Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
Mit 1558 Ubbildungen
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Weichthiere.
Stifte Vrdnuiig. Muschelthiere.
schmack gribere oder genngere Zartheit bei, wie den an
verschiedenen Orten gefischten. Austern von der fran-
zosischen Nordkuste find jenen von Milton in Kent, von
Colchester und anderen nahen Plåtzen nicht gleich; unter
den an der Sudseite des Canals gefischten gelten die von
Dieppe fur die vorzuglichsten; zu den geringeren rechnet
man die Holsteinischen. Austernbånke liefern bei scho-
nender Behandlung einen foriwahrenden Ertrag, weil
selbst ganz junge Austern den Ort, mo fie entstanden,
nicht verlaffen und fich fruhzeitig befestigen. Sie fltzen
klumpenweise an Felsen oder auch auf dem thonigen Bo-
den, vermeiden aber in der Regel den Sand. LoSge-
rissen werden fie durch eine eiserne Scharre, an welcher
Hinten ein Sack aus Eisenringen befestigt ist; ein solcheS
Werkzeug wiegt 18 Psund, muh aber schwerer sein, wo
Felsen den Meeresboden bilden. — Man theilt die Gat-
tung unter zoologischem GefichtSpunkte mindestens in
zwei Gruppen; zu der ersten, deren Schaalen einen ebe-
nen, gewellten, aber nie gefalteten Rand Haben, gehoren
gegen vierzig Arten, die mehrentheils in den toårmeren
Breiten leben, und von welchen nicht eine in den arkti-
schen Meeren vorkommt. Einige hesten fich in Ost-
und Westindien an die uberschwemmten Stamme von
Seestrandbaumen, zumalden Wurzelbaumen oder Mang-
roven (Rhizophora), und hangen zur Zeit der Ebbe gleich-
sam in der Luft, eine jetzt allgemein bekannte, ehedem
fur lacherliche Fabel gehaltene Thatsache. Gerade fie
find fehr schmackhaft. In der zweiten ebenso zahlrei-
chen Gruppe bildet der Schaalenrand scharfe, wie Zahne
genau zwischen einander greisende Falten. Hierher ge=
Hbrt die Hahnenkammauster (0. crista galli) Fig.
3782. 3783., deren Schaale, je nachdem fie unten oder
mehr nach Hinten angewachsen ist, in der Gestalt etwas
abåndert, indefsen immer starke, eckige, nach dem Rande
hin verbreiterte Falten, inwendig am Rande kleine War-
zen zeigt, in braunrother oder violetter Farbung variirt;
fie wird im indischen Oeean gefunden. Von fosfilen
Austern, die von den oberen Tertiårschichien bis Hinab
in den Liaskalk eingebettet vorkommen, kennt man be-
reits fiber achtzig Arten.
II. Gryphaea. (Gryphaea.)
Gattungscharakter: Schaalen ungleich; die
rintere groher, concav, mit vorstehendem, spiral ge-
krummten Wirbel, die obere kleinere deckelformig.
Gryphaea kennt man, mit Ausnahme einer einzigen
Art, nur im fosstlen Zustande. Sie scheinen in der
Vorwelt nicht minder Haufig gewesen zu sein, als die
eigentlichen Austern; manche erfullen mit ihren gut er-
Haltenen Resten gewiffe Æltere Kalkschichten in solchen
Mengen, dah man diese mit dem Namen des Gryphiten-
kalkeS belegt. Mehrere Conchyliologen behaupten, dah
ste als Gattung von den Austern nicht getrennt werden
durfen, indeni der MuSkeleindruck u. f. w. fich ganz gleich
verhalt und Uebergånge der Wirbelbildung nicht fehlen.
Die krumme Gryphaea (G. incurva) Fig. 3784.
gehbrt zu den gemeinen Versteinerungen. Die kegel-
formige Gryphaea (G. columba) Fig. 3785. stand
sonst unter der Gattung Erogyra (Exogyra), fur welche
man durchaus keinen Haltbaren Charakter aufstellen
kann, und die daher ziemlich allgemein aufgegeben ward.
III. Zwiebelmuschel. (Anomia.)
Gattungscharakter: Muschel unregelmahig,
mihgestaltet; Schaalen ungleich, dunn, die linke grover,
tiefer, bisweilen stark gewolbt, die rechte, kleinere plalt,
deckelartig, in der Nahe des Schlosses mit tiefem AuS-
schnitte; Muskel dreitheilig, sein mittleres Vundel durch
den Schaalenausschnitt Hervortretend und mittels einer
deckelartigen Platte fremden Kbrpern fich anhestend.
