Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
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Dritte Or-»ung. Kauchstiher.
Weich1Hierc.
191
bogen. Sie kommt au6 dem Mittelmeere. — Von
dem TypuS am Weitesten entfernt stch nebst ihren Ver-
wandten die kahuformige Napsschnecke (P. cym-
bularia) Fig. 3728. mit danner, lang elliptischer, flach
gewolbter, fein gestreifter Schaale, ganz nach vorn ge-
stellter, uberhangender Spitze unv ausgebuchtetem Rande.
Achtzehnte Familie.
Kaferschnecken.
Schaale auS vielen, den Rucken deckenden Kalkstucken
zusammengesetzt.
CVIII. Kaferschnecke. (Chiton.)
GattungScharakter: Schaalenstucken querge-
stellt, der Breite des Thieres gleich, den Rucken vvll-
kommen veckend, in den Mantelrand eingefugt.
Von dieser schonen und merkwurdigen Galtung leben
nur wenige Arten in den Meeren der nordlichen Halb-
kugel, auffallend viele finden fich an der Westkuste Sud-
amerika's vom Feuerland bis Californien, andere find
zerstreuet uber die Meere der warmeren Zonen. Von
allen bekannten Weichthieren entfernen fie stch durch die
Zerfallung ihrer sonst symmetrischen Schaalen in acht
Slucken, die hinter einander liegen und mit dem Sei-
tenrande in einem sehnigen, ringsum gebenden Mantel-
streife feststtzen. Da fie mil dem Hinterrande einander
uberragen, ohne verwachsen zu fein, so gestalten sie dem
Thiere, welcheS sich dehnen kann wie eine Wegschrocke,
eine sehr freic Bewegung und lassen fogir das Zusam-
menrollen des KLrpers zu. Kleinere Chilonen fehen,
wenn fle auf folche Art fich fchutzen, fast aus wie Ku-
gelasfeln (Bd. IV. S. 36.). Viele fymmetrifche MuS-
keln befefligen sich an die Kalkplatten der Schaale, die
obenher je nach der Art gestreist, gesurcht, gezeichnet
und gesårbt sind. Auch der nbergreisenbe, Wulflige
Mantelrand andert in feiner Belleivung; bald gleicht er
einem glatten, glanzenden oder narbigen Lederstreisen,
bald ist er mit Harten Kornern oder selbst Stacheln be-
setzt und bisweilen tragt er zierliche Buschel kalkiger,
metallisch glanzenber Borsten. Die kleinsten Arten der
Chitonen mefsen etma vier Linien, bie gropten vier bis
funf Zoll. Alle kriechen aus einem eirunden, groven,
platten, fleischigen Fuhe, gelangen indeffen nur sehr
langsam vorwartS, hesten sich an Felsen und Seege-
wachse nicht minder fest an alS Napsfchnecken und schei-
nen die Tragheit diefer zu theilen. Sie von einer ebe-
nen Flache abzureisten halt sehr fchwer, denii fie Hesten
stch mit verdoppelter Krast an, sobald fie eine Beruh-
rung empfinden. Wahrscheinlich ziehen sie dann die
Mitte des Fuhes empor und erzengen so einen luftleeren,
ringsum durch die angedruckten Fuhranber abgesperrten
Raum. Das Wachsthum der Schaalenstucke geht in
gewLhnlicher Weise vom Mantel aus. Der Kops tritt
nicht Hervor und erscheint uberhaupt nicht gesondert;
eine Hautspalte oder Segel, welcher den Mund umgiebt,
vertritt die fehlenden Fuhler. Augen mangeln gleich-
falls, indeffen ist solche Unvollkommenheit auch bei an-
deren Kopsweichthieren nicht ohne Beispiel. Der Mund
kann nicht verlLngert vortreten; er birgt eine weit in
den Schlund hinabreichende und in der Ruhe spiral ge-
tounbene, sehr lange, mit Hornigen Platten unb Zahn-
reihen bewehrte Zunge. Am Hinteren Enbe bes KLr-
pers Lffnet fich baS After, in bessen NLhe auch bas an ben
Mastbarm angelehute, symmetrische, aus brei Abthei-
lungen bestehenbe Herz liegt. Wie bei ben Napsschne-
cken stehen bie Kiemenblattchen rings um ben KLrper un-
ter bem Ranbe beS Mantels. Rechts nach vorn offnen
sich bie Ausgange ber Fortpflanzungsorgane beiber Ge-
schlechter, bie nie in bemselben Jnbivibuum vereint vor-
kommen. AuS bieser kurzen Darlegung bes Baues geht
Hervor, bast bie Kaserschnecken nicht nur wahre Weich-
thiere sinb, sonbern auch nur burch bie mehrtheilige
Schaale von anberen Bauchsuhern abweichen. Ehebetn
uberschsttzte man bie Bebeutung bes letzteren Kennzei-
chens, burch welcheS selbst 8inné veranlatzt wurbe, eine
nicht naturliche Orvnung von Weichthieren aufzustellen,
bie er vielschaalige hiefi, unb bie, aufier ben Chitonen,
auch bie Rankenfuster begriff, beren weit vollkommenere
Organisation oden (Bb.lV. S.41.) nachgewiesen warb.
