Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
Mit 1558 Ubbildungen
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Drille Ordning. Pauchsiiher.
Wc ichthiere.
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XCIX. Purpurschnecke. (Purpura.)
Gattungscharakter: Gehåus eifårinig, bitt,
glalt oder knotig; Gewinb furz; Munbung weit, unten
ausgeranbet; Auhenlippe scharf, oft werbidt unb in=
toenbig gefurcht, mit bem geraben, flachen Spinbelranbe
unten einen kurzen Halbcanal bilbenb.
In ben Zeiten beS clasfischen AlterthumeS genessen
die Purpurschnecken eine grohe Beruhmtheit, bie fle spå-
terhin verloren. Jhre Thiere befltzen in ber Nåhe beS
Magens einen kleinen, mit Flussigkeit erfullten Sack,
rvelchen man bem Tintensacke ber Kopffufier vergleichen
kann. Jener ursprunglich weihe Safl nimmt, aufge-
lragen nuf Wollenstoffe, eine grune Fårbung an, welche
burch Einwirkung beS Lichtes unb ber Luft in Dunkel-
roth ubergeht, aber an Reinheit unb Ferier ber ameri-
kanischen Cochenille bei Weitem nicht gleichkommt. Sie
war bei ben Alten um so gesuchter, je weniger man
Mittel unb Kenntniffe besah, auf wohlfeilere Art fchbn-
roth zu fårben. Erwagt man bie Schwierigkeit beS
AuffinbenS einer groven Zahl folcher Schnecken unb bie
geringe MengebeS von ber einzelnen gelieferten fårbenven
Saftes, so barf rer gewaltige Preis von fast 200 Thalern,
ben man zu August'S Zeiten in Rom fur ein Pfunb mit
tyrischem Purpur gefarbter Wolle bezahlte, nicht in
Vertounberung fetzen. Die Anwohner ber syrischen unb
ågyptischen Kuste betrieben jene Fårberei mit anerkann-
ler Meisterschaft. Gage, Cole, Plumier, Reaumur
unb Duhamel stellten nach einanber Verfuche mit Pur-
purschnecken an, fårbten auch Stosse mit ihrem Safte,
fanben aber baS Verfahren langweilig unb theuer unb
ganz ungenugenb, gegenuber ben Erfolgen, welche bie
neuere Fårberkunst erzielt. Ueber bie von ben Alten
angewenbete Art von Purpurschnecke stellten mehrere
Zoologen Untersuchungen an ; tttan glaubt, bah bie toelt-
munbige Purpurschnecke (P. palula) nus bem Mittel-
meere, bie ber unter Fig. 3697. abgebilbeten (P. persica)
im inbischen Ocean gemeinen Art sehr ahnlich ist, vor-
zuglich zum Farben gebient Habe. — Die Gattung be-
steht auS sehr vielen, weit verbreiteten, tueist ben Warttte-
ren Zonen angehorenben Arten, bie besonbers in ben
amerikanischen Meeren håufig sinb unb an sanbigett unb
selflgen Kusten von ber Oberflache bis auf 25Klastern Tiefe
sich aufhalten. Man theilt sie minbestens in zwei Grup-
pen je nach ber Weite ber Schaalenmunbung; zu ben
weitmunbigen gehort bie perfifchePurpurschnecke
(Fig. 3697.) mil quergestreistem, ratihen, schwårzlichen,
auf ben Furchen weihgefleckten Gehåuse, kurzent Ge-
winbe, inwenbig weiher, gelbgestreifter Auhenlippe.
Von ber engmunbigen Abtheilung, bie burch einen kur-
zen, am unteren Rande ber Auhenlippe stehenben Zahn
sich auszeichnet (Nntergattung MonoceroS), liesert bie
blåtterige Purpurschnecke (P. imbricata) Fig.
3698. ein Beifpiel. Sie lebt an ben Westkusten Stib-
anterika'S unb wirb erkannt an ben auf ben Untgången
liegenben Reiheit von ziegelartig sich beckenben Kalkblått-
chen. Das Thier ber Purpurschnecken (Fig. 3696. von
P. haemasloma) hat einen elliptischen, dem Gehåuse an
Lange nicht gleichkommenben Fuh, zwei kegelformige,
unten abgeplattete, oben spitzige Fuhler, auf beren Mitte
die Augen stehen, unb Hornigen Deckel. Fossile Arten
tennt man wenige.
c. Ricinula. (Ricinula.)
Gattungscharakter: GehauS eirunb ober fast
fugelig, bick , mit starken Hockern befetzt; Gewinb sehr
kurz; Munbung lang, eng, unten mit zuruckgebogenem,
in einen fchiefen AuSfchnitt enbenben Halbcnnale; Au-
henlippe oft atihen fingerfotmig eingefchnitten, inwenbig
gezahnt; Spinbellippe bick, schwielig ober gezåhnt. De-
ckel Hornig, eirunb, coneentrisch gestreift.
