Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
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Sechste Vrbnung. MuscheUhiere.
Weich1Hiere.
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seite. Sie findet fich in Nordamerika. Ebenda ledt
die stachelige Fluhmuschcl (U. spinosus) Fig.
3834., welche durch ihre Bekleidung mit lungen, geboge-
nen, aus einer zusammengerollten Schuppe bestehenden
Stacheln fich auszeichnet, in den Umrissen an die Ab-
theilung erinnert, zu welcher die Malermuschel gehLrt,
toenig dicker als diese und dunkel hornbraun gefårtit ist.
XXVII. Zrismuschel. (Iridina.)
Gattungscharakter: Muschel langlich, nicht
Hoch; Schaalen gleichgroh, ungleichseitig; Wirbel klein,
fast gerad; Schlofirand sehr lang, gerad; Schloh zahn-
los, aber mit einer Reihe kleiner, unregelmfiHiger Hocker
besetzt und gleichsam gekerbt; Band autzerlich dem Schloh-
rande angefugt.
Ueber die Verwandtschast dieser Gattung mit anderen
Hegen die Conchyliologen nicht einerlei Anstcht. Abge-
sehen von dem unregelmahigen Schlohranbe kommen die
Schaalen mit jenen der Teichmuscheln so uberein, dafi
man geglaubt hat, beide Gattungen vereinen zu tonnen.
Seit aber Caillaud daS Thier, in Weingeist aufbewahrt,
nach Europa gesendet, steht es fest, dah Jridinen Haupt-
sachlich durch nach hinten toeit verwachsene Maniellap-
pen von den Teichmuscheln abtoeichen. Sie mit
den Unionen zu vertoechseln verhindert die bei den letzte-
ren gewohnliche Gestalt des Schlofses. Es bleibt da-
her nur ubrig, nach Cuvier's Vorgange sie am Endeder
gegenwartigen Familie unterzubringen, toill man nicht
Rang folgen, der fie, toohl etwas getoaltsam, zu den
Herzmuscheln stellt. Die agyptischeJriSmuschel
(J. nilotica) Fig. 3835. Hat dicke, mit sehr glanzender,
rLthlicher Perlmutter ausgekleidete Schaalen und scheint
imhLheren Alter die kleinen HLcker des Schlofses zu ent-
behren, die gerade im Gattungscharakter eine toichtige
Rolle spielen, Hingegen bei der chinesischen (J. exo-
tica) Fig. 3836. sehr deutlich vortreten. Bei der letz-
teren erscheint ubrigens auch die Perlmutter mit Strah-
len gezeichnet.
XXVIII. Cardita. (Cardita.)
GattungScharakter: Muschel sehr bick, fest, ost
ungleichseitig; Schaalen gleichgroh; Wirbel nach vorn
gebogen; Schloh mit ztoei schiefen, ungleichen Zahnen,
cinem kurzen und einem langen, vorwfirtS gebogenen;
Band lang, schmal, tief liegend.
Aeltere Systematiker stellen diese Gattung, vermuth-
lich tvegen autzerer Aehnlichkeit, zu den Herzmuscheln,
Cuvier neben die Flutzmuscheln, toeil daS Thier mit die-
sen ubereinkommt. Die Carditen bewohen jedoch nur
daS Meer und zwar sandige oder schlammige Orte bei
40 — 50 Klaftern Tiefe. — Bei der gefleckten
Cardita (C. calyculata) Fig. 3837. ist die Muschel
mehr lang alS breit, toeitz, mit braunen, Halbmondfor-
migen Flecken gezeichnet und mit gewolbten, fich decken-
den Schuppen geziert, ubrigens wie bei allen anderen
Arten ticf gesurcht oder gerippt. Sie sindet fich im at-
lantischen Ocean. Dah Hinfichtlich der anheren Be-
kleidung vortoeltliche Species den jetzigen geglichen, be-
toeist die im Pariser Grobkalke vorkommende schup-
pige Cardita (C. imbricata) Fig. 3838.
Siebente Familie.
Miesmuscheln.
Muschel ungleichseitig, mit Oberhaut bekleidet;
Schaalen gleichgroh, am Borderende mit meist kleinem,
undeutlichen MuSkeleindrucke; Schloh zahnlos oder mit
sehr kleinen Zahnen; Wirbel gewbhnlich ganz, nicht
ungefrefsen. Byssus hinter dem schmalen, zungenfor-
migen Fuhe. Mantellappen nach hinten eine kurze
Athemrbhre bildend.
XXIX. Miesmuschel. (Mytilus.)
Gattungscharakter: Muschel verlangert eifbr-
utig, fast dreiseitig; Schaalen gleichgroh, mit verlfinger-
tem, stitlichen MuSkeleindrucke (Fig. 3841.); Wirbel
nach vorn geneigt, die Spitze bildend; Schlohrand kurz,
stitlich, meist zahnlos; Band lang, fast innerlich. Man-
tel am unteren Rande offen.
DaS bereitS oben (S. 198. Sp.3.) beschriebene Thier
der Miesmuscheln gleicht in den Umrissen seiner Schuale
und ist toie diest ziemlich gewolbt. Die glatten oder
auch gefransten Mantellappen vereinen fich Hinten an ei-
ner Stelle und bilden dort eine kurze, am Rande gewim-
perte Athemrohre; neben dem ziemlich grohen Munde
stehen zwei schmale, zusammengefaltete Ffihler- oder
Mundlappen; an die Wurzel des kurzen, zungenfbrmi-
gen FuheS fugt fich ein Bundel kurzer, aber zaher Bys-
suSfLden, deren Entstehung gerade an der gemeinen
Miesmufchel mit besonderem Fleihe untersucht toard.
Die zahlreichen Arten diefer toeit verbreiteten Gattung
leben nur im Meere und zwar gesellig, ost zu Taufenden
auf einem geringen Raume. Einige ziehen grohere
Tiefen vor, die Mehrzahl aber Halt fich an flacheren
Orten auf, und ztoar nicht allein an Felfen befestigt,
sondern ost an Sandschichten und Muscheltrummern in
so unvollkommener Weise hastend, dah ein starkerer
Wellenschlug sie losreiht. Da man beobachtet, dah
solche sreigetoordene Muscheln nicht sterben, sondern erst
nach einiger Zeit fich irgendwo toieder anhangen, so
entstand der irrige Glaube, dah fie uberhaupt fahig toa-
ren, gelegentlich den eigenen ByffuS ubzulosen, um den
Austnthalt zu toechfeln. Es giebt in der That Colo-
nien von Miesmuscheln an Orten, roo eigentlich eine
bleibende Beststigung kaum stattfinden kann, z. B. an
den flachen, sandigen Kusten von Esser in England, von
Holland und Westfrankreich, roo jede zuruckroeichende
Ebbe Schaaren von Muscheln bloslegt, roelche die ruck-
kehrende Fluth leicht fortspult. Im Ganzen mussen
aber die Miesmuscheln zu den naturgem^h durch ByssuS
anhaftenden Gattungen gezahlt toerben. Die gemeine
oder ehbare Miesmuschel (M. edulis) Fig. 3839.
— 3841. findet fich rings um Europa; ihre Schaale ist
langlich eifbrmig, an der Borderseite etwas zusammen-
gedruckt und gerad, an der Hinterseite gekrummt, bau-
chig, am Schlosse mit vier Zahnchen versehen, durchauS
violett oder auf hellerem Grunde violett gestreift. DaS
orangengelbe Thier roird zwar an vielen Orten gegeffen,
jedoch mit einigem Mihtrauen betrachtet, indem auf den
Genutz nicht sekten sehr unangenehme, Bergiftung an-
deutende Zufalle folgen. Vermuthungen und Erklfi-
rungsversuche fehlen nicht; bald soll der Austnthalt auf
Kupfer sfihrenben Banken daS Thier gefahrlich machen,
bald soll dieses nur zur Zeit der Fortpflanzung, roo es
von Eiern strvtzt, eine organische Bertznderung erleiden
und giftige Safte entroickeln. Es scheint indessen, dah
Unmahigkeit im Genusse deS an fich unverdaulichen Ge-
schbpsts die Hauptursache des allerdings ernsten Uebel-
befindens sti; an den adriatischen Kusten, roo die ge-
meine Art mit andern vermengt gesammelt und verzehrt
toird, roill man durch fie Hervorgebrachte Krankheiten nie
beobachtet haben. Zroischen den Kiemenblfittern liegen
ost Perlen von der Grohe cineS Senfsaamens oder Na-
delkopfes, die aber irgend einen Werth nicht befitzen.—
Eine besondere Gruppe der Gattung zeichnet fich auS
durch tief gefurchte Schaalen; zu ihr gehort die ma-
gellanische Miesmuschel (M. magellanicus) Fig.
3842., roelche, von der Sudspitze Amerika's bis Chiloll
uberall sehr haufig, svrovhl den Ureinroohnern alS den
Weihen eine ebenso reichliche als vortreffliche Nahrung
gewahrt. Ihre sehr grohen Schaalen erhalten durch
Politur sehr starten Glanz und dunkel purpurrothe, in
Biolett ziehende Farbe.
XXX. Tichogonia. (Tichogonia.)
Gattungscharakter: Muschel der vorhergehen-
den Gattung, jedoch tinter den Wirbeln intvendig mit
kleiner, zur Anheftung des Schliehmuskels bestimmten
Platte (Fig. 3843. a) versehen. Mantel bis auf eine
kleine Oeffnung geschlofsen.
Nichtbeachtung deS nicht unwichtigen Kennzeichens
einer inneren Schaalenplatte veranlahte, dah man lange
Zeit die Tichvgvnien zu den Miesmuscheln rechnete. Sie
gleichen diesen allerdings durch anhere Gestalt der Schaa-
len und leben roie fie ost in unglaublichen Mengen ne-
ben einander an Felsen, Pfahle, grvtze Seethiere und
Schiffe angeheftet und find nach entlegenen Meeren ver-
schleppt rovrden, indem die eine der zwei bekannten Ar-
ten nur Europa ursprunglich angehorte. Erleichtert
roird diest Verbreitung noch durch die Ffihigkeit deS
ThiereS, im Suhroasser svwohl als im Meere zu leben,
benn man finbet eS in ber Wolga, ber Donau, bem
Rhein, ber Spree unb in ben Hollfinbischen Canalen,
aber auch an ben Kusten EnglanbS, Nvrbamerikas unb
sogar Westafrikas. Hinfichtlich seines Banes entfernt
eS fich von ben Miesmuscheln, roas bie Abbilbung Fig.
3844. (A mit ben Schaalen, B ohne biese, C aufgeschnit-
ten, mit Bezeichnung berselben Theile burch gleiche
Buchstaben) betveisen. Die Mantellappen sinb mit
einanber verwachsen biS auf zroei kleine Stellen, burch
roelche bas After (c) mfinbet unb ber Byffus (g) Her-
vortritt (e) ; sie vereinigen sich nach hinten zu einer kur-
zen Athemrohre, (a) an roelcher unten einige Warzenrei-
Hen (b) sich finben; unter bem Bauche (f) liegt ber sehr
kleine unb unvollkommene, kaum uber bie Schaalenrfin-
ber Hervorragenbe Futz (d), ber nicht zur Ortsberoegung
bienen kann unb vielleicht ein Tastroerkzeug barstellt.
Die Muschel ber veranberlichen Tichogonia (T.
polymorpha) Fig. 3844. ist breifeitig, glatt, gelblich
gran ober brfiunlich, innen roeih. — Eine fossile Art
(T. Brardi, Fig. 3845. a Wirbelplatte vergrbhert, b
S chaale von auhen, c von innen) konimt in iungeren
K alkschichten mehrerer Gegenben Deutschlanbs vor.
XXXI. Modtola. (Modiola.)!
Gattungscharakter: Muschel ber vorhergehen-
ben Gattung, jeboch ber Wirbel nicht an ber Spitze, son-
bern stitlich, nahe Hinter bem abgerunbeten Vorberenbe.
Mantel unten offen.
Vermuthlich roirb mit ber Zeit biese Gattung alS
eine gat zu kfinstliche betrachtet unb roieber mit ben
Miesmuscheln vereinigt roerben, von roelchen fie einst
einen Theil bilbete. Rechnet man bie Gestalt ber Man-
telspalte ab, so bleibt kein anberer Unterschieb als ber
burch bie Lage ber Wirbel gegebene. Die Granzen bes-
selben fest zu stellen roirb jeboch batum kaum moglich
stin, roeil bei Vergleichung mehrerer Arten beiber Gat-
tungen unmerkliche Uebergange fich Herausstellen. Von
ber Verroanbtschaft ber nachstfolgenben Dattelmuscheln
mit Mobiola kann man Daffelbe sagen. ES find nicht
viele Arten der letzteren Gattung bekannt, bie inbeffen
nur im Meere leben unb zum Theil mittels ByssuSfaben
fich anheften, beren Enbe eine becherformige Erroeiterung
zeigt. Einige scheinen im Inneren frember Gegenstfinbe
ihre Wohnung aufzuschlagen, theilS roie bie Dattelmu-
scheln (Lithodomus) in Felsen fich einzubohren, theils
auch in gallertartigen Pflanzenthieren zu hausen, roie
zroei an ben englischen Kfisten gewohnliche (M. discre-
pans unb M. discors), bie fich immer in ber gemeinen
Seescheibe (Ascidia) finben. Solchen mangelt ber Bys-
suS, ber hingegen an westinbischen Arten grohe Bfinbel
bilbet. — Die gefurch te Mobiola (M. sulcata Fig.
3846. a ganze Muschel, b Schaale von auhen, c von in-
nen) gehort zu einer Gruppe mit lfingSgefurchten Schaa-
len; sie ist blaulichweih, mit gelber Oberhaut bekleibet
unb lebt im inbischen Ocean. — Die zimmetbraune
Mobiola (M. cinnamomea) Fig. 3847. entspricht ih-
rem Namen burch ihre Farbung unb wirb um Mauri-
tius unb Neuhollanb gefunben.
XXXII. Dattelmuschel. (Lithodomus.)
Gattungscharakter: Muschel langlich, schmal,
fast walzenformig, an beiben Enben gleichmahig zuge-
I runbet; Wirbel fast ganz am Vorberenbe; Schloh zahn-
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