Eine feste Gestalt kann man den Schaalen der Ano-
mien kaum zuschreiben, denn bei ihrer Dunne nehmen fie
alle Eindrucke an und folgen daher ebenso im Umfange
als in der Flache den Hervorragungen und den Vertiefun-
gen der zur Befestigung gewahlten Kbrper. Sie befte-
Hen eigentlich nur auS Perlmutter, denn von einer auhe-
ren, glanzlosen und undurchfichtigen Kalkschicht finden
fich kaum Spuren. In der sehr eigenthumlichen Be-
festigung durch ein Hervortretendes Muskelbundel (Fig.
3786. a Muskelstiel, b Platte deffelben von unten) fa-
Hen Einige, jedoch mit Unrecht, eine dem Byffus ana-
loge Bilvung, bezweifelten daher die oben befchriebene
Entstehungsart deS letzteren und glaubten, ihn eher fur
einen zerfaserten Muskel halten zu kbniien. An dem
stark zusammengedruckten Thiere der Zwiebelmuscheln
gewahrt man einen sehr dunnen, am Rande mit zahlrei-
chen feinen Fuhlfaden eingefahien Mantel und vom
Futze nur eine Andeutung. Sowohl die europaischen
Meere als der atlantische Ocean enthalten mehrere le-
bende Arten; zwei von ihnen kommen auch versteinert
vor, ausgestorbene fosstle Formen kennt man acht. Die
sogenannte Sattelmusch el (A. ephippium Fig. 3787.
»gcschlofsen, b offen, um das Schloh zu zeigen, c durch-
bohrteS Ende der flachenSchaale ohne den BefestigungS-
niuskel) lebtim britischen Canal und an den atlantischen
und sudlichen Kusten Europa'S, ist breit, fast spharisch
dreieckig, gefaltet, rothlich gefarbt. — Was von Blain-
ville unter dem Namen der schuppigen Zwiebel-
muschel (A. squamata) Fig. 3788. beschrieben ward,
mag nicht viel mehr alS ein junges oder verstummeltes
Jndividuum der eben beschriebenen Art sein; es soll ihr
namlich der BefestigungSmuSkel fehlen und die Muschel
mit ganzer Schaalenflache an fremde Korper angewach-
sen sein.
IV. Plaeunanomia. (Placunanomia.)
Gattungscharakter: Muschel im Allgemeinen
wie bei Anomia; die flache Schaale am Schlohrande mit
linienformigem Spalte; Schloh mit zwei convergiren-
den unter dem Wirbel gelegenen Leisten und zwei ent-
sprechenden Vertiefungen der anderen Schaale. Mus-
kelbundel zwischen den Schaalen, nicht durch den Spalt
(Fig. 3789. b) hervortretend, verknschert, Muskelein-
druck central (a).
Bis jetzt find wenige Arten dieser mit einent sehr barba-
rischen Namen belegten Gattung beschrieben; sie scheinen
meist in den westindischen Gewaffern und an der meri-
canischen Wesikuste auf sandigem und schlammigem Bo-
den in nicht bedeutenden Tiefen zu leben und fich an
todte oder lebende Muscheln und Corallen anzuhangen.
Gegen die Gattung selbst lagt fich nichts einwenden,
denn fie verbindet auf merkwurdige Weise die Schei-
benmuscheln (Placuna) mit den Anomien. Die nach
Cumming, ihrem Entdecker, benannte Art Fig. 3789.
(P. Cuminingii) ward an der Kuste von Costa rica auf-
gesischt.
v. Schelbenmilschel. (Placuna.)
Gattungscharakter: Muschel rundlich; Schaa-
len ungleich, sehr dunn, fast dicht auf einander liegend ;
Schlosi mit zwei convergirenden, unter dem Wirbel ge-
legenen Leisten und zwei entsprechenden Vertiefungen
der anderen Schaale. MuSkeleindruck klein, fast
central.
Die Placunen scheinen sammilich in den indischen
und chinefischen Meeren zu wohnen; und obgleich man
ihre Schaalen haufig nach Europa bringt, so fehlt es
doch an genauen Untersuchungen des Thieres, welches
indefsen mit den Anomien nahe verwandt, aber noch
ungleich platter sein durfte, indeni die Schaalen fast ganz
auf einander liegen. Die letzteren find sehr dunn und
fast durchstchtig und sollen in China bisweilen alS Fen-
sterglas gebraucht werden. Die gewohnliche Schei-
benmusch el (P. placenta) Fig. 3790. ist fast kreiSrund,
durchscheinend weih, hhchst zart, fein guergestreift, roth-
lich schillernd und 3 — 4 Zoll breit. Weit feltener und
daher von Sammlern theuer bezahlt ist eine andere Art,
der sogenannte polnische Satiel (P. sella), deren sattel-
formig gebogene, violette Muschel durch Kupferschiller
auffållt.
Zweite Familie.
Kammmuscheln.
Muschel ziemlich regelmahig, meist gleichschaalig,
feltener ungleichschaalig, nicht blåtterig, entweder frei,
oder mit einer Schaale oder mittels ByssuS feststtzend ;
Schaalen vom Wirbel gegen den Rand gerippt. Ein
einziger aus zweien verwachsener Schliehmuskel. Man-
tel ringsum offen. Kiemen frei; Fuh immer vorhan-
den, jedoch sehr klein.
Von der ersten Familie unterscheidet fich diese leicht
durch die feste, niemalS bytterige Structur der Schaa-
len, die auherdem am Schlohrande gewohnlich einen oder
zwei seitliche Fortsåtze, sogenannte Ohren, tragen und
durch ein inneres Band zusammen gehalten Werden,
welches durch einen zwischen den Wirbeln befindlichen
Einschnitt bisweilen Hervortritt und scheinbar zum åuher-
lichen wird. Die Thiere haben einen an den Randern
verdickten, mit zahlreichen freien gåben besetzten Man-
tel; ben Munb untgeben beutliche, mit vielen Warzen be-
setzte Lippen, oder Ober- und Unterlippe find dergestalt
mit einander verwachsen, dasi jederseitS eine Oeffnung
ubrig bleibt. Die Familie umfasit mehrere wohl un-
terschiedene Gattungen und sehr zahlreiche Arten, die
zum grohen Theile zu den geschmucktesten Muscheln
gehoren.
vi. Klappmuschel. (Spondylus.)
Gattungscharakter: Muschel ungleichschaalig,
angewachsen; Schaalen geohrt, auf den Rippen lang-
stachelig oder nur rauh, mit ungleichen Wirbeln; die
tiefere, festfitzenbe Schaale mit obenher abgeplattet vor-
tretendem, im Alter zunehmenden Wirbel; Schlosi mit
zwei Zahnen in jeder Schaale und entsprechenden auf-
nehmenden Vertiefungen; Band innerlich (Fig. 3791.
a obere, b untere Schaale nebst Schlosi).
Die Klappmuscheln oder LazaruSmuscheln schmucken
Sammlungen nicht minder als Kammmuscheln durch
ihre sehr lebhafte Farbung und Zeichnung und die lan-
gen, ost richt zierlichen, stachelartigen Lappen, welche
auf den oberen Schaalen fich erheben, aber an der unte-
ren, durch Kalkblatter mit einent fremden Gegenstande
verbundenen Schaale ganz oder nur zum Theile fehlen,
je nachdem diese im ganzen Umfange oder nur theilweiS
angeheftet ist. Man hat hierin eine besondere Abstcht-
lichkeit vermuthet, indeni die zwischen den Aesten der
Corallenstamme befestigten und sonach ringsumher viel
freieren Klappmuscheln weit stacheliger find alS die mit
der ganzen Schaale angewachsenen und daher den Raub-
fischen unangreisbareren, indessen wird wohl die einfa-
chere Deutung die sein, dasi der Mantel eben da jene
Stacheln nicht Hervorbringen kann, wo er tvegen An-
wachsung nicht Hingelangt. Das Thier ist rundlich,
dicker oder dunner je nach der Art; seine Mantellappen
hången nur dem Rucken- ober Schlohranbe gegenuber
zusammen. Zwischen den fadenformigen Fuhlertt deS
Mantelrandes stehen zahlreiche gestielte Augen; neben
dem vorn, am VereinigungSpunkte der Mantellappen
sich offnenden Munde ragen zwei kleine, blattfhrmige,
fleischige Fuhler hervor. An die Stelle deS hiet ganz
unnothigen Fusies tritt ein fleischiger, etférmiget, auf
einer gestielten Scheibe stehender Korper, deffen Bestim-
ntuitg nur sein kann, durch rasche Bewegung das Zu-
stromen deS Wassers nach den Kiemen und dem Munde
zu vermehren. Dem Norden fehlen diese Muscheln;
einige bewohnen das Mittelmeer, die meisten und schon-
sten die tropischen Meere. Man sagt, dah sie den Au-
stern an Wohlgeschmack nicht nachstehen und in man-
chen Gegenden ebenso haufig gegeffen werden. Die
unter Fig. 3792. von der Schlohseite her dargestellte
amerikanische Klappmuschel (S. americanus)
Hat eine weihe, gegen daS Schloh hin dunkel rothgelbe,.