelegenen gcfiederten Kiemen (b). Die Schaale der
indischen Schirmschnecke (U. indica Fig. 3543. a
voninnen, b von oben) besah man schon lange in Sarnrn-
lungen unter dem, wie bei Conchylien gewshnlich ge-
schmacklosen Namen des chinefischen SonnenschirmeS,
kannte aber das Thier kaum, welchem sie angehort. In
Verhaltnihmahig neuen Zeilen hat man die Mittel-
meer-Schirmschnecke (U. mediterranea) gig. 3541.
entdeckt, deren Schaale schon Linne kannte, und die, wie
die anderen Seitenkiemer, an Felsen unter dem Meere
Herumkriecht.
Zweite Familie.
Flutz - Napfschnccken.
Korper von oben mit napssormiger, an der Spitze
schiefen Schaale vsllig uberdeckt.
XL. Flust-Napfschneckc. (Ancylus.)
Gattungscharakter: Augen am Grunde der
zwei pfriemensormigen Fuhler; Mund unter einer ztoei-
lappigen Oberlippe versteckt; Kiemen links unter einer
Mantelfalte.
Verfuhrt durch die Aehnlichkeit der auheren Schale,
Hat man ehedem die wenigen bekannten Arten dieser Gat-
tung unter die eigentlichen ^tapfschnecken (Patella) ver-
setzt, die durch die Lage ihrer Kiemen und Aufenthalt
ini Meere gar sehr abweichen. Die Ancylus haben eine
dunne, Hornige Schale mit nach hinten ubergebogenem,
kleinen Wirbel, breiten Kops, GeschlechtS- und After-
offnung links, Hangen an Steinen und Pflanzenstangeln
reiner Bache und Fluffe fest und erreichen nie eine erheb-
liche Grohe. Die einheimischen zwei Arten sind sehr
klein, bisweilen fast zahllos angeheftet an den gcnannten
Gegenstanben; die Vergroherl abgebildete gespren-
kelteFluh-Napfschnecke (A. irroratus) Sig. 3544.
lebt in den Bachen der westindischen Jnsel St. Vincent,
Hat eine mit grunlicher Oberhaut gedeckte, schwarz con-
centrisch und langs gestreifte Schale und mihl 3 Linien.
Die gestrahlte Fluh-Napfschnecke (A.radiatus)
theilt mit der vorigen daS Vaterland, hat eine zwar eben-
so gestreiste, aber glasartig durchscheinende Schale. Sie
ist dargestellt unter Fig. 3545. a kriechend, b umgekehrt,
c in die Schale zuruckgezogen und bei d ebenso ver-
grohert, e von unten mit den Kiemen f; endlich erscheint
bei g das aus der Schale gezogene Thier.
XLI. Siphonaria. (Siphonaria.)
Gattungscharakter der Ancylus, jedoch: Keine
Fuhler. Schale oberhalb der rechtsliegenden Kiemen
mit halbrohrenformigem Eindrucke.
Auch diest Gattung ward ehedem als Theil der Napf-
schnecken betrachtet. Dah die Schalenbildung grohe
Aehnlichkeit in beiden Gattungen habe, bah sogar die
bezeichnende Rinne bei gewifsen Siphonarien bisweilen
schwinde, lagt fich nicht in Abrede stellen. Dah die
Augen ganz fehlen, wird zwar gemeinlich in den Gat-
tungscharakter aufgenommen, indesstn sind diest vorhan-
den, jedoch ungestielt und werden durch Einwirkung des
Weingeistes bei langer aufbewahrten Eremplaren un-
kenntlich. Es find bereitS sehr viele Arten dieser Gat-
tung beschrieben, die man mit Recht als eine tropische
ansehen darf, indem die Mehrzahl nur in den toarmsten
Meeren lebt. AuS der Abbildung der an den chilenischen
Kusten gemeinen Siphonaria (S. elegans) Fig.
3546. ergiebt fich der auhere Bau und zwar bei der Sei-
tenanstcht (A) und der Anstcht von unten (B) die Lage
der Kiemen (a), der Kopf (b), der Mantel (c). Die pe-
ruanische Siphonaria (S. Sipho) Fig. 3547. Hat
eine gestrahlt und ungleich gerippte, braun und gelbe
Schale.