Die zahlreichen Arten bieser Gattung hat man ohne
Schwierigkeit in Gruppen gebracht, von welchen bie fol-
genben Abbilvungen al5 Mlister bienen. Bei ber chi-
lenischen Kaferschnecke (Ch. chilensis) gig.3731.
ist ber Mantelranb leberartig unb glatt, bie Schaale
ablang, glatt, bunkelbraun, inwenbig Weih, bie Platten
zeigen LLngssurchen, bie burch unregelmåpige, concen-
trische Furchen gekreuzt roerben, bie erste unb letzte sinb
halbmonbsormig, bie mittleren sechs stumpf gekiell.
Gleiche Mantelbilbung finbet fich bei Blainville's
Kåferfchnecke (Ch. Blainvillei) Fig. 3732., boch ist
ber Mantelranb vorn viel breiter alS Hinten, mit sehr
kleinen Hornigen Faben befetzt, bie Schaale rofenroth,
weih, braun unb grunlich gezeichnet, runblich, innen
weih; aus ben mittleren Platten stehen eoneentrische Fur-
chen, bie Hinterste ist sehr klein. — Die buscheltra-
genbe Kaferschnecke (Ch. fascicularis) Fig. 3733.
besttzt einen glatten, nur stellenroeis mit Haarbuscheln
besetzten Mantelranb, fast glatte, braune, % Zoll lange
Schaale unb beroohnt baS Mittelmeer foroie bie subeng-
lifchen Knsten. Lange, grobe unb bichte Haare bebecken
ben Mantelranb bei ber peruanischen Kåser-
fchnecke (Ch. peruvianus) Fig. 3734., beren glanzlofe,
fchmutzig gelbgrune Schaale aus bunnen, roenig erha-
benen, fein gestreiften Platten besteht. — Zu ben gro-
hen Arten gehort bie stachelige Kåferfchnecke (Ch.
spinosus) Fig. 3735. aus ber Subfee, inbem die rothlich
braune Schaale gegen 3 Zoll lang roirb; der Mantel-
rand trSgt fchroarze, kalkige Stacheln, die Platten sind
gegen den Rand mit Kornern befetzt. — Noch groher
und bis 5 Zoll lang roirb bie bornigeKåferfchnecke
(Ch. spiniferus) Fig. 3736. von ber chilenifchen Kuste,
mit rostbrauner, glanzenber Schaale, stumpfen, kalkigen
Dornen bes MantelranbeS unb Schaalenplatten, bie an
ben Hinterecken nicht uber einanber reichen, ubrigens
fcharf gekielt unb, zumal bie erste, mit Kornern bestreuet
sinb. — Schuppig ist ber Mantelrand bei ber Co-
guimbo - Kaferschnecke (Ch. coquimbensis) Fig.
3737., bie bisher nur an ben Kustenselfen um Coguimbo
in Chile gefunben roarb ; sie hat eine schmale, glanzlose,
grunliche, innen fchwårzliche Schaale, gekielte Platten,
aufber vorbersten zahlreiche wellensormige, eoneentrische,
erhohte Streisen, aus ben solgenben einen vom mittleren
Kielpunkte nach ber unteren Ecke gerichteten Seitenkiel.
— Bei ber prachtigen Kaferschnecke (Ch. ma-
gnificus) Fig. 3738. von ber Kuste von Chile becken bichte
Korner ben Mantelranb; bie Schaale ist glanzlos, oli-
vengrun, hell gefleckt, inroenbig blaugrun, ben Platten
fehlt ein Kiel, bie erste unb letzte ist eoneentrisch gesurcht
unb strahlensormig gestreist, bie ubrigen laffen zwei Fel-
ber gewahren, beren vorbereS regelmahig unb fein ge-
gittert, bas Hintere eoneentrisch gesurcht ist. Die Lange
betragt biS 5 Zoll.
CIX. ChitonelltlS. (Chitonellus.)
GattungScharakter: Schaalenstucke langSge-
stellt, viel schmaler als ber Rucken beS ThiereS, ben
Mantelranb nicht erreichenb.
Chitonellen finb nur Kåferfchnecken mit sehr schmalen
unb unvollkommenen Schaalenstucken ; fie gleichen eher
Seeraupen (Bb. IV. S. 130.) alS Weichthieren unb
scheinen nur im stillen Meere zu leben. Das Verhålt-
nih ber Platten zu einanber ergiebt fich auS Fig. 3739.,
baS Anfehen anS ber Abbilbung beS glatten (Fig.
3740. a) unb beS raupenformigen Chitonellus
(b. — Ch. laevis unb Ch. larvaeformis).