DaS Thier biefer Gattung gleicht sehr ben Krull-
schnecken; ber breite Fuh tragt nach vorit ein paar feit-
liche Lappen unb bilcet nach unten eine lange Athem-
rohre; auf bem Halbmonbformigen Kopfe erheben sich
zwei fegelf6rmtge Fuhler; auf ber Mitte ber letzteren
nach auhen stehen bie Augen. Die Gehåuse åhneln,
abgesehen von ber Spinbellippe, ben Purpurschnecken.—
Die knotige Ricinula (li. horrida) Fig. 3699. lebt
wie bie Mehrzahl ber Arten im inbischen Ocean; bas
bicke, starke, weihe Gehaus ist mit bicken, kurzen, schwar-
zen Hockern bewehrt, bie Munbung violett.
Cl. Concholepas. (Concholepas.)
Gattungscharakter: GehåuS eiformig, bauchig,
conver, auhen quergefurcht; Gewinb sehr kurz; Mun-
bung auherorbentlich weit, eirunb; Munbsaum verflie-
Henb, unten burch einen AuSschnitt getrennt.
Bei ben Concholepas, von welchen nut bie an ber
subamerikanischen Westkuste sehr gemeine peruanische
(C. peruviana) Fig. 3700. bekannt ist, erlangt ber letzte
Utngang unb folglich auch bie Munbung eine so erstaun-
liche Weite, bah ber Anfånger in ber Conchologie eine
Haliotis ober eine Mutzenschnecke vor sich zu fehen mei-
nen konnte. Diefe Gehåuse finben fich auch im Halb-
fossilen Zustanbe unb zwar in unuberfehbarer Alenge in
ben Dunenhugeln jener Kuste unb liefern ben BeweiS,
bah bieselbe einst ebenfo mit Seearmen burchzogen unb
zerrissen gewesen, wie noch jetzt jene von Westpatago-
nien unb Feuerlanb, unb bah sie folglich burch vulka-
nische Thåtigkeit nach unb nach gehoben worben. Das
Thier wirb in Chile gegessen unb gleicht, abgesehen von
bem enormen Fuhe, ganz einer Purpurschnecke.
CII. Harselischnceke. (Harpa.)
Gattungscharakter: GehåuS bauchig, eifårmig,
mit parallelen Långsrippen; Gewinb kurz; letzter Unt-
gang groh; Munbung weit, unten mit tiefem Aus-
fchnitte; rechte Lippe breit, verbickt; Spinbelfeite glatt,
in eine Spitze ausgehenb.
Ungeachtet ber grohen Aehnlichkeit ber Gehåuse un-
terfcheibet fich bas Thier (Fig. 3701.) bieser Gattung in
mehreren Hinfichten von bem ber Purpurschnecken. Dem
grohen Kopfe fehlt ber Ruffel, ber Munb offnet sich
nach unten, bie kegelsårmigen Fuhler tragen bie Augen
an ber Wurzel nach auhen auf einer besonberen Verlån-
gerung, enblich mangelt ber Deckel; bie Haut zeichnet
sich nus burch lebhaft rothe Fårbung. Alle Arten ble-
ser Gattung gehoren bem inbischen Ocean an unb kom-
men zumal um Mauritius, woher auch bie schonsten
Gehåuse gebracht toerben, in Menge vor. Sie leben ba
auf Felfen, bie toåhrenb ber Ebbe eine kurze Zeit trocken
liegen, toerben theilS mit eisernen Schleppnetzen gefaht,
theilS an Leinen gefangen, an welche Olivenschiiecken alS
Kober befestigt sinb, sollen sehr gefråhig, aber auch fo
furchtfam sein, bah sie bei Beruhrung sich blitzfchnell
unb so kråfiig in bas Gehåus zuruckziehen, bah eln
Theil beS grohen, zum glelch schnellen Folgen unfåhigen
Fuhes vom Llppenranbe abgeschnitten wirb. Man fångt
sie als Speise, mehr noch roegen ber zierllchen von
Sammlern gesuchten Gehåuse, ble einst in weit Hoherem
Werthe stanben als Heutzutnge. — Die gewohnlich e
Harfenschnecke (H. ventricosa) Fig. 3702. Hat
breite, zusammengebruckte, oben zugespitzte, unter ber
Spitze mit eiiiem Zahne besetzte, purpurrothe Rippen;
auf ben weihen ober lilafarbigen Zroifchenråumen ste-
hen bogenformige, braune, auf ber Spinbel fchroarze
Flecke.
CIII. Tonnenschnecke. (Dolium.)
Gattungscharakter: Gehåus fast fugelig, aus-
getrieben, bunn, mit vorstehenben, parallelen Querrip-
pen; Gewinb sehr kurz, stumpf; letzter Umgang groher
als alle anbere zufammengenonimen; Munbung sehr
weit; Auhenlippe nicht verbickt; Spinbel genabelt. De-
ckel Hornig.
In ben gewaltig grohen Gehåufen ber Tonnenschne-
cken wohiit eln verhåltnlhmahlg kleines, inbessen tnit
sehr grohem, vorn verbreiterten Fuhe versehenes Thier
(Fig.3703.), bessen Russel weit vorragt, unb bessen Fuh-
ler eine bunne, spitzige Gestalt haben. Die Mittela
meer-Tounenschnecke (D. galea) Fig.3704. befltzt
ein blah braungelbeS Gehåus mit converen Rippen, bie
auf bem letzten Unigange mit kleineren abwechseln unb
mittelS vertlefter Nåthe flch beruhren. Sie errelcht ble
Gråhe elneS MenfchenkopfeS unb lebt, glelch ben ubri-
gen, melst inbischen Arten, auf selsigen Untiefen.
Siebente Unterordnung.
Schildkiemer.
Gehåus sehr flach, schilbfbrmig, felten mit sehr fura
zem Gewinbe, bas Thier ganz ober nur in ber Mitte bea
beckenb. Ketil Deckel. Klemenhbhle entweber seitlich
links ober mitten am Rucken nach vorn geoffnet, mit
zwei fammformigen Kiemen, zwischen welchen ber burch
bie belben Vorkammern beS HerzenS gehenbe Mastbarm
liegt. Geschlechter wahrschelnllch flets getrennt.
Funszehnte Familie.
Ohrschnecken.
Klemenhohle seitlich, links.
CIV. Ohrschnecke. (Haliotis.)
Gattungscharafter bem ber Unterorbnung unb
Familie glelch.
Die Ohrschnecken, Seeohren ober Haliotiben bilben
bie einzige Gattung ihrer Familie; sie mit anberen Vera
wanbten Kopfweichthieren zu verwechseln verbietet bie
ganz eigenthumliche Gestalt ihres Gehåuses, Welches
nicht unpassenb mit eineui menfchlichen Ohre verglichen
worben unb so flach ist, bah eS wenig mehr alS eine sehr
toelte Munbung zeigt, toåhrenb baS Getolnb auf zwei
bis brei kurze llmgånge befchrånkt bleibt unb ber Wir-
bel fnuttt Hervortritt. Der Spinbel erfcheint etronS
platt unb umgefchlagen, ber Auhenranb fehr ausgebehnt,
scharf, bunn; parallel zu bem ersteren steht eine Relhe
von Lochern, burch welche bas Wasser zu ben Kiemen
tritt. Keine anbere Gattung ber einschaaligen Weich-
thiere bietet auf ber Jnnenseite bes GehåuseS ein so
prachtvolles Spiel auS Blau in Kupfergrun, Golb unb
Silber fchlllernber Farben; auSwenblg ist baS Gehåus
entweber einfarbig ober auch mit grunen, braunen unb
purpurrothen Zeichnungen unb Streifen geziert, boch
nie sehr auffållig gefårbt. Den Anheftungspunkt bes
ThiereS beutet eine einzelne, lit ber Mitte ber Schaale
befinbliche rauhe Stelle an. Jenes (Fig. 3705.) ist
wohl unter allen Bauchfuhern baS am Meisten verzlerte.
Rings um ben grohen, bas Gehåus uberragenben Man-
tel låuft eine boppelte, mehrsach unb symmetrisch einge-
schnittene unb gelappte Hautfalte, auf ber eine ober meh-
rere Reihen fleischiger Fåben fich erheben. Der Kopf
ist groh unb platt, bie Augen stehen auf einent seitllchen
Stiele gegen ben Grunb ber langen, stumpfen Fuhler,
ber Munb Hat ble Gestalt elnes furzen Ruffels; ber
Mantel zeigt an ber rechten Seite tiefe Einschnitte unb
trågt ebenba brei ober vier Fåben, welche burch ble er-
wåhnten Locher beS GehåufeS Hervortreten tånnen.
Ohrschnecken finben fich in allen Meeren, bie kåltesten
ausgenommen, boch, wie gewLhnlich, am Håufigsten un-
ter ben wårnteren Breiten; sie gehdren zu ben fogenann-
ten KustenmolluSken, bie niemals gråhere Tiefen aus-
fuchen, kriechen, von ihrem starken Schilbe villig ge-
schutzt, auf Felfen Herunt, ble bei ber Ebbe faunt noch
vom Wasser bebeckt bleiben, unb welben, zumal beS
NachtS, Seepstanzen ab. Zufolge neuerer Unterfuch-
ungen gebuhrt Ihnen eine anbere als ble von Ctivler
angewlesene Stelle unb nicht ber Werth einer befonbe-
ren Unterorbnung; sie rourben vielmehr alS Familie
nåchst ben Kreiselschnecken stehen muffen. In berThat
fehlt eS auch nicht an nachweisbaren Uebergången von
ihnen zu jenen. — Die knotige Ohrschnecke (H.
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