Vierte Unterordnung.
Seitenkiemer.
Karper in einen an den Rindern vortretenden Man-
tel gehullt, keine Schale einschliehenb. Bauchsohle
breit. Kiemen blattartig, jederseits unter den Mantel-
randern. Fortpflanzung durch Zwitterbildung.
XLTI. Phyllidia. (Phyllidia.)
Gattungscharakter: Vier Fuhler, wovon zwei
vorn oberhalb, zwei neben dem Munde. Kiemen unter
dem Mantelrande ringS um den Korper. After auf dem
Hinterende des Mantels.
Die warzige Phyllidia (Ph. pustulosa) Fig.
3548. ist schwarz und gelb gezeichnet und lebt im indi-
schen Ocean.
XLIII. Diphyllidia. (Diphyllidia.)
Gattungscharakter: Jederseits ein Fuhler.
Kiemen unter dem Hinteren Theile des MandelrandeS.
After rechts.
BrugnranS' Diphyllidia (D. Brugmansii)
Fig. 3549. stammt wahrscheinlich aus dem Mittelmeere.
Funste Unterordnung.
Deckel-Lungenschnecken.
Athmung durch Lungen oder bisweilen zugleich auch
durch Kiemen; Kiemenhohle im Nacken. Mund am
Ende einer vorstehendcn Schnautze ohne vorstreckbaren
Rufsel. Zunge mit Harten, steben Langsteihen bilben-
den Platten bewasfnet. Augen auhen am Grunde der
zwei Fuhler gelegen. Geschlecht getrennt. GehauS
spiral gewunden, mittels eines DeckclS verschliehbar.
Erste Familie.
Cyclostomen.
Athmung nur durch Lungen. Mundung deS Ge-
hLuseS kreisrund. Deckel kalkig oder Hornig aus spiral
gewundenen Schichten.
XLIV. Thurschnecke. (Cyclostoma.)
Gattungscharakter: Fuhler drehrund, nach
oben verdickt. Bauchsohle durch eine LangSfurche ge-
theilt. Gehaus verschieden, scheibenformig, gewolbt,
kegelformig oder walzenformig; Mundung rund ohne
Einschnitt; Mundsaum vollstandig, oft umgeschlagen.
Ueber die Stellung der gesammten Deckel - Lungen-
schnecken im Systeme herrschten lange sehr entgegenge-
setzte Anfichten. Einigc Zoologen wiestn ihnen ihren
Platz neben den Gartenschnecken an, indem fie nur das
GehauS als maahgebenb betrachteten; andere, welche
auf die den AthmungSorganen entnommene Kennzeichen
mehr Gewicht legten, liegen fie auf die Wegschnecken
folgen; Cuvier endlich erklarte fie fur eine kleine
Gruppe der Kammkiemer und hielt fie fur Verwandte
der Kreiselschnecken, Mondschnecken und Scalarien. Je-
denfallS stehen fie diesen naher als den eigentlichen Schne-
cken (Helix), aber ihre AthmungSwerkzeuge und ihr Auf-
enthalt auf dem Lande unterscheiden fie von den Kamm-
kiemern und rechtfertigen eS, wenn man fie von diesen
trennt und alS besondere Unterordnung hinstellt. —
Bei den eigentlichen Cyclostomen oder Thurschnecken Hat
der Mantel, ebenso wie bei Kammkiemern, hinter dem
Kopfe einen weiten, zur AthmungShohle fuhrenden Spalt;
in letzterer liegen aber keine Kiemen, sondern es find die
Wandungen mit einem feinen Gefahnetz uberkleidet. ES
find bereits viele Arten bekannt, die aber meist den war-
meren Landern angehoren. In manchen Gegenden
DeutschlandS ist die zierliche Thurschnecke (C.
elegans Fig. 3550. a vergr., b kriechend in nat. Gr., c
gefurchter Fuh von unten) unter Moos in Laubholz-
wLldern Haufig; ihr GehauS ist eikegelformig, rothlich
grau, etwas gefleckt, fein langs- und guergestreist und
mit funf abgerundeten limgangen versehen.
