ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
Sechste Vrdnung. Muschelthiere. Weichthiere. 199 Speiserohre, und uberhaupt unterscheidet fich der Ma- gen meist nur als geringe Grroeiterung von dem ubrigen Darme, der indeffen nicht immer unverdnberliche Slinge und Beschaffenheit gewahren Idht, sondern z. B. bei Herzmuscheln sich durch die Substanz des FuheS roinbet. — Verleitet durch eine vorgesahie Ansicht von der gro- Hen Unvolltommenheit der scheinbar sehr einfachen Or- ganisation, War man ehedem ganz ungeneigt, den Mu- schelthieren irgend eine hohere Sinnesbesahigung zuzu- schreiben. Nur ihre allgerneine Empstndlichkeit lieh stch nicht bezweifeln, da befanntlich die leiseste Beruhrung fie $um schnellen und Hefligen Zusammentlappen der Schaalen bringt. Verwunderung erzeugte die Gnibetfiing der Gesichtsorgane bei ihnen, die jedoch AnfangS nur wenigen zugetrauet rourden, obtvohl fie, wie spatere Untersuchungen gelehrt, gerade in dieser Abtheilung kops- und fast gestaltloser Thiere auherordentlich ver- breitet vorkommen. Solche gar nicht unvodtommene Augen stehen bald vereinzelt, bald in kleine Gruppen angesammelt, bald in Reihen und werden ost von ziem- lich langen Stielen getragen, entgehen freilich aber dem ungeubten Beobachter. Bei Austern haben fie die Gestalt tteiner gldnzender Knopschen, die ringS um den ganzen Mantelrand mit den ebenda bestndlichen fei- nen Fuhlfaben sich mischen. Ebenso geroohnlich ist daS anS rundlichen Blaschen bestehende Gehsrorgan. Auch uber die Fortpflanzung Hat die neueste Zeit manche un- erwartete Auftlarung gebracht. Anfangs sah man die Muschelthiere unbedingt als Zwitter an, spater stellte sich heraus, dah diese Bildung nicht die uberwiegende sti, und gegenwartig machen gewisse Entdecknngen eS hochst wahpscheinlich, dah sogar angewachstne, wie die Austern, bestandig getrennten Geschlechtes stien. In der Regel liegen die Fortpflanzungsorgane in den Seiten- theilen des Karpers. Mit volliger Deutlichteit erfennt man nur die roeiblichen, zumal den Gierstock (5ig. 3777. 1 Eileiter k), der einem drnsigen oder dunnhauti- gen Sacke gleicht, bei den Fluhmuscheln gleichsam in Falten gelegt ist (bargestedt bei zwei nordamerikanischen Arten dem Unio ochraceus Fig. 3778. und U. cariosus Fig. 3779.), bei den Teichmuscheln (Anodonla) Fig. 3780. zumal viel Umfang hat und prismatifche, mit acht bis zwolf Giern (start vergr. bei b) angefullle Gierhtil- sen (a) enthdlt, die dem von oben gesehenen Gebilde beinahe das Ansehen einer Honigwabe geben. Der eng- lische Zoolog Lea sand in einer gegen 3 Zoll langen Teichmuschel (A. undulata) gegen 600,000 Gier, deren Embryonen bei sehr starter Vergroherung schon mit einer Schaale bekleidet erschienen. Da bie zahlreichen, je nach ben Gattungen in ber Gestalt anbernben Gier (Gier der Miesmuschel Fig. 3880.) bei fortschreitender Gntwickelung im Gierstocke nicht Platz haben rourden, so treten fie fruhzeitig durch den Gileiler heraus und gelangen zwischen die Kiemenblatter, wo fie so lange weilen, bis fie fast gereift sind. Dann erst werden fie ausgestohen. Muschelthiere wohnen, wie schon bemerft, nur int Wafser, tonnen aber tinter Umstanden auch langere Zeit in halbtrocknem Schlamm eingeschlossen auSdauerit. Obgleich die Zahl der Suhroassermuscheln, deren Stu- dium in den letzten Jahrzehnten viele Gonner sand, neuerdings sehr angewachstn ist, so erreicht fie doch bei Weilent nicht jene der Seemuscheln. Manche Arten scheinen ebensowohl in Fluhmundungen als im Meere selbst leben zu tonnen, NilSson sand sogar an der schwe- dischen Kaste und an Orten, wo nirgends Ftusse aus- munden, Teichmuscheln, Kugelmuscheln (Cyclas) und Fluhmuscheln (Unio) milten unter Cythereen, Bucar- dien und anberen nur im Meere foritommenben Mu- scheln. Wahrscheinlich nahren fich alle Muschelthiere von thierischen Substanzen, sti es von tebenb attfge- fangenen, sehr tleinen ttnb beS WiberstandeS unfahigen Thieren, ober von ihren zersetzten, im Wafser umher- treibenden Theilen. Grohere Thiere zu ergreifen oder Pstanzen zu verzehren dutste ihnen schon megen deS Mangels an Zahnen nicht mbglich stin. Ihre Lebens- geschichie liegt noch sehr im Dunteln und tvird schroer- lich jenials so aufgefidrt roerben tonnen, wie bie ber leicht zu beobachtenben Lanbschnetfen. Dah fle ziemlich alt roerben, barf man aus ben zahlreichen Bitbungs- ringen ihrer Schaalen schliehen; vielleicht ist eS nicht ubertrieben, einer grohen Riesenmustftel, beren GehauS bis zroei Centner wiegen f.mn, ein Alter von einhitn- bert Jabren zuzutrauen. Fur ben Menschen besitzen fle mehr Wichtigteit als bie Dodfommneren Kopfroeichthiere; eS ist namtich nicht atlein eine viel grohere Zahl von Arten ehbir unb roohlschnteckend, sonbern sie pst gen auch in groherer Menge an benfelben Orten, ost gleich- sam gefedig, zu leben , ein Umstanb, ber bem Fscher stin Geschaft sehr erleichtert. Wegen leichterer Verbaulich- teit verbienen sie vor Seeschnetfen nl8 Speise ben Bor- zug; vonGpibentien, bie ihren Gentth bisroeilen schablich machen tonnen,roerben fle nicht so haufig, roie man vor- giebt, ergriffen. Gine anbere empfehlenbe Gigenschaft ist eS, bah man ste nach Kastenorten ober sogar in tunst- liche, mit Seeroafser gefutlte Becken verpstanzen fann, roo ste vorher nicht heimisch touren, unb bah solche Ver- setzung, toas schon bie alten Romer touhten, zu ihrer Berbesserung, um nicht zu sagen Mastung, beitrage. Vielfachen Gebrauch macht man von ber PcrIntulier, toelche i Hre S haalen austleibet, unb bie zwar auch in See- schnecken in ziemlich bitfen Schichten flch finbet, inbefsen niemalS in ebenso grvhen , zusammenhangenden unb ebenen Flåchen roie bei ben eigenllichen Perlmutter- muscheln. Von ben Perlen, einem einst Hochroichtigen Gegenstanbe bes HanbetS, roirb roeilerhin gesprochen roerben. Dah man au6 ben Byffusfaben ber Stetfmu- schetii fteine Geroebe verferiigt, roirb eben nur bie Att- roenbbarteit eines Stoffes fur technische Zroetfe beroeisen, ber viel zu felten ist, unt Gegenstanb einer be- soiideren Jnbustrte toerben zu tonnen. Gigentlich schab- lich roerben un3 nur bie sogenannten Bohrmuscheln (Teredo). Ghebetu zersadte man bie Muschelthiere in zroei Ab- theilungeit, je nachbem sie ein ober zroei Paare Schtieh- musteln besahen; man gesedte zu ihnen spater eine britte, roelche bie Gattungen umfaht, bei roelchen bie Schaalen entroeber in eine besonbere Kaltrohre eingeschlossen ober mit berselben zu einem Korper verroachsen sind. Gs giebt indeffen in jenen Beziehungen so viele Uebergdnge, bah eine genatie Abgrdnzung ber Abtheilungen ober Un- terordnungen nicht aussnhrbar ist unb daher nur die Zerfadung in Familien rathsam scheint. Erste Familie. Austern. Muschel nteist unregelmdhig, ungleichschaalig, bidt« terig; ein einjiger, durch Verroachsung aus niehreren entstandener, in der Mitte gelegener Schtiehmustel. Mantel ringsum offen. Kiemen beiber Seiten der gan- zen Lange nach vereinigt. Fuh tlein oder ganz fehlend. I. Alister. (Ostrea.) Gattungscharatter: Muschel unregelmdhig, ungleichschaalig, blatterig; linte Schaale meist grbher, tiefer, rechte Schaale tleiner, flacher, dectelartig; Wir- bel ungleich; teine Schlofizdhne; Band tlein, in einer ldnglichen Grube jeberseits neben bem Schloffe. Die Austern hesten sich im geroohnlichett Znstanbe adezeit an frentbe Korper an mit der grbheren, gerooib- ten Schaale. Sie bilden eine auherordentlich grehe Gattung, deten Hauptabtheilungen man roohl bald uberfieht, deren Arten aber nicht leicht unterschieben roer- ben, weil bie Schaalen je nach bem Orte, ber ihnen zur Befestigung bient, abdnbern, ost sogar ganz unregelmdhig gestaltet finb. Solche Umgestaltungen erfahrt inbeffen der Korper des Thieres nicht. AlS roeltbetannt darf roohl die gemeine oder ehbare Auster (0. edulis) gelten; ihre Schaale ist runblich etformig, am Schloffe verschmalert, die Oberschaale eben, bldtterig, die untere faltig, langSgerippt. Obgleich man annimmt, dah die gemeine Auster des Mittelnteeres, die adriatische und nordamerttanische verschieden sind, so tommen boch die Thiere ader dieser wahren ober angeblichen Arten durch Zartheit und Wohlgeschmatf uberein und theilen mit anberen roirtlich verschiebenen Arten der tropischen Meere und deS grohen Oceans das Schicksal, in faum glaub- lichen Mengen verzehrt zu roerden. Unt Gngland und Schottlanb, an der Nord- und Norbroesttuste von Frank- reich giebt es zahlreiche sogenannte Austernbdnte, die ade von Fischern besucht roerden, uber deren Rechte ihre Regietungen roachen, die aber selbst einer Beaussichti- gung unterrootfen find, um fie an schonungsloser Aus- tilgung der Austern zu hindern. Die tleine Jnsel Jersey atlein versenbet jdhrlich an 200,000 englische Scheffel nach Gngland, Belgien, Hodand und Deutschlanb; 250 grohe Segelbbte, 1500 Manner und 1000 Weiber und Kinder erhalten dort eintragliche Beschaftigung durch biesen Fang. Nicht geringer stedt sich die Thatigteit heraus um S. Malo, roo besondets der Felsen von Catieale die in Paris beruhmtesten Austern liefert. Sehr flache, tlippenlose Kusten und ein thoniger oder lehmi- ger Boben, roie um Hodanb, sagt den Austern roenig zu, sei es, dah fie die angemessene Nahrung nicht finven, ober bah eS ihnen schabet, feste Anheftungsorte zu enl- behten und daher bei anhaltenben Sturmen Herumgetol- lert zu roerden. Man tant daher schon fruhzeitig arts den Gebanten, ste an gestcherte Orte zu verpstanzen und tunstlich aufzuziehen. Grfinber der Austerroeiher scheint unter den Romern Sergius Orata gewesen zu sein, der zur Zeit deS Redners Crassus lebte und unt Bajae in tunstlichen Behaltern roeit Hergebrachte Austern zunr Ber- kause zog. An den Kusten von Frantreich, der Nie- derlande und Gngland legt man sogenannte Austernparte an, sehr breite, bis 300 Fuh lange, einige Fuh tiefe, dem Meere zur Fluihzeit zugangliche Gruben, roelche in gulem Zustande gehalten und alS roerihvodes Privatei- genthum vom Gesetz geschutzt roerden. In fie versetzt man die im Meere aufgefifd'ten Austern zur Laichzeit, in den Monaten Mai, Juni und Juli, roo fie durchauS ungeniehbar, aber mit unzdhligen Giern angefudt sind. Wo das mit Strenge gehanbhabte Gesetz, roie in Gng- land, um jene Zeit das Fischen groher Austern verbie- tet, sammelt man, um die Parts zu bevoltern, auf muh- sante Weise die sehr tleine Brut. Solche neu angelegte Pstanzorte laht man gemeinlich zroei bis drei Jahre un- beruhrt und verfdhrt auch flåter bei der AuSbeutung mit Borsicht. Wo diese nicht beobachtet roirb, ver- mindern stch bie Austern zufehetis; Austernbdnte, auf roelche Niemanb ein Privatrecht Hat, finb, wenigstenS an ben franzosischen Kusten, innerhalb weniger Jahre vodig erschopft roorben. Ueber bie Lebensbauer der Austern giebt es sreilich teine zuverlasfige Beobachtung, inbeffen roeth man, dah sie langsam roachsen und roahr- scheinlich vier biS funs Jahre alt sein muffen, um alS Speise zu dienen. Im Alter nimmt ihre Schaale in dentselben Verhdltniffe zu, roie die Korpermaffe stch ver- ringert; fie Hbren dann auf geniehbar zu sein. Man vermag fie setter daburch zu machen, dah man fie in kleine Gruben ber faljigen Kustensumpse versetzt, roo vertanlte Pstanzenstoffe unb Jnfuflonsthierchen bas Masser erfullen. Ginem ber letzteren, einer Gadioneda, roirb bie grutte, teinesroegeS giftige Farbung zugeschrie- bett, roelche bie auf solche Art erzogenen Austern aus- zeichnet. Wo diese zu den gerobhnlicheren Nahrungs- mitteln gehbren, unterscheidet man die Sorten mit Ge- nauigfeit, nicht so im Binnenland, roo bie Mobe, mehr alS ber Wohlgeschmatf, ben Austern Werth verleiht und auch solche verzehrt roerben, deren tlaffende Schaalen den eingetretenen Tod verrathen. Den groheren und tleineren Spielarten roohnt ebenso ein verschiedener Ge-