ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
198 Weichlhiere. Sechste Vrdnnng. Muschelthiere. Sechste Ordnung. Muschelthiere. An Zahl von Arten, also an Umfang, giebt diese Ordnung sener der Bauchfutzer schwerlich nach, allein fie bietet nicht denselben groven Reichthum an Formen nod) an dugerem Schmucke. Auch stehen die Muschel- thiere auf etmaS niedrigerer BildungSstufe, ohne jedoch so unvollkommene Geschopfe zu sein, wie man, von all- gemeinen Eindrucken ausgehend, glauben konnte. Aller- dingS umhullt ste eine Harte Schaale, deren Einrichtung geringe Verbindung mit der Autzenwelt gestattet, wdh- rend ihre bei viclen Arten lebenåldngliche Befestigung den Bewohner zum einsamen Leben zwingt; indefsen ist darum die Organisation keinesweges eine ganz einfache, schliegi nicht immer OrtSbewegung aus und gestattet die Entwickelung von Thaiigkeiten, die, Wenn auch be- schrdnkter, immerhin dem Bedurfnisse und der Bestim- mung deS Thieres entsprechen. Alle Muschelthiere be- Wohnen daS Wasser, stnd theilS von Jugend auf ange- toachsen wie die Austern, oder miltelå gewiffer Faser- buschcl und gleichsam durch Ankcrtaue an Felsen be- festigt, wie die Miesmuscheln, oder in Hbhlen versenkt, die fie selbst herstellten und nie verlassen, wie die Bohr- muscheln, theils frei und dann zum langsamen Kriechen oder auch zum unvollkommenen Schwimmen befahigt. Sehr kleine Formen find unter ihnen vielleicht weniger zahlreich als unter den Kopfweichihieren; manche, wie die Riesenmuscheln, Wachsen zu ganz ungewbhnlicher Grbhe. Immer bildet eine kalkige, aus zwei Halften bestehende Schaale die augere Umgebung; obgleich diese in Umrifsen und im Verhdltnifse der Halften manchen Ab- anderungen unterworfen ist, bleibt fie doch zweiklappig, denn ihre Halften laffen auch da sich nachweisen, wo ste, wie bei den Gietzkannenmuscheln (Aspergillum), mit einem viel grogeren, fremdartig ausfehenden Kalkgebilbe ver- schmelzen. Da innerhalb einer und derselben Gattung die Muschel in ihren allgemeinen Umrissen und sonstigen Eigenthumlichkeiten sich gleich bleibt, so begrundet man auf sie, wenn auch nicht auåschlietzlich, die Gattungå- charaktere und hat deåhalb fur ihre einzelnen Theile und Gegenden feste Bezeichnungen erfunden. Rucken- seite (Fig. 3571 — 3573 a) Heitzt diejenige, wo ein Band (j) die Schaalenhdlften verbindet; man nennt fie auch die obere und sanach die entgegengesetzte die untere (b), weil man die Muschel sich so gestellt denkt, wie fle auf den angefuhrten Abbildungen erscheint. Die Hbhe (a b) Wird daher in der senkrechten Entfernung jener zwei Sei- ten oder Rdnder liegen, die Breite Hingegen quer uber die Schaale (c d) gehen. Ueber den Begriff von Born und Hinten wird bei der so gestellten Muschel die Lage des Mundes entscheiden; gewshnlich enlspricht diese dem stumpferen Ende (c) der Muschel, welches daher daå vordere Heigen mug, wdhrend das gegenfiberstehende (d) das Hintere sein wird. Die Dicke (Fig. 3772 g h) ist der Querdurchmesser der geschlossenen Schaale von dem erhabensten Punkte ihrer Wslbung an gerechnet. Oben auf dem Rficken verbindet ein dutzerliches zdhes Band (i) die beiden Schaalen ; sein durch erhabene Linien oder Farbung ausgezeichneter UmkreiS tragt den Namen des Schildchens. Bor ihm erheben fich die Wirbel (e), die mehr oder minder Hervarragen, bei vielen Galtungen mit den Spitzen fast zusammenstotzen und bei derSchaa- lenbildung des nvch im Gie eingeschlossenen Thieres immer den Anfang machen. Bor den Wirbeln zeigt fich oft, indessen nicht immer, ein dem Schildchen dhnlicher Raum (f), daS Feldchen oder der Monbfleck. Bisweilen Hallnur das Band die Schaalen zusammen, viel Hdufiger tritt aber das Schlotz (Fig. 3773. k) hinzu, welches aus dem verdickten Rfickenrande besteht, verschiedene Furchen, Leisten und Hervorragungen zeigt, die, oft wie Zdhne gestaltet, in entsprechende Vertiefungen eingreifen, bei jeder Gattung eine gewiffe unverdnderliche Gestilt haben und daher alS Kennzeichen Werth besitzen. Ent- weder legen sich die Rander beider Schaalen genau an einander, oder sie klaffen im ganzen oder nur in einzelnen Gegenden des Umfanges. Geschlossen werden die Schaa- len durch ein oder zwei Paare Muskeln, die von einer zu der anderen gehen und an ihren Anheftungsorten Gindrficke oder Rauheiten zurficklassen, die man die Muskeleindrficke nennt und alå vordere (1) und Hintere (m) unterscheidet. Oeffnung der Schaalen erfolgt allein durch die Glasticitat des nach hinten und vben ziehenden BandeS; eS klaffen die todten Schaalen, weil bie Gegen- wirkung der Schliegmuskeln aufgehort hat. Unter fich stnd die Muskeleindrficke meistens durch eine gebogene, faumformige Furche verbunden, den Manteleindruck (n), welcher die Stelle andeutet, wo der Mantelrand ange- wachsen War. Gine Perlmutterschicht, die jedoch bis- weilen sehr dfinn bleibt, kleidet das 3nnere der Schaalen au«. Im Allgemeinen geschieht zwar daS Wachsthum der Muskelschaalen ebenso wie bei den Schnecken durch Ablagerung von Kalk, indessen nach anderer Richtung. Die Schaale wachst durch Bergrogerung des Randes in ihrem ganzen Umfange, und daher wird die Wirbelge- gend die dlteste, hingegen die dugerste Randschicht die jfingste sein muffen. Wirklich ist diese nicht allein die dfinnste, svndern zuntal bei Sfigwaffermuscheltt oft mehr Hautartig als kalkig Hart. Der Mantel schldgt fich mit seinem Rande rings fiber den Schaalenrand und vergtfi- tzertdiesen, sondert aber zugleich auch eine obere Hornige Schicht, die sogenannte Oberhaut, ab, die bei manchen Muscheln eine ungewLhnliche Dicke erreicht, vielleicht keiner fehlt und, wo fie mangelt, als durch Abreibung verlorene angefehen werden mup. Falten, Stacheln und sonstige Hervorragungen der Oberflache mfiffen erkldrt werden wie bei den Schnecken; fie werden erzeugt durch periobisch sich entwickelnde Anhange des Mantels; durch wechselnde Thaligkeit desselben entstehen ebenfalls die farbigen Zeichnungen, die aber, sehr wenige Gatlungen auSgenommen, niemals so buni und mannichfach er- scheinen, wie bei der Mehrzahl der Schnecken. Manche Erklarungsversuche veranlagte das bei dem Wachsen der Schaale unumgdnglich nvthwendige Borrficken der Schlietzmuskeln. Wahrscheinlich werden die Hinteren, dem Rficken genaherten, senkrecht auf die Schaalenflache gestellten Bfindel (guerdurchschnitten dargestellt Fig. 3777. g) aufgesaugt, wdhrend nach vorn neue sich dil- den. Datz ihnen eine nicht geringe Kraft beiwvhne, be- weist der autzerordentliche Widerstand, welchen geschlos- sene Schaalen den Bersuchen gewaltsamer Oeffnung ent- gegensetzen. So vollkommene Bewegungswerkzeuge wie viele Schnecken befitzen Muschelthiere nie; viele ange- wachsene zeigen nicht einmal eine Spur deS Futzes, der bei den freien zwar an derselben Stelle liegt, die er bei den Bauchffihern einnimmt (Fig. 3774. c), allein niemalS einett verhaltnigmatzig eben so grotzenUmfang hat und bes- wegen von manchen Fvrschern als eigenthfimliches Or- gan betrachtet wird. Zu Gestalt und Groge lagt er manche Verschiedenheiten gewahren; er gestattet eine freilich sehr langsante, kriechende Bewegung. Uni fich zu befestigen, sondern Muschelthiere bald in der Gegend des Schloffes, also auf dem Rficken, bald auf der Flache der einen Schaale Kalk ab und vermehren die Schicht des- selben im Umfange, wdhrend fie die Schaalen vergrogertt, indessen nicht mittelS AuSfchwitzung durch die Schaalen- flachen, sondern durch den fibergreifenden Mantelrand. Die Gestalt der Befestigung ist nicht bestimmt und unver- anberlich, sondern Hangt ebenso wie ihre Stelle und ihr Umfang von dem gewahlten Orte ab. Gine Auster kann, obwohl regelwidrig, ebenso mit dem oberen Rande als der Schaalenflache an einem Felsen anhdngen. Vermuth- lich aber geht dieser Kalkbildung, die wohl auch durch autzere Niederschlage aus dem Meere vergrogert wird, eine anfangliche Befestigung durch den Bhssus voraus, ein Bfindel Horniger Faben, die aus der Schaale Her- Borragen (Fig. 3775. 3776.), bei vielen Gattungen allezeit fich finden, bei anderen vielleicht nur in der 3u- gend vorhanden sind und auf folgende Art entstehen. Ueber dem zurfickziehenden Muskel des Futzes (Fig. 3777. p) liegt eine inwendig sackformige Drfise. Sie be- reitel einen zahen, klebrigen Saft, der durch eine feine Oeffnung an der Unterseite des zungenfhrmigen Futzen- des (n) Hervoriritt, in einer eben da bestndlichen Lang- furche Hinflietzt und einen , an seinem freien Ende mit gImfenformiger Erweiterung verfehenen Faden dar- stellt. 3ft dieser durch eine geschickie Wendung der Futz- spitze an einen fremden Korper angehdngt, so biegt sich derselbe Theil des Futzes zurfick und zieht folglich den ganzen Faden aus der Furche Hervor. Manche Be- obachter versichern, datz jeder Faden einzeln gebildet werde, datz Sleckmuscheln tdglich nur vier oder ffinf Fdden hervorbringen konnen, die sehr langsam erhdrlen, und datz daher die Verferligung eines ansehnlicheren Bfindels (m) ein langweiliges Geschaft sein rnfisse. Bei Sleckmuscheln, Miesmuscheln u. a. bleiben die Faden immer gesondert, bei anderen verwachsen fie zu einem dicken, toenig biegfamen ©trange und in feltenen Fallen zu einer kurzen, gleichsam sehnigen Ausbreitung, die, mit niedergeschlagenem Kalk fiberzogen oder mit kleinen Pflanzenthieren betoachsen, der Muschel alle Ortsbe- roegung raubt. Blainville erklart sie, toohl mit Unrecht, fur Muskelfafern, die , in getoohnlicher Art getoachsen, nur gegen das Autzenende vertrocknet, fibrigens eine ge- toisse Zusanintenziehbarkeit besitzen sollen. Der Mantel der Muschelthiere zeigt belrachtliche Gntwickelung und enlspricht in seinen Umriffen der von ihm gebildeten Schaale. Bei vielen zerfalli er in zwei seitliche Lappen (Fig. 3776.), bei anderen Hangt er in der Mitte zusam- men und toird nur vorn und hinten durch einen Schlitz getrennt. 3n diesem Falle verlangern sich die Lippen deå Hinteren Schlitzes sehr hdufig in ztoei lange Rohren oder Siphonen, die toenig oder bei manchen Gatlungen auch sehr toeit ztoischen den Halbgedffnelen Schaalen Her- vortrelen fånnen ; die obere (Fig. 3774. a und 3777. h) bient znr Ausffihrung der Grcremente, die untere (Fig. 3774. b) al« Athmuugårohre zur Aufnahme des Mas- sers Haufig ist die letztere an ihrer Mfindung mit Mimpern versehen, toelche das Ginbringen fester frember Kdrper verhinbern. Beibe Rohren verschmelzen zu einer bei Rohrmuscheln (Pbolas), Scheibenmufcheln (Solen), Trogmuscheln u. a. m. Ztoischen ben Mantellappen unb bem Leibe liegen in Gestalt von einfach- ober boppel- paarigen Blattern bie Kiemen (Fig. 3777. i) unb alS Hilfsorgan berselben bie sogenanuten Lippenlaster, bie unrichtig fur Sinnesorgane gehalten toorben finb. Die Kienten bienen fibrigens nicht allein alå AthmungSwerk- zeuge. Unter bem Mikroskope getoahrt man an ihren einzelnen Ranbfaben unzahlige, in rascher unb unab- lassiger Bewegung begriffene, eine ununterbrochene Was- serstromung Hervvrbringenbe Mimpern. Da nun bas Meerestoasser mit Myriaben unsichlbarer Mesen bevol- kert ist, so ist wohl anzunehmen, bag jetter Strotn im Vorfibergehen an bem Riuttbe immer Nahrung absetze, eine ber festgetoachsenen Muschel fast unentbehrliche Ginridttung. Die Wimperbewegung erfdhrt auch bet geschlossenen Schaalen keine Unterbrechung; fie ist un- toillkfirlich unb bauert sogar an abgeschnittenen Kiemen- stfickchen einige Zeit fort, benn in Masser getoorfen rubern biese sich fort wie selbststanbige Mesen. DaS farbe- lose ober schmutzigtoeige Blut geht von unb zu ben Kie- men nicht in einem ganz geschlossenen Gefdgsysteme, son- bern tritt stellenmeis aus in toeite, toanbungslose Rdurne. Hauptorgan beS KreislaufeS bleibt inbessen bas Herz, welcheå, von einem Herzbeutel (e) umhfillt, auS einer einfachen muskulosen Kammer (c) unb ztoei seit- lichen Borkammern (a d) besteht unb in seiner ganzen Lange vom Mastbarme burchbohrt toirb. Zu ben eng zusammengeballten BerbauungStoerkzeugen ffihrt bie meite Querspalte beS MunbeS; bisweilen fehlt bie