Zweite Familie.
Ampullarien.
Athmung zugleich durch Lungen und kammformige
Kiemen. Gehaus verschieden; Mundung verschieden,
ohne AuSschnitt. Deckel kalkig oder Hornig, aus concen-
trischen Schichten.
XLV. Kugelschneckc. (Ampullaria.)
Gattungscharakter: Gehaus kugelig, bauchig,
genabelt; Gewind sehr kurz, letzter Umgang grosier alS
alle andere zusammen genommen.
Die Kugelschnecken bewohnen Landseen und Fluffe
toårmerer Erdgegenden und wachsen zum Theil bis zu
sehr ansehnlichem Umfange. Vorzuglich viele Arten find
in Sudamerika heimisch und dienen bort den Eingebore--
nen zur Nahrung. Olivier entdeckte eine Art mit ach-
ten Seeschnecken vergesellschaftet im See Mareotis. Sie
kriechen langsam umher auf dem breiten, vorn gerad ab-
gestutzten Fuhe (Fig. 3552.), an welchem der die Mun-
dung vollkommen schliesiende Hornige Deckel (Fig. 3551.
a 3552. a) befestigt ist, haben vier Fuhler und zwar zwei
Ruffere, sehr lange, spitzige, pfriemenformige und zwei
kurzere, von der Stirn entspringende. An der Wurzel
der auheren Fuhler stehen die kurzgestielten Augen, auf
der rechten Seite ragt die tohrenfotmig verlangerte Ge-
schlechtsossnung (b), auf der linken eine lange durch den
Mantel gedildete Athmungsrohre oder Sipho (c), die
indeffen nicht, wie Solches bei anderen, ahnlich ausge-
rusteten Schnecken gewhhnlich ist, einen Eindruck, Rinne
oder Ausschnitt der Schalenmundung nach sich zieht.
Die Athmungsorgane sind wirklich doppelter Art, aber
bis vor wenigen Jahren nicht richtig verstanden worden.
Ihre Hohlen liegen ziemlich genau uber einander im
Nacken des ThiereS, oben die mittels einer Klappe ver-
schliesibare, mit einer gefasireichen Haut auSgekleidete
Lungenhohle, unter dieser ein Sack, der durch den Sipho
Wasstr empfangt und die kammformigen Kiemen ent-
Halt. Es scheint, dasi geubte Anatomen die obere zur
Lustathmung bestimmie Kammer, die ubrigens von der
Kiemenhhhle durch eine O-uerwand Villig abgeschloffen
wird, fur einen Wasserbehalter ansahen, dessen Bestim-
ntung es ware, ben Kiemen bie Mittel ber Athmung auch
bei Idngerem Verweilen beS Thieres autzer bem Masser
zu gewahren. In Englanb haben wirklich einige Schrift-
steller nach bortigem Brauche alsbalb fromme Nutzan-
wenbungen aus biefer angeblichen Einrichtung gezogen,
bie fie mit einer an bem Magen bes Kameels wasserlostr
Musten verglichen. Die im auffallenben Grabe vor-
Hanbene Fahigkeit ber Ampullarien, auf bem Trockenen
auSzuharren, erklart sich leicht aus bem Besitze boppelter
Athmungsorgane. Man weisi mit Gewihheit, bah bie
subamerikanischen Arten biefer Gattung burch Eintrock-
nen ber Lanbseen nicht leiben, bah fie zu Lanbthieren
toerben unb nur, toenn bie Hitze unb Regenmangel ben
Hochsten Grab erreichen, einen Sumpf zu getoinnen su-
chen, um, von verhartenbem Schlamme umgeben, in Er-
starrung zu verfallen. Ebenbaher verliert auch bas
mehrsach beobachtete Mieberaufleben von Ampullarien,
bie aus fernen Landern nach Europa gesenbet toorben,
bas Munberbare. Vieles Aufsehen erregte eS Heiner
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