Neunzehnte Familie.
Dentalien.
Schaale verlangert, kegelfLrmig, an beiben Setten
offen, beckellos. Kiemen fadenfLrmig, jeberfeits am
Halse in Buschel vereinigt.
CX. Dentalium. (Dentalium.)
GattungScharakter bem Charakter ber Familie
entsprechenb.
Die Dentalien (Zahnrohren, Seezahne) bilben bie
einzige Gattung bieser Familie. Sie rourben geraume
Zeit fur Wurmer gehalten, bann unter bem Namen ber
Fabenkiemer als befonbere Oibnung zu ben Weichthie-
ren gestellt, scheinen aber thren Platz am Zweckmåhig-
sten am Enbe ber Kreiskiemer zu erhalten. Sie Haben
ein sehr einsach gebilbetes GehauS, beffen Hintere Oeff-
nung vielleicht nicht naturlich, sonbern nur burch Ab-
brechen entstanben ist, benn in mehreren Sanimlungen
befitzt man Eremplare (Fig.3742. B), beren Spitze von
innen von einem neugeschaffenen kleinen Kalkkegel (a)
geschlossen roirb. Das Thier gleicht an Gestalt ber
Schaale, fein Rucken entfpricht ber converen, feine Un-
terfeite ber eoneaven Seite ber Schaale. Eine feine
Haut umhullt ben ganzen Vorbertheil beS Korpers, bil-
bet nach vorn eine bicke Falte unb heftet fich nach Hinten
an ben Ursprung bes verlangerten, fast brehrttnben, zu-
gespitzten unb fleischigen FuheS; ihr verbickter mittlerer
Theil ist muSculos. Spaltet man biesen Mantel ent-
lang bem Rucken, so werben Kops unb Kiemen stchtbar.
Der erstere liegt oben am Hinterenbe beS FuheS unb be-
steht nur auS einem Munbe, bie symmetrischen faben-
formigen Kiemen bilben zroei auf einem Stiele befestigte
Bunbel unb stehen seitlich am Halse. Sie scheinen in
fortbauernber Bewegung begriffen zu fein unb hierburch
einen Strom zu erzengen, ber immer bas zur Athmung
nothige Wasser erneuert. 3nt Munbe liegt ein Paar
seitlicher, ovaler, gespaltener, Horniger Kiefern; bie Af-
termunbung kann uber bie Schaale Heraustreten. Will
bas Thier sich bewegen ober Nahrung zu sich nehmen,
so schiebt es ben sonst ganz eingerollten Vorbertheil
(Fig. 3742. B bei abflchtlich zerbrochener Schaale bar-
gestellt) weit Hervor, unb bann erscheint ber Fuh (C a)
unb Mantelranb (b), ber unten burch einen Wulst (c)
mit ber Schaale zusammenhångt, fast wie eine Bluinen--
krone. Die Einzelnheiten bes BaueS ergeben sich ubri-
gens aus ber Abbilbung Fig. 3741. Sie stellt bar A
das Thier aus der Schaale hervor gezogen und vergrb-
Hert von der Bauchseite, a Enbe bes Fuhes; b Mantel-
ranb um benselben; d d Kiemen; e Darmeanal; f Eier-
sack; g Anheftemuskel; h MantelauSbreitung; i After :
B baS Thier vom Rucken aus gesehen unb zwar a unb b
wie vorher; c hohler ztint Kopfe fuhrenber Muskeltheil
bes Mantels; d Gegenb bes KopfeS; e innerer unb ff
auherer zuruckziehenber MuSkel beffelben; g untere Er-
weiterung bes Mantels; h Gegenb bes AfterS: C bas
Thier entlang bem Rucken gespalten, so bah nach Zuruck-
legung bes Mantels bie tuneren Theile stchtbar Werben;
a b wie vorher; c vertiefte, zunt Kopfe d fuhrenbe Rinne
bes Fuhes; e Hirnknoten; ff Kiefern; g g Stiele fur
bie Kiemen bb ii; an bem gespaltenen Mantel bebeutet j
bie Oeffnung fur ben Fuh, 1m n bie vorbere verbickte
Mantelfalte, o p ber Mantel; am Hinteren Theile beS
ThiereS bezieht sich g p auf bie zuruckziehenben Muskeln,
g h auf bie Hintere Erweiterung bes Mantels unb bie
Aftergegenb. — Es giebt sehr viele Arten bieser weit
verbreiteten Gattung; sie halten fich ntehr an flachen Ku-
sten alS an tiefen Orten auf. 3hre llnterscheibung fallt
auch Geubten fchwer, benn bie Schaalen bieten wenige
scharfe Kennzeichen. Fast gerab unb mit zwolf LångS-
kielen versehen ist biese bei ber sogenannien Elephan-
tenzahnschnecke (D. elephantinum) Fig. 3742. A.,
welche im ittbischen Ocean